21. April 2024. Ich musste einen Tag länger in Termoli bleiben, weil nach dem gewaltigen Regen von letzter Nacht alle Neuankömmlinge auf den Hafen-Parkplatz nebenan verwiesen wurden, auf dass die Wiese nicht zu sehr leide. Wir stehen hier deshalb noch zu zweit am Meer in der Abendsonne,..
…währenddem sich die Neuen auf dem bereits schattigen Betonplatz im unteren Stock mit einem Meter Abstand begnügen müssen und umringt sind von PKW, die Armen.. 😊
Einen Anteil an der Abreise-Verzögerung hatte auch die Tatsache, dass ich mir die Wetterdaten von weiter im Norden angesehen habe: Calais 4-11°C, Bournemouth 2-12°C, sogar San Marino etwas südlich von Rimini hat vorläufig nichts als Regen und 3-12°C anzubieten. Und aus der Schweiz erhalte ich immer wieder Fotos mit Schnee ! Nordwärts ist ok, aber besser ganz langsam !
Ich hielt am 23. April der Küste entlang für die 120 Kilometer nach Pianella, kam dabei von Molise in die Region Abruzzen und dort zwischen Ortona und Vasto an die ‘Costa dei Trabocchi’, wo noch viele dieser traditionellen, hölzernen Fischerhütten auf Pfählen zu sehen sind. Schon im Mittelalter wurde gefischt mit den grossen, viereckigen Netzen in den Fischzug-Strömungen des Meeres. Etliche der alten Trabucchi sind inzwischen zu schicken Restaurants umfunktioniert worden, aber es gibt sie noch, die alten aus Holz, die von der einstigen Fischerei-Kultur zeugen.
Hier kommt folgerichtig zum dritten Mal – immerhin mit einer anderen Stimmung – ‘mein Bootshaus’ von Termoli ! Es ist trotz Boot tatsächlich auch so eine Fischermaschine und heisst ‘Trabucco di Celestino’. Wie man sieht, hat mir das Ding schon gefallen, bevor ich wusste, was es ist ! 😊
120 Kilometer und 2 ¾ Stunden später Ankunft in der Brauerei.. Die letzte halbe Stunde verbrachte ich dank GPS-Yannick damit, das Durchfahren der Fussgängerzone in Chieti zu vermeiden, durch welche er mich partout schicken wollte («Bitte wenden Sie»). Seine Daten stammen halt von vor 7 Jahren; er kann nicht einmal etwas dafür, der Gute. Google Maps wusste es dann besser, und so fanden wir doch noch hier herauf.
Ein charmanter Stellplatz ! Melania und Mauro sind tolle Gastgeber ! Die Beiden betreiben hier eine Brauerei, ein Restaurant, einen Stellplatz und Oliven- und Obstbau.
Auszusetzen an diesem idyllischen Setting ist lediglich dies: hier gibt es keine Waschmaschine (eine solche bräuchte ich aber bald !), dafür eine Strasse gleich neben dem Platz mit ziemlich viel Verkehr. Das war’s aber auch schon). Alles andere ist perfekt !
Melania kredenzte mir gleich beim Checkin ein kleines Gläschen ‘Hoptima-Bier’ vom Anfänger-Zapfhahn ganz rechts, und das schmeckte mir tatsächlich nicht schlecht: frisch, leicht kräuselnd, etwas fremd zwar (das ist der Hopfen, hat mich Mauro aufgeklärt), aber überhaupt nicht bitter ! An den wenigen ‘Nur-Bier-Anlässen’ in meiner Vergangenheit – also an Oktoberfesten – hatte ich wohl in einer zu hohen Liga mitgespielt. Oder in einer zu tiefen. 😊
In der kleinen Brauerei gleich hinter der Bar/Rezeption ist nach einem Tag intensiver Arbeit und zwei Durchgängen ein Tank voll mit einer von sechs Sorten Bier, welches nun eine Woche lang gärt, bevor es gefiltert im grossen Nachgärtank landet bis zur Abfüllung. Aufwändig ist vor allem die Vorarbeit wie das Mälzen des Korns, was hier ebenfalls selber gemacht wird.
Der etwas gar anhängliche Jack Russell Terrier ‚Jack‘ ist den Beiden zugelaufen vor einem halben Jahr. Er hat Mauro zu seinem Weltmittelpunkt erklärt und folgt ihm überall hin.
Mauros Sammlung an Bierflaschen aus aller Welt ist ebenso eindrücklich wie Melanias Kochkunst, und nach dem zweiten Fingerhütchen Bier (langsames Angewöhnen bringt’s vielleicht) gab es für mich den wohlbekannten, sehr guten Montepulciano d’Abruzzo zum zarten Steak mit Pommes und Gemüse.
Es ist einfach, sich in diese Gegend zu vergucken: sanfte Hügel, Reben, Olivenbäume, und rechts hinten erahnt man das Meer..
Das Städtchen Pianella liegt auf der anderen Talseite.
Ich habe mir Pianella angesehen und befunden, dass eine gründliche Fassaden-Reinigung den Eindruck deutlich verbessern würde – hier die Piazza Garibaldi am 25. April, dem Festtag zur Befreiung vom Faschismus 1945.
Diese Tafel informiert den kulturbeflissenen Touristen (und diejenigen, die aus Versehen hier vorbeikommen), dass es sich bei dieser ‘Kirche’ um eine Langobardische aus dem 11. Jahrhundert handelt. Ja, etwas ältlich sieht sie tatsächlich aus.
Es gibt sie aber schon auch, die freundlicheren Ansichten
Und das ist nach der Kirche der zweite (von zwei) Marketing-Ansätzen in Pianella: die Einladung, sich unter dem Verliebten-Bogen zu küssen… Immerhin..
Abschiedsessen in der Birrificcio, dieses Mal mit den Dänen Nils und Karen-Lis . Es wurde sehr lustig – auch, weil ich endlich meine Flasche Montepulciano austrinken wollte. Und es auch tat… 😊
Am 26. April reiste ich ab (nicht zuletzt wegen der unsteten Wetteraussichten hier) – und wurstelte mich zwei Stunden lang durch den dichten Verkehr in der Stadt Pescara. Soviel zu meiner Lungomare-Touristenroute mit Meerblick. Dann gab ich auf und nahm halt doch die Autobahn – und da war es, das Meer ! Von oberhalb der verstopften Landstrasse durch immer neue Siedlungsgebiete sah man es gut ! Nun ja, dank solchen Erfahrungen bleibe ich immerhin in guter Mitdrängel-Übung. 😊
Nun stehe ich in Fermo in der Region Marken wieder auf einem Hofcamping namens Abruzzetti. Dieses Mal mit edlen, geheizten Duschen (im Häuschen links unten), einem Swimming Pool, einer Waschmaschine (!) und einem Restaurant. Mal sehen, was sie uns dort heute Abend bieten.
Das Städtchen Fermo ist dieser kleine Gupf auf dem Hügel zwischen den beiden oberen Bäumen.
Auf dem Weg ins Platz-Restaurant
Ich wünschte mir das ganze Menü, einfach immer nur die Hälfte. Dazu zuerst ein Glas Weisswein, dann ein Glas Rotwein.
«Nessun problema !», sagte der Chef. Dann stellte er mir einen vollen Brotkorb hin und einen Liter Weisswein samt einem Wasserglas dafür.. Und dazu diese kleine Vorspeise aus Fleisch und Brot und Käse und Hackfleischkugeln und frittierten Gemüsestücken im Bierteig. Und als ich davon satt war, gab es ein grosses, warmes Artischockenherz an Kräutersauce, dicke (frittierte !) Reiskugeln an Salsa Bolognese, gefolgt von einem Ragout mit Bratkartoffeln und einer Schokoladetorte auf Erdbeersauce..
Aber sonst sind wir gesund – und alles war richtig gut ! (burps…)
Ein Beweis für die Qualität des Kochens ist vielleicht, dass aus dem Ort eine Gruppe von zehn Italienern den langen Tisch vor mir besetzte um 21 Uhr (wir Nordländer waren natürlich alle schon Punkt 19 Uhr dort ! 😊). Übrigens kocht auch hier die Platz-Besitzerin, und ihr Mann macht die Umgebungsarbeiten – und den Service. Dass die Köchin den Gästen das Menü erklärt in meinem Bild oben, liegt daran, dass ‘Der Service’ nur italienisch spricht..
Zum Abschluss gab’s heute Sonntag eine Velorundfahrt in der ‘Marina di Porto San Giorgio’. Ich mag Bootshafen. Sie vermitteln unweigerlich ein ganz eigenes Feriengefühl.
Sonst war heute nichts Besonderes – ausser vielleicht die vielen Leute in allen Restaurants, beim Flanieren und am Strand beim Sonnenbaden. Und ein wunderbares Haselnuss-Glacé in einem knusprigen Mandelbecherchen !
Morgen geht es weiter. Zumindest, falls ich dann schon weiss, wohin ich will..
Geniesst euren Abend ! Schliesslich ist nicht alle Tage Sonntag ! 😊