
30.1.2024 Dieser schöne Küstenabschnitt mit dem halb verfallenen Torre Uluzzo gehört zum Parco di Porto Selvaggio und zur Gemeinde Nardò.

Ein Hauswandfund in der Altstadt: Gallipoli aus der Drohnen-Perspektive.

Ist es nicht seltsam, wie man manchmal eine eigentlich offensichtliche ‚andere Möglichkeit‘ nicht erkennt, weil man gefangen ist in einer einzigen Sichtweise ?
Nach einer gemütlichen, lustigen Weihnachtszeit mit Gaby, Willi und Michael, die ich alle letztes Jahr hier in Gallipoli kennengelernt hatte, machte sich in mir eine bleierne Lethargie breit, und ich war unzufrieden über meinen fehlenden Antrieb. Er blieb aus, obwohl ich zurück am Ort war, der mich letztes Jahr so begeistert hatte; obwohl ich viele Leute wiedersah und obwohl ich auf dem Platz begrüsst wurde wie eine alte Bekannte.

Neu war immerhin die Einsicht, dass das Ankommen an einem bekannten Platz durchaus Freude macht und so etwas wie ein Heimkommen ist. Ähm: dabei habe ich gern gespottet über Leute, die Jahr für Jahr zum immer gleichen Ferienort reisen.
Mein Problem war, dass ich schlicht keine Lust hatte, irgend etwas zu unternehmen. Ich fand aber, dass ich etwas tun wollen müsste ! Schliesslich bin ich unterwegs, um etwas zu sehen !

Dann klagte ich meinem Freund Andy mein Leid, und er hat mich – zack ! – kuriert.
Vielleicht, meinte er, hast du nach sechs Jahren unterwegs genug vom Reisen – und Lust, wieder sesshaft zu werden ? Damit meinte er vielleicht eher in der Schweiz, aber bei diesem Satz hat’s geklickt bei mir ! Mein ‘Problem’ war schlicht Einstellungssache ! Ich könnte ja auch einfach hier wohnen !

Ich bin folgerichtig auf der Stelle sesshaft geworden und wohne hinter dem romantischen rosa Pfefferbaum ! Jedenfalls vorläufig. Wenn man wohnt, darf man zwar, muss aber nichts ! Herzlichen Dank, Andy !
Ich glaube nicht, dass ich genug habe vom Reisen. Ich bin nur vorübergehend etwas satt und müde, und eine Pause ist genau das Richtige.


Diese neue Einstellung hat mich nachgerade beflügelt, und fortan begleitete ich den Linzer Peter auf Fahrradtouren oder spazierte mit Michael und seinem Hund Anak durch die Rebenfelder nebenan.



Ich gehe mit meinen Camperfreunden auswärts essen, radle am Mittwoch zum Wochenmarkt nach Gallipoli oder spaziere durch die Altstadt und kehre auf einen Cappuccino im Café Canneto ein; Ich speise auch mal gerne allein im Ristorante Torre Sabea, wo ich immer auf nette Tischnachbarn treffe. So macht das Wohnen doch tatsächlich Spass !

Mit meinen wechselnden Nachbarn komme ich ganz selbstverständlich ins Plaudern auf dem Weg zum Supermarkt oder zum Strand; bei Sonnenschein liest es sich gemütlich draussen, und nach dem Sonnenuntergang wird es plötzlich kalt, und wir streben unseren Häuschen oder dem Restaurant zu. 😉
Ganz nebenbei gibt’s noch einen weiteren Bonus: die Monatsmiete für meinen Platz ist 400 Euro inklusive Strom und heisses Wasser in den immer sauberen Duschen – es zieht dort dafür etwas. Das Ristorante Torre Sabea ist in 20 Metern Entfernung und das Mittelmeer gleich über der Strasse. Beinahe ideale Wohnbedingungen, nicht ? Finde ich auch !

30. Januar 2024. Gaby und Willi sind Richtung Sizilien abgereist und mein Velotouren-Guide Peter nach Manfredonia.

Auch Michael und sein Hund Anak werden in eine paar Tagen nordwärts halten. Und ich ? Ich glaube, ich wohne noch ein wenig. Jetzt, wo ich es kann.
Und deshalb gibt es nun nochmals ein paar Bilder von einer sehr zufriedenen Sesshaften 😊

Nardò Stadtzentrum, Piazza Salandra

Nardò – Der Künstler und sein Selbstportrait


Üppiger Barock überall – mitunter auch in Hinterhöfen..

Ein Liebesgedicht an Gallipoli (Caddipuli) im apulischen Dialekt. Nicht zuletzt dank diesem Dichter heisst Gallipoli auch ‘Città della Poesia’.


Parabita

Porto Cesareo



In Porto Cesareo haben wir Maurizio getroffen, einen sympathischen, frisch pensionierten Schweizer Lehrer mit apulischen Wurzeln, der hier neuerdings Sprach- und Kulturaufenthalte anbietet (www.sedistour.com).
Das Meer in dieser Bucht ist recht seicht, und er hat uns erzählt, dass im Sommer dieser Strand und die ersten 10 Meter im Wasser so voller Menschen sind, dass er dann lieber zuhause bleibt. Für eine Bildungsreise wählt man also besser eine Nebensaison, denn dann sieht es so aus wie auf dem Bild: idyllisch!


Il cimiterio di Gallipoli

Friedhöfe sind in ganz Italien einen Besuch wert. Diese Farben ! Dieser Kitsch ! Diese Lebensfreude bei den Toten !

Hier liegen Tausende von Menschen in langen Alleen. Die Gräber reichen zurück bis mindestens zum ersten Weltkrieg.

Allerdings machen die Selfies auch vor den Gräbern nicht Halt. Neuerdings lässt man sich in Überlebensgrösse auf Porzellan malen – und das Kunstwerk (wie hier..) mit einem im Vergleich puppengrossen, winkenden Papst dekorieren. Ich weiss nicht recht..



Gleich neben dem grossen Friedhof liegt im Wald ein kleiner, wilder für Haustiere. Dort ruhen Hunde, Katzen, Häschen und Meerschweinchen und oft ihre Lieblingsspielzeuge. Süss.
Schlusspunkte – auch solche tierischer Natur😊

Giù la testa ! Runter mit dem Kopf !
Dieser Durchgang vom Parkplatz zur Pizzeria ‚La Giara‘ ist gerade einmal 1.60m hoch. Währenddem die grösseren Herrschaften ihre Hutzelmännchen-Imitationen gaben unter ‘Autsch’ und ‘Shit’, schritt ich hoch erhobenen Hauptes durch – mit intakter Krone ! Das Klein-Sein (und kleiner Werden) hat durchaus gewisse Vorteile ! 😊

In unserer Stamm-Tankstelle Q8 (bzw an der dazu gehörenden Bar) gibt es die allerbesten Pasticciotti im ganzen Land ! (ich kann behaupten, was ich will.. 😊). Und freundliche Polizziotti in ihrer Kaffeepause bei je einem Fingerhütchen Espresso.


Michaels Hund Anak ist eine Mischung aus Labrador und Berner Sennenhund, und mit 12 Jahren hat er ein recht hohes Alter erreicht bei seiner Grösse. Er leidet deshalb auch an Gelenkschmerzen – wie unsereins halt. Hier sieht er etwas mürrisch aus; er ist aber eine Seele von einem Hund und tut keiner Fliege etwas zuleide.


‘Meine Katze’ steht pünktlich jeden Morgen gegen 10 Uhr für ihr Frühstück vor der Türe. Und vorsichtshalber wieder um 11 Uhr, 14, 16, 17 und 22 Uhr. Man weiss ja nie, ob es nicht auch ausserhalb der zweimaligen Fütterung mal klappt mit Goodies. Sie darf allerdings nicht ins Auto, denn mitnehmen will ich sie ja nicht, und ich habe den leisen Verdacht, dass sie trächtig sein könnte.

DAS sind Spargeln, was ? (ich habe keine Kartoffel gefunden für den ultimativen Schlusspunkt).
Und nein, das ist natürlich keine Spargel, sondern eine Agave, also immerhin der Stoff für Agavensirup. Und für Tequila!
Liebe Grüsse allerseits !
Und nicht vergessen: Wohnen ist toll ! Geniesst es auch bei euch daheim ! 😊

Halle Rose, schön wieder von dir zu lesen…. Du hast recht, manchmal tut eine längere Pause gut. Dann freut man sich um so mehr auf neue Abenteuer. Alles Gute – Stefi
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Liebe Stefi
Es freut mich, dass du das auch so siehst. Bei mir hat’s ja gedauert, bis ich es erkannte. Aber JETZT ! Ha !
Ich hoffe, ihr plant auch auch wieder zu reisen (NACH Schnee und Matsch, versteht sich 😊); ich freue mich auf eure Empfehlungen !
Bis dann mit Meeresrauschen und (an Wochenenden) röhrenden Motorrad-Hirschen… Rose
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Du hast dir auch wirklich einen schönen Flecken ausgesucht, um mal ’ne Weile zu wohnen.
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Das stimmt ! 😃 Sehr zu empfehlen !
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Das sieht ja wirklich sehr schön aus! Wir wollen im Herbst auch in Richtung Süditalien aufbrechen. Mal sehen, wie weit wir kommen.
Und italienische Friedhöfe: finden wir auch extrem sehenswert. Der in Genua ist schöner als jeder Park in Deutschland. Viele Grüße in den Süden
Marco
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Ups ! Ich bin etwas spät dran pardon… Den Friedhof von Genua habe ich mir nicht angeschaut, verflixt ! Aber immerhin jenen in Venedig. (…..🧐ich muss nochmals nach Genua….🤭)
Ausser verpassten Friedhöfen kann man aber nichts falsch machen – man lernt höchstens, was man nächstes Mal tunlichst vermeiden will.. 😁
Viel Spass auf eurer Reise im Herbst –
e buon viaggio !
Grüsse aus Vieste am Stiefelsporn
👋😃 Rosa
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