Vier italienische Regionen und ein Herbstwald: Toscana, Lazio, Umbria, Abruzzo

In der Provinz Garfagnana, Toscana

Wohin es einen verschlägt, wenn man einfach nur einen offenen, freundlich wirkenden Platz in Richtung Süden sucht.

Toscana: Riotorto   Agricampeggio Podere Mortelliccio

Die meisten Campingplätze sind inzwischen geschlossen, also bin ich wieder öfter auf einem Bauernhof, einem ‘Agricampeggio’. Dort stehe ich oft als einziger Gast auf einer Wiese oder einem Kiesplatz mit Stromanschluss, daneben ein paar einfache WCs und manchmal etwas zugigen Duschen – aber bei sehr netten Betreibern.

Im Sommerbild oben erkennt man das Camping-Areal um diesen Hof herum inmitten der Felder. Hier gibt es relativ viele Plätze; auf manchen Höfen sind es nur drei oder vier.

Ich stand ganz allein auf dem Platz, bis neben mir ein junger Italiener einen halben Tag lang mit dem neuen Vorzelt für sein Wohnmobil kämpfte und schliesslich feststellen musste, dass man ihm ein Wohnwagen-Zelt verkauft hatte. Ein Wohnwagen ist deutlich höher als sein Ford Transit Nugget mit Aufstellbett, und dem Nugget fehlt auch die Schiene an der Seitenwand, in welche das Vorzelt eingezogen wird. Mehr als 700 Euro hätte er bezahlt für den Mist – leider gute 300 Kilometer von hier. So ein Ärger.
Den heftigen Regen von letzter Nacht hat der etwas schräge Bastel-Bau aber gut abgehalten, und Sergio wirkt heute etwas versöhnt mit seinem Schicksal. 

Ein Spaziergang in Riotorto

Ich hatte ja gehofft, dass vielleicht am Strand unten doch noch eine Bar oder ein kleines Restaurant offen hätte, aber nein, alles dicht. Daran werde ich mich wohl gewöhnen müssen.

Stattdessen habe ich mich im Naturschutzpark «La Duna, Parco Costiero della Sterpaia» von Schautafeln informieren lassen, wie eine Düne entsteht und was schliesslich darauf lebt. Doch, interessant. Wobei ein Glas Weisswein mit Meerblick auch nett gewesen wäre.

Auch hier sind die Stürme nicht spurlos vorübergegangen. Da gibt es noch einiges zu tun für die Gemeinde-Parkpfleger.

Umbria: Montefranco   Agricampeggio Valnerina River

Am schönsten ist wohl jedes Land dort, wo es weder sehr touristisch ist noch sehr industriell. Da ich mich nicht entscheiden konnte, ob ich denn nun lieber an der West- oder an der Ostküste südwärts halten sollte, habe ich mich zur Abwechslung für das Landesinnere entschieden. Und dort ist es tatsächlich am schönsten, wie ich finde.

Ich bin in Montefranco gelandet. Bei diesem Ranch-Eingang fehlt eigentlich nur der Balkenrahmen mit kunstvoll eingebranntem Namen.

Dieses Foto mit meinem Auto unterhalb des prall mit reifen Khakis behangenen Baum habe ich auf der Facebook-Seite des Hofes gefunden. Dort werden alle Kunden mit Camper-Foto festgehalten. Süss.

Eine Herde Ziegen, eine Hühnerschar und zwei Pferde teilen sich die Wiese unterhalb von meinem Auto. Auch ein schwarzweisser Kater und die alte Hündin Trildi streifen durch das Gelände. Sehr idyllisch. Hier wurde ich jeden Morgen verwöhnt mit Süssgebäck zum Frühstück und manchmal einem italienischen Kräuterlikör zu Olivenöl mit Brot am Nachmittag.       

Das ist meine Aussicht durch das Frontfenster auf den Khaki-Baum und den Bungalow des Bauernpaares Rosi und Roberto. Ihre Olivenernte ist voll im Gange, und ich habe eine Flasche des frisch gepressten grünen Goldes gekauft. Es schmeckt einfach wunderbar.

DIE Attraktion ein paar Kilometer von hier ist die Cascata delle Marmore am Ende des Flusses Velino.
Er ist 165m hoch und damit der weltweit höchste, künstlich geschaffene Wasserfall. Ehe der Fluss 270 Jahre v.Chr. umgeleitet wurde, um Wasser in die umliegenden Siedlungen zu bringen, verlief er ungenutzt in den Sümpfen der Gegend um Rieti.

Hier wäre ich gerne länger geblieben, aber heute Morgen erwachte ich einmal mehr bei 7 Grad, und das ist schon sehr wenig. (Das magere Pferd links oben ist übrigens 25 Jahre alt).

Das Dorf Montefranco bei meiner Abreise von der Strasse aus gesehen.

Habe ich eigentlich schon einmal erwähnt, wie schnuckelig ich die Dörfer finde, welche dicht gedrängt ganz oben auf Hügeln kleben ? Ähm ja, ich vermute schon.. 😊

Habe ich auch gesagt, dass diese dort oben kleben, weil von da aus keine Erdrutsche drohen, weil man eroberungswütige Feinde von damals schon von weitem erkannte und weil man solche aus dieser Position am einfachsten bekämpfte ? Gut, dann haben wir das nun ein für alle Mal geklärt.
Dorf-Bilder dieser Art gibt es bestimmt auch in Zukunft von mir. 😊

Lazio

Lazio habe ich dieses Mal nur als Durchreiseregion benutzt. Seine Perle in der Krone ist ja Rom, und dort war ich bereits.

Abbruzzo: Magliano de’ Marsi  Agriturismo Il Timo

Meine Reise in die Abruzzen. Ist das schön hier ! Auf diesem Pass war ich lange allein unterwegs.

Ein paar Kilometer vor dem Ziel tauchten diese schneebedeckten Berge vor mir auf. Mamma mia; der Winter muss näher sein als ich dachte !

Dann kam ich in Magliano de’ Marsi  auf dem Platz Il Timo an, und von hier aus sieht man es gut: das ist gar kein Schnee, nur sehr heller Fels ! Eine optische Täuschung also. Glück gehabt.

Bei diesem edlen, heckengesäumten Innenhof erkennt man auch den Unterschied zwischen Agricampeggio und Agriturismo. Währenddem ein Bauernhofbetrieb auch einfach mal ein paar geebnete Wohnmobilplätze neben der Scheune anbietet…

…steht der Agriturismo eher für ‘Ferien auf dem Lande’. Il Timo hat sich auf Events wie Hochzeiten spezialisiert.  

Es gibt hier auch schöne Miet-Bungalows und eine kleine Gärtnerei – von klassischer Landwirtschaft habe ich allerdings nichts gesehen. Vielleicht findet sie ausserhalb statt.

Tatsächlich gibt es auf diesem ‘Hof’ nur fünf Stellplätze für Wohnmobile; wir spielen also eine untergeordnete Rolle. Aber was für ein angenehmer Ort (und was für ein edles Sanitärgebäude !).
Schade, dass das scheinbar tolle Restaurant im Winter nur am Wochenende offen ist, ich hätte es zu gerne getestet.  

Ich bin deshalb ins Dorf spaziert und habe mir 170g Rindsfilet gekauft für 5 Euro, und nach zwei fleischlosen Wochen war das butterzarte Steak nachgerade ein Fest ! 

Manchmal ist es besser, wenn man nicht so genau recherchiert.
Nur deshalb stehe ich nämlich heute Mittwoch, 15. November, auf 1200 Metern in einem Ort namens Pescasseroli. Es ist gerade 18 Uhr geworden, und wir haben hier 9°C. Das dürfte frisch werden heute Nacht !

Wenn ich recherchiert hätte, wäre ich wahrscheinlich nicht hergekommen, weil der Ort einfach zu hoch oben ist. Und das wäre wirklich schade gewesen.
Diese Fahrt über den Pass ‘Gioia Vecchio’ durch förmlich glühende Hänge aus Herbstlaub war nämlich ein glorioses Highlight !  

Meine paar Aufnahmen durch die nicht ganz saubere Frontscheibe werden der überwältigenden Schönheit des feurigen Herbstes nicht wirklich gerecht, aber meine Güte, war das eine Freude !

Passhöhe auf 1400 m.ü.M., und hier stehe ich vor Steinmauern und von Bergen umrahmt auf dem Campingplatz La Panoramica

Ich bin im Nationalpark der Abruzzen gelandet !
Er liegt zu drei Vierteln in dieser Region; der Rest verteilt sich auf Lazio und Molise, und es scheint hier ziemlich viele Bären zu geben.

Das sind wir, Bären, Berge und alles, beim kleinen Sternchen zwischen den drei Regionen.

Was mich allerdings schon früher hätte stutzig machen können, sind diese Schneemarkierungs-Stangen an der Strasse vor dem Dorf.

Oder diese auffallend rustikalen Miet-Châlets auf dem Campingplatz.
Vielleicht auch die Tatsache, dass die Hotels im Dorf ‘Edelweiss’ heissen oder ‘Schneeglöckchen’, und dass gegenüber vom Camping doch tatsächlich ein ‘Snow Tubing Park’ seine baldige Eröffnung ankündigt.

Pescasseroli ist ein Wintersportort, und der Winter ist offensichtlich nah !

Heute früh erwachte ich bei 3°C und wusste beim Anblick des Rauhreifs auf Wiesen, Herbstlaub und meinem Auto, dass es wieder höchste Zeit ist für einen Szenenwechsel.

Ich liess die nächsten beiden Plätze auf den Bergen sausen und fuhr bis zur Adriaküste hinunter.

Auf dieser Seite des Berges ist der Herbst schon etwas weiter fortgeschritten und der Wald etwas lichter.

Barrea am gleichnamigen See

Heute Morgen reiste ich in Pescasseroli ab bei 5°C und kam bei 22°C in Marina di Montenero an.

Auf dem Platz Costa Verde macht der Chef auf Bestellung höchst persönlich Pizza , und das hier war eine der besten Pizza meines Lebens – und dies nicht (nur), weil ich gerade knapp dem Winter entkommen bin !😊

Nächstes Mal komme ich dennoch früher im Jahr ins Hochland ! Es ist nämlich zu schön dort, und ich bin noch längst nicht fertig damit.

Ich wünsche euch allen einen richtig schönen Tag und schön warme Füsse !😊

4 Gedanken zu “Vier italienische Regionen und ein Herbstwald: Toscana, Lazio, Umbria, Abruzzo

    1. Hopp Elisabeth und Sepp
      Habt Dank für die Blumen !
      Ich hoffe, euch geht es gut und ihr geniesst einen ruhevollen Sonntag nach einer arbeitsamen Woche ! Klingt gut, nicht ?
      Seid herzlich gegrüsst von der Adriaküste. Rösli

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  1. Avatar von Andi + Martha Andi + Martha

    Hopp Rösli!

    Inneritalien ist wirklich wunderschön, danke für die Superfotos.
    Ich hoffe, du bleibst Siegerin gegen den Winter, sonst musst du ein bitzeli mehr Gas geben:)
    Heb Sorg und blieb gsund!
    Andi + Martha

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    1. Hoppid, Andi und Martha

      Ja, es ist fantastisch im Inland – und es wäre noch schöner, wenn man etwas früher dran wäre – ausser beim Herbstwald, versteht sich !

      Ich geh’ja schon – und bin heute immerhin eine geschlagene halbe Stunde weiter südwärts gefahren 😊 (man muss die Plätze nutzen, die offen sind).
      Kommt vielleicht nicht ganz wie geplant, aber gut !
      Habt es schön und bleibt fröhlich !
      Herzliche Grüsse aus Manfredonia
      Rösli

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