25.9.2024 Ich hatte beschlossen, keinen Zwischenhalt einzulegen auf der Fahrt vom St. Galler Rheintal bis nach Tschechien, da die Strecke durchaus in einem Zug machbar sein müsste.  

Stimmt, geht ! Am 15. September, 6 Stunden, 512 Kilometer und 4 Staus nach meiner Abreise kam ich in Franzensbad an auf dem Campingplatz Kemp ATC Jadran.

Michael traf planmässig ein am nächsten Tag, und hier stehen wir nun mit Boot (ich) und Schiff (Michael)

Hier standen bereits ein paar Wohnwagen und Wohnmobile – und die simplen Bungalows unter mächtigen Eichen wurden von Fahrrad-Touristen oder von Arbeitern mit einem Auftrag in der Gegend genutzt. Nicht wirklich Luxus, aber zweckmässig. Der Platz gefällt mir, und frische Brötchen gibt es auch an der Reception. 

Kurz vor dem Campingplatz führt die schmale Strasse (links) entlang dieses Sees, der doch tatsächlich ‘Amerika’ heisst…

Dieses schöne Riegelhaus steht ebenfalls an der Strasse am See. Das einst bekannte Restaurant ‘Rudý Baron’ ist ein Bijou von einem Haus und steht seit Jahren leer. Schade drum.   

Franzensbad

Tschechisch heisst die Kurstadt Franzensbad ‘Františkovy Lázně’. Das macht die Sache allerdings auch nicht einfacher..

Kurort-Stimmung überall !

Zitat: Franzensbad ist die kleinste und anmutigste Stadt im Westböhmischen Bäderdreieck, in unmittelbarer Nähe zur deutschen Grenze gelegen. Dank der einheitlichen klassizistischen Architektur der Kurgebäude und Pavillons der Quellen bewahrte sich Franzensbad den Zauber und die Atmosphäre einer Kurstadt aus der Jahrhundertwende.

Stimmt ! Diesen frischen Glanz auf altem Charme hatte ich nicht erwartet, und die grosszügigen Parkanlagen mit ihren Pavillons sind wunderschön !

Dank seiner zahlreichen Mineralquellen hegt und pflegt Franzensbad seit 200 Jahren seine Kurtradition.
Zusammen mit zwei weiteren tschechischen Bädern gehört es deshalb auch zur Gruppe der ‘11 bedeutendsten Kurstädte Europas’: CZ/ Franzensbad, Karlsbad, Marienbad, A/Baden bei Wien, B/Spa, F/Vichy, D/Bad Ems, Baden-Baden, Bad Kissingen, I/Montecatini Terme, UK/City of Bath

Die Statue vom kleinen,nackten František oder Franzl mit dem Fruchtbarkeitssymbol Fisch in der Hand.
Die Legende besagt, dass eine Frau, die die Statue berührt, innerhalb eines Jahres schwanger wird. Ich habe ihn vorsichtshalber nur von weitem bewundert. 😊

Michael kenne ich von meinen Aufenthalten in Gallipolli/Apulien. Er wohnt nicht allzu weit entfernt in Deutschland, und er ist oft zu Gast hier mit seinem alten Hund Anak.  
Heute hat er tschechische Čevapčiči (Hackfleischröllchen) grilliert für uns. Die spezielle Würze macht’s ! Feine Sache !

Der Herbst bringt die Gläser zum Schwitzen und den Tisch zum Glänzen. Abends wird es nun rasch kühl und feucht, aber in Wolldecken gehüllt hält man es erstaunlich lange aus am Feuerchen.. 😊

Gleich um die Ecke vom Camping hat das Restaurant ‘Chaloupka u Vody’ (Kleine Hütte am Wasser) den perfekten Standort am See gefunden. Sehr einladend !

Eger – tschechisch Cheb (Logisch. Da kommt man auch selber drauf.. 😊)

Eger/Cheb liegt 8 km von Franzensbad entfernt und hat einen sehenswerten Hauptplatz.

Unter den steilen Dächern der Patrizierhäuser verbergen sich gezimmerte Dachstühle von historischem Wert. Sie belegen die Handwerkskunst von sechs Jahrhunderten und sind auch zu besichtigen. Dafür hat unser Nachmittag in Eger allerdings nicht gereicht, weil man sich anmelden muss. Vielleicht ein anderes Mal.. 😊   

Auf der Burg von Cheb haben wir aber die Waffenkammer bewundert und dann das Riesenkatapult,…

..ehe wir auf den schwarzen Turm gekeucht sind, um dort den (halb-)weiten Ausblick bis zur Basilika St. Niklas aus dem 13. Jahrhundert zu geniessen.  

Karlsbad (Karlovy Vary)

Hier stehen wir in der Gemeinde Kyselka (deutsch ‘Giesshübl Sauerbrunn’ – logo !) auf dem Autokemp Na Špici ganz allein im grossen Park am Fluss Eger. Schön !

Auch Karlsbad hat eine wirklich schöne Innenstadt

Eine der schmucken Kolonnaden. Im Inneren gibt es frei zugängliche Brunnen mit heissem Quellwasser (Tipp: Becher mitbringen !).

Hier gibt es überall prächtige Häuser, Denkmäler und Pferdekutschen.

Und Becherovka ! Der grünlich-gelbe Kräuterbitter Becherovka stammt aus Karlsbad und wurde im 19. Jahrhundert vom Apotheker Josef Becher erfunden. Man kann ihn deshalb in praktisch jedem Laden hier kaufen.
Das bekannteste Mixgetränk damit heisst «Beton» (originell 😊) , bestehend aus Becherovka auf Eis mit Tonic Water, garniert mit einer Scheibe Zitrone. Süffig ! Na zdraví !

Diese 72°C heisse Quelle schiesst das Wasser alle paar Sekunden mit einem lauten Zischen 14 Meter bis zur Dachluke hinauf. Sehr eindrücklich !

Man muss allerdings auch anmerken, dass das Wasser an diesen Quellen in der Regel scheusslich schmeckt – es muss wohl wirklich gesund sein.. 😊

Kyselka: Ein etwas regnerischer Spaziergang

Auch Kyselka, ein Vorort von Karlsbad, war einst ein kleines, mondänes Kurbad. Hier wird nach und nach instand gesetzt, was während den Weltkriegen ungenutzt blieb und während der kommunistischen Zeit vernachlässigt wurde.

Morgen ist meine Zeit hier zu Ende, und ich muss wieder selber sehen, wie ich wohin komme. Michael fährt heim, und ich halte ostwärts Richtung Kutná Hora und Brünn beziehungsweise Richtung Slowakei.

Ich werde Michaels Gesellschaft, seine tadellose Reiseleitung, die gemeinsamen Essen und unsere Spaziergänge sehr vermissen.
Hab’ herzlichen Dank, Michael – es war richtig schön mit dir ! Und mit Anak ! Kommt gut nach Hause !