Italiens Verkehrstafeln als bunte Deko… Prahlen mit dem, was man hat…

Die geflügelten Pferde der Etrusker sind das Symbol der Stadt Tarquinia in der Region Lazio.
Man sieht sie an Hauswänden, in Souvenirshops und als Skulpturen in Verkehrskreiseln.

2. November 2022 Nun muss es aber vorwärts gehen, denn immer wieder verkünden Strassentafeln, dass ab 7. November Winterpneus und Schneeketten obligatorisch seien. Dabei habe ich mir extra Sommerpneus montieren lassen, weil ich sowieso nicht im Schnee fahre..

Aber zurück zu den Verkehrstafeln ! Irgend ein ‘Pate’ hat wohl seinen Neffen beim Aufbau dessen Verkehrstafelgeschäfts unterstützt: alle 50 Meter steht gefühlt eine Geschwindigkeitsbegrenzungs-tafel, und wisst ihr was ? Alle Autofahrer, ausnahmslos ALLE ignorieren diese ! Aber verkauft ist verkauft, und der Staat hat es ja. Ach so, nein, jetzt hat’s ja der Neffe – und der Staat hat es eben nicht mehr. Und deshalb sind wohl so viele Strassen hier in einem desolaten Zustand. Die Tafeln aber, die darauf hinweisen, die sind NEU !

Bei der ersten einspurigen Baustelle fuhr ich knapp über den erlaubten 60 kmh und zog einen langen Schweif ungeduldiger Fahrer hinter mir her, währenddem die eben noch vor mir fahrenden LKW am Horizont entschwanden. Danach wurde ich bei jeder kommenden Baustelle etwas schneller, und schliesslich habe ich ganz aufgegeben und bin einfach so schnell gefahren wie mein Vordermann, nämlich zwischen 80 und 90 kmh. In der 60er-Begrenzung ! Ich hoffe nun bloss, dass dieser Pate nicht auch noch einen Neffen bei der Polizei hat, dessen Bonus im direkten Verhältnis steht zu der Anzahl doofer Touristen, die auf die Drängler-Masche hereinfallen.

San VincenzoToscana

Ich kam beim Eindunkeln 340 km weiter in San Vincenzo an und durfte innerhalb der Umzäunung dieses Hof-Campings übernachten, weil mich die beiden netten (Zürcher) Schwestern nicht ganz allein im finsteren Camping-Feld stehen lassen wollten. Geld wollten sie auch keines, weil Aussen-WC und Dusche für den Winter gesperrt sind, also habe ich mich (etwas ungern, ich gebe es zu) von meiner letzten Flasche Primitivo getrennt und einen kleinen Beutel Chips zusammen mit meinem PostIt-Dank auf die Flasche geklebt. Na ja, ich hatte sicher und gut geschlafen und Strom für meine Kaffeemaschine am nächsten Morgen; …doch, das war es wert.

Eigentlich eine schöne Aussicht auf die Hügelzüge im Hintergrund. Auf dem Platz da drüben stehen manchmal Ponys, Esel und Ziegen zwischen scharrenden Hühnern – aber 50 Meter entfernt brausen im Sekundentakt Autos und Lastwagen über die Autobahn… Ich fuhr jedenfalls weiter am nächsten Morgen; nicht weit, aber weiter. 15 Kilometer weiter, um genau zu sein.. 🙂

Am Golf von Baratti in Piombino, Toscana – diese Aussicht geniesst man nach einem kleinen Spaziergang vom Hof-Camping weg.
Ich habe sie zwar nicht zu sehen bekommen, aber da draussen irgendwo liegt die Insel Elba.

Ich landete auf ‚Podere Etrusco‘ – dieses Mal mit Dusche und WC. Der Hof selber sieht etwas unordentlich aus, und auch die Camping-Ecke ist eher rustikal, aber das Sanitärgebäude ist neu und gepflegt. Wir sind zu viert auf dem Platz. Gerade genug, damit nicht das Gefühl aufkommt, man stünde allein im dunklen Wald..

Ein Spaziergang oberhalb unseres Campings mit Blick auf den Golf von Baratti

Ich habe heute früh mein letztes Brötchen dick mit Butter und Konfitüre bestrichen und müsste eigentlich einkaufen. Das ist aber nicht so einfach, wenn man im Juhee steht. Und Lust hat, eine Nacht länger zu bleiben, weil es hier so nett ist. Na ja, verhungern werde ich nicht, auch wenn ich mir Teigwaren mit Arrabbiata-Sauce zum Frühstück nicht wirklich vorstellen kann 😊

Ich habe sie mir übrigens tatsächlich (zum Abendessen) gekocht, die Penne all’Arrabbiata. Eigentlich wollte ich das auf dem Gasherd machen, aber das Ding sprang nicht an trotz neuer Gasflasche (und neuem Test. Ich habe wohl etwas falsch gemacht..). Dafür habe ich es geschafft, beim Einsatz meiner elektrischen Herdplatte beide Adapter für dreipolige Stecker zu verschmoren. Es scheint, dass das Ding mehr Strom benötigt als die Billig-Adapter hergeben.. Eine neue Herdplatte muss her. Eine, welche ich direkt einstecken kann in die deutsche Steckdose..

Tarquinia, Region Lazio in der Maremma

Tarquinia – eine hübsche Stadt mit engen Gässchen und einer etruskischen Totenstadt

Samstag, 5. November
Für meinen ‚dreipoligen Laptop‘ benötige ich weiterhin einen Adapter, und den fand ich hier im chinesischen Trust Market für 3 Euro das Stück, also absolute Qualitätsware 😊. Im Laden nebenan gab es Brot, Butter und Joghurt. Nun kann mich nichts mehr erschüttern für die nächsten paar Tage.

Die Tarquiner sind mächtig stolz auf die Kulturspuren der Etrusker, welche vor über 2000 Jahren in den Regionen Toscana und Lazio Stadtstaaten gebildet hatten. Man weiss zwar nicht so genau, woher diese Immigranten stammten, aber ihre Frauen waren schon damals emanzipiert – und das Volk hat einen aufwändigen Totenkult betrieben und schöne Nekropolen hinterlassen. Necropoli sind Totenstädte mit Grab-Gebäuden, habe ich mir sagen lassen.

Und nun zum Prahlen ! Ohne diese Gebäude wären es einfach nur Gräber auf Friedhöfen. Mit einem Grab lässt sich aber weder die eigene Wichtigkeit noch der eigene Reichtum über den Tod hinaus so richtig gut darstellen . Daher die schicken Bauten und grossen Gruften. In den unterirdischen Grabkammern stehen kunstvoll dekorierte Sarkophage, und die Mauern sind mit zum Teil gut erhaltenen Wandgemälde verziert. Deshalb kann Tarquinia nun mit einem ureigenen, uralten Schatz prahlen. Ich weiss nicht, was sie selber während der letzten 2000 Jahren vollbracht haben, aber diesen alten Schatz, den haben sie. Et voilà: jeder prahlt mit dem, was er hat..

Ich bin in etliche Grabkammern hinunter gestiegen, fand die dekorativen Gemälde in den Gemächern ziemlich griechisch – und habe danach die Weite der Landschaft bewundert..

Agri-Camping Il Poderino, Tarquinia. Der Campingplatz zwischen den Olivenbäumen rechts ist ebenso einladend wie die Einfahrt. Und es gibt hier ein Restaurant mit richtig gutem Essen ! Italienischem Essen ! Pappardelle ai Funghi Porcini zum Beispiel !

Das erinnert mich daran, dass es Zeit wird fürs Abendessen auf dem Hügel. Selber kochen werde ich noch öfters müssen in nächster Zeit; also heisst es das Angebot nutzen !

Meine einzigen Nachbarn auf dem Platz, Martina und Thomas mit ihrem Airedale Terrier Enya, sind ebenfalls auf dem Weg nach Sizilien und fahren morgen früh um 5 Uhr los zur Fähre von Civitavecchia nach Palermo. Ich selber habe es nicht so eilig. Vielleicht bleibe ich auch hier für eine vierte Nacht. Es ist gar zu gemütlich – und ich kann diskret aus-, auf- und umräumen. Aber jetzt gehen wir erst einmal gemeinsam essen.

Tarquinia – Il Poderino – Platz und Restaurant-Chefin Doriana Paparozzi – charmant und kompetent – und einen guten Koch hat sie auch !

7 Gedanken zu “Italiens Verkehrstafeln als bunte Deko… Prahlen mit dem, was man hat…

    1. Lieber Kurt/Anton 😊
      Ich dachte, ich hätte dir schon lääängst geantwortet – etwa doch nicht ? Tzzzzz… und äxgüsi !
      Na jedenfalls: Danke schön – mach’ich doch ! Und dir herzlichen Glückwunsch zu deinem
      Wunschgefährten auf der Strasse ! Allzeit gute Fahrt und überhaupt einfach de Plausch !
      Bis dann irgendwo/irgendwann mit südlichen Grüssen ! 😊

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    1. Buongiorno Lombardis !
      Wie schön, von euch zu hören ! Herzlichen Dank für eure Wünsche. Inzwischen klappt es schon etwas besser mit der Kulinarik – wurde auch Zeit… 😊
      Ich wünsche euch allen einen guten Winter, feinen Wein – und überhaupt alles Gute ! Herzliche Grüsse aus Napoli !
      Rose

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  1. Avatar von Sandra Schöb Sandra Schöb

    Liebe Rose
    Ich bin etwas im Rückstand mit Lesen deiner Berichte. Aber dieser hier hat meine Aufmerksam besonders erweckt. Waren wir doch diesen Sommer in San Vincenzo in den Ferien und ebenfalls immer hinter uns eine riesenlange Schlange von Autos und vor uns freie Fahrt obwohl wir 60kmh führen wo eigentlich 50 war.
    Nun deine Vermutung vom Neffen des Paten bei der Polizei können wir leider bestätigen. Flatterte uns doch Wochen nach dem entspannten Urlaub in dem wir auch immer mutiger wurden eine satte €180.00 Buse ins Haus. Auf der Strecke San Vincenzo nach Piombino haben wir unser Tempo der Dränglern angepasst… wohl geblitzt hat es nur uns Touristen… Auf jeden Fall habe ich das Gefühl dieser Neffe des Paten kennt sich in den Busen-Tarifen der CH aus, denn der Betrag erschien uns happig – Schweizerpreisniveau.
    Die Ferien waren trotzdem schön.
    Im Herbst auf Sardinien (nur mein jüngerer Sohn und ich) haben wir uns nicht an die Schilder sondern als allgemein gefahrene Tempo gerichtet 100kmh wo 60kmh usw. Es gab keine Buse, tja: Mietauto sei dank. Damit fällt man den Neffen nicht offensichtlich auf.
    In diesem Sinne: Buone Feste cara Rose!
    Un abrraccio Sandy

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    1. Liebe Sandy
      Herzlichen Dank für das Vergnügen !
      Ich habe mich köstlich amüsiert ob deiner Geschichte, die meinen ‚Paten-Verdacht‘ bestätigt – bis mir aufging, dass du’s ja genau von der Route hattest, die ich auch gefahren bin ! Tzzzzz….! Ich muss wohl meine Tochter warnen, dass unangenehme Post ansteht in ein paar Wochen oder Monaten…
      Du hast recht: es ist egal, ob die Limite 80, 60 oder 40 kmh ist – wir fahren eigentlich alle immer zwischen 80 und 100 kmh. Hoffentlich gewöhne ich mich nicht so sehr daran, dass ich das auch in der Schweiz einführe (das wird sonst teuer !).

      Jä nu ! Wir machen mit – und bleiben optimistisch !
      Ich wünsche dir und deiner Familie Buone Feste und Es Guets Neus !
      Liebe Grüsse aus Gallipoli – Rose

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