Die Europastrasse E6 ist gut 3000 Kilometer lang und führt von Trelleborg in Schwedens Süden durch beinahe ganz Norwegen bis nach Kirkenes nahe der russischen Grenze.
Es ist DIE Zubringerstrasse schlechthin in Norwegen – alles findet auf ihr statt. Ich bin ihr auf dem Weg in den Norden ein paar hundert Kilometer lang gefolgt bis nach Bodø gegenüber der Lofoten-Südspitze.
Unterwegs habe ich gleich neben der E6 einen Waschmaschinen-Halt eingelegt in Namsskogan auf einem kleinen Campingplatz zwischen der Hauptstrasse und dem Fluss.
Ein paarmal im Tag fuhren gegenüber Züge vorbei – Vielleicht ist dies ja sogar einer von Stadler Rail. Die sollen ja einen Riesen-Deal laufen haben mit Norwegen.

Die E6 ist unüberseh- und hörbar gleich hinter mir. Es ist aber keine Autobahn, also geht es nicht allzu heftig zur Sache.
‘Meine Waschmaschine’ steht im roten Häuschen da hinten. Die Maschine rumpelt zwar bedenklich (und der Tumbler quietscht), aber ich war heute die einzige hier und wartete gerne, bis ausgerumpelt war..

Abends fuhren nette Aargauer auf dem Weg nach Süden auf den Platz. Sie haben mich gewarnt, dass die E6 nordwärts ziemlich schlecht beieinander sei.

Zuerst gab’s aber einen brennenden Berg am ‘Abendhimmel’ gegen Mitternacht.
Am nächsten Tag kam ich wenige Kilometer weiter nördlich bereits in der Region ‘Nordland’ an

Die Aargauer hatten recht: während sicher 200 Kilometern war die E6 mehr Baustelle als Strasse – alle paar Kilometer mussten wir auf 30 kmh verlangsamen und auf holprige Schotterstrassen ausweichen, oft begleitet von einer riesigen Staubwolke.
Wer diese Strecke fahren möchte: 2021 werden die Arbeiten beendet sein und die E6 wie neu.

Danach ging es aber wieder flott voran mit wunderschönen Ausblicken auf schneebedeckte Berge.

Polarkreis erreicht ! ‘Polarsirkelen N66° 33’

Dieses Arctic Circle Center liegt (fast) auf dem Polarkreis. Es ist ein bisschen Ausstellung und viel Restaurant und Souvenirladen. Eigentlich müsste das Zentrum inzwischen einen Kilometer weiter nördlich stehen. Wir wollen aber nicht kleinlich sein..

Rentier-Fast Food, Trolle, Plüsch-Elche und Plastik-Wikinger – alles da für die Touristen, die sich hier begeistert eindecken mit dem Ramsch. Ich war selbstverständlich auch versucht, hielt mich aber heroisch zurück.. (das muss ja auch alles irgendwo hin in meinem Auto, da ist leicht Held sein..).

Polarkreis-Besucher haben sich hier auf einem inzwischen riesigen Feld verewigt durch Steinmännchen. Ich war so frei, mich an einem bereits bestehenden zu beteiligen.

Der Polarkreis ist eine theoretische Linie rund um den Pol, welche die Polarregion vom Rest der Welt trennt, quasi die Aussenkante eines Käppis auf dem Nordpol. Innerhalb des Gebiets, das vom Käppi bedeckt wird,  geht im Sommer die Sonne nicht mehr unter, weil der  ganze Pol beschienen wird.

Der Polarkreis führt unter anderem durch Norwegen, Schweden, Finnland, Kanada, Alaska und Russland. Er nähert sich dem Nordpol um jährlich 14 Meter wegen des sich verändernden Neigungswinkel der Erdachse (deshalb müsste das Arctic Center einen Kilometer weiter nördlich stehen). Wenn die Sonne um den 21. Juni herum gar nicht verschwindet am Horizont, dann ist ‘Sommersonnenwende’ und die Sonne an ihrem Mittags-Höchststand. Bald ist es hier soweit: Mitternachtssonne.

Nach der kargen Steine-Landschaft auf der Hochebene am Polarkreis wird es auf dem Weg ins Tal wieder gebirgig mit blauem Fjord und grünen Wäldern – schön !

Bodø ist die Hauptstadt von Norwegens Region ‘Nordland’.
Ich bin um 20.30h hier angekommen und gleich zum Hafen gefahren in der Hoffnung, dass vielleicht noch eine späte Fähre auf die Lofoten-Inseln fährt (he ja, wenn schon die Sonne durchgehend scheint..).

Heute leider kein Schiff mehr, aber morgen um sieben Uhr fährt eins. Also habe ich den nur 400m vom Hafen entfernten Stellplatz als Nachtlager gewählt in meinem ‘Campercontact’-App. Und da stehe ich nun – auf einem hässlichen Kiesplatz neben einer Shell-Tankstelle. Immerhin habe ich Stromanschluss, am Nespresso morgen früh soll es also nicht liegen, wenn ich nicht wach werde.. Also hier möchte ich nicht länger als nötig stehen.
Hoffentlich klappt das mit der frühen Fähre morgen…

06.30h in Bodø: alle anderen Camper schlafen noch. Ich scheine die Einzige zu sein, die es eilig hat, hier wegzukommen

Es hat geklappt: ich bin kurz vor 7 Uhr am Hafen angekommen, konnte direkt aufs Schiff fahren (erhielt noch eine schöne Visa-Quittung über 83 Euro) für die 3.5-Stunden Fahrt nach Moskenes auf der Lofoten-Insel Moskenesøya, und schon wurden die Leinen gelöst – und los ging’s !
Aaahhhh ! Diese Weite ! Diese Sonne ! Jetzt ist wieder alles gut 😊