Ein Spatzendrama.
Ich fand die Spatzen ja süss. Hinter drei verschiedenen Bad-Fenstern waren sie mit dem Aufbau ihrer Nester beschäftigt. Alle paar Minuten flog ein Vögelchen durch die offenen Lamellen des Fensterladens und flocht trockene Gras- und Blumenhalme in den Bau ein.

Leider geht das gar nicht, denn wenn die Jungen geschlüpft sind, geht es erst richtig los, und während der ganzen Aufzuchtzeit kann man die Fenster der WCs nie öffnen. Iiiks !
Nein, das geht wirklich nicht, schon klar. 
Ich entfernte die dicht gewobenen, luftig-leichten Gebinde, wenn auch sehr ungern. Bei einem der Läden schlossen die Lamellen nicht nach deren Reinigung, und am nächsten Morgen fand ich dort das hastig improvisierte Mini-Nest im Bild rechts – mit einem Ei ! Ich habe es zum grösseren Nest unter den Baum draussen gelegt und hoffe, dass Mama Spatz es gefunden hat… Und ab sofort bleibt dieser Fensterladen offen, um weitere Notfall-Aktionen dieser Art zu vermeiden !  

Das hier ist eine herrliche Gegend. Man hat immer wieder das Gefühl, auf einer Alp zu stehen.
In ein paar Monaten wird allerdings alles braun geworden sein unter der Sommerhitze und dem Wassermangel. Frühling ist also die perfekte Zeit für einen Besuch im Süden Kalabriens.

Touristisch ist Kalabrien offenbar noch nicht ganz so vereinnahmt worden wie andere Regionen.
Die meisten Camper fahren hier eher rasch durch auf dem Weg von und nach Sizilien .
In der schicken Tenuta Pietra di Fonte neben dem dekorativen Felskopf heiraten deshalb noch vornehmlich Einheimische und geniessen dabei den weiten Blick über das Tal bis ans Meer.  

Vor ein paar Tagen hat mir Geri die GOEL-Verpackungshalle für Orangen, Bergamotten-Konfitüren und verschiedene Säfte gezeigt.

Sehr interessant ! In der Vereinigung GOEL haben sich lokale Bauern zusammengeschlossen, vor allem solche, die sich mit der Mafia überworfen hatten, und hier bekommen sie nun einen fairen Preis für ihre Bioprodukte. Geri war auch dafür ein wichtiger Drahtzieher und konnte mit Coop einen Abnahme-Deal aushandeln für die Bauern aus dieser Gegend.   
Private können übrigens die Orangen direkt hier bestellen – oder sie im Schweizer Coop in der Bio-Abteilung kaufen !

Danach haben wir das Dorf Caulonia Superiore besucht oben auf dem Hügel. In den Touristen-Broschüren wird es werbewirksamer als Caulonia Centro Storico bezeichnet.

Was für ein süsses, verwinkeltes, enges, kleines Dorf !

Ein paar grosszügigere Ecken gibt es aber auch – hier einer der vier Dorfplätze – mit Metzgerei und Tante-Emma-Laden.

Die schmalen ‘Bienen’ Api sind perfekt geeignet für die engen Strässchen im Dorf. Piaggios kultige ‘Wespen mit Ladefläche’ werden leider seit 2024 nicht mehr in Italien, sondern in Indien hergestellt. Zwar immer noch unter dem Namen Piaggio, aber wahrscheinlich vor allem viel billiger und deshalb rentabler.. Schade, denn Italien könnte das Geschäft bestimmt gut gebrauchen.

Daher stammt dann wohl die Bezeichnug ‘shabby chic’… 😊

Ein ganz gewöhnlicher Hauseingang für vier (bewohnte) Wohnungen in Caulonia

Dafür ist die Aussicht vom Dorfrand aus besonders hell, weit und luftig.

Apropos Aussicht: das ist meine von meinem ‘Frühstücksraum’ aus. Von dort aus habe ich dem ‘Arca’-Angestellten Matteo gerne (und kaffeetrinkenderweise) zugesehen, wie er auf dem Feld dort drüben flink Melonen, Auberginen und Zucchini gepflanzt – und parallel dazu glänzende Bewässerungsschläuche gezogen hat zwischen den Pflanzenreihen.

Eine Auswahl der Arche-Katzen. Der Tiger hinten müsste eigentlich eine Piraten-Augenklappe tragen…

Links oben sieht man gerade noch das ‘Mutterhaus Arca’; ich stehe bereits auf dem Parkplatz vor dem Casa Fiume, wo ich so gemütlich gewohnt habe während den letzten 14 Tagen.
Nun muss ich nur noch die Schlüssel zurückbringen, mich bei Annalisa und Geri verabschieden und mich bedanken für die herzliche Gastfreundschaft, die ich hier genossen habe.
Es hat mir wirklich viel Freude gemacht hier mit den Kindern und der ganzen Belegschaft ! Und sogar ein wenig arbeiten tat gut als Abwechslung 😊

12. Mai 2025. Meine Zeit hier ist vorbei – Auf ins nächste Abenteuer ! Es soll eher gemütlich nordwärts gehen.
Im Gegensatz zum Spätherbst und Winter entfliehe ich nun nicht der Kälte, sondern der steigenden Hitze. Zum Glück ist es damit noch nicht so weit her, als dass ich mich übermässig beeilen müsste..

Geschafft ! Unterwegs zu den Pässen nach Tropea !
(mit kleinen Pauseneinlagen für vorübergehend strassenfüllende Fussgänger… 😊)