Vilafamés: eines der ‘Pueblos más bonitos de España’ mit Burg, Felsbrocken und Wein aus dem Zapfhahn

Wie viele andere antiken Orte wurde auch Villafamés auf einer Anhöhe erbaut für die strategisch günstige Lage.

Hier gab es schon Siedlungen vor 11’000 Jahren.
Der Stadtkern und das Original der Burg von Vilafamés stammen aus der Zeit der muslimischen Mauren, als diese im Jahr 711 ‘Spanien’ eroberten und unter dem Namen Al-Andalus zu einem wohlhabenden, kulturell und wissenschaftlich florierenden Land machten (die Burg Alhambra in Granada stammt ebenfalls aus dieser Zeit).

Nach Jahrhunderten von christlichen Angriffen war 1492 die Eroberung des Landes durch das katholischen Königshaus vollendet, und die Mauren wurden aus Spanien verbannt.

Villafamés gehört zur Region Valencia; in Valencianisch heisst es denn auch Vilafamés mit nur einem ‘l’. Ach ja: Valencianisch ist eine Varietät von Katalanisch ! Einfach, damit es nicht allzu einfach wird für uns, gell..  

Iglesia de la Asunción de Nuestra Señora aus dem 16. Jahrhundert

Die Burg ‘Castillo de Vilafamés’ wurde im Mittelalter zwischen dem 12. und 14. Jahrhundert umgebaut.
Der Hauptturm kam im 19. Jahrhundert dazu.

 

Die Burg selber hat man bald gesehen, aber die Aussicht von dort oben ist grossartig !

Pinienwälder auf der Sierra de les Conteses.

Im Städtchen sieht man gut, wie der Ort in, auf und zwischen das rote Sedimentgestein gebaut wurde.

Mitten im Ort trifft man auf die ‘Roca Grossa’. Dieser 30 Millionen Jahre alte und gut 2000 Tonnen schwere Felsbrocken liegt in einem Winkel von 34° mitten im Ort zwischen den Häusern.

Die Legende besagt, dass besorgte Bewohner einst beschlossen, ihn mit Stricken talwärts zu befördern, damit er nicht unversehens auf ihre Häuser stürzen könne.
Das Seil riss, ohne dass der Stein sich auch nur einen Millimeter bewegt hätte. Stattdessen schlitterten beim plötzlichen Riss die Seil-Zieher auf ihren Hintern ein Stück den Hang hinunter auf dem roten Untergrund – und werden seither (und für alle Zeiten) als ‘Rotärsche’ verspottet (Culrojos).

Das alte Waschhaus mitten im Städtchen, wo sich einst die Frauen trafen zum Wäschewaschen und Klatschen.  

 «Welches Bier trinkst du ?» heisst es rechts neben der Eingangstüre.
Ich zwar keines, aber das einladende Pflanzen-Arrangement vor der Bar am steilen Hang wusste ich immerhin zu schätzen.

Was für ein sympathisches Städtchen !
Längst nicht bilderbuchperfekt, aber eines, das einem ans Herz wächst.

Mir gefällt es hier so gut, dass ich morgen mein Wochen-Jubiläum feiern kann. Einer der Gründe ist im Bild oben zu sehen.  
Die Camping Àrea Vilafamés beherbergt zwar allnächtlich einige Wohnmobile, aber die meisten sind auf der Durchreise und fahren am nächsten Tag weiter.

Während ein paar Tagen stand ein nettes, holländisches Paar (um 40 Jahre alt) unterhalb von mir.

Lindsey und Michiel haben fünf Jahre lang eisern gespart in ihren eher ungeliebten Jobs, dann ihre Wohnung und alle Habseligkeiten verkauft; und vor zwei Jahren sind sie losgezogen mit einem strikten Budget, welches mindestens bis in ihre Siebzigerjahre reichen soll. Faszinierend.

Wir haben uns gemeinsam durch diverse lokale Weine degustiert – und dabei tiefgründige Diskussionen geführt (wobei das Erste praktisch unweigerlich zum Zweiten führt – und lediglich an der tatsächlichen Tiefe gezweifelt werden darf … 😊).

Im weissen Container links ist übrigens die jetzt unbesetzte Reception untergebracht (das Check-in findet online statt) und mein roter VW-Nachbar ist ein Miet-Camper und momentan nicht im Dienst. Luftig beschreibt die Belegung also treffend.

In der Bodega keine 200m von hier kann man Rotwein in 2-Liter-Bidons kaufen für 4.50 Euros, und der Wein kommt direkt aus den Stahltanks hinter der Wand.
Der Chef links hinten wusste allerdings nicht, aus welchen Traubensorten seine Weine sind. Uvas mixtas, sagte er achselzuckend und abschliessend.
Ich habe je eine Flasche des teuersten Weiss- und Roséweins gekauft für unsere Degustation am Platz (ok, es gab nur je eine Sorte… 😊) zu EUR 2 und 2.50. Ebenfalls aus Trauben der Wer-will-denn-sowas-wissen-Sorte… Die Weine waren frisch, süffig und anregend. Also gut ! 😊

Einer meiner Ausblicke. Die Putzfrau kommt morgens, die junge Chefin Marta (mit Halbtagesjob) beinahe jeden Abend, um nach dem Rechten zu sehen.  

Für EUR 13.- ohne bzw für 18.- mit Strom bekommt man hier tadelloses Wlan, heisse, saubere Duschen und ein Städtchen gleich nebenan mit Supermarkt, Restaurants, Burg, Kunstmuseum und einem Roca Grossa. Perfekt !

Ich wünsche euch allen einen schönen Abend und eine sehr erfreuliche neue Woche ! 😊

4 Gedanken zu “Vilafamés: eines der ‘Pueblos más bonitos de España’ mit Burg, Felsbrocken und Wein aus dem Zapfhahn

  1. Avatar von secretlystarfishd0bc018bd8 secretlystarfishd0bc018bd8

    Hallo, ein herzliches Dankeschön für deinen überaus interessanten Geschichts- und Geographienachhilfeunterricht, sowie über deine persönlichen Erfahrungen auf deinem Weg nach Spanien!
    Recht liebe Grüße aus Aquileia Maria und Wilfried

    Gesendet von Outlook für Androidhttps://aka.ms/AAb9ysg

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    1. Hallo Maria und Wilfried 😊
      Schön, von euch zu lesen !

      Ehrlich gesagt: die ‚Nachhilfe‘ brauche ich vor allem selber – deshalb fische ich jeweils ein wenig in den Daten herum…

      Ich musste kurz Aquileia suchen auf dem Globus – aha, DA seid ihr daheim !
      Lasst es euch gut gehen und bleibt fröhlich ! Liebe Grüsse ! 👋😊 Rosa

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