Vom Bootshafen zur Brauerei.. (Termoli – Pianella – und Fermo)

21. April 2024. Ich musste einen Tag länger in Termoli bleiben, weil nach dem gewaltigen Regen von letzter Nacht alle Neuankömmlinge auf den Hafen-Parkplatz nebenan verwiesen wurden, auf dass die Wiese nicht zu sehr leide. Wir stehen hier deshalb noch zu zweit am Meer in der Abendsonne,..

…währenddem sich die Neuen auf dem bereits schattigen Betonplatz im unteren Stock mit einem Meter Abstand begnügen müssen und umringt sind von PKW, die Armen.. 😊

Einen Anteil an der Abreise-Verzögerung hatte auch die Tatsache, dass ich mir die Wetterdaten von weiter im Norden angesehen habe: Calais 4-11°C, Bournemouth 2-12°C, sogar San Marino etwas südlich von Rimini hat vorläufig nichts als Regen und 3-12°C anzubieten. Und aus der Schweiz erhalte ich immer wieder Fotos mit Schnee ! Nordwärts ist ok, aber besser ganz langsam !

Ich hielt am 23. April der Küste entlang für die 120 Kilometer nach Pianella, kam dabei von Molise in die Region Abruzzen und dort zwischen Ortona und Vasto an die ‘Costa dei Trabocchi’, wo noch viele dieser traditionellen, hölzernen Fischerhütten auf Pfählen zu sehen sind. Schon im Mittelalter wurde gefischt mit den grossen, viereckigen Netzen in den Fischzug-Strömungen des Meeres. Etliche der alten Trabucchi sind inzwischen zu schicken Restaurants umfunktioniert worden, aber es gibt sie noch, die alten aus Holz, die von der einstigen Fischerei-Kultur zeugen.    

Hier kommt folgerichtig zum dritten Mal – immerhin mit einer anderen Stimmung – ‘mein Bootshaus’ von Termoli ! Es ist trotz Boot tatsächlich auch so eine Fischermaschine und heisst ‘Trabucco di Celestino’. Wie man sieht, hat mir das Ding schon gefallen, bevor ich wusste, was es ist ! 😊

120 Kilometer und 2 ¾ Stunden später Ankunft in der Brauerei.. Die letzte halbe Stunde verbrachte ich dank GPS-Yannick damit, das Durchfahren der Fussgängerzone in Chieti zu vermeiden,  durch welche er mich partout schicken wollte («Bitte wenden Sie»). Seine Daten stammen halt von vor 7 Jahren; er kann nicht einmal etwas dafür, der Gute. Google Maps wusste es dann besser, und so fanden wir doch noch hier herauf. 

Ein charmanter Stellplatz ! Melania und Mauro sind tolle Gastgeber ! Die Beiden betreiben hier eine Brauerei, ein Restaurant, einen Stellplatz und Oliven- und Obstbau.
Auszusetzen an diesem idyllischen Setting ist lediglich dies: hier gibt es keine Waschmaschine (eine solche bräuchte ich aber bald !), dafür eine Strasse gleich neben dem Platz mit ziemlich viel Verkehr. Das war’s aber auch schon). Alles andere ist perfekt !

Melania kredenzte mir gleich beim Checkin ein kleines Gläschen ‘Hoptima-Bier’ vom Anfänger-Zapfhahn ganz rechts, und das schmeckte mir tatsächlich nicht schlecht: frisch, leicht kräuselnd, etwas fremd zwar (das ist der Hopfen, hat mich Mauro aufgeklärt), aber überhaupt nicht bitter ! An den wenigen ‘Nur-Bier-Anlässen’ in meiner Vergangenheit – also an Oktoberfesten – hatte ich wohl in einer zu hohen Liga mitgespielt.  Oder in einer zu tiefen. 😊   

In der kleinen Brauerei gleich hinter der Bar/Rezeption ist nach einem Tag intensiver Arbeit und zwei Durchgängen ein Tank voll mit einer von sechs Sorten Bier, welches nun eine Woche lang gärt, bevor es gefiltert im grossen Nachgärtank landet bis zur Abfüllung. Aufwändig ist vor allem die Vorarbeit wie das Mälzen des Korns, was hier ebenfalls selber gemacht wird.     

Der etwas gar anhängliche Jack Russell Terrier ‚Jack‘ ist den Beiden zugelaufen vor einem halben Jahr. Er hat Mauro zu seinem Weltmittelpunkt erklärt und folgt ihm überall hin.

Mauros Sammlung an Bierflaschen aus aller Welt ist ebenso eindrücklich wie Melanias Kochkunst, und nach dem zweiten Fingerhütchen Bier (langsames Angewöhnen bringt’s vielleicht) gab es für mich den wohlbekannten, sehr guten Montepulciano d’Abruzzo zum zarten Steak mit Pommes und Gemüse.

Es ist einfach, sich in diese Gegend zu vergucken: sanfte Hügel, Reben, Olivenbäume, und rechts hinten erahnt man das Meer..

Das Städtchen Pianella liegt auf der anderen Talseite.

Ich habe mir Pianella angesehen und befunden, dass eine gründliche Fassaden-Reinigung den Eindruck deutlich verbessern würde – hier die Piazza Garibaldi am 25. April, dem Festtag zur Befreiung vom Faschismus 1945.

Diese Tafel informiert den kulturbeflissenen Touristen (und diejenigen, die aus Versehen hier vorbeikommen), dass es sich bei dieser ‘Kirche’ um eine Langobardische aus dem 11. Jahrhundert handelt. Ja, etwas ältlich sieht sie tatsächlich aus.

Es gibt sie aber schon auch, die freundlicheren Ansichten

Und das ist nach der Kirche der zweite (von zwei) Marketing-Ansätzen in Pianella: die Einladung, sich unter dem Verliebten-Bogen zu küssen… Immerhin..

Abschiedsessen in der Birrificcio, dieses Mal mit den Dänen Nils und Karen-Lis . Es wurde sehr lustig – auch, weil ich endlich meine Flasche Montepulciano austrinken wollte. Und es auch tat… 😊

Am 26. April reiste ich ab (nicht zuletzt wegen der unsteten Wetteraussichten hier) – und wurstelte mich zwei Stunden lang durch den dichten Verkehr in der Stadt Pescara. Soviel zu meiner Lungomare-Touristenroute mit Meerblick. Dann gab ich auf und nahm halt doch die Autobahn – und da war es, das Meer ! Von oberhalb der verstopften Landstrasse durch immer neue Siedlungsgebiete sah man es gut ! Nun ja, dank solchen Erfahrungen bleibe ich immerhin in guter Mitdrängel-Übung. 😊

Nun stehe ich in Fermo in der Region Marken wieder auf einem Hofcamping namens Abruzzetti. Dieses Mal mit edlen, geheizten Duschen (im Häuschen links unten), einem Swimming Pool, einer Waschmaschine (!) und einem Restaurant. Mal sehen, was sie uns dort heute Abend bieten.    

Das Städtchen Fermo ist dieser kleine Gupf auf dem Hügel zwischen den beiden oberen Bäumen.  

Auf dem Weg ins Platz-Restaurant

Ich wünschte mir das ganze Menü, einfach immer nur die Hälfte. Dazu zuerst ein Glas Weisswein, dann ein Glas Rotwein.  
«Nessun problema !»
, sagte der Chef. Dann stellte er mir einen vollen Brotkorb hin und einen Liter Weisswein samt einem Wasserglas dafür.. Und dazu diese kleine Vorspeise aus Fleisch und Brot und Käse und Hackfleischkugeln und frittierten Gemüsestücken im Bierteig. Und als ich davon satt war, gab es ein grosses, warmes Artischockenherz an Kräutersauce, dicke (frittierte !) Reiskugeln an Salsa Bolognese, gefolgt von einem Ragout mit Bratkartoffeln und einer Schokoladetorte auf Erdbeersauce..
Aber sonst sind wir gesund  – und alles war richtig gut ! (burps…)

Ein Beweis für die Qualität des Kochens ist vielleicht, dass aus dem Ort eine Gruppe von zehn Italienern den langen Tisch vor mir besetzte um 21 Uhr (wir Nordländer waren natürlich alle schon Punkt 19 Uhr dort ! 😊). Übrigens kocht auch hier die Platz-Besitzerin, und ihr Mann macht die Umgebungsarbeiten – und den Service. Dass die Köchin den Gästen das Menü erklärt in meinem Bild oben, liegt daran, dass ‘Der Service’ nur italienisch spricht..

Zum Abschluss gab’s heute Sonntag eine Velorundfahrt in der ‘Marina di Porto San Giorgio’. Ich mag Bootshafen. Sie vermitteln unweigerlich ein ganz eigenes Feriengefühl.  


Sonst war heute nichts Besonderes – ausser vielleicht die vielen Leute in allen Restaurants, beim Flanieren und am Strand beim Sonnenbaden. Und ein wunderbares Haselnuss-Glacé in einem knusprigen Mandelbecherchen !  

Morgen geht es weiter. Zumindest, falls ich dann schon weiss, wohin ich will..  
Geniesst euren Abend ! Schliesslich ist nicht alle Tage Sonntag !
😊

Von Apulien nach Molise ! Vieste – Termoli

Da ich seit dem ‘Torre Sabea’ keinen dieser Wehrtürme mehr gesehen hatte, habe ich augenblicklich angehalten. 😊 Also gut: eigentlich war’s die Aussicht, die mich gelockt hat (man findet leider viel zu wenig Haltemöglichkeiten, um die oft spektakulären Sichten zu geniessen).

Die leicht krumme, weisse Linie über dem Wasser rechts oberhalb des Paares ist Vieste, mein heutiges Ziel. Es gehört noch zu Apulien.

Dieser Küstenabschnitt gehört bereits zu Vieste. Was für eine Aussicht ! Was für ein Blau !

Vieste ! Dort drüben auf der Kalksteinküste liegt das Städtchen (ganz aussen am Stiefelsporn).
Sicht vom Strand direkt vor dem Camping Adriatico.

Ich habe online ein schärferes Bild aus diesem Winkel gesucht – und festgestellt, dass andere es auch nicht besser können als ich.  Dieses ebenfalls unscharfe Drohnenbild lassen wir gelten für den sichtbaren Kalkstein am Ortseingang.

Unser Strand von der normannischen Burg aus gesehen.
Ich wohne beinahe am anderen Ende dieser Bucht – weit hinten, wo sich ein Campingplatz an den nächsten reiht.   

Leuchtturm mit eigener Insel

Ein paar Schritte vom Camping Atlantico entfernt ist das momentan einzige offene Restaurant ‘Le Tre Vele’ (Die drei Segel) ganz am Ende des Strandes. Die meisten Restaurants öffnen erst im Mai.

Calamari Farciti – Tintenfischchen, gefüllt mit Käse und Auberginencreme auf Peperoni-Sauce. Ich wollte etwas Neues kosten und habe festgestellt, dass dieses Gericht dem plötzlich aufgetauchten Tiger deutlich besser schmeckte als mir (ich mag keinen Sand zwischen den Zähnen..). Das zarte, knusprige Wolfsbarschfilet auf Spinat mit Kartoffeln hingegen habe ich ganz allein verputzt; dazu gab’s ein Glas lokalen Chardonnay – und Strand und Sonne im Hintergrund. Herrlich !

Weiterreise. Wie man sieht, sieht man nichts.. 😊
Zumindest nichts in der Ferne. Ein Wetterumschwung im hügeligen Gargano-Gebiet bringt Wind und einen Dunst, der die Weitsicht kappt. Und es ist heisss !

Peschici auf dem Gargano.
Das beliebte Städtchen sah ich kurz vom Hügel herunter auf der Durchreise.
Wir haben es alle falsch ausgesprochen auf dem vorherigen Campingplatz. Der Akzent ist nämlich auf dem ‘E’, also ‘P’esgitschi’.
Nette Geschichte: Seitdem 1998 eine Tippgemeinschaft von hier im Lotto die Rekordsumme von umgerechnet 32 Millionen Euro gewonnen hat, gilt in dieser Gegend das Wort ‘Peschici’ als Synonym für unverhofftes Glück. Also wahrscheinlich: «Da hast du aber Peschici gehabt !»

Lesina. Doch, das Dörfchen sieht nett aus..

..Der Stellplatz weniger. Eigentlich wollte ich in Lesina auf diesem Platz übernachten (er sah gut aus online !), aber ich war zu früh dran, denn um 14 Uhr hat der windgeschützte, sonnenbeschiene Kiesplatz mein Auto im Nu auf 35 Grad aufgeheizt, und das Restaurant im Schuppen sah auch nicht sehr einladend aus und würde kaum öffnen für mich allein. Ich versuche es also doch lieber mit Termoli Marina; das liegt gerade mal 45 Minuten Fahrt weiter.  

Termoli Marina San Pietro. Gute Entscheidung – es ist schön und luftig auf diesem Stellplatz.
Links der Hafen, rechts wir Fahrenden, hinter mir das Städtchen. Nur das WC – das ist im zweistöckigen Häuschen ganz links im Bild. Man sollte es also nicht allzu eilig haben, denn nach dem Fussmarsch muss man auch noch einen Code eingeben für die Türöffnung. Vorteil: wenn man schon mal dort ist, gibt es gleich nebenan zwei feine Bars mit Gipfeli zum Frühstück oder feinem Apérogebäck und Pizza.

Das ist momentan meine Aussicht. Sie ändert täglich, denn hier läuft etwas ! In Bildmitte: das ‚Ristorante Sottovento‘.

Auch das ist meine Aussicht – einmal ohne, einmal mit Platz-Chef Gian-Franco nach dem Einweisen eines Neuankömmlings.

Ich bin in der Region Molise ! Diese Region ist berühmt für ihre weissen Trüffeln. Ausserdem wurde der Trinità-Film mit Bud Spencer und Terence Hill in Molises Hügeln  gedreht.

Und dann gibt es da noch den berühmten Rotwein aus den Trauben Biferno oder Tintilia (sagen SIE ! Ich habe von beiden noch nie gehört. Die Tintilia-Traube wäre ausgestorben, wenn sie nicht gerettet worden wäre durch puren Lokalstolz. Spötter vermuten, dass sie vielleicht besser ausgestorben wäre..). 

Schon lange kein Fort mehr gesehen, nicht wahr ?
In Termoli gibt es zum Glück eines, damit man sehen kann, wie sowas aussieht.. Und um es noch einfacher zu machen: es heisst Castello di Svevo, wurde im 13. Jahrhundert vom uns schon bekannten Friedrich II derer von Staufer erbaut. Er hat scheints damals die ganze Küste bis vor Sizilien mit Türmen gesichert. Ein rühriges Kerlchen, dieser Federico, nicht ? Der Zweite natürlich, pardon.

Wenn ich dieses Bild gemalt hätte, würde ich es wahrscheinlich ‘Blau’ nennen. Nicht sehr originell, aber immerhin zutreffend.. Nach kurzem Nachdenken: Sinfonie in Blau mit Bootshaus bei aufkommendem Wind. Näh, viel zu überkandidelt. Blau !

Übersicht: ganz links der Stellplatz, dahinter der moderne Stadtteil mit den Läden, und ganz rechts im Bild die Altstadt (siehe nächste Ansicht).

Die Altstadt von Termoli ist klein, charmant und einen Spaziergang wert. Auch, weil es dort Gelato gibt..

Termolis Kathedrale aus dem 13. Jahrhundert ist überraschend schlicht für Italien, aussen wie innen.

Gestern morgen kam Platzchef Gian-Franco und hat alle, die die kommende Nacht bleiben wollten, angewiesen, sich entlang der Strasse auf den Kies zu stellen, da ein Sturm im Kommen sei.  

Mein italienischer Stammgast-Nachbar erzählte, dass nach einem solchen Sturm letztes Jahr die Hälfte der Wohnmobile mit einem Traktor aus dem Sumpf gezogen werden mussten. Und dass die Wiesen danach wie frisch gepflügte Felder ausgesehen hätten. So besehen war die Anweisung verständlich.
Das Wetter war aber herrlich, und es sah so gar nicht nach Sturm aus.

Am späteren Nachmittag kam urplötzlich der Wind auf, schüttelte uns kräftig durch, und bald darauf regnete es wie aus Kübeln – und zwar die ganze Nacht hindurch.
Ich ? Ich habe herrlich geschlafen und weiss nichts genaueres ! 😊 Oder doch: meine Frontscheibe ist deutlich sauberer als auch schon..

Ich muss einen Platz finden mit Waschmaschine, am besten schon vor dem 25. April, denn das ist der Anniversario della Liberazione 1945, der Befreiungstag vom Faschismus.

Dieser Tag ist beinahe so wichtig wie der Nationalfeiertag vom 2. Juni, an welchem die Gründung der Republik Italien von 1946 begangen wird mit Pomp und hehren Reden – und mit dem Rom-Überflug durch die Kunstflugstaffel  Frecce Tricolori, welche die italienische Flagge in den Himmel zeichnet.

Es soll noch öfter regnen bis Sonntag, aber am Montag dürfte Reisewetter herrschen.
Ich fahre ja meistens nicht sehr weit, also passt das schon.

Ich wünsche euch ein schönes Wochenende
(völlig wetterunabhängig gesehen, versteht sich !)
😊

Apulien: Ostuni und Trani (Città Bianca und Città Slow)

Weisse Dörfer wie die ‘Pueblos Blancos’ von Andalusien gibt es auch in Italien. Hier heissen sie dann ‘Città Bianche’. Ostuni ist eine davon.

Aber erst musste ich abreisen aus Gallipoli, was ich nur schaffte, weil es nun wirklich zu heiss wurde an meinem Sonnenplatz – und ich mich nicht mehr umstellen mochte.   
Also gab es mehrere Abschieds-Nachtessen im Ristorante Torre Sabea, eine letzte Stunde Plaudern mit allen Bekannten am Abreisetag – und die Hoffnung, dass das Auto anspringt. Hat sauber geklappt am Sonntag, 7. April ! Braver Fiat Dügg !

Auch ein Abschied: Die leuchtende Mittagsblume, die Farbe des Meeres und des Himmels. Also los !

Unterwegs: saubere Spalierarbeit im grossen Rebbaugebiet um Salice Salentino – ein erfreulicher Anblick auch im kleinen Feld.

Olivenwälder und Reben – und von beiden viele, viele ! Schön !

Gewisse Olivenhaine erinnern einen irgendwie an Hexen-Treffen..

Ich fuhr extra nicht auf der Autobahn, auf dass ich in Ruhe Felder, Wiesen und Wälder betrachten könne.  
Die letzten 10 Kilometer vor dem Ziel Ostuni führten dann aber genau parallel entlang derselben. Pffft !
Zum Glück trennten sich unsere Wege danach, und in der Ferne lockte das Meer mit einer Tafel ‘Parcheggio’. Na dann !  

Herrlich ! Fels- und Sandstrand vor Villanova bei Ostuni

Der Vorteil von grossen Rückspiegeln: man sieht nochmals, was man gerade bewundert hat: Goldblumen und das Meer..

Geschafft ! Angekommen auf dem beinahe leeren Stellplatz Getsemani in Villanova bei Ostuni. Erst stand ich da ganz alleine, aber dann trafen doch noch ein paar weitere Wohnmobile ein. Hier wird offensichtlich nicht über längere Zeit gewohnt. Während meinen drei Tagen leerte sich der Platz praktisch jeden Morgen – und jeden Abend waren wir wieder zu fünft oder sechst.
Dass der Platz morgens leer wurde, war praktisch, denn die Duschen sind so winzig, dass man das Badetuch draussen aufhängen – und es tropfnass und nackt holen muss, ehe man sich im Freien abtrocknet…  😊

Solchen Bildern von einer romantischer Weite oder einem Wasserfall gleich hinter dem Bett ist nie zu trauen. Wenn man nämlich nicht gerade ganz alleine frei steht irgendwo, bleiben die Hecktüren eher geschlossen. Mein Bild entstand beim Kampf mit der Gasflasche, die kein Gas hergeben wollte für meinen Herd.
Die Flasche hat übrigens den Kampf gewonnen, und ich tue nun so, als ob es sowieso zu heiss wäre für Fettucine mit Ragout (ich brauche unbedingt wieder einen Platz mit Restaurant…😊).

Der hübsche Ort Ostuni auf einem Hügel hat den Beinamen ‘Città Bianca’ und ist einen Besuch wert.
Schon ab dem Mittelalter reflektierte die weisse Kalkfarbe das Sonnenlicht in den engen Gassen, und gleichzeitig sollte der Kalk vor der Ausbreitung der Pest schützen. Wie weit dieser bei letzterem geholfen hat, bleibt fraglich, aber dieses Weiss ist zum Touristenbonus geworden. Wie man sieht, sind sogar die Liefer- und Lastwagen weiss – bloss der Radfahrer links hat sich heute früh etwas vertan bei seiner Garderobenwahl. 😊

«Piazza della Libertà»: mein Sandwich war ebenso köstlich wie der obligatorische Cappuccino zum Ricotta-Süssgebäck.

Links ‘Die Ruhe des Kellners vor dem Abendservice’ vor einer Osteria, rechts die riesige Rosette am Dom von Ostuni.

Auch hier: die Heimwege der Einwohner sind lang und steil..

Trani. Ich fuhr nur etwa 150 km weiter, und schon bin ich bei Francesco auf dem Camperstop La Pupetta ausserhalb von Trani inmitten riesiger Olivenbaumfeldern -zusammen mit einem italienischen Journalisten-Paar im ‘Home-Office’ und einem Franzosen-Paar in den 80ern, die tapfer in ihren Landcruiser klettern jeden Abend.

Das hier ist sind die Gäste-Duschen (das Wasser ist immerhin herrlich heiss !). Auf der anderen Seite des Häuschens finden sich ausserdem zwei WCs.
Für morgen sind 15 (zum Glück meist autarke) Wohnmobile mit insgesamt 35 Personen angekündigt für ein Wochenend-Fest auf den Platz. Unter diesen Umständen scheint es mir ratsam, zu verschwinden.. Aber erst gibt es noch eine Ortsbesichtigung !

Das Städtchen Trani

Natürlich darf nebst der Kathedrale auch eine Burg nicht fehlen im Städtchenbild: das ‘Castello di Svevo’ aus dem 13. Jahrhundert wurde ebenfalls erbaut von einem Nachkommen des schwäbischen Adelsgeschlechts derer von Staufer; immerhin wurde Friedrich II aber bereits in der Nähe von Ancona geboren und hiess deshalb auch Federico II di Svevia.

Auch das achteckige Jagdschloss ‘Castel del Monte’ von Friedrich II ist berühmt. Es steht auf einem Hügel etwa eine halbe Stunde von hier – und ich habe auf der Stelle beschlossen, dass ich nicht alles persönlich gesehen haben muss..  😊

In Trani gibt es viele dieser schmalen Strassen mit Übergängen, und gefühlt hinter jeder zweiten Türe oder dem offenen Fenster reden gerade Leute mit jemandem im obersten Stock – oder ein Radio plärrt die Nachrichten. Lustig für einen Besuch; wohnen möchte man hier eher nicht..

Es war zwar zu erwarten, dass auch die Italiener die coolen Ausdrücke aus dem Englischen übernehmen würden, aber so einen gleich in das Stadt-Motto zu pflanzen, finde ich denn doch etwas über-cool. Aber geht mich das etwas an ? Nein, tut es nicht. Also: Città Slow it is…😊  

Von Tranis Hafen hingegen war ich vorbehaltlos begeistert !
Ein bezauberndes Bild: der Fischmarkt, die Segelschiffe, die Fischerboote, die alte Stadt mit ihren Hafenrestaurants.

Schön, nicht ?
Und das war’s für heute – ich muss ja morgen weiterziehen.
Ich wünsche euch allen einen sehr erfreulichen Abend oder Tag, je nachdem, was gerade passt !
😊

Von Müssiggang, Büchern und Nachbarn

Um es gleich vorweg zu nehmen: Ja, ich bin noch immer in Gallipoli. 😊
Ich bleibe mindestens bis nach Ostern, denn an den Festtagen soll sich Gerüchten zufolge der momentan beinahe leere Platz schlagartig füllen, und es wird empfohlen, dannzumal keinen Platz suchen zu müssen. Wir werden ja sehen..     

Also los: 😊 von Menschen, Tieren und Dingen  

Pasticciotti. Himmlische Pasticciotti !

Es wird schon langsam Zeit, an meine Abreise zu denken, denn ich habe festgestellt, dass ich nach ein paar Dutzend Spaziergängen am immer gleichen Strand oder durch immer dasselbe Waldstück keine grosse Lust mehr habe auf weitere Spaziergänge dort, und dass ich stattdessen gerne süsse Pasticciotti esse in der Sonne – und damit sachte, aber stetig zunehme..

Diese ‘Gegend-Ermüdung’ tritt unweigerlich auf nach einiger Zeit am gleichen Ort, und sie verheisst nichts Gutes für ein neuerliches Sesshaft-Werden. Das hat man dann davon. 😊

Im Übrigen geht es mir aber richtig gut. Es ist einfach schön hier: das Städtchen, das Meer, das viele Grün auf unserem Platz. Und natürlich bin ich vielen Menschen begegnet und habe unser jeweils gemeinsames Wegstück sehr genossen. Jedenfalls meistens.. 😊 Mit einigen werde ich bestimmt auch in Zukunft Kontakt haben; die Erinnerung an andere ist bei deren Abreise zerflossen wie die Gischt im Sand.

Dass ich mit meinem e-Bike den Unternehmungskreis problemlos erweitern kann, fällt mir immer mal wieder ein, und gestern habe ich nach einer längeren Tour in und um Gallipoli herum festgestellt, dass es auch dann schön sein kann, wenn man sich etwas auskennt. Schon weil man den Heimweg problemlos wieder findet. Ausserdem informierte mich der Barman in ‘meiner’ Bar schon beim Eintreten, dass er noch ein letztes ungefülltes Cornetto hätte zu meinem Cappuccino..

Der Frühling ist da, und überall öffnen nach und nach die Strand-Bars und Restaurants, von denen ich einige zu gerne noch testen möchte.
Wie dieses hier ganz nah über dem Wasser und mit Sicht auf Gallipoli im Hintergrund.

Der Kärntner Gernot kocht meisterlich ! Koch war er nämlich schon vor seiner kürzlichen Pensionierung.
Hach, was habe ich gut gegessen im Ristorante Hymer! 

Gernots Frau Gabi wiederum hat in einem Buchladen gearbeitet. Sie war es auch, die mir das Buch ‘Terra di Sicilia, Die Rückkehr des Patriarchen’ geschenkt hat bei der Abreise. Geschrieben hat es (in deutsch) der in München geborene Mario Giordano, der inzwischen in Berlin lebt. Die Geschichte ist interessant; ich war aber besonders angetan von gewissen Formulierungen.  

Dinner for One mit Buch, Teddybär und Wein

Ein Beispiel aus ‘Terra di Sicilia’: In Taormina auf Sizilien macht anfangs des 20. Jahrhundert ein deutscher Baron gerne Fotos von nackten Jungs, die sich als kleine Pans – samt Flöte  – auf einem Fels zu räkeln haben und dafür eine kostbare Lira erhalten pro Sitzung.
Als unser bettelarmer, aber sehr ambitionierter Modelljunge bei einer Sitzung in wütenden Gedanken versinkt über eine vergangene Ungerechtigkeit, ist der Fotograf entzückt über dessen sprühend-glühenden Blick und befiehlt ihm, still zu sitzen und weiter daran zu denken, was immer es sei, und hier kommt’s:
«…Barnaba sitzt still und stochert weiter in seiner Wut, um dem Baron zu gefallen….
Der Fotoapparat interessiert ihn.
Nicht so sehr das fotografische Verfahren an sich, sondern der Wert des Apparats in Lire und Freiheit».

Als ihm Jahre später seine Verlobte ihre Liebe schriftlich kündigt:
«Seit dem Brief leidet Barnaba an einem Hinken seiner Seele.»
Eine Weisheit der Alten: «Wer rund geboren ist, stirbt nicht quadratisch.»
Es dauert lange, Althergebrachtes (und sich selbst) zu ändern.
«..Wenn kindliche Götter mutwillig im Gebräu des Schicksals rühren..»
«…Cassata Siciliana, so süss und schamlos wie ein barocker Fiebertraum.»
Ist das nicht alles wunderschön gesagt ?

Und ganz zum Schluss noch etwas Geschichte von 1896: «Barnaba kennt keinen Vater, dem es eingefallen wäre, dass seine Söhne es einmal besser haben sollen als er. Kinder gelten einzig als Vorsorge fürs Alter. Je mehr, desto besser. Die meisten sterben ohnehin früh. Die, die überleben, werden ihr Leben lang die Eltern versorgen und wiederum Kinder haben, die sie später versorgen.»
Das waren noch Zeiten, und diese Einstellung gab es damals wohl nicht nur in Italien..  

Also gut: ich gehe jetzt zur geistigen Ausnüchterung halt doch mal wieder am Strand spazieren (seufz). Immerhin ist es heute beinahe völlig windstill, und die Sonne scheint warm bei 17 Grad.
Rückblick: wenn man’s nicht allzu oft macht, ist das Spazieren am felsigen Meeresstrand ein einziges, grosses Vergnügen 😊

Duftender weisser Ginster, dramatische Baum-Agave, himmelblauer Rosmarin

Ich lese natürlich nicht nur. Zwei Campernachbarn aus Fribourg in einem VW California haben mir einige DVDs geschenkt. Die Horrorfilme kann ich mir nicht ansehen, wenn ich danach noch schlafen will, also ab mit ihnen zur ‘Allerlei-Sammlung’ auf der langen Bank vor den  Duschen.

Dort findet so ziemlich alles Abnehmer: von Jacken und Autozeitschriften bis hin zu Plastikbesteck und ausgewaschenen Konfitürengläsern.
Die anderen Filme könnten aber passen als abendliche Unterhaltung, wenn wir alle aus der kühlen Abendluft Richtung Wärme in unsere fahrbaren Wohnhäuschen streben.  

Im Hafen von Gallipoli. Das ist eine typische Szene in Italien: ein paar Herren, die gemütlich auf einem Bänkchen sitzen und die Welt vorbeiziehen lassen. Hier sehen sie dem Luxus-Kreuzfahrtschiff ‘Le Bougainville’ der französischen Reederei Ponant beim Anlegen zu. Ich habe gelesen, dass Ponant die einzige französische Kreuzfahrt-Anbieterin ist.  

Ein schönes Schiff. Die Bougainville ist 131 Meter lang und 18 Meter breit.   
In den 92 Kabinen gibt es Platz für maximal 184 Gäste, die von 118 Crew-Mitgliedern umsorgt werden. Ja, doch, Luxus.  

Das ist Hampi, unser Platz-Original und bis vor kurzem ein begeisterter Motorradfahrer. Der Appenzeller ist in einem 40-jährigen Wohnmobil unterwegs, welches innen und aussen mit reihenweise Totenschädeln dekoriert ist. Zu seiner Ausgangs-Kluft gehört ganz selbstverständlich das Rocker-Gilet (siehe oben). Hampi ist sehr gastfreundlich; ich war jedenfalls in wechselnden Besetzungen eingeladen zu Fondue, Risotto, Geschnetzeltem und Voressen von der Holzfeuerstelle. 

Mit Neuankömmling Brigitte zu Gast bei Hampi. Sie ist Lastwagen-Chauffeuse in Gossau (wow !) und hatte zu ihrem Bedauern keine Zeit zum Verweilen, da ihre Pensionierung erst im Herbst ansteht. Sie kam vor allem, um herauszufinden, wohin sie nach ihrer grossen ‘Freilassung’ fahren könnte. Ich denke, sie kommt wieder. 😊

Schön hier oben ! Mit Brigitte auf dem Torre dell‘ Alto

Camper-Feste. Links beim Käsefondue. Rechts kam ich allein ins Restaurant mit meinem Buch, aber unverhofft kommt oft. Das hier wurde ein lustiges, rein-schweizerisches Fest. Der Wirt Luigi im Dandy-Outfit freut sich über die zahlreiche Kundschaft.   

Carlo und Cati, zwei Überwinterer aus den Piemonteser Bergen. Mein Italienisch ist noch längst nicht über alle Zweifel erhaben; wir hatten es aber dennoch (vielleicht auch ein wenig deshalb) lustig miteinander, und die Pizza im ‘La Giara’ war wie immer fantastisch !

Was wie ein fahrender Trödler aussieht, ist ein innen umgebautes Wohnmobil in Schwierigkeiten auf dem Camping La Masseria nebenan

Die Verstrebungen, die den Umbau zusammenhalten sollten, sind gebrochen, und nun hängt der Boden ein Stück weit durch und die Decke gibt nach. Es bleibt fraglich, ob der Bayer Beppi den Platz je zusammen mit seinem Gefährt wird verlassen können. Er ist aber unverdrossen am Basteln mit Klebebändern und Drähten. Und mit Leim, Spucke und Hoffnung.

Beim Plaudern an der Kaffeebar hat ‘Trödel-Beppi’ doch tatsächlich behauptet, dass Bayern allein grösser sei als die ganze Schweiz.
Ich habe natürlich entrüstet dagegen gehalten – und musste später eingestehen, dass er recht hat: Wir haben gut 40’000 km2, Bayern aber 70’000. Sowas !

Ich habe Beppi bei meinem nächsten Besuch an der Bar eingeladen auf einen Luxus-Cappuccino mit Doppel-Espresso. Fair ist fair.

Am 19. März war Vatertag (wie es sich hierzulande gehört, mischt auch da ein Heiliger mit – hier nämlich Joseph, der Beschützer der Väter), und dazu gibt es traditionellerweise und nur an diesem Tag dieses Brandteiggebäck ‘Zeppola’ mit viel süssem Rahm und Creme gefüllt. Köstlich ! Die Kapkörbchen rechts blühen momentan überall in dichten Teppichen und passen formal wie farblich zu den Zeppole.   

Eine norwegische Waldkatze auf Europa-Tournée.
Diese Schönheit geht problemlos an der Leine spazieren. Natürlich nur aus Ertüchtigungsgründen. Die seriösen Geschäfte erledigt sie königlich scharrend in ihrer Streukiste im Wohnmobil. Die Besitzer sollen ja auch etwas vom royalen Geschäft haben. 

Ich hatte kurzzeitig diesen dicken Nachbarn, der eigentlich auf eine Wüstenexpedition gehört und nicht auf die Autobahn. Eine tolle Kutsche; man sollte es allerdings nicht allzu eilig haben beim Aussteigen – und nicht angetütelt sein beim Einsteigen..

Beim Ansbacher Walter vor seinem Riesenmobil durfte ich begeistert feststellen, dass die Deutschen inzwischen richtig gute Weine machen. Lediglich der Aussage ‘trocken’ auf dem Etikett kann man entnehmen, dass ‘trocken’ nicht immer schon die Norm war. Dieser Sylvaner schmeckte jedenfalls vorzüglich!
Ich trinke sonst immer noch am liebsten lokale Weine, hier also Weisse aus Verdeca, Fiano oder Grillo und Rote aus Primitivo, Negroamaro oder Susumanielo, um nur einige zu nennen. Es sind längst nicht alle Weine wirklich gut, und das ist gut so, sonst gäbe es ja nichts mehr zu entdecken.     

So eine Überraschung ! Priska und Oski lernte ich 2019 in Finikunda/GR kennen, traf sie zufällig 2022 wieder in Salamanca/E – und mit dem Gallipoli-Treffen können wir 2024 nun auch Italien auf die Treffen-Liste setzen. Mich hat das Wiedersehen echt gefreut. Was für Zufälle ! Wahrscheinlich stimmt es halt doch: Wie ist die Welt klein !   

Rosella, unsere freundliche Rezeptionistin, neben der Platzbesitzerin Simona; rechts Carlo und Cati, meine Pizza-Kollegen von letzthin.     

Die Mimosen blühen: Es ist Frühling geworden !  

Ich wünsche euch allen Frohe Ostertage !
Buona Pasqua a tutti voi !

Gallipoli – einfach nur Wohnen 😊

Dieser schöne Küstenabschnitt mit dem halb verfallenen Torre Uluzzo gehört zum Parco di Porto Selvaggio und zur Gemeinde Nardò.

Ein Hauswandfund in der Altstadt: Gallipoli aus der Drohnen-Perspektive. 

Ist es nicht seltsam, wie man manchmal eine eigentlich offensichtliche ‚andere Möglichkeit‘ nicht erkennt, weil man gefangen ist in einer einzigen Sichtweise ?  

Nach einer gemütlichen, lustigen Weihnachtszeit mit Gaby, Willi und Michael, die ich alle letztes Jahr hier in Gallipoli kennengelernt hatte, machte sich in mir eine bleierne Lethargie breit, und ich war unzufrieden über meinen fehlenden Antrieb. Er blieb aus, obwohl ich zurück am Ort war, der mich letztes Jahr so begeistert hatte; obwohl ich viele Leute wiedersah und obwohl ich auf dem Platz begrüsst wurde wie eine alte Bekannte.

Neu war immerhin die Einsicht, dass das Ankommen an einem bekannten Platz durchaus Freude macht und so etwas wie ein Heimkommen ist. Ähm: dabei habe ich gern gespottet über Leute, die Jahr für Jahr zum immer gleichen Ferienort reisen.

Mein Problem war, dass ich schlicht keine Lust hatte, irgend etwas zu unternehmen. Ich fand aber, dass ich etwas tun wollen müsste ! Schliesslich bin ich unterwegs, um etwas zu sehen !

Dann klagte ich meinem Freund Andy mein Leid, und er hat mich – zack ! – kuriert.
Vielleicht, meinte er, hast du nach sechs Jahren unterwegs genug vom Reisen – und Lust, wieder sesshaft zu werden ? Damit meinte er vielleicht eher in der Schweiz, aber bei diesem Satz hat’s geklickt bei mir ! Mein ‘Problem’ war schlicht Einstellungssache ! Ich könnte ja auch einfach hier wohnen !

Ich bin folgerichtig auf der Stelle sesshaft geworden und wohne hinter dem romantischen rosa Pfefferbaum ! Jedenfalls vorläufig. Wenn man wohnt, darf man zwar, muss aber nichts ! Herzlichen Dank, Andy !

Ich glaube nicht, dass ich genug habe vom Reisen. Ich bin nur vorübergehend etwas satt und müde, und eine Pause ist genau das Richtige.

Diese neue Einstellung hat mich nachgerade beflügelt, und fortan begleitete ich den Linzer Peter auf Fahrradtouren oder spazierte mit Michael und seinem Hund Anak durch die Rebenfelder nebenan.

Ich gehe mit meinen Camperfreunden auswärts essen, radle am Mittwoch zum Wochenmarkt nach Gallipoli oder spaziere durch die Altstadt und kehre auf einen Cappuccino im Café Canneto ein; Ich speise auch mal gerne allein im Ristorante Torre Sabea, wo ich immer auf nette Tischnachbarn treffe. So macht das Wohnen doch tatsächlich Spass !

Mit meinen wechselnden Nachbarn komme ich ganz selbstverständlich ins Plaudern auf dem Weg zum Supermarkt oder zum Strand; bei Sonnenschein liest es sich gemütlich draussen, und nach dem Sonnenuntergang wird es plötzlich kalt, und wir streben unseren Häuschen oder dem Restaurant zu. 😉   

Ganz nebenbei gibt’s noch einen weiteren Bonus: die Monatsmiete für meinen Platz ist 400 Euro inklusive Strom und heisses Wasser in den immer sauberen Duschen – es zieht dort dafür etwas. Das Ristorante Torre Sabea ist in 20 Metern Entfernung und das Mittelmeer gleich über der Strasse. Beinahe ideale Wohnbedingungen, nicht ? Finde ich auch !

30. Januar 2024. Gaby und Willi sind Richtung Sizilien abgereist und mein Velotouren-Guide Peter nach Manfredonia.

Auch Michael und sein Hund Anak werden in eine paar Tagen nordwärts halten. Und ich ? Ich glaube, ich wohne noch ein wenig. Jetzt, wo ich es kann.

Und deshalb gibt es nun nochmals ein paar Bilder von einer sehr zufriedenen Sesshaften 😊

Nardò Stadtzentrum, Piazza Salandra

Nardò – Der Künstler und sein Selbstportrait

Üppiger Barock überall – mitunter auch in Hinterhöfen..

Ein Liebesgedicht an Gallipoli (Caddipuli) im apulischen Dialekt. Nicht zuletzt dank diesem Dichter heisst Gallipoli auch ‘Città della Poesia’.

Parabita

Parabita

Porto Cesareo

In Porto Cesareo haben wir Maurizio getroffen, einen sympathischen, frisch pensionierten Schweizer Lehrer mit apulischen Wurzeln, der hier neuerdings Sprach- und Kulturaufenthalte anbietet (www.sedistour.com).
Das Meer in dieser Bucht ist recht seicht, und er hat uns erzählt, dass im Sommer dieser Strand und die ersten 10 Meter im Wasser so voller Menschen sind, dass er dann lieber zuhause bleibt. Für eine Bildungsreise wählt man also besser eine Nebensaison, denn dann sieht es so aus wie auf dem Bild: idyllisch!

Il cimiterio di Gallipoli

Friedhöfe sind in ganz Italien einen Besuch wert. Diese Farben ! Dieser Kitsch ! Diese Lebensfreude bei den Toten !

Hier liegen Tausende von Menschen in langen Alleen. Die Gräber reichen zurück bis mindestens zum ersten Weltkrieg.

Allerdings machen die Selfies auch vor den Gräbern nicht Halt. Neuerdings lässt man sich in Überlebensgrösse auf Porzellan malen – und das Kunstwerk (wie hier..) mit einem im Vergleich puppengrossen, winkenden Papst dekorieren. Ich weiss nicht recht..

Gleich neben dem grossen Friedhof liegt im Wald ein kleiner, wilder für Haustiere. Dort ruhen Hunde, Katzen, Häschen und Meerschweinchen und oft ihre Lieblingsspielzeuge. Süss.

Schlusspunkte – auch solche tierischer Natur😊

Giù la testa ! Runter mit dem Kopf !
Dieser Durchgang vom Parkplatz zur Pizzeria ‚La Giara‘ ist gerade einmal 1.60m hoch. Währenddem die grösseren Herrschaften ihre Hutzelmännchen-Imitationen gaben unter ‘Autsch’ und ‘Shit’, schritt ich hoch erhobenen Hauptes durch – mit intakter Krone ! Das Klein-Sein (und kleiner Werden) hat durchaus gewisse Vorteile ! 😊

In unserer Stamm-Tankstelle Q8 (bzw an der dazu gehörenden Bar) gibt es die allerbesten Pasticciotti im ganzen Land ! (ich kann behaupten, was ich will.. 😊). Und freundliche Polizziotti in ihrer Kaffeepause bei je einem Fingerhütchen Espresso.

Michaels Hund Anak ist eine Mischung aus Labrador und Berner Sennenhund, und mit 12 Jahren hat er ein recht hohes Alter erreicht bei seiner Grösse. Er leidet deshalb auch an Gelenkschmerzen – wie unsereins halt. Hier sieht er etwas mürrisch aus; er ist aber eine Seele von einem Hund und tut keiner Fliege etwas zuleide.

‘Meine Katze’ steht pünktlich jeden Morgen gegen 10 Uhr für ihr Frühstück vor der Türe. Und vorsichtshalber wieder um 11 Uhr, 14, 16, 17 und 22 Uhr. Man weiss ja nie, ob es nicht auch ausserhalb der zweimaligen Fütterung mal klappt mit Goodies. Sie darf allerdings nicht ins Auto, denn mitnehmen will ich sie ja nicht, und ich habe den leisen Verdacht, dass sie trächtig sein könnte.

DAS sind Spargeln, was ? (ich habe keine Kartoffel gefunden für den ultimativen Schlusspunkt). 
Und nein, das ist natürlich keine Spargel, sondern eine Agave, also immerhin der Stoff für Agavensirup. Und für Tequila!

Liebe Grüsse allerseits !
Und nicht vergessen: Wohnen ist toll ! Geniesst es auch bei euch daheim ! 😊

Es Guets Neus ! Saluti da Gallipoli 😊

Interessant: Hier wird der 24. Dezember nicht gefeiert. Das Weihnachtsfest beginnt erst am 25. Dezember.

Mein österreichischer Campernachbar Peter mit der Autonummer LL für Linz Land hat deshalb für den 24. Dezember eine kleine Velotour vorgeschlagen. Gute Idee, gerne !

Peter ist deutlich sportlicher unterwegs als ich, und sein Fahrrad ist nicht motorisiert wie meines. Er macht täglich eine kleine Velotour von gerne auch einmal 60 Kilometern, oft kombiniert mit einer kleinen Wanderung von zwei bis drei Stunden (…).
Heute hat er sich aber heroisch zurückgehalten, und unser Ausflug war tatsächlich sehr vergnüglich – und insgesamt 30 Kilometer lang.

Rechts ein Bildfund an einer Hauswand: ‚Die Winde des Mittelmeers‘, die aus jeweils gegenüberliegenden Richtungen wehen: Levante-Ponente, Ostro-Tramontana, Mistral-Scirocco, Grecale-Libeccio

Le Quattro Colonne von Santa Maria al Bagno.
Die vier übrig gebliebenen Säulen der Festung gegen sarazenische Piraten aus dem 17. Jahrhundert stehen noch genauso unverrückbar wie vor einem Jahr. Dass dieser gediegene Foto-Rahmen gerne genutzt wird für Hochzeiten und ähnliche Anlässe, ist gut nachvollziehbar.

Wir aber wollen zu diesem Turm namens ‘Torre Santa Maria dell’ Alto’ in Santa Caterina.  

Das ist er, der Torre dell’ Alto. Er steht im Parco Naturale Porto Selvaggio. Da er etwas bröckelt, darf man ihn nicht mehr besteigen. Die Aussicht über die Buchten des Parkes ist zum Glück auch vom Turmgrund aus herrlich.

Zurück im Städtchen Santa Caterina merken wir rasch, dass die Weihnachtsferien tatsächlich begonnen haben: Hier wird flaniert als ob es dafür Preise zu gewinnen gäbe, und die Cafés und Strandpromenaden sind voller Menschen in Festtagslaune. So viele Leute an einem Ort haben wir schon lange nicht mehr angetroffen.

Ehe wir uns dem neuen Jahr zuwenden, gibt es jetzt noch etwas rückschauende Weihnachtsstimmung

Unser Campingplatzrestaurant Torre Sabea. Es ist klein, hübsch – und meistens offen.

Das Weihnachtsmenü – also das Mittagessen vom 25. Dezember. JETZT ist Weihnachten hier !

Was für ein Mahl !
Wir wollten gerade je einen Posten aus jedem Menükapitel auszuwählen, als der Service begann – und es gab alles, alles auf der Menükarte, vom Crevetten-Cocktail über die Muschelravioli mit Schwertfisch bis zur Siedfleisch-Cappellettisuppe  – vom Doradenfilet mit Tomaten und dem Hackbraten mit Spinat und Kartoffeln bis zur Baumstammroulade.. Wir haben vier Stunden lang gegessen und getrunken und rollten danach kugelrund und zufrieden nach Hause.. (also gut: ein klein wenig übel war uns schon auch..).

Meine Weihnachtslunch-Truppe: die Wiener Gaby und Willi mit Leonbergerhündin Froni, rechts Michael, heute ohne seinen Hund Anak

Unser freundliches (und gestyltes) Wirtepaar Luigi und Concetta.
Ganz rechts meine Weihnachtsdeko. Die Krippe hat die Grundmasse von 4 x 4 cm und ist damit eindeutig Minihaus-konform. 😊

La Chiesa di Santa Chiara von Nardò und ihre kunstvolle Krippendarstellung

Manchmal entsteht die mystische Qualität eines Bildes hauptsächlich durch Meerwasserrückstände auf der Linse. Wenn’s funktioniert, spricht nichts dagegen… 😊 

Und nun noch Der Weihnachtspfeffer !

Die Blätter des Rosa Pfefferbaums auf dem Platz hier riechen herrlich pfeffrig. Und weil rosa Pfeffer so hübsch aussieht, findet er sich auch in vielen Pfeffermischungen.

Der Baum stammt ursprünglich aus Südamerika, und die Früchte des ‘falschen Pfefferbaums’ sind keine Körner, sondern Beeren ! Diese verleihen dem mild-pfeffrigen Geschmack eine zusätzlich fruchtig-süsse Note, die sich ebenso gut macht in würzigen Gerichten wie in Desserts und Drinks.
Da die Beeren gerne als Weihnachtsdekoration verwendet werden, nennt man sie auch Weihnachtsbeeren.

Was stimmt nicht an diesem Bild ? Genau: die Reben haben noch Laub an den Stöcken. Auch die Bäume sind hier später dran mit dem Laub-Abwerfen als im Norden. (Gut beobachtet, Lisa ! Es wäre mir sonst gar nicht aufgefallen…)

Auf der Terrasse des ‘Café del Mar’ in Santa Maria al Bagno im hellbraunen Haus da hinten gibt es den besten Aperitiv weit und breit ! Alles wird frisch zubereitet und ist einfach köstlich !

Ein simpler Packkarton für die Hausverschönerung – eine saubere Sache ! 😊

Vorher: Der Deckel passte nie auf meine zu kleine ‘Elektrobox’ mit zwei angeschlossenen Steckerleisten und überquellendem Kabelsalat. Nachher: Dank Gabys umfunktionierten Panettone-Karton habe ich nun Ordnung. Zumindest von aussen, denn innen drin sieht es ähnlich aus wie vorher, aber es springt einen zumindest nicht mehr gleich an – und ich habe erst noch eine Ablagefläche für das Handy am Strom (der Teddybär sitzt auf der Box).

Gabys Panettone war mit Pistache-Creme gefüllt. Ich hätte auch dann begeistert mitgemacht beim Essen, wenn ich nicht die baldige Übernahme der leeren Kartonbox als Ziel gehabt hätte ! 😊

DIE Weisheit zum Tage.

Und deshalb lerne ich italienisch – und fahre ein eigentlich zu grosses Auto für mich (und definitiv ein zu grosses Fahrrad..) 😊

Ich wünsche euch eine Handvoll rosa Pfeffer in eurem neuen Jahr, etwas Spannendes zum Lernen, Gesundheit noch und noch und jeden Tag eine kleine Freude.

Oder schlicht und von Herzen ‘Es Guets Neus’ ! 😊

Adria, Berge, Stiefelsporn – und Gallipoli zum Zweiten..

Meine Flucht aus den kalten Bergen endete in Montenero di Bisaccia an der Adria gleich neben dem grossen Sportboot-Hafen. Ich war mal wieder 100% der anwesenden Gäste. Am Hafen gab es aber Kaffee und Gebäck, und auf dem Camping feine Pizza – so liess es sich gut sein für ein paar Tage.

Die folgende Fahrt über Land zwischen grossen Feldern und weitem Blick auf die Berge war ein Genuss.

Wobei Molises Strassen streckenweise etwas zu wünschen übrig lassen. Meine Weingläser haben jedenfalls fröhlich mitgeklimpert bei den Hüpfern, und ich habe die wenigen Einheimischen beneidet, die in einem Affentempo an mir vorbei förmlich über die Löcher flogen.
Nach der Klapperstrecke ging es aber über den Pass im Gargano Nationalpark !

Auf dem Monte Gargano steht das Städtchen Monte Sant’Angelo auf 800 m.ü.M.

Ganz oben findet sich ein normannisches Kastell aus dem 9. Jahrhundert. Es gibt viele davon in Süditalien, denn die Normannen – also die Nachkommen der Wikinger – besetzten damals ganz Süditalien und Sizilien.

Hier wird gewohnt, auch wenn es spontan nicht so aussieht ! Im Sommer sollen die geschlossenen Läden wohl die Wärme draussen halten – und im Winter drinnen..

Nichts als Steinmauern. Sie sollen das Abrutschen des Hanges auf die Strasse verhindern.

Diese Bande von wilden, weissen Hunden hat sich einen schönen Aussichtspunkt gewählt für ihre Siesta.
Sie sehen erstaunlich gut genährt aus (vielleicht kennen sie ja den Fahrer des Abfallwagens..)   

Mattinata

Nach dieser wirklich schönen Inlandfahrt (ich sag’s ja !) durch das Gargano-Naturschutzgebiet bin ich nun wieder direkt am Meer. Der Stellplatz vom alten Francesco in Mattinata liegt gleich neben zwei noch offenen Restaurants, und heute Morgen kam ein Früchte- und Gemüsehändler für mich allein auf den Platz gefahren. Wie man sieht, fand ich das toll ! 😊

Im ‘La Veranda’ genoss ich abends ein Seafood-Plättchen zur schönen Aussicht, und heute Mittag in der Trattoria ‘Caratino’ perfekt rosa gebratene Rindsfiletstreifen mit Gemüse, gefolgt von einem warmen Pasticciotto mit Creme- und Kirschenfüllung zum Kaffee. La vita è bella !

Für meinen ersten Kaffee am Morgen musste ich allerdings mit meiner Kaffeemaschine vor die Reception pilgern, denn der Strom für Camper reicht gerade einmal für meine elektrische Heizung auf der 450W-Stufe. Aber hey, immerhin kam ich zu meinem Kaffee 😊

Manfredonia

Eine kleine Strecke dem Meer entlang brachte mich bis gerade einmal unterhalb den Stiefelsporn nach Manfredonia.
Auf dem Campingplatz Lido Salpi habe ich Bruno aus Zizers wieder getroffen, mit dem ich letztes Jahr Cefalù besucht hatte. Der Platz ist etwas weit vom Dorf entfernt, aber man kann dort dafür ein kleines Auto mieten für drei Stunden oder für Ganztagesausflüge. Super Idee !

Einen Minimarkt gibt es hier ebenso wie ein Restaurant, und wenn der Chef gute Laune hat – und der Platz genügend potentielle Gäste – dann ist es abends geöffnet. Natürlich erst ab 19h, wo sind wir denn. 19h ist bereits ein grosszügiges Zugeständnis an die Gäste aus dem Norden, denn die Italiener kamen erst um 21 Uhr zum Abendessen, als wir anderen fertig waren damit. Bruno hatte zum Glück auch jede Menge Raclette-Käse dabei für ein Festessen.

Am langen Strand gibt es schöne Muscheln zuhauf – und Manfredonia ist reizend.

Wie viele andere Städte Italiens hat auch Manfredonia eine lange, sehr bewegte Geschichte, aber da wir nicht alles wissen müssen, nur soviel:
im 13. Jahrhundert verwandelte ein Erdbeben die Siedlungen dieser Gegend in einen Malaria-verseuchten Sumpf, und Manfred vom schwäbischen Kaisergeschlecht derer von Staufer liess ein paar Jahre später etwas nördlich davon eine neue Stadt erbauen, die er bescheiden mit seinem Namen versah: Manfredonia.

Polignano a Mare
An diesem malerischen Ort legte ich einen Zwischenhalt ein auf dem Weg Richtung Süden.

Voooolare ! Oh oh !
Erinnert ihr euch an dieses Lied ?
(Und nein, damals hiess so etwas noch nicht ‘Song’, sondern allenfalls Canzone..😊)

Komponiert hat es in den Fünfzigerjahren der in Polignano a Mare geborene Domenico Madugno, und die Stadt ist mächtig stolz auf ihn und hat ihm eine Bronze-Statue am Meer gewidmet. Dass später auch Dean Martin (geboren Dino Crocetti ! ) das Lied sang, trug ebenfalls zum weltweiten Erfolg bei, und – also gut: bei ihm wurde das Lied dann doch noch zum ‘Song’..

Hier der Vollständigkeit halber der Mitsing-Refrain:
Volare, oh oh
Cantare, oh oh oh oh
Nel blu dipinto di blu
Felice di stare lassù

E volavo, volavo felice più in alto del sole ed ancora più su..

Die weissen und cremefarbenen Gebäude der Altstadt erinnern mit ihren Flachdächern an nordafrikanische Städte.

Torre Canne

Nach diesem erfreulichen Intermezzo habe ich in Torre Canne auf einem simplen Stellplatz namens Privilegio übernachtet.

Eigentlich wollte ich am nächsten Tag weiterfahren, aber es hat mir so gut gefallen beim Leuchtturm und den Cafés gleich um die Ecke, dass ich dann doch ein paar Tage geblieben bin.

Die Winterbilder mancher Lokale sind deutlich weniger sexy als jene von den Sommerparties auf den entsprechenden Websites.
Laut Google Maps ist das Mare Diem rechts zum Beispiel täglich offen bis 2 Uhr nachts – laut Dschungel, verwitternden Möbeln und verrottenden Palmenblätter-Sonnenschirmen ist dort aber schon länger nichts mehr los.

Man gewöhnt sich an das eher nüchterne Winter-Bild von menschenleeren Orten, und immerhin sind die Strände schöner anzusehen als im überfüllten Sommer.

Hier gab es herrliche Fischbrötchen und dazu ein Glas weissen Malvasia.

Die Prachtsstrasse von Torre Canne. Immerhin trifft man im Café links öfter mal Leute an – und vor allem gibt es da immer Cappuccino und frische, gefüllte Cornetti ! Mhm !

Gallipoli !

Nun bin ich tatsächlich zurück in Gallipoli im Agricampeggio Torre Sabea.
Zum ersten Mal überhaupt plane ich einen zweiten, längeren Aufenthalt auf einem schon früher besuchten Platz. Eigentlich wollte ich hier vor allem die Österreicher Gaby und Willi mit ihrer Hündin Froni wiedersehen, erkannte aber überrascht etwa zehn Leute vom letzten Jahr wieder. Die kommen jeden Winter hierher ! Sowas.. 😊

Ich weiss tatsächlich nicht, ob ich es bis nach Griechenland schaffe, und deshalb lasse ich diese Frage einfach einwirken, währenddem ich die Zeit hier geniesse.

Ein lustiges Klaus-Festessen im Fischrestaurant ‚Dio del Mare‘ am Strand mit Willi (links), Helga und Richard und Gaby.

Das Gute am ‘Wiederholungsfall’ ist, dass man eigentlich alles schon gesehen hat und sich nichts mehr ansehen ‘muss’.
Das Blöde daran ist, dass man deshalb gleich gar nichts tut. Also ich zumindest..
Vielleicht bessere ich mich ja noch. Ich habe jedenfalls mein Velo abgeladen und habe vor, demnächst in die Altstadt von Gallipoli zu fahren. Ausser natürlich, es ist zu kühl dafür. 13°C. Das ist schon ziemlich kühl, nicht ? Vielleicht morgen.. 😊 

Ich wünsche euch allen einen gemütlich warmen Abend.
Bleibt gesund und zufrieden !

Vier italienische Regionen und ein Herbstwald: Toscana, Lazio, Umbria, Abruzzo

In der Provinz Garfagnana, Toscana

Wohin es einen verschlägt, wenn man einfach nur einen offenen, freundlich wirkenden Platz in Richtung Süden sucht.

Toscana: Riotorto   Agricampeggio Podere Mortelliccio

Die meisten Campingplätze sind inzwischen geschlossen, also bin ich wieder öfter auf einem Bauernhof, einem ‘Agricampeggio’. Dort stehe ich oft als einziger Gast auf einer Wiese oder einem Kiesplatz mit Stromanschluss, daneben ein paar einfache WCs und manchmal etwas zugigen Duschen – aber bei sehr netten Betreibern.

Im Sommerbild oben erkennt man das Camping-Areal um diesen Hof herum inmitten der Felder. Hier gibt es relativ viele Plätze; auf manchen Höfen sind es nur drei oder vier.

Ich stand ganz allein auf dem Platz, bis neben mir ein junger Italiener einen halben Tag lang mit dem neuen Vorzelt für sein Wohnmobil kämpfte und schliesslich feststellen musste, dass man ihm ein Wohnwagen-Zelt verkauft hatte. Ein Wohnwagen ist deutlich höher als sein Ford Transit Nugget mit Aufstellbett, und dem Nugget fehlt auch die Schiene an der Seitenwand, in welche das Vorzelt eingezogen wird. Mehr als 700 Euro hätte er bezahlt für den Mist – leider gute 300 Kilometer von hier. So ein Ärger.
Den heftigen Regen von letzter Nacht hat der etwas schräge Bastel-Bau aber gut abgehalten, und Sergio wirkt heute etwas versöhnt mit seinem Schicksal. 

Ein Spaziergang in Riotorto

Ich hatte ja gehofft, dass vielleicht am Strand unten doch noch eine Bar oder ein kleines Restaurant offen hätte, aber nein, alles dicht. Daran werde ich mich wohl gewöhnen müssen.

Stattdessen habe ich mich im Naturschutzpark «La Duna, Parco Costiero della Sterpaia» von Schautafeln informieren lassen, wie eine Düne entsteht und was schliesslich darauf lebt. Doch, interessant. Wobei ein Glas Weisswein mit Meerblick auch nett gewesen wäre.

Auch hier sind die Stürme nicht spurlos vorübergegangen. Da gibt es noch einiges zu tun für die Gemeinde-Parkpfleger.

Umbria: Montefranco   Agricampeggio Valnerina River

Am schönsten ist wohl jedes Land dort, wo es weder sehr touristisch ist noch sehr industriell. Da ich mich nicht entscheiden konnte, ob ich denn nun lieber an der West- oder an der Ostküste südwärts halten sollte, habe ich mich zur Abwechslung für das Landesinnere entschieden. Und dort ist es tatsächlich am schönsten, wie ich finde.

Ich bin in Montefranco gelandet. Bei diesem Ranch-Eingang fehlt eigentlich nur der Balkenrahmen mit kunstvoll eingebranntem Namen.

Dieses Foto mit meinem Auto unterhalb des prall mit reifen Khakis behangenen Baum habe ich auf der Facebook-Seite des Hofes gefunden. Dort werden alle Kunden mit Camper-Foto festgehalten. Süss.

Eine Herde Ziegen, eine Hühnerschar und zwei Pferde teilen sich die Wiese unterhalb von meinem Auto. Auch ein schwarzweisser Kater und die alte Hündin Trildi streifen durch das Gelände. Sehr idyllisch. Hier wurde ich jeden Morgen verwöhnt mit Süssgebäck zum Frühstück und manchmal einem italienischen Kräuterlikör zu Olivenöl mit Brot am Nachmittag.       

Das ist meine Aussicht durch das Frontfenster auf den Khaki-Baum und den Bungalow des Bauernpaares Rosi und Roberto. Ihre Olivenernte ist voll im Gange, und ich habe eine Flasche des frisch gepressten grünen Goldes gekauft. Es schmeckt einfach wunderbar.

DIE Attraktion ein paar Kilometer von hier ist die Cascata delle Marmore am Ende des Flusses Velino.
Er ist 165m hoch und damit der weltweit höchste, künstlich geschaffene Wasserfall. Ehe der Fluss beinahe 270 Jahre v.Chr. umgeleitet wurde, um Wasser in die umliegenden Siedlungen zu bringen, verlief er ungenutzt in den Sümpfen der Gegend um Rieti.

Hier wäre ich gerne länger geblieben, aber heute Morgen erwachte ich einmal mehr bei 7 Grad, und das ist schon sehr wenig. (Das magere Pferd links oben ist übrigens 25 Jahre alt).

Das Dorf Montefranco bei meiner Abreise von der Strasse aus gesehen.

Habe ich eigentlich schon einmal erwähnt, wie schnuckelig ich die Dörfer finde, welche dicht gedrängt ganz oben auf Hügeln kleben ? Ähm ja, ich vermute schon.. 😊

Habe ich auch gesagt, dass diese dort oben kleben, weil von da aus keine Erdrutsche drohen, weil man eroberungswütige Feinde von damals schon von weitem erkannte und weil man solche aus dieser Position am einfachsten bekämpfte ? Gut, dann haben wir das nun ein für alle Mal geklärt.
Dorf-Bilder dieser Art gibt es bestimmt auch in Zukunft von mir. 😊

Lazio

Lazio habe ich dieses Mal nur als Durchreiseregion benutzt. Seine Perle in der Krone ist ja Rom, und dort war ich bereits.

Abbruzzo: Magliano de’ Marsi  Agriturismo Il Timo

Meine Reise in die Abruzzen. Ist das schön hier ! Auf diesem Pass war ich lange allein unterwegs.

Ein paar Kilometer vor dem Ziel tauchten diese schneebedeckten Berge vor mir auf. Mamma mia; der Winter muss näher sein als ich dachte !

Dann kam ich in Magliano de’ Marsi  auf dem Platz Il Timo an, und von hier aus sieht man es gut: das ist gar kein Schnee, nur sehr heller Fels ! Eine optische Täuschung also. Glück gehabt.

Bei diesem edlen, heckengesäumten Innenhof erkennt man auch den Unterschied zwischen Agricampeggio und Agriturismo. Währenddem ein Bauernhofbetrieb auch einfach mal ein paar geebnete Wohnmobilplätze neben der Scheune anbietet…

…steht der Agriturismo eher für ‘Ferien auf dem Lande’. Il Timo hat sich auf Events wie Hochzeiten spezialisiert.  

Es gibt hier auch schöne Miet-Bungalows und eine kleine Gärtnerei – von klassischer Landwirtschaft habe ich allerdings nichts gesehen. Vielleicht findet sie ausserhalb statt.

Tatsächlich gibt es auf diesem ‘Hof’ nur fünf Stellplätze für Wohnmobile; wir spielen also eine untergeordnete Rolle. Aber was für ein angenehmer Ort (und was für ein edles Sanitärgebäude !).
Schade, dass das scheinbar tolle Restaurant im Winter nur am Wochenende offen ist, ich hätte es zu gerne getestet.  

Ich bin deshalb ins Dorf spaziert und habe mir 170g Rindsfilet gekauft für 5 Euro, und nach zwei fleischlosen Wochen war das butterzarte Steak nachgerade ein Fest ! 

Manchmal ist es besser, wenn man nicht so genau recherchiert.
Nur deshalb stehe ich nämlich heute Mittwoch, 15. November, auf 1200 Metern in einem Ort namens Pescasseroli. Es ist gerade 18 Uhr geworden, und wir haben hier 9°C. Das dürfte frisch werden heute Nacht !

Wenn ich recherchiert hätte, wäre ich wahrscheinlich nicht hergekommen, weil der Ort einfach zu hoch oben ist. Und das wäre wirklich schade gewesen.
Diese Fahrt über den Pass ‘Gioia Vecchio’ durch förmlich glühende Hänge aus Herbstlaub war nämlich ein glorioses Highlight !  

Meine paar Aufnahmen durch die nicht ganz saubere Frontscheibe werden der überwältigenden Schönheit des feurigen Herbstes nicht wirklich gerecht, aber meine Güte, war das eine Freude !

Passhöhe auf 1400 m.ü.M., und hier stehe ich vor Steinmauern und von Bergen umrahmt auf dem Campingplatz La Panoramica

Ich bin im Nationalpark der Abruzzen gelandet !
Er liegt zu drei Vierteln in dieser Region; der Rest verteilt sich auf Lazio und Molise, und es scheint hier ziemlich viele Bären zu geben.

Das sind wir, Bären, Berge und alles, beim kleinen Sternchen zwischen den drei Regionen.

Was mich allerdings schon früher hätte stutzig machen können, sind diese Schneemarkierungs-Stangen an der Strasse vor dem Dorf.

Oder diese auffallend rustikalen Miet-Châlets auf dem Campingplatz.
Vielleicht auch die Tatsache, dass die Hotels im Dorf ‘Edelweiss’ heissen oder ‘Schneeglöckchen’, und dass gegenüber vom Camping doch tatsächlich ein ‘Snow Tubing Park’ seine baldige Eröffnung ankündigt.

Pescasseroli ist ein Wintersportort, und der Winter ist offensichtlich nah !

Heute früh erwachte ich bei 3°C und wusste beim Anblick des Rauhreifs auf Wiesen, Herbstlaub und meinem Auto, dass es wieder höchste Zeit ist für einen Szenenwechsel.

Ich liess die nächsten beiden Plätze auf den Bergen sausen und fuhr bis zur Adriaküste hinunter.

Auf dieser Seite des Berges ist der Herbst schon etwas weiter fortgeschritten und der Wald etwas lichter.

Barrea am gleichnamigen See

Heute Morgen reiste ich in Pescasseroli ab bei 5°C und kam bei 22°C in Marina di Montenero an.

Auf dem Platz Costa Verde macht der Chef auf Bestellung höchst persönlich Pizza , und das hier war eine der besten Pizza meines Lebens – und dies nicht (nur), weil ich gerade knapp dem Winter entkommen bin !😊

Nächstes Mal komme ich dennoch früher im Jahr ins Hochland ! Es ist nämlich zu schön dort, und ich bin noch längst nicht fertig damit.

Ich wünsche euch allen einen richtig schönen Tag und schön warme Füsse !😊

Borghi più belli d’Italia am Beispiel von Barga, Toscana

Mit den schönsten Orten Italiens ist es wie mit den Stätten des Welterbes: sie vermehren sich unkontrolliert, bis alles zum ‘Welterbe’ wird – oder jedes Dorf in Italien zum schönsten Dorf Italiens. Ich vermute mal, bei beiden Edel-Titeln handelt es sich oft einfach um raffiniertes Marketing, welches Touristen anlocken soll – und es auch prompt tut – was dann die geschützten Stätten wiederum wegen deren Ansturm gefährdet.
Und falls dies etwas spöttisch klingen sollte: so war es durchaus gemeint..
😊

Es sind jedoch tatsächlich viele Orte und Stätten der Welt schützenswert: in Italien zum Beispiel die Lagunen von Venedig, die Höhlenstadt Matera, historische Altstädte wie Florenz, Rom, Siena..
Dass diese Altstädte fortan möglichst unverändert weiterbestehen sollen, hätte aber auch eine Stadtregierung beschliessen – und damit Abbruchgelüsten zuvorkommen – können; dafür wäre keine UNESCO nötig gewesen. Oder doch ?

Es gibt aber schon Orte in armen Ländern, die wirklich profitieren können vom Schutz durch die reiche UNESCO-Tante, z.B. die Galápagos-Inseln., polnische Nationalparks oder senegalesische Vogelschutzgebiete.

Dennoch: Alberobello mit seinen Trulli zum Beispiel ist seit seiner ehrenvollen Ernennung durch die UNESCO zu einem Puppenhaus und Touristenzirkus sondergleichen verkommen und könnte ebenso gut von Disney stammen und aus Plastik gebaut worden sein wie von Steuer-scheuen Siedlern des 17. Jahrhunderts. Schade.

Lassen wir das; ich bin ja in Barga, einem der schönsten Dörfer Italiens. Aber der Reihe nach:

In Valdeiva/Ligurien war ich nach den Regenstürmen der letzten Tagen die Letzte, die den Platz verliess.

Barga/Toscana, 6. November.
Als ich gestern hier ankam, war das Sturmtief Ciarán eben erst über die Toscana gezogen; der Fluss Serchio sprudelte wild und hoch unter der alten Steinbrücke hindurch; von den Hängen herunter flossen Bäche von Wasser über die Strassen, und an den Strassenrändern lagen beiseite geschaffte, entwurzelte Bäume. Aber der Rest sah genau so aus, wie man sich die Toscana vorstellt: Zypressenalleen an Hofeinfahrten, weite Felder, ausladende Pinien, Olivenbäume..

Nach einer gemütlichen Fahrt von gut zwei Stunden stellte ich mich beim Weingut La Cantina del Vino in Barga neben die einzigen anderen Gäste hier, einem Berner Paar..

Die Chefin höchst persönlich hat mir für 3 Euro eine Flasche Vermentino aus dem Stahltank abgefüllt..
Rechts das Gemeindewappen von Barga. Wiki Heraldik bedauert, dass ihnen dessen Bedeutung noch nicht klar ist. Aber hübsch ist es !

Ich gestehe, dass das Marketing auch bei mir gewirkt hat, denn ich hatte eigentlich vor, nach einer Nacht beim Barga-Weingut weiter Richtung Süden in wärmere Gefilde zu reisen. Stattdessen habe ich eine zweite Nacht gebucht, um mir dieses schönste Dorf anzusehen, wenn ich denn schon mal hier bin (im Bild oben rechts ist das Dorf gerade noch erkennbar oberhalb des Wortes ‘Toscana’). Ausserdem scheint heute wieder vorsichtig die Sonne. Also los.

Ich bin unzähligen Stufen und steilen Strässchen auf den Berg hinauf gefolgt und habe mich oben keuchend gefragt, wie das denn all die alten Leute machen, die hier wohnen !

Dann habe ich es gesehen: sobald ein Gässchen knapp zwei Meter breit ist, ist es eine Strasse für Autos ! Und so eine Gasse führt seitlich am Dorf bis beinahe zum Dom hinauf. Es geht also schon, wenn man will.

Barga ist tatsächlich ein hübsches Dorf in einer schönen Umgebung – mit den üblichen, hässlichen Zeugen aus Industrie, Bausünden und Verwahrlosung, die wir überall finden können.

Der romanische Dom wurde zwischen dem 9. und 15. Jahrhundert erbaut und thront über den über- und aneinander gebauten Häusern der Altstadt am steilen Hang.

Die Aussicht von hier oben in die Weite hinaus ist wirklich herrlich !

Nach den vielen Gässchen, Treppen, Toren und Weitsichten kehrte ich auf drei kleine, himmlische ‘Stückli’ ein bei der Pasticceria Lucchesi und überdachte die Sache beim genussvollen Löffeln des Schaums auf meinem Cappuccino.

Fazit: Das war ein ganz wunderbarer Ausflug, und das Dorf Barga ist wirklich sehenswert.
Ob es den Titel ‘Eines der schönsten Dörfer Italiens’, verdient hat, bleibt für mich vorläufig fraglich..

Und schon sind wir beim Problem:
Wenn es sich nicht prahlerisch so bezeichnen würde, hätte ich es wahrscheinlich gar nicht besucht, was schade gewesen wäre.
Weil ich es aber genau deshalb besucht habe, war ich kritischer als ich es sonst gewesen wäre…

Und deshalb sollte es sich die UNESCO gut überlegen, ehe sie eine (noch) unberührte Natur zum Welterbe erklärt 😊

Schlusspunkt: Dass ich schon wieder schreibe nach dem erst kürzlich gemachten Beitrag liegt daran, dass es wieder ziemlich kühl geworden ist. Und mir war gerade etwas langweilig.. 😊

Schulkameraden, italienische Velogeschichten und Regen..

Der sizilianischen Fahrradgeschichte zweiter Teil.
Bosch-Akkus für eBikes sind richtig gut. Jedenfalls war erst nach der Rückreise in die Schweiz ein Aufladen fällig seit dem Kauf meines neuen, alten Velos bei Giuseppe in Agrigento.

Bloss: ich hatte kein Ladegerät ! Ich Voll-Dödel hatte nicht bemerkt, dass Giuseppe mir keines mitgegeben hatte zu dem Fahrrad !
Also habe ich zähneknirschend eines gekauft für 120 Franken, mich dann hingesetzt und ein Mail an Giuseppe verfasst, in welchem ich ihn daran erinnerte, dass ich sowieso schon zuviel bezahlt hatte für den alten Göppel, ihm ausserdem noch mein viel neueres Yamaha Bike dagelassen hatte (ok, es benötigt ein neues Steuerelement); dass er mir aber auf jeden Fall 120 Euro schulde.
Dies alles in meinem besten Italienisch, welches – begünstigt durch das intensiv konsultierte Online-Wörterbuch – trotz einiger Hopplas ziemlich unmissverständlich war und meine Bankdaten auch gleich mitlieferte.

Giuseppe antwortete denn auch prompt mit der Versicherung, dass er mir das Ladegerät auf jeden Fall mitgegeben hätte, dass mein Yamaha Bike immer noch sinnlos bei ihm in der Werkstatt herumstünde und er mir deshalb überhaupt nichts schulde. Tanti saluti.
Merde ! Nun ja, ich hatte es immerhin versucht, und es hätte ja sein können..

Ich bin seit Mitte Oktober wieder unterwegs und werde ziemlich oft verregnet. Die Zeit im Auto habe ich deshalb dazu genutzt, einzelne Ecken auszumisten und nutzlose Dinge wie etwa ein mörderisches Sackmesser, diverse alte Zapfenzieher, zu eng gewordene T-Shirts (…) und dergleichen mit ‘Gratis’-Zettel in die Abwasch-Räume zu stellen, von wo sie meistens bald zu neuen Besitzern finden.    

Der Raum unter der Rückbank enthält Metallverstrebungen. Da er sich deshalb nicht besonders gut befüllen lässt, ist er zugegebenermassen etwas zur ‚Ramschecke‘ geworden. Ich habe alles ausgeräumt: Wasserkocher, Gratinformen, eine Vorratsbüchse voller Batterien, überflüssige Servierschüsseln – und dort lag es: das Ladegerät von Giuseppe ! …….. Mamma mia ! Wie peinlich !

…..
…….
Da wir ja dazu neigen, eigene Fehler möglichst diskret verschwinden zu lassen: braucht irgendjemand vielleicht ein Bosch-eBike-Ladegerät ? Durch Zufall habe ich gerade zwei am Lager.. 😊

Damit wäre mein Fehler so gut wie eliminiert (schon, oder ?), und deshalb geht es nun zu meiner Reise…

Meinen Tessiner Platz am kleinen Hafen von Tenero habe ich nicht gerne verlassen, aber das Campofelice schliesst demnächst für den Winter, also kann ich ebenso gut schon morgen los.

Ein letztes Glas Wein im Bistrot Robin; einen Nachbarn bitten, mir beim Velo-Aufladen zu helfen (er meinte, ich hätte aber wirklich ein grosses Ding – ach so, deshalb kann ich es plötzlich nicht mehr allein hochheben. Ich bin gar nicht schwach, sondern die Aufgabe zu schwer !)

350  Kilometer später komme ich jedenfalls in Diano Marina an (Ligurien zwischen Genua und Nizza), wo mein einstiger Primarschulkamerad Guido und seine Frau Danielle seit Jahren ihren Winter verbringen.

Die Beiden haben sich im Laufe der Zeit der wilden Katzen auf dem Platz angenommen und bringen sie jeweils dem Tierarzt zur Heilung oder zur Unterbindung.
Der anhänglichste ihrer einstigen Kunden ist ‘Lümmel’ (‘Lummel’ auf italienisch.. 😊). Der Tiger erwartet sie jeweils bereits, wenn sie nach einem halben Jahr wieder eintreffen – und nimmt dann umgehend Besitz von ihrem Vorzelt.

Es ist tatsächlich hübsch hier. Und praktisch: Der Campingplatz am Hang liegt in lockerer Gehdistanz zum Städtchen und seiner vielen Läden und Restaurants in den grosszügigen Fussgängerzonen.

An jeder Ecke trifft man auf den verfallenden Charme einer anderen Zeit

Auch das Rathaus hat Stil !

Erstaunlicherweise waren immer ein paar Leute im Wasser, wenn ich im Pulli und Faserpelz hier entlang spazierte…

Der Friedhof ist auch hier eine friedliche kleine Welt..

..wo lediglich das Ersetzen von verblassten Plastikblumen-Arrangements etwas gefährlich wird, wenn der damit Beschenkte im 5. Stock lebt. Äh: Lebt ? Wohnt ?…. IST ! Jetzt hat’s geklappt.

In der Pizzeria da Severino, wo «Gott das Essen machte, aber ganz bestimmt der Teufel die Köche», gab es feine Pizza, ebensolchen Barbera und einen sehr unterhaltsamen Abend.   

Herzlichen Dank euch Beiden für die nette Einladung ! Ich habe meinen Aufenthalt in eurer Nachbarschaft sehr genossen !
Liebe Grüsse auch an Lümmel (pardon: Lummel natürlich, wo sind wir denn 😊)

Es hat mir so gut gefallen hier, dass ich erst nach acht Nächten weiterzog – und auch nur, weil mein Platz ab ab dem nächsten Tag vorreserviert war..   

Der Lastwagenfahrer dieses französischen Camions der Firma ‘Channelfret International’ aus Orange hat mich souverän 150 Kilometer lang durch bestimmt 20 Baustellen und ebenso viele Tunnels gelotst.

Er hat immer vorausschauend gebremst, frühzeitig geblinkt, eine schöne Durchschnittsgeschwindigkeit gehalten und es mir ermöglicht, mich am gleissenden Meer unter uns, der terracottafarbenen ‚Kuscheldörfer‘ auf den Bergkuppen vor uns und an der Sonne über allem zu erfreuen. Und weil niemand (ausser mir) hinter einem Lastwagen herfahren will, musste ich mir nicht einmal sonderlich Mühe geben, ihn nicht aus den Augen zu verlieren. Merci, mon Cher !

Ich stehe nun oberhalb des Dorfes Valdeiva Marina etwa 40 Kilometer nördlich von La Spezia, und das ist die Aussicht aus meinem Frontfenster beim Essen. Oder beim Blog-Schreiben. Zumindest, solange das Wetter stimmt.

Auf diesem Camping gibt es einen Fitness-Parcours, den ich mir mit mildem Interesse angesehen habe. Dann habe ich mich an die ersten zwei Stangen gehängt, von denen aus man sich zu den nächsten vorhangeln soll – und spontan beschlossen, dass solche Aktivitäten völlig überbewertet sind.. 😊   

Immer noch die Aussicht aus meinem Frontfenster, einfach von heute Morgen statt von vorgestern..

Es ist auch hier Herbst geworden. Seit gestern Abend regnet es wie aus Kübeln, und dazu geht ein böiger Wind. Immer mal wieder steigt auch der Strom aus. Ich habe jedenfalls mein Nachtessen von der eigentlich geplanten Pasta Arrabbiata kurzerhand auf Guacamole umgestellt.

Und ich verzichte auf einen weiteren Besuch der Cinque Terre und Positano, obwohl Campings in dieser Gegend jeweils Shuttles zum Bahnhof anbieten, und obwohl das sehr hübsche Ziele in der Nähe wären. Zumindest bei hübschem Wetter..

Gestern noch wollte ich heute früh südwärts Richtung Toscana halten, aber bei diesem Wetter macht das Reisen keinen grossen Spass, und ausserdem ist es sehr nett hier, und wir sind nur noch zu Viert auf dem Platz.

Ich wünsche euch allen eine gute Zeit und hin und wieder etwas Sonne ! 😊  

Der Herbst ist da; es wird Zeit: Ein Abschieds-Bilderbogen.

Herbst ist Kürbiszeit
Dass es tatsächlich Herbst geworden ist, sieht man besonders gut beim Römerhof in Kloten, wo die Familie der ‘Seegräben-Juckers’ inzwischen einen vierten ‘Kürbis-Hof’ betreibt. Der Römerhof begeistert die Leute mit seiner alljährlichen Kürbisausstellung – und lockt sie damit ganz nebenbei in den grossen Hofladen. Die kunstvoll gefertigten Figuren sind aber auch tatsächlich einen Besuch wert.

Herbst ist Traubenlese

Das Ende eines langen Wimmen-Nachmittags in Balgach, an welchem ich mit Vergnügen teilgenommen habe. Was hier so geheimnisvoll-mystisch wirkt, ist schlicht klebriger Traubensaft auf der Handy-Linse und folgerichtig auf dem Bild der heimkehrenden Weinfreunde.. 😊

Unsere Wanderung auf den St. Anton (Appenzell Innerrhoden) dauerte gerade einmal anderthalb Stunden und führte auf 1100 Meter ü.M., und ich habe bei der Gelegenheit den kleinen Unterschied zwischen Spazieren und Wandern gelernt: beim Spazieren nutzt du (also ich..)  jedes Bänkli am Weg, um zehn Minuten auszuruhen – beim Wandern gehst du von A nach B – und bei so kurzen Strecken gefälligst am Stück ! Jaja, ist ja gut… (keuch…). Ich vermute mal, dass ich auf diesem Bild gerade ausgelacht werde von Bruder Andi und Schwägerin Martha; verdient hätte ich es ja, ich Wander-Profi ! 😊

Der Blick in die Weite des Rheintals ist immer wieder schön

Das war ein herrlicher Ausflug, und das Essen auf dem St. Anton im Restaurant St. Anton war so gut wie die Pâtisserie im Café Anton bei der Kapelle St. Anton, welche überraschenderweise dem heiligen Antonius gewidmet ist. Ähm: doch, sehr kreative Namengebung.. Immerhin weiss am Ende wirklich jeder, wo er gerade war… 😊

Ist sie nicht grossartig, die Dekoration am Zaun der Entsorgungsstelle Kloten ? Ich besuche die neueste Variante jedes Jahr mit grossem Vergnügen ! 😊

Herbst ist auch, wenn Andy die Lounge vom schattigen Garten-Pavillon unter das Terrassendach verlegt. Sehr gemütlich, hier wie da !

Herbst-Apéro auf der Geerlisburg..

..wo aus dem kleinen Kreis vom Nachmittag..

..ein grosser wurde gegen Abend

Es war schön mit euch ! Ich danke euch allen für euer gut gelauntes Mitfeiern !    

Neue Wohnungen durfte ich ebenfalls besichtigen:

Theresas neue Bleibe in Eschenbach hat ganz viele charmante Dachschrägen – und bietet bei klarem Wetter von der Terrasse aus eine Sicht bis in die Glarner Alpen (es sind die Glarner Alpen, nicht wahr ? Sonst ‘ups’)

..und Esther ist mit ihrem Westie Charlie auf den Berg bei Rüti-Winkel gezogen und hat nun einen direkten Blick auf das Geschehen am Flughafen. Toll !

Ein Herbstspaziergang an der Sihl

Meine Tochter Lisa hat mich zu einem Ausflug an die Sihl eingeladen. Dort war ich noch nie – gute Idee ! Der Leimbach-Steg ist so etwas wie die Türe zu Alices Wunderland: Hinter dir die Grossstadt, vor dir das Fluss-Paradies

Hier bist du mitten in der Stadt und doch mitten im Wald, sozusagen. Mindestens aber gefühlt in einer anderen Welt. Deshalb tummeln sich hier auch jede Menge Hunde mit ihren Besitzern und feiern die Freiheit, sich austoben zu dürfen. Sehr kurzweilig für uns Zuschauer!

Die Bank war etwas kurz (daher der Fischaugeneffekt) aber der Bubbly hat ganz wunderbar geschmeckt am Fluss. Ein Fischreiher hat eine Show abgezogen am Ufer, und die Sihl ist fröhlich über die Steine gesprungen im Hintergrund. Ferienstimmung pur !

Dass die Stadt gleich um die Ecke liegt, fällt einem auf an solchen Stellen. Aber auch diese haben ihren Reiz.

Fork & Bottle heisst dieses entzückende Restaurant an der Sihl in der Nähe des Bahnhofs Brunau.
Hier teilten Lisa und ich die besten Fish & Chips meines Lebens ! Perfekt knusprige Chips und viel Fisch in wenig Teig statt andersrum. Zum Kaffee gabs dann noch eine saftige Key Lime Pie, rund herum die Atmosphäre eines Waldparks, und dies alles ein paar Schritte entfernt von Sihlcity. Umwerfend !

Es gäbe noch viele Geschichten zu recherchieren und zu erzählen..

..zum Beispiel über diesen behäbigen, leerstehenden Bauernhof oberhalb von Augwil..

..oder über das butterzarte Plancha-Filet, das ich mit Anny im La Esquina genossen habe vor dieser Weinwand mit tiefgründigen Lebensweisheiten wie «It’s wine o’clock» oder «Wine not ?» 😊 

..oder hier die berühmte Starter Plate im Steakhouse Stars & Stripes in Brütten – mit Sohn Martin und seiner Freundin Lexi. Oder das wunderbare Essen im ‘Wunderbrunnen’ Opfikon mit Tochter Lisa und Freund Alain.

Dort waren Andy und ich später nochmals auf Einladung von Gaby und B.-J.

An alle: Lieben Dank für die schönen Treffen !

..oder das gemütliche Essen mit Susy an der Tössegg oder jene mit Andy und Urs in der Auenstube oder im Red Lion in Kloten (beide sehr zu empfehlen !).

Und überhaupt ! Schön war es hier !

Schliesslich habe ich es aber doch noch geschafft und bin tatsächlich abgereist am 16. Oktober. Brava !
Mein vage ins Auge gefasste Ziel zwischen Genua und Nizza war mir mit beinahe sieben Fahrstunden denn doch zu weit, und so bin ich auf dem grössten Campingplatz der Schweiz gelandet: Campofelice in Tenero.

In dieser riesigen Anlage an der Mündung der Verzasca in den Lago Maggiore wohnen im Sommer gerne einmal 2800 Menschen !

Der Platz bietet alles, was ich brauche: Schöne Aussichten, super-saubere Sanitäranlagen, zwei Restaurants, Kinderanimation…. Also gut: letzteres benötige ich nicht unbedingt, bekomme ich aber gratis dazu, wenn ich ein Glas Wein trinke im ‘Bistrot Robin’ auf dem Platz.

So richtig lauschig und direkt an der Verzasca stehen die Zelt- und Bulli-Bewohner. Traumhaft, oder ?

Eine riesige Zugmaschine für das schnuckelige Planzer Motel. Süss !  

Seit gestern regnet es ununterbrochen. Ich bin gespannt, wie tief wir morgen im Morast stecken, denn in der Nacht soll der Regen noch heftiger werden.

Nachtrag heute Morgen: Die Plätze liegen auf kleinen Anhöhen zwischen den Zufahrtstrassen und halten sich recht gut; die Strassen selber sind allerdings zu lustig gurgelnden Abflusskanälen geworden. Das kann ja noch heiter werden.

Das ist meine Aussicht drei Schritte von der Schiebetüre weg. Schön, nicht ? Na ja, das WAR sie, bis es zu regnen begann.

Wohl auch wegen den Wetteraussichten sind viele vorzeitig abgereist in den letzten beiden Tagen (oben meine Sicht aus dem ‘Bürofenster’ gestern Mittag), und der ganze Platz ist angenehm luftig geworden. Ich kann mir nicht vorstellen, hier zu sein im Sommer, wenn alles voll besetzt ist, aber im Moment passt es richtig gut !


Und da man wenig sieht beim Reisen im Regen, bleibe ich einfach, bis das Wetter passt. Der Platz schliesst allerdings per Anfang November; es wäre also nett, wenn die Wetterbesserung vorher eintreten würde. 😊 (vielleicht sollte ich mal nachsehen, was die Verzasca zu tun gedenkt mit all dem Wasser..)


Ich wünsche euch einen schönen Herbst. Bleibt gesund und fröhlich ! 😊

Ein Bilderbogen meines Schweizer Sommers 2023

Nicht unbedingt in chronologischer Reihenfolge – Sommer halt.. 😊

Im Balgacher Riet vom St. Galler Rheintal: vorne die reifen Aroniabeeren auf dem Hof meines Bruders Andi, links hinten der Hohe Kasten, rechts der Säntis mit frischem Sommer-Neuschnee.

Besuch im Camper unterm Kirschbaum: Tiggy-Mau und D’Artagnan

Zimmermann Toni ist seit zwei Jahren auf der Walz.
Er hat mich an einer Tankstelle auf der Reise nach Walenstadt angesprochen, und ich habe ihn gerne nach Merenschwand im Luzernischen gefahren, wo ein nettes Paar durchreisenden Wandergesellen ein Bett anbietet.
Toni darf kein Handy dabeihaben – und sich während seiner Reisezeit nie näher als 50 Kilometer von seiner Heimatstadt befinden. Bis er in einem Jahr das Geschäft seines Vaters übernimmt, dürfte er bereits viel mehr über die Menschen erfahren haben als er eigentlich wissen wollte.. 😊  

Die «Truube» in Gais hat sich ihre Auszeichnungen redlich verdient !
Das Essen mit Bruder Andi, Schwester Elisabeth und ihren Gspusis Martha und Sepp war ein kulinarischer Höhenflug, jeder Gruss aus der Küche und jeder Gang ein Gedicht von Geschmack und Präsentation – und eine himmlische Abwechslung zum Essen in ‘Camping-Kantinen’.. 
Ja, das Essen war teuer – und jeden Franken wert ! Es ist einfach schön, hin und wieder daran erinnert zu werden, wie richtig gutes Essen aussieht und schmeckt. Und die Präsentation war so schön, dass ich sie hier zeigen möchte.

Guacamole auf 5-Frankenstück-grossem Taco, Mini-Käsefladen und Falafel. Ein köstliches Salätchen, garniert mit winzigen Fenchelblüten (mit der Pinzette aufgesetzt). Zanderfilet auf Sellerie mit Sommertrüffeln.

Schwarzer Seehecht mit Reiskugeln und Bohnen an delikater Schaumsauce. Filet auf Pulled Pork mit Schupfnudeln.

Zum Abschluss ein ‘Un peu de tout’–Käseplättli mit feuchtem ‘Panforte’, danach ein himmlischer Zwetschgen-Knödel mit Pecannüssen, welcher mich nun doch versöhnt hat mit all den teigigen Mehlknollen, die ich bis anhin serviert bekommen hatte unter dem Namen ‘Knödel’.. 😊

Fünf sehr zufriedene Gäste nach dem exzellenten (und ausgedehnten) Mittagsmahl

Dramatisches Licht vor den österreichischen Bergen

Schön..

Idyllisch: Das geruhsame Landleben der drei Pferde Othello, Ombra und Omero auf dem Hof hier.
Dazu das Storchenpaar in ihrem luftigen Nest.

Ein herrlicher Tag auf dem Bodensee mit Skipper Andy auf seinem Boot

Ein schönes, neues Zwei-Generationen-Haus hat das Alte unserer Jugend ersetzt im Rheintal

..und bietet diesen Blick von der Terrasse auf den Säntis

Das Haus ist richtig schön geworden und wurde inzwischen bezogen. Wie man sieht, sind die Umgebungsarbeiten noch längst nicht abgeschlossen, aber der Einweihungs-Stimmung tat dies am strahlendem Festtag überhaupt keinen Abbruch.

Unsere Klassenzusammenkunft der ‚Ehemaligen vom Sonnenberg‘ endete im Haus des Weins in Berneck.
Dort wurde es sehr gemütlich bei Raclette und Grilladen und etlichen Weindegustationen nach dem Rundgang durch das geschichtsträchtige Dorf. Berneck ist übrigens die grösste Weinanbaugemeinde des Kantons Sankt Gallen.

Auf diesem Landstück hat das ‘Haus des Weins’ von zahlreichen Traubensorten je eine Rebe gepflanzt. Spannend !   

Getroffen haben wir uns im einstigen Stellwerk vom Bahnhof Heerbrugg. Dieses ist inzwischen zur Kunst-Galerie (und zum Apéro-Treffpunkt!) aufgestiegen. Sehr gemütlich.

Wir fanden uns unversehens wieder auf der Schulbank – zu einem kurzweiligen Vortrag über den Bau der Ellipse, dem architektonischen Stolz von Heerbrugg.

Modernes und Altes: das ist sie, die viel bewunderte Ellipse neben dem Bahnhof Heerbrugg, rechts die katholische Kirche Berneck, einem unserer nächsten Programmpunkte. Ab der Reformation bis zum Jahr 1937 war sie das gemeinsame Gotteshaus für Reformierte und Katholiken. 

Eine Swastika im Deckengemälde der Kirche von Berneck. (rot eingekreist).
Kein Grund für einen Schreckmoment: Die Swastika ist ein Sonnensymbol und existiert seit mindestens 7000 Jahren vor Christus. Sie wird bis heute als religiöses Glückssymbol verwendet, unter anderem im Hinduismus, und sie wurde auch gerne in Kirchen verwendet als dekoratives Muster. Die ältesten dieser Kreuze stammen aus Indien. Einige indigene Völker Amerikas sahen die Swastika auch als Abbild der Rotation des Sternbilds Großer Bär um den Polarstern und als Sinnbild einer mythischen Vorgeschichte.

Schönes, altes Holz-Bauernhaus – rechts ein Beispiel einer frühen Trompe l’Oeil – Fassaden-Bemalung.
Was war das für ein lustiger, lustvoller und interessanter Tag !
Herzlichen Dank an Charles und Guido für die tadellose Organisation !

Ein heftiges Sommergewitter in Wallisellen..

Ein seit anderthalb Jahren leerstehendes Haus grenzt an das oben gezeigte Grundstück und hatte einen ähnlich gepflegten Rasen.  Wenn die Natur nochmals etwas Zeit bekommt, verschwindet das Haus bald ganz im sich üppig ausweitenden Dickicht.

Eine immer wieder hübsche Ansicht von Bülachs Altstadt

Traum-Aussicht über dem Vierwaldstättersee von der Terrasse meiner Freunde Vreni und Werni in Vitznau

Diesen Seelen-weitenden Blick gibt es gleich über dem Hügel im Emmentaler Dürrenroth bei Peter in seinem charmanten ‘B&B Hälflige’

..wo wir ehemaligen Arbeitsfreunde unser Wiedersehen gefeiert haben mit feinstem Raclette aus dem Ämmital – ein tolles Fest ! (und ein wirklich empfehlenswertes Bed&Breakfast !

Mit diesen letzten Blicken auf den Säntis (eine immer wieder sagenhafte Aussicht !) wollen wir es gut sein lassen für heute. Habt es alle gut, bleibt gesund – und bis zum nächsten Mal ! 😊

Die berühmte Fähre ab Palermo und der noch viel berühmtere Stau von Genua

Am 6. Juli habe ich meine beinahe achtwöchige Volontariatszeit bei Siri in ihrem Hostel Vela Vega in Butera abgeschlossen und bin Richtung Palermo aufgebrochen. Es wird nun schlicht zu heiss in meiner Sardinenbüchse, und wenn ich jetzt nicht gehe, gehe ich nimmermehr (eine Feststellung, die mir schon öfter auf die Sprünge geholfen hat..).  

Zum Abschied hat mir Siri nochmals mein Lieblingsessen Spaghetti Napoli gekocht (herzlichen Dank !)
Der Tages-Besucher Corrado bietet übrigens bei Catania Watsu-(Wasser-) Behandlungen an, und die Holländerin Lisa ist meine Volontär-Nachfolgerin.

Ich beschloss, die vollen Campingplätze der Hochsaison auf dem Festland zu vermeiden und habe mir einen Platz auf der GNV-Fähre Excelsior gebucht mit Bett in einer Vierer-Frauenkabine. Vielleicht hätte ich die Kabine ja ganz für mich allein, denn die Leute kommen momentan bestimmt vor allem südwärts, nicht ?  

Die Autofahrt verlief so reibungslos, dass ich beim ersten Kontrollpunkt am Hafen zu hören bekam, ich solle es in zwei Stunden nochmals versuchen, denn jetzt wäre erst einmal die Fähre nach Napoli dran. So etwas wäre mir in jüngeren Jahren nie passiert – damals sprintete ich prinzipiell in letzter Minute daher – aber okay… 😊

Ich fuhr also etwas planlos durch Palermo, sah mir die Strände an, schaute einem Schwarm Mini-Segelbooten zu beim Wenden-Üben – und fand mich pünktlich zum frühesten Einlasstermin wieder beim Checkpoint. Dieses Mal durfte ich mich in die Warteschlange einreihen.

Es dauerte nicht lange, bis sich meine Illusion von vorhin in Luft auflöste: der Parkplatz –und später die Fähre– füllten sich bis auf den letzten Platz, und die Viererkabine teilte ich mit drei alten Französinnen (also in meinem Alter.. 😊) namens Marie-Madeleine, Marie-Claude und Marie-Françoise (kein Witz: ich nannte sie den Club der Maries)

Zu viert zersägten wir ganze Pinienwälder während der nächtlichen Fahrt im 3×2 Meter-Zimmerchen mit seiner laut quietschenden (und nächtens oft bewegten) Toilettentüre, und am nächsten Morgen beschloss ich, auf dem nächsten Campingplatz mindestens zwei Nächte lang zu bleiben – und auszuschlafen !

Aber zurück zum Reiseverlauf und zu diesem Bild: Daher kommt wohl der Ausdruck «Fahrt ins Blaue»..

Das einzige Spannende auf dieser Reise war das Überholen dieses MSC-Frachters vor Elba. Wir benötigten dazu lediglich eine halbe Stunde oder so…

Zuvor waren wir gelangweilt an Korsikas verschwommener Ostküste entlang getuckert..

… sahen später von weitem die Amalfi-Küste..

..und trafen pünktlich um 18.00h in Genua ein nach der 20-stündigen Fahrt.

So weit, so gut. Also auf zum perfekt gelegenen Camping Villa Doria in nur 10 Kilometern Distanz !
Der Stau begann doch tatsächlich bereits auf dem Hafengelände ! So einen Stau hatte ich noch nicht erlebt ! Vier Spuren breit standen wir, um auf eine einzelne zu wechseln wegen immer wieder einer neuen Baustelle. Wie gut, dass ich schon beinahe so gut drängeln kann wie die Einheimischen ! Es folgten Umleitungen noch und noch, nicht enden wollende Standzeiten – und wenn es einmal fünf Meter am Stück voranging, war das ein Hurra-Erlebnis ! 19 Kilometer und zweieinhalb Stunden später kam ich dann tatsächlich an auf dem Campingplatz ! Uffa !

Ich habe mir an der Bar ein Glas Rosé geholt, eine Schale Chips dazu geknuspert und mich an den italienischen Heimweh- und Lumpenliedern und dem virtuosen Gitarrenspiel der vier alten Herren erfreut, die vor der Reception aufspielten. Was für ein schöner Abend ! (Noch schöner werden solche Momente offensichtlich, wenn man sie sich ehr- und redlich verdient hat.. 🙂

Und hier stehe ich nun – im Schatten dieses mächtigen Mammutbaumes (Sequoia) – und finde die Hitze des italienischen Sommers einfach schön ! 😊

Keramik und Mosaik: Caltagirone und Piazza Armerina

Wir drei Volontärinnen Ingrid, Anastasia und ich haben einen Ausflug gemacht. Einen 220-Kilometer-Ausflug, um genau zu sein. Eigentlich waren wir nämlich dazu eingeladen, auf einem Biohof in der Nähe zu lernen, wie dort Gemüseanbau betrieben wird, aber ich hatte in Ingrids Navi aus der vagen Auswahl die falsche Adresse ausgewählt und uns damit weit vom Ziel gebracht.

Wir landeten in der Agglomeration von Ragusa und sagten von dort aus unsere Teilnahme ab. Die Organisatorin hat sich am Telefon sehr dafür entschuldigt, dass sie uns nicht ihren Standort geschickt hatte statt einer missverständlichen Adresse. Mein Ruf ist also gerettet (wobei er – die räumliche Orientierung betreffend – verdienterweise fragwürdig bleibt.. 😊).

Für uns war das trotz allem ein Glücksfall, denn wir beschlossen, statt der landwirtschaftlichen Produkteverkaufsveranstaltung die sizilianische ‘Keramik-Hauptstdt’ Caltagirone zu besuchen

Auch die Brückengeländer sind mit Keramik verziert..

..und in der Stadt wimmelt es von ‘Ceramiche’-Läden

Das ist ein ‘getöpferter’ Zaun ! Was für eine eindrückliche Arbeit !

Angebote im Hinterhof

Nach Caltagirone (und einer grossen Glacé in einer schattigen Strassenbar !) ging es weiter zu den  berühmten Mosaiken der Villa Romana del Casale in Piazza Armerina.  

Auf der Fahrt nach Piazza Armerina.
Im Inland ist Sizilien am schönsten: karg und weit mit Rebenhügeln, Olivenbäumen und Kornfeldern, braun und grün und darüber der weite blaue Himmel mit weissen Wolken. 

Hier wohnte vor gut 2000 Jahren ein begüterter Römer.

Nun ist die Villa vor allem berühmt für ihre gut erhaltenen Mosaiken wie diesen bikinitragenden Sportlerinnen…

..oder für dieses Bild im Herrenzimmer. Ganz schön gewagt vor 2000 Jahren ! Vielleicht kam die Prüderie aber auch erst später in Mode.. Auch Jagdszenen, Tierköpfe und Schifftransporte gab es zu sehen. Ein netter Rundgang war das auf jeden Fall.

Das war ein schöner Ausflug. Nun wird es langsam Zeit, an meinen Aufbruch zu denken.
Erst gehen wir aber noch essen wie die Sizilianer, nämlich gut ! Und mitten im Abendverkehr gleich neben der Strasse.  

Und vorher steigt noch ein Riesenfest in der Vela Vega !

Massimo ist ein lokaler Musiker und hat seinen 45. Geburtstag mit einer Jam Session – gefüllten Nacht auf Siris Terrasse gefeiert mit seinen Musiker-Freunden. Was für ein Fest – und was für eine tolle Erfahrung !

Am nächsten Morgen: der Argentinier Joaquin ist ein begnadeter Saxophon-Spieler, und seine sizilianische Freundin Shesamne (klar: Künstlername) war ganz klar die beste Sängerin des gestrigen Abends. Wir bekamen eine kleine Sonderzugabe, ehe sie sich nach der Nacht im Hostel ebenfalls auf den Weg nach Hause machten.

PS Ich habe Sizilien inzwischen per Fähre verlassen und bin momentan in Genua 😊
Davon nächstes Mal mehr – es ist zu heiss zum Denken…

Das „Hostel Vela Vega“ und die Permakultur – wieder etwas gelernt

Herzlichen Dank an alle, die mich gefragt haben, ob es mir gut ginge, weil ich so lange nichts von mir hören liess. Es ist schön (und beruhigend 😊) dass es auffällt, wenn ich gar zu lange nichts mehr schreibe. Dann wollen wir mal…

Hier wohne ich momentan: in meinem Camper links im Bild hinter dem Haus, um genau zu sein
(es ist halt einfach praktisch, wenn man direkt im ‘Koffer’ wohnen kann..) 

Ursprünglich kam ich ja nochmals nach Sizilien, weil ich die Insel fertig umrunden wollte, nachdem ich 2018 nach Catania zurück musste, um den Behörden zu beweisen, dass ich noch lebe. Dass ich noch lebe, lasse ich mir seither jeweils in der Schweiz auf einem Polizeiposten bestätigen, womit ich mir die langwierige Suche nach einer Schweizer Botschaft in einer fremden Grossstadt erspare.

Nachdem ich auf der Insel während etlicher Wochen gemütlich der Nordküste entlang gereist war und mir nebst vielem anderen die Reben auf dem Ätna, die historischen Gebäude von Palermo oder die Kite Surfer von Marsala angesehen hatte, packte mich in Agrigento urplötzlich die Lust, wieder einmal etwas zu TUN !

Da kam Siris Facebook-Angebot für ein paar Wochen Volontariat in ihrem Hostel Vela Vega wie gerufen. Also nichts wie hin ! Und hier bin ich nun seit Mitte Mai und TUE tatsächlich etwas. Schön !

Siris Logo beim Eingangstor: ein Segelschiff in der Mitte der auf Sizilien allgegenwärtigen Triskele – hübsch, oder ?

Wir sind drei Volontärinnen und arbeiten im Garten, richten Zimmer und Appartments her für neue Gäste oder fahren am Donnerstag gemeinsam auf den Markt in Licata, um Lebensmittel für die ganze folgende Woche einzukaufen. Letzteres auch deshalb, weil wir zwar direkt hinter den Dünen am Strand leben – aber immerhin eine halbe Stunde vom nächsten Laden entfernt. Wir kochen und essen gemeinsam und geniessen die entspannte Kameradschaft. 

Unsere Chefin Siri ganz links. Sabrina (Mitte), Ingrid (rechts hinten) und ich sind Volontärinnen; Christina (links hinten) und ihre Tochter Kyana (rechts vorne) sind gerade unsere Gäste. Christina ist gebürtige Griechin und lebt mit ihrer Tochter in Nashville, Tennessee. Die Beiden sehen sich jeweils nach dem alljährlichen Familienbesuch in Athen auch etwas vom Rest von Europa an.

Ich habe inzwischen etliche Gäste aus Italien, Frankreich, der Schweiz und vor allem aus Deutschland kommen und gehen sehen. Hat Spass gemacht !  

Kürzlich waren zum Beispiel diese beiden Italiener hier: Gian-Marco (links) ist hier aufgewachsen – und so bald wie möglich so weit weg wie möglich gezogen (Die jungen Sizilianer zieht es nordwärts aufs Festland, wo die Chancen auf eine Arbeit – und die Löhne – deutlich besser sind als hier unten).
Er arbeitet in Rom und kommt einmal im Jahr nach Butera für einen Wochen-Besuch bei seinen Eltern, welche ihr ganzes Leben hier verbracht haben. Sein Partner Marco würde hier gerne ein Ferienhaus kaufen, aber für Gian-Marco reicht die Besuchswoche pro Jahr vollauf…

Der Österreicher Jonathan (rechts) ist mit dem Motorrad unterwegs und hat hier die drei Tage Regenwetter abgewartet, denn das Übernachten im nassen Minizelt auf sumpfigem Boden ist dem Urlausgefühl gar abträglich.

Siris Geschichte
Siri (oben links) war sieben Jahre lang Weltenseglerin und liess sich während dieser Zeit als Skipperin anheuern auf 35 verschiedenen Schiffen. Am meisten hat es ihr jedoch die alte, hölzerne Segeljacht ‘Vega’ aus dem Jahr 1930 angetan, und deshalb heisst auch ihr Hostel nach diesem Hauptstern im Sternbild der Leier.   

Auf ihren Reisen über die Ozeane der Welt fand sie schliesslich in Butera den Platz an Land, an welchem sie ihre Vorstellung von einer Wohn- und Lebensgemeinschaft umsetzen will.

Sie verkaufte ihr gesamtes Hab und Gut und zog 2021 in ihr Hostel Vela Vega, wo sie drei Zimmer und zwei Appartements zur Vermietung anbietet.

Am schönsten lebt man Siris Idee, wenn man gemeinsam einkauft, kocht und isst. Und natürlich gemeinsam arbeitet.. 😊

Die Permakultur
Siris Sohn Paul ist Biologe und hat in Nicaragua die Permakultur kennengelernt. Auf Sizilien nutzt er die Möglichkeit, diese Idee umzusetzen. Auch wenn er vorläufig noch nicht allzu oft hier ist, ist seine Handschrift doch gut zu erkennen.
Diese nachhaltige Landbewirtschaftung zielt darauf ab, Ökosysteme zu nutzen und Symbiosen zu fördern. Die Natur soll sich sozusagen selber gesund erhalten durch Nützlinge (statt durch Schädlingsbekämpfung), der Boden soll mit geringem Energieaufwand gesund erhalten werden und Nahrung produzieren.

Früchte und Gemüse gedeihen in diesen halbrunden Steinkreisen. Die offene Seite zum leichten Hang nimmt das herunterfliessende Wasser auf, und die Steine auf der anderen Seite hindern die Erde am Abdriften.

Die Permakultur klappt schon recht gut, nachdem sich anfangs ganze Wolken von Ungeziefer im einzigen pestizidfreien ‘Restaurant’ der Gegend einfanden. Inzwischen summen zahllose Bienen, Wespen und Hummeln über den vielen Blüten; an jeder Gartenecke trifft man auf einzelne Salatköpfe, Tomatenpflanzen, Fenchel, Randen, Zwiebeln und Knoblauch, und der sommerlichen Wasserknappheit wird durch Belegen des Bodens mit Schafwolle unter Palmenblättern begegnet (die Wolle gab es gratis vom Schafbesitzer in der Nachbarschaft).

Siris fünf Olivenbäume (Bildmitte hinten) ermöglichten letztes Jahr die Produktion von 40 Litern hauseigenem Olivenöl…

…und vom kleinen Maulbeerbaum pflücken wir momentan täglich ein grosses Becken voller Beeren und haben bestimmt schon 20 Kilo davon tiefgekühlt oder zu Konfitüre verarbeitet. Sie eignen sich aber auch zum Einlegen in Alkohol für künftige Desserts.
Im dicht behangenen Baldachin des Baums findet sich ausserdem eine sehr private Dusche.

Bald sind auch die Aprikosen reif zur Ernte

Das Dorf Butera (Siris Hostel liegt auf dessen Gemeindegebiet) liegt im Bild rechts oben auf dem Hügel.

Ich habe überrascht festgestellt, dass es bei uns am Meer unten deutlich kühler ist bei dem ständig wehenden Wind als hier oben ! Wir haben deshalb unser Gelato im Schatten genossen und sind gerne wieder heimgefahren…

Die Aussicht von hier oben ist grandios ! (Mitte rechts findet sich wieder einer der vielen Friedhöfe mit genialer Weitsicht, was – wie in Spanien – die dort Weilenden bestimmt ungemein erfreut. 😊

Sabrina (links) reist morgen weiter nach einem Monat Volontariat in Siris Hostel.
Abschiedsessen in der Pizzeria La Briglia von Licata mit Siri (Mitte) und Ingrid, unserer Gartenspezialistin.

Die Saison hat begonnen ! Unser total überfüllte Strand vor dem Haus… 😊

Anastasia ist eine russisch-stämmige Deutsche und hat Sabrina abgelöst. Sie hat bereits Erfahrung mit Hostel-Volontariaten und weiss, was zu tun ist. Wir haben gestern gemeinsam die ganze obere Wohnung auf Vordermann gebracht.

Ende Juni findet bei Siri auf der Vela Vega ein grosses Jam Session-Fest für lokale Musiker statt, und das möchte ich zu gerne noch erleben ! Danach halte ich aber nordwärts, ehe die Sommerferien begonnen haben und es überall viel zu heiss – und viel zu voll – wird.

Ich wünsche euch allen einen richtig schönen Sommer ! Dieser beginnt ja morgen ‘kalendarisch-offiziell’ mit der Sommer-Sonnenwende – und mit dem längsten Tag des Jahres…

Wer gerne einmal herkommen möchte (es mangelt gerade etwas an zahlenden Gästen…):
Infos gibt’s auf www.vela-vega.com

Lieferungen nach Sizilien dauern ! Das passt immerhin zu meinem neuen Reisemodus..

Da ist sie (immer noch), die treppenreiche Stadt Agrigento hoch auf dem Hügel

Schuld daran, dass ich immer noch hier bin, ist meine deutlich zu optimistische Online-Bestellung eines neuen Laptop-Akkus. Ich nahm an, dass so eine Lieferung höchstens drei bis vier Tage dauert. Das war vor gut vierzehn Tagen… Ich hätte es wissen können – wir sind hier schliesslich auf Sizilien.… Aber hey, macht ja nichts; ich habe Zeit.

Dennoch: wenn ich gewusst hätte, wie lange das dauert, hätte ich wahrscheinlich einen etwas lauschigeren Platz mit mehr Möglichkeiten für schöne Spaziergänge gewählt. Nun ja, man kann nicht alles haben.

Auf der positiven Seite ist zu verbuchen, dass hier ständig etwas los ist: der Platz ist inzwischen jeden Abend voll – und jeden Mittag so gut wie leer. Alle kommen sie her, um die Tempel zu besichtigen, und alle reisen am nächsten Tag wieder ab – spätestens am übernächsten.  

Das hat den Vorteil der Anonymität, was manchmal ganz nett ist. Man trifft ganz viele Leute kurz und kann sich dann wieder seinem eigenen, egoistischen Nichtstun zuwenden.. 😊

Mit der ebenfalls alleine reisenden Holländerin Nelleke habe ich zwei sonnige Abendessen genossen vor unseren Häuschen. Ihr Ford Transit hat ein kleines Hubdach, damit sie stehen kann beim Kochen. Der Appenzeller-Schäfermix ihres Nachbarn hat den Schatten bei ihr sehr genossen..

Hier haben fünf deutsche Bikers ihre fünf Zelte in erstaunlich kurzer Zeit aufgestellt. Einer von ihnen meinte lachend, dass sie sich zwar einen Bungalow leisten könnten, aber lieber auf Abenteuer machen für die vierzehn Tage Auszeit von ihren Jobs..

Dieser Camper schläft heute Nacht unter Olivenbäumen..

..und diese hier im zweiten Stock.. Solche Gefährte beneide ich immer etwas für ihre Bodenfreiheit – bei den Strassen hier klar ein Vorteil ! Und sie tun mir auch etwas leid wegen ihrer Grösse – bei den Strassen hier klar ein Nachteil… 😊

Die Kalifornischen Pfefferbäume auf dem Platz mit ihren schönen, gefiederten Bättern stammen ursprünglich aus Südamerika und können 15 Meter hoch werden. ‘Echter Pfeffer’ hingegen stammt ursprünglich aus Indien und ist eine Kletterpflanze (Netzbild rechts).

Der rosa Pfeffer dieses Baumes kann zwar auch zum Würzen verwendet werden; eignet sich jedoch besonders für dekorative Pflanzengestecke.

Dieses sympathische Paar (er ist Malteke, sie Engländerin) zieht nach fünf Jahren auf seiner Insel Malta auf ihre Insel England in die Nähe ihrer Eltern, weil in Malta die Löhne niedrig sind und dafür die Hauspreise hoch. Ehe es ernst wird für sie im UK, geniessen sie sechs Wochen Freiheit und üben sich im Camping. Auf Malta hatten sie ein grosses, allzeit bewohnbares Boot und empfinden deshalb das Aufbauen eines ‘Land-Camps’ als ziemlich anstrengend..

Noch auf dem Festland machte mein deutscher Camping-Nachbar Michael begeistert Werbung für sein Lieblingsland Tschechien,und er versprach mir viele Tipps für meine Sommer-Reise dort. Er selber ist inzwischen seit Wochen wieder daheim, und ich bin in derselben Zeit gerade einmal ein paar hundert Kilometer weitergekommen.
Kürzlich hat er per WhatsApp gespottet, dass ich es bei meiner Reisegeschwindigkeit in frühestens drei Jahren nach Tschechien schaffen würde.  

Tatsächlich ! Er hat völlig recht !
Mir ist gerade so richtig bewusst geworden, wie sich mein Reisemodus verändert hat.


Als ich auszog, Europa zu entdecken, war schlichtweg alles, alles sehenswert !
Ich reiste, als ob ich in ein paar Wochen fertig werden müsste. Also so, wie die meisten anderen um mich herum es immer noch tun. Alles wollte ich sehen: Barcelona, die Bretagne, Stockholm, Lissabon, Rom, Griechenland, Pisa, den Ätna, Fjorde, Palermo, Valencia  Venedig etc pp.  
Dies alles und vieles mehr habe ich in der Zwischenzeit besucht, und ich bin rundum zufrieden mit meinen Erfahrungen und Erinnerungen, auch wenn längst nicht alle perfekt geworden sind – vielleicht sogar deshalb.

Ich sehe immer noch gerne Neues, aber ich muss mir nicht mehr ALLES ansehen wie früher.
In Italien bin ich durch so viele Dörfer gekommen, dass ich inzwischen ziemlich gut einschätzen kann, was mich im nächsten erwartet – mindestens im Winter oder während der Siesta bis zum frühen Abend: schmucke, weiss getünchte Häuser neben schäbigen, halb verfallenen; schmale Steinplatten- oder Betonstrassen, gesäumt von geschlossenen Rollläden der Cafés und Läden, nirgends ein Mensch zu sehen; ausnahmsweise einmal eine Katze oder ein Hund..

Währenddem ich früher eher lange gereist und kurz geblieben bin, reise ich inzwischen kurz und bleibe lange. Das ist dann wohl die grösste Änderung in meinem Reisemodus.

Das hat den Vorteil, dass ich ein Gefühl für einen Ort und seine Menschen bekomme, mich mit dem Platz-Chef und der Putzfrau anfreunde und von den Ladenbetreibern in der Nähe mit Tages-Empfehlungen begrüsst werde.

Ich glaube, dass ich nun sogar das Angebot, ein paar Monate lang auf der Elchfarm in Schweden mitzuhelfen, annehmen würde ! Das war mir damals viel zu statisch. Da sieht man mal, wie sehr sich Einstellungen ändern können, wenn man erst einmal rund und satt ist von Eindrücken.

Meine Tauben-Nachbarin im Baum über mir fragt zwei, drei Mal am Tag erfolgreich nach Brosamen. Ich kaufe genug Brot ein, dass es sicher für uns alle reicht, denn inzwischen kommen auch ihr dicker Freund und eine entfernte Cousine täglich vorbei..

Seit ein paar Tagen ist es bewölkt mit gelegentlichem Regen. Das ist eine gute Entschuldigung für faules Herumsitzen und Lesen, einen Film ansehen oder nur eine kleine Platzrunde drehen. Ach so, ja: und natürlich täglich vergeblich nach meinem Paket zu fragen an der Reception… 😊

Agrigento – das Tal der Tempel

Nach unzähligen Besuchen von ‚antiken Steinhaufen‘ gestehe ich es gerne: entgegen meiner Vorbehalte hat mich diese Tempelanlage sehr positiv überrascht !

In Paestum sind die Tempel zwar besser erhalten, aber sie stehen auf einer flachen, grünen Wiese in relativ kurzer Distanz zueinander. Hier sind sie über einen weiten Berghang verteilt und eingebettet in einen Park, und man sieht weit hinaus in grüne Täler, Hügel und Felder. Das Lustwandeln durch die Anlage war eine wahre Freude !

Die Herakles-Säulen sind schon beim Anfahren von der Strasse aus sichtbar.

Dieser Park ist ebenso ein Garten wie eine Tempelanlage – interessant und abwechslungsreich

Antike Tempelüberresten vor der modernen Stadt Agrigento auf dem Bergrücken (60’000 Ew.).

Rund um die Villa Aurea wächst eine Fülle von mediterranen Pflanzen. Der Londoner Amateur-Archäologe Alexander Hardcastle wohnte hier ab 1921 und finanzierte über Jahre Ausgrabungen architektonischer Zeugen aus dem 6. Jahrhundert v.Chr, was ihm den Titel ‚Ehrenbürger von Agrigento‘ einbrachte.

Der Concordia-Tempel ist der am besten erhaltene der acht Tempel hier.

Auf dem 1200 ha grossen Gelände tummelt sich auch eine kleine Herde dieser Ziegen mit den schön gewundenen Hörnern. Benannt ist diese endemische Rasse nach Girgenti, dem alten Namen von Agrigento, also la Capra Girgentana. Sie soll hier vor dem drohenden Aussterben bewahrt werden.

Das war ein wirklich schöner Ausflug. Und ein ermüdender dazu. Ich habe deshalb nicht wieder den Bus oben am Berg bestiegen, sondern mich per Taxi heimbringen lassen.. Was habe ich gut geschlafen nach diesem Tag !

Geniesst das lange Wochenende zum 1. Mai ! 😊

Ich habe wieder ein Fahrrad ! oder «Feilsch-Banause am Werk.. 😊 »

Ich weiss inzwischen, dass wir Touristen auf Sizilien prinzipiell einen Touri-Zuschlag bezahlen, wenn Preise nicht öffentlich angeschrieben sind. Das gilt für einen Kaffee an der Bar, Mahlzeiten und Campingplatzgebühren ebenso wie für Früchte und Gemüse vom Piaggio-Vekäufer an der Strasse. Der Zuschlag ist oft becheiden, und ich bezahle ihn bereitwillig.

Bei grösseren Beträgen habe ich aber gelernt, im Voraus zu rechnen und bei Übersteigen des maximal erwarteten Totals höflich nachzufragen, wie es zur genannten Summe kam – zum Beispiel bei längeren Aufenthalten auf Campingplätzen. Meine bereits pessimistischen – also zu hoch angesetzten – Berechnungen sind dort beinahe ausnahmslos tiefer als die tatsächlich verlangte Summe.

Auf meine Nachfrage ist die Antwort dann etwas wie: «Ach so, ja, mein Fehler; ich dachte, da wäre noch ein Murmelmurmel und ein Hmhmhm mit dabei gewesen.» – im Wert von 50 bis 100 Euro !
Da das schuldbewusste Erröten an dieser dafür logischen Stelle meistens ausbleibt, muss ich annehmen, dass das reine Routine ist. Man darf und soll es versuchen lautet die Devise, und oft genug klappt es ja auch tadellos..

Giuseppe, der Chef vom Fahrradladen hier, teilte mir klipp und klar mit, dass er Yamaha-Bikes nicht repariert.
Das ist der zweite Velomechaniker, der mir dies sagt. Ausserdem hatten im Laufe der letzten paar Monate bereits drei mechanisch begabte Camperkollegen erfolglos versucht, mein Problem zu lösen. Also gut, das war’s. Mein Yamaha-Bike hat sich sieben Jahre lang tapfer gehalten, und nun ist seine Zeit halt abgelaufen.  

Giuseppe zeigte mir sein momentan einziges eBike im Verkauf: Marke Lombardo, made in Italy, 5700 km auf dem Tacho.
Ich: So viele Kilometer ! Wie alt ist denn das Bike ?
G. nach kurzem Zögern: zwei Jahre alt.
Ich: Wie schafft man denn 5700 km in zwei kurzen Saisons ?
G: öh – das sind ganz normale Werte. (Normal ? Ha ! Italiener sind prinzipiell mit dem Auto unterwegs, sogar dann, wenn sie 300 Meter zur Strandpromenade fahren, um dort zu flanieren !).
Ich: Was soll das Fahrrad denn kosten ?
G: 2000 Euro !
Ich: 2000 Euro ??? Mamma mia ! 2000 Euro für ein altes eBike ?
G: Es ist ein Bosch ! Das sind die Allerbesten !
Ich: und gibt es dazu noch die Dokumente ? (dort sähe man, wie alt das Ding wirklich ist)
G: ähm….öh… (also nein)
Ich: Ich überlege mir das und komme morgen wieder.. (jaja, ich alter Fuchs ! 😊)

Dann habe ich überlegt und wusste vor allem, dass ich unbedingt ein Velo wollte. Dieses Velo. Das Einzige weit und breit halt.
Ich habe an meinem – leider praktisch nicht vorhandenen – Feilsch-Talent gearbeitet und beschlossen, maximal 1500 Euro anzubieten..

Jetzt hatte ich einen ultimativen Plan, und damit bin ich zurück zum Laden – um Punkt 16.30h, am Ende der langen Siesta.
Ich: Ich habe es mir überlegt. Das Velo ist alt, aber es funktioniert. Allerdings sind 2000 Euro viel zuv…
G: Was ? 2000 Euro ? 1000 Euro hatte ich gesagt ! (immerhin errötete er heftig bei dieser Aussage. Er hat ein gewisses Gewissen 😊)…

Ich: Ich nehme es !

Der geneigte Souk-Einkäufer oder Thailand-Reisende merkt natürlich sofort, was ich fatal falsch gemacht habe: hier hätte nämlich das Feilschen beginnen – nicht voreilig enden – sollen ! Ich aber hatte in Gedanken gerade 500 Euro gespart und fand das einfach toll. Ich Banause ! Ich sag’s ja: ich kann nicht feilschen ! Konnte ich noch nie.

Giuseppe hatte tatsächlich und mehrfach 2000 Euro gesagt. Er hat es schlicht und einfach versucht. Ich habe mit 1000 Euro aber immer noch zuviel bezahlt und hätte mir wahrscheinlich zwei-, dreihundert Euro sparen können. Das sind dann etwa 10 gute Essen im Restaurant; deshalb gibt es in den nächsten Tagen Birchermüesli oder Käse zum Znacht, denn ein bisschen Strafe muss schon sein.

Mit der Übergabe von Giuseppes Bike an mich (natürlich ohne Dokumente oder Quittung) und meinem Geld an ihn (natürlich cash) war der Handel erfolgreich abgeschlossen – mit etwas Glück erfolgreich für BEIDE Seiten 😊

Hey ! Ich habe wieder ein funktionierendes Velo ! Ich habe damit gleich eine kleine Spritztour zum Strand und Hafen hinunter gemacht, und erfreut festgestellt: meine Welt ist tatsächlich wieder deutlich grösser geworden !

„Scala dei Turchi“ – Die Türkische Treppe der Araber

Erst gibt es aber einen letzten Blick zurück zum Camping Helios und auf zwei sizilianische Spezialitäten..

Auf dem Platz fand nämlich am Dienstag nach Ostern ein Fest statt, für welches ich gerne blieb..
Geboten wurden zwei je drei Meter lange, dick belegte Sandwichbrote, Sangria à discretion – und vor allem die sizilianischen Spezialitäten Arancini und Cannoli.

Ich bin ein grosser Fan von Arancini geworden – diese panierten, knusprig frittierten Reisbällchen sind eine ganze Mahlzeit in Form einer runden oder spitzen Kugel – oder einer Kartoffelimitation wie in unserem Fall. Die einen waren mit rassig gewürztem Mozzarella, Schinken und Erbsen gefüllt, die anderen mit saftigem Hackfleisch, Pecorino und Erbsen. Köstlich !

Auch die Cannoli zum Dessert waren sehr gut; sie schaffen es dennoch nicht auf meine ‘Bestenliste’, weil die frittierten Röhrchen oft sehr fettig sind (sie waren ursprünglich ein reines Fasnachtsgebäck wie unsere ‘Fasnachtschüechli’; daher kennen wir deren allzu unterschiedlichen Ausführungen und das ölige Problem). Die süsse Ricotta-Creme-Füllung ist jedoch meistens ein seidig-rahmiges Wölkchen-Gedicht.

Jetzt aber zu den Türken, die keine waren !

Die ‘Scala dei Turchi’, diese weisse Klippe aus Mergelgestein, ist der Stolz von Realmonte
und zieht jährlich Tausende von Touristen in diese Ecke von Sizilien. Die Felsentreppen wurden über Jahrhunderte von Meer, Wind und Erosion geformt. Den Namen hat die ‘Treppe’ einerseits von ihrer Form, und andrerseits von den Sarazenischen Piraten welche im 16. Jahrhundert ihre Schiffe hier ankerten, um über die Treppen in Realmonte einzufallen. Und eben diese Piraten, diese Sarazenen von der arabischen Halbinsel nannte man hier fälschlicherweise Türken, und dabei blieb es dann auch: Scala dei Turchi.

Kleiner Seitenschwenker: der Name Sarasin («hän Sie scho kheert, Frau Sarasin ?» stammt ebenfalls von den Sarazenen ab ! 😊

Wer das lieber selber nachlesen möchte: voilà ! 😊 (Nein, ich konnte es auch nicht lesen – hier müsste mal einer mit seinem ‘Paten’ sprechen..)

Abendstimmung von meinem Esszimmer aus (knapp ausserhalb des Bildes befindet sich links unten das Steuerrad meines Esszimmers.. 😊). Tagsüber hüpfen manchmal kleine Fischerboote über Wellen, die man von hier aus nicht einmal erkennen kann.

Um es nun nicht zu übertreiben mit der Romantik: das ist meine Aussicht von der Schiebetüre aus auf den Stellplatz ‘Parking Scala dei Turchi’. Wenn der Schotterplatz voll ist, steht man hier Schnauze an Heck und WC an Küche – ich habe Glück, dass momentan noch nicht viel los ist.. 😊.
Die Einrichtungen sind allerdings tadellos, und der Platz ist lediglich einen Spaziergang entfernt von der Türkischen Treppe.

Nach erfolgreicher Wiederbesteigung des Hügels vom Strand Richtung Platz gibt es gleich unterhalb ein Glas voller Eiswürfel mit je einem Fingerhütchen Apérol und Spritz, also perfekt gegen den Durst !

Die Felsen sind so glattpoliert, dass manche Stellen aussehen wie aus Leder geformt. Echt schön.  

Ich wäre glatt noch auf dem Platz geblieben, wenn es Pepe nicht gäbe..
Pepe ist ein 68jährger, italienischer Pensionär mit Wohnmobil. Er lebt hier permanent und sehr günstig, weil er überall mithilft und die Gäste einweist. Nach meinen zwei Nächten dort hat er mich praktisch mit Tränen in den Augen und einer Bärenumarmung verabschiedet.

Es ist schon seltsam: seitdem ich unterwegs bin, speziell aber auf dieser Reise, treffe ich überall auf alte Männer auf der dringenden Suche nach einer Frau. Irgendeiner Frau ! Schmeichelhaft ist das ja nicht gerade…

Nach erfolglosen Versuchen in jüngeren Segmenten sind sie nun halt doch in der eigenen Altersklasse gelandet… Ich war seit Jahrzehnten nicht mehr so hoch im Kurs wie jetzt, wo ich ‚das richtige Alter’ habe – und gleichzeitig zuverlässig weiss, was ich selber nicht möchte.. 😊

Ich bin deshalb knapp 70 Kilometer weitergefahren und habe mich in Agrigento auf dem kleinen Platz ‚Valle dei Templi’ niedergelassen – sogar auf die Gefahr hin, dass eine ‘Griechische Tempelbesichtigung’ in dieser Gegend so etwas wie obligatorisch ist.. Seufz…

Andrerseits gibt es hier einen Veloladen mit Werkstatt: ‘Bici Alaimo’. Mal sehen, ob man mir dort helfen kann mit meinem Mobilitätsproblem.  Gehen ist ja gut und recht (und sowas von gesund, dass einem schwindlig werden könnte..), aber man sollte es nicht übertreiben damit – und es verkleinert den Aktionsradius schon sehr.  

Ich wünsche euch eine gute Woche ! 😊

Marsala – nicht der Wein, sondern Mamma Colette ! 😊Ostern abwarten in Triscina

Das ist sie, die legendäre Mamma Colette.
Neben diesen drei geretteten Hunden hat sie seit kurzem drei weitere Streuner-Welpen in einer Umzäunung hinter dem Haus.
Man sieht es ihr nicht mehr an, aber Mamma Colette war einst Alitalia-Pilotin, spricht fünf Sprachen, und mit 78 Jahren ist sie nun Chefin, Rezeptionistin, Köchin und Mädchen für alles auf ihrem kleinen Stellplatz. Ach ja: und sie ist steinreich (scheint’s..), denn ihr gehören nochmals ein Campingplatz sowie ein Hotel, aber hier macht sie das, was sie am liebsten macht: Menschen empfangen, sie bekochen und ihr kleines Reich regieren. Ach ja, und Hunde retten..

Weil sich hier alle Camper beim üppigen Frühstücksbuffet treffen, welches doch tatsächlich inbegriffen ist in der bescheidenen Platzmiete,  und weil man dafür zusammenrücken muss im und vor dem kleinen Restaurant, lernt man sich schnell kennen. 

So kam es jedenfalls, dass wir Bewohner von drei Schweizer Wohnmobilen uns zweimal täglich einfanden zum gemeinsamen Essen bei Colette – eine ebenso unterhaltsame wie lustvolle Sache!

Ich blieb zwar am längsten von uns dreien, aber nach sieben solcher Abendessen (gefühlt bald nach dem Frühstücksbuffet..), fand ich es dann doch an der Zeit, ebenfalls weiterzuziehen. Spätestens, als die Waage zu stöhnen anfing, noch ehe ich mich draufstellte.. 😊  

Aber erst habe ich mir noch die Umgebung angesehen – zu Fuss, weil das ja so gesund ist. Eventuell auch deshalb, weil mein Fahrrad immer noch nicht repariert ist. 😊

Marsala ist einer der beliebtesten Windsurfer-Spots auf Sizilien. Weniger geeignet ist das Meer hier für die Foil-Surfer mit dem langen Schwert mit Auftriebsflügeln unten am Brett: die Bucht ist nämlich so seicht, dass der Kite-Instruktor auch weit draussen gerade mal nasse Knie bekam.

Gleich vor dem Platz von Mamma Colette hat sich der ‘Kite Club Marsala’ einquartiert, wovon bestimmt beide Geschäfte profitieren.

Nach Frankreich (wo war das nochmals..?) und La Palma traf ich hier auf meine dritte grosse Saline. Offizielle Besichtigungen gibt es wieder ab Mitte April; ich bin also noch etwas zu früh dran.. Macht nichts – ich weiss ja inzwischen ungefähr, wie sie funktionieren – und ich vermute stark, dass auch hier das beste Salz der Welt gewonnen wird. 😊

Hübsch ist so eine Saline aber schon.

Auch in Marsala haben sich reiche Palermitaner und andere begüterte Grossstadtbewohner ‘Sommerfrische-Villen’ erbauen lassen. Man erkennt sie daran, dass Gärten und Häuser auch unbewohnt sauber instand gehalten werden. Die meisten anderen Häuser im Städtchen sehen deutlich ‘gebrauchter’ aus.

Hier wurden Saubohnen zwischen die Rebenreihen gepflanzt. Das sind doch Saubohnen, oder ? Hilft das vielleicht dem Boden ? Oder halten die Bohnen Schädlinge fern ? Vielleicht werden sie auch einfach schon geerntet, bevor die Reben den Platz für sich benötigen ? Was immer der Grund: das sieht nett aus, nicht ?

Korrigierter Nachtrag mit Dank an meinen Bruder Andi. Zitat: Die Saubohnen sind Schmetterlingsblütler und produzieren mit den Knöllchenbakterien an den Wurzeln Stickstoff, brauchen aber besonders viel Phosphor! Es ist somit eine Pflanze die viel Stickstoff in den Boden bringt!

Die Antwort auf die Frage, ob Reben denn überhaupt so viel Stickstoff brauchen, steht noch aus… 😊

In der Altstadt von Marsala fällt einem vor allem auf, dass man etwas mehr Menschen antrifft als ausserhalb, dass man mehr offene Läden und Cafés sieht und dass die prachtvollsten Gebäude (wie vielerorts) Kirchen sind…

Mein letzter Abend am Ort, nach welchem der süsse Marsala-Wein benannt wurde. Ich habe es sehr genossen hier. Die Umgebung wird zwar bald etwas langweilig, aber ich habe viele nette Menschen kennengelernt – und wirklich gut gegessen !

5. April 2023. Inzwischen wohne ich seit einer Woche – und geplant bis nach Ostern – auf dem kleinen Campingplatz Helios in Triscina – nicht allzu weit von Marsala entfernt, um ehrlich zu sein. Mein Häuschen steht gleich da unten links neben dem Tor zum Strand.

Der Platzbesitzer Calogero Rizzo und sein Sohn Sergio geben sich redlich Mühe, mit Hilfe ihrer zwei senegalesischen Angestellten ein Gartenambiente zu bieten, und sie machen das gut, auch wenn es bestimmt nicht immer einfach ist bei so viel Sand überall.

Apropos Sand..

Dieser lange Strand liegt direkt vor unserem Platz

Das Tor in die weite Welt hinaus..

Ich habe auch einige Leute beim Schwimmen gesehen, aber das Wasser ist noch deutlich unter 20°C, also nichts für mich. Dass der Strand meistens menschenleer ist, zeigt immerhin, dass das auch andere so empfinden.. 😊

Überall am Strand liegen diese braunen Kugeln im Sand. Sie bestehen aus abgestorbenen Pflanzenteilen, die vom Meer eingesammelt, zerkleinert und kunstvoll gerollt werden, bis die Kugeln satt und fest sind.    

In Triscina – und generell auf Sizilien, gibt es viele noch nicht – oder nicht mehr – bewohnbare Häuser.  
Ich weiss nicht, was hier passiert ist, aber der Balkon auf der anderen Hausseite ist kurz vor dem Abfallen, und die Backsteine lösen sich in Sand auf,  wenn man sie mit dem Finger anstippt. Das Haus ist wahrscheinlich zu unsicher geworden zum Bewohnen.

Meistens geben die offenen Unterseiten als erstes nach. Dort ragen dann nackte Armierungseisen aus den Wänden anstelle von Balkonen oder Treppen – oder die bröselnden Balkone werden eingepackt – und bleiben es dann auch, bis die Packung samt Inhalt herunterkommt.

Die Ruhe des Fischers vor dem Einnachten

Seht ihr den Vollmond ? Also die weisse Stecknadel da hinten ? Der war in Natura richtig gross und hat mich deutlich angelacht – bis ich ihn fotografiert habe, dann ist er auf der Stelle zu einem Pünktchen zusammengeschrumpft ! Ehrlich !

Gestern hat mich meine Camper-Nachbarin Jacqueline ins Nachbarstädtchen Campobello di Mazara begleitet.

Es wurde ein lustiger Ausflug mit Kaffeebar-Besuch und Torten-Bewundern (die können das gut !), Kaffeepause und Pasticceria-Einkauf von Mandelbögen, Ricotta-Cannoli und würzig gefüllten Reisbällchen.

Campobello Città hat uns nicht sehr beeindruckt, der Ausflug selber hat aber Spass gemacht.   

Zwischenhalt auf dem Heimweg im Dorf ‘Tre Fontane’ am einen Ende unseres Strandes. Wir hätten die Überreste des sarazenischen Turms aus dem 16. Jahrhundert sicher mehr bewundert, wenn uns nicht schon etwas schwindlig gewesen wäre vom Platzmuster.. 

Jacqueline und ihr Mann Hendrik sind abgereist. Ihre Fähre nach Genua legt heute gegen 23 Uhr in Palermo ab.
Ich warte hier gerne Ostern ab, denn da dürfte überall einiges los sein. Unsere friedliche Strandoase gefällt mir da schon besser.   

Ich wünsche euch FROHE OSTERN, BUONA PASQUA und einen wunderschönen Frühling !