Grüsse von der Schneckenfront – sozusagen..

Sobald ich von verschiedenen Seiten vorsichtig angefragt werde, ob es mich noch gibt, wird es jeweils Zeit für ein Lebenszeichen meinerseits.   
Das war eigentlich Anfang März der Fall; ich bin also wirklich ‘Die Schneckenfront’, ganz abgesehen von den unglaublich vielen Schnecken in diesem regenreichen Sommer.

Im März lebte ich allerdings auch noch im Zurückgezogen-Modus, der mir überraschenderweise ziemlich zusagte: lange schlafen, lesen, spazieren, kochen,  in die Berge sehen, Katze streicheln und abends mit meinen WG-Jungs plaudern reichten mir vollauf zum Glücklichsein.
Vielleicht wäre das vor zwanzig Jahren noch anders gewesen… (?)  Ich habe allerdings von verschiedenen Leuten – auch jüngeren – gehört, dass es ihnen ähnlich ergangen ist.

Mir scheint, dieser verordnete Rückzug aus den sozialen Strukturen und Gewohnheiten hatte neben vielen negativen durchaus auch ein paar positive Seiten. Wahrscheinlich vorausgesetzt, man lebt nicht ganz allein. Irgendwo habe ich gelesen: «Ich dachte, 2021 würde das Jahr, in dem ich alles bekomme, was ich mir wünsche. Stattdessen ist es das Jahr, in dem ich alles schätze, was ich habe.»
Ich finde, das beschreibt es schön.  

Der Rhein zwischen Eglisau und Rüdlingen

Ich bin inzwischen seit über einem Jahr in der Schweiz – und kann frühestens Mitte Oktober wieder abreisen. Mama mia !
Ich bin Andy und Urs sehr dankbar, dass ich immer noch bei ihnen wohnen darf. Es ist schön, täglich jemanden zum Plaudern zu haben, gemeinsam gemütlich zu essen – und sich wieder auswärts verwöhnen zu lassen. Wir müssen bei den Ersten gewesen sein, die nach der Wiedereröffnung an gleich drei aufeinanderfolgenden Abenden einen Tisch buchten in drei Lieblingsrestaurants. Ja, auch den Luxus des Auswärts-Essens lernten wir erst so richtig schätzen,  nachdem wir ihn zuvor eine ganze Weile entbehren mussten. Eigentlich sind wir Menschen von Natur aus eher undankbar, oder ?

Beim Warten auf bessere Zeiten habe ich eine grössere zahnärztliche Intervention initialisiert. Die etwas geschwollene Ausdrucksweise passt durchaus zum Preis, den ich dafür bezahlen werde… Diese Generalüberholung ist auch der Grund, dass ich erst im Oktober wieder abreisen kann. Das wird dann wie ein Neubeginn; aber das wird schon (gefälligst.. !).

Ich habe also ein beinahe ‘normales’, sesshaftes Jahr hinter mir. Mit Winter, Frühling, Sommer – und Regen. Viel Regen.. Dass die Bilder dennoch eher sonniger Natur sind, liegt daran, dass ich selten ausgehe, wenn es regnet..
Hier einige ungeordnete Szenen aus diesem Jahr:

Frühling ! Endlich Frühling !

Nach dem Weiss und Braun des Winters freue ich mich wie die meisten auf die frischen, leuchtenden Farben des Frühlings. Der Wonnemonat Mai war zwar nicht allzu wonnig, aber man konnte der Natur förmlich zusehen beim Wachsen und Aufblühen – und dieser Duft überall ! Himmlisch !

Gugellätschlibuck – ein Spaziergangfund – und so ein schönes Wort !

Am Muttertag war ausnahmsweise mal schönes Wetter, hurra ! Meine Tochter und ihr Freund kredenzten uns, also ihren respektiven Müttern, ein köstliches Brunch-Buffet. Was für ein schöner, lustiger Tag !

Eglisau vom kleinen Rheinschiff aus

Der Seleger Moor ist eine Reise wert !

Die Gegend um Rifferswil ist auch ohne Pferdefuhrwerk im Hintergrund hübsch, aber ‘mit’ zaubert es ein wenig Gotthelf-Stimmung (wenn man den Antennenmast links hinten netterweise ignoriert und die Neubauten unscharf bleiben..

Der Rifferswiler Park ist bekannt für seine Azaleen und Rhododendren, für seine Farne und Vögel und ‘Monet- Holzbrücken’ und schönen Spazierwege.

Meiner Tochter Lisa und mir hat es so gut gefallen im Seleger Moor, dass wir gleich zweimal dort waren: unten links Ende April, rechts Ende Mai.. (oben: dieses Foto einer perfekten Seerose ist von Lisa)

Zürichs Ausstellung ‘Körperwelten’

In dieser Ausstellung kann man das Spiel von Knochen und Muskeln sehen – an geschälten und plastifizierten Menschen – und an einem Pferd…

Das ist schon an sich sehr interessant, aber dass das einst echte Menschen waren (bzw ein Pferd..), erhöht den Reiz nochmals. Der Erfolg der Ausstellung weltweit zeigt, dass Gruseleffekte und pure Neugier weiterhin hoch im Kurs stehen…

Hochzeit im Schloss und auf dem Bauernhof

Die perfekte Mischung !

Für das Fest durfte ich wieder unter den Kirschbaum auf den Hof meines Bruders Andi und seiner Frau Martha ziehen (ganz herzlichen Dank !) – und da bin ich auch gleich ein paar Wochen geblieben.. Es ist wunderschön hier draussen: ich stehe zwischen Wiesen, reifenden Kornfeldern und Bergen – in Gesellschaft von Katzen, Kaninchen, Störchen, Pferden und ganzen Schwärmen von Feldspatzen und Krähen..

Am 9. Juli war die Hochzeit meines Neffen Walter mit seiner Anja.
Dass es der einzige durchgehend sonnige Tag war in einer langen Reihe von regnerischen Tagen (vor- und nachher), war das Tüpfchen auf dem ‘Hochzeits-Juhui !’

An der Zeremonie im Schloss Grünenstein in Balgach durften zwar nur Eltern, Geschwister und Trauzeugen teilnehmen, aber wir ‘anderen’ sassen draussen in der Sonne und genossen die Wärme, die Aussicht auf den Hohen Kasten und Säntis – und den Weisswein samt köstlichen Wraps.

Danach ging es in die festlich hergerichtete Scheune auf dem Hof im Balgacher Rheintal. Hier war ein reiches Buffet angerichtet – und der Pizzaiolo ‘Cosimo’ verteilte gut gelaunt Bruschette und schob eine Pizza um die andere in den Holz-Steinofen.

Der Bräutigam ist im ‘richtigen Leben’ ein begabter Velo-Mechaniker und begeisterter Velofahrer, was sich unschwer an der originellen Wand-Dekoration ablesen lässt.

Ein D.J. spielte Reggae und Oldies, und es wurde viel getanzt und gelacht. Ich ging um halb zwei Uhr nachts schlafen in meinem Wohnmobil – die mehrheitlich jungen Gäste sassen draussen um ein Feuer, bis es hell wurde – und etliche schliefen auf dem Strohlager in der Scheune.

Spätnachts: mein Bruder Andi beim Betten-Aufschütten für die Übernachtungsgäste, die mit Schlafsack angereist waren. Diese Gäste sahen zwar leicht zerknittert aus beim Frühstück am nächsten Tag; aber das tat der guten Stimmung keinen Abbruch.. Was für ein geniales Fest !

Leben im Rheintaler Riet

Für diejenigen, die hier für ein Auskommen arbeiten, wirkt es wahrscheinlich weniger romantisch als für uns Touristen, die ‘Jöööh’ und ‘Wow’ seufzen angesichts der Idylle.

Konzertprobe mit zwei Alphörnern. Schön !
Frühlingskätzchen auf dem Hof: Weissschnäuzchen und Schwarzschnäuzchen
Neuerdings kommt nach der Fütterung der Katzen morgens und abends dieser junge Fuchs vorbei, um die Resten der Mahlzeit zu vertilgen. Er wohnt im Maisfeld hinter dem Haus und findet, dass der Hof in seinem Revier steht und er ergo ein Recht darauf hat.
Diesen jungen Schwalben geht es offensichtlich gut – langsam wird es eng im Nest an der Stalldecke..
Die alte Mutterkatze rechts hat immer noch Appetit, verschläft aber ihre Tage am liebsten auf dem warmen Brett beim Brunnen

Franz und Franzosen: Hier ist praktisch täglich etwas los: Das Paar aus Paris hat auf Google Maps nachgesehen, wo es viel Land und wenig Häuser gibt – und sein Zelt hinter dem Haus aufgeschlagen für die Nacht, ehe sie dem Rhein entlang heimwärts halten.

Franz, der Freund unseres Bruders Peter aus Deutschland, war ein paar Tage später ebenfalls auf der Durchreise per Velo – und hatte sein Zelt ebenfalls in beeindruckend kurzer Zeit aufgebaut. Am nächsten Tag pflückte er erst noch ein paar Stunden lang Heidelbeeren, ehe er sich auf den Weg nach Kitzbühel machte.

Im Juli ist Heidelbeerzeit ! Die Saison ist kurz, und die Handarbeit lang. Die Beeren müssen einzeln aus den Beerentrauben gepflückt werden, da sie nicht alle zur selben Zeit reifen. Ein dunkler Kreis beim Stiel zeigt an, dass die Beere reif ist (Diesen Kreis sieht man gut an der Beere ganz rechts im Bild). Wenn man weiss, dass man gut und gerne eine halbe Stunde lang arbeitet für ein Kilo Heidelbeeren, ist der eher hohe Preis dafür mehr als gerechtfertigt. Die Beeren sind aber auch sündhaft gut !

Kutschenausflug mit Omero und Othello. Die perfekte Fortbewegungsart in dieser schönen Gegend. Wunderbar !
Rasanter unterwegs waren wir mit Andy beim herrlichen Bootsausflug auf dem Bodensee. Rechts die vorsorglich Ausschau haltende Dame an der Einfahrt zum Hafen Altenrhein.
Wenn die Restaurants offen gewesen wären, hätten wir wohl einen Halt eingelegt in Lindau. So haben wir es von weitem bewundert und genossen unser Abendessen im ‘Hafentreff’ von Steinach. Schön war’s !

Nun mal etwas ganz anderes: Ameisenplage?

Ein Kapitel aus der Kategorie ‘Haushalttipps’
Wer Ameisen auf der Suche nach Essbarem in seiner Küche vorfindet, ist verständlicherweise nicht sehr erbaut darüber. Ein altes Holzhaus ameisendicht zu kriegen ist jedoch beinahe unmöglich. Statt die Tierchen zu vergiften, gibt es die Alternative FÜTTERN !

Am besten tut man dies nahe an der Stelle in der Wand, aus der sie jeweils kommen. Hier ist rechts Honig in einem Deckel angerichtet, links ein Frucht-Gelée. Die Ameisen kommen, fressen, und nachdem sie wahrscheinlich noch ihre winzigen Rucksäckchen vollgepackt haben, gehen sie wieder. Wohlgemerkt: statt überall nach Futter zu suchen !
Anfangs sahen die süssen Kleckse aus wie (freundliche) Amöben; inzwischen sind öfter mal keine Ameisen mehr dort. Eigentlich sind wir mit unseren Bauten ja in IHRE Welt eingedrungen, nicht zuerst sie in unsere. Ausserdem sind Ameisen ein wichtiger Teil des Ökosystems, fressen sie doch totes Holz und Aas und lockern mit ihren Bauten die Erde oft so gut auf wie Regenwürmer, um nur einiges zu nennen, was sie erhaltenswert macht.

Was da hinten wie eine Feuersbrunst aussieht, ist ‘bloss’ ein Nationalfeiertags-Feuerwerk am 1. August, genauso wie der kleine Vulkanausbruch rechts.

Am 1. August gegen 21.30h hörte der Regen nämlich überraschend auf – gerade, als wir uns einen ganzen Tag lang daran gewöhnt hatten – und entlang der Hügel ringsherum wurde abgefeuert, was das Zeug hielt. Dank unserer Distanz zum jeweiligen Ort des Geschehens hatten wir die Lichteffekte, hörten aber die Knaller so gut wie gar nicht. Perfekt.  

Am 7. August gab es diesen wunderschönen Regenbogen zu sehen (in Natura war er natürlich noch viel schöner !)
Und gestern hat sich dieser junge Falke in das netzbehängte Heidelbeerfeld verirrt – und den Ausgang nicht mehr gefunden (die Netze sind nötig, weil die Stare die Beeren lieben und das Feld wie ein Heuschreckenschwarm leerräumen würden, ehe man ‘auch nur Hoppla’ sagen kann..).
Nach ein paar vergeblichen Versuchen mit hochgehobenen Netzen haben wir es tatsächlich geschafft, das leichtsinnige Ding wieder in die Freiheit zu entlassen.

Hier noch ein paar schöne ‚Menschen-Momente‘ von eben gerade… oder von etwas früher…😊

Zurück nämlich zur Wertschätzung vom Anfang: ich bin meinen Freunden und meiner Familie wahnsinnig dankbar, dass sie mich so selbstverständlich aufgenommen haben, als ich nicht weiterziehen durfte. Ganz besonders, da sich mein Abreisetermin irgendwie ständig weiter hinausschiebt. Peinlich, sowas…

Mit Andy in der Pizzeria Da Gió in Embrach: Oh ja, die können Pizza ! Toll !
..oder mit Jeannine in Augwil: der Beweis, dass Wurst-Käsesalat lustig macht !
..mit Nadia und Peter an unserer traditionell-üppigen ‚Metzgete‘ im Restaurant Geeren – wie schön, dass unser Tagi-Magi-Kreuzworträtsel-Freundschaft die Zeit überdauert hat !
…oder mit Rosemarie und ihrer berühmten Gemüse-Quiche mit Salat – und feinem Wein !
..oder der ebenso berühmten Linsenpie von Urs ! Mniam !
Besuch in Herisau: noch steht der Expeditions-Mobil von Jon Erik und Mirjam in der Überwinterungshalle, aber bald, bald…!

Wenn man am Wasser in der warmen Wintersonne sitzt, kann man glatt ins Schwärmen geraten. Hier fliesst von hinten rechts die Thur in den Rhein. Was für ein schöner Ausflug !

Und nicht vergessen: Unser Augwiler Feierabend-Ritual, um Corona abzuwenden: ein Espresso, etwas feines, Süsses und ein Schnapsglas voller Gold: der beste Grappa der Welt: Tre Soli Tre ! (hat tadellos funktioniert – wir sind immer noch kerngesund !)

Ja, es macht wirklich Freude, hier zu sein, und ich habe schon so viele meiner Familie, Freunde und Bekannten getroffen und so viel erlebt, dass sich auch dieses Jahr hier wie ein einziges Abenteuer anfühlt.

4 Gedanken zu “Grüsse von der Schneckenfront – sozusagen..

  1. Avatar von Ernesto Senn Ernesto Senn

    Hoi Rose,

    Vielen Dank für Deine Meldung, ich sehe und lese dass es Dir gut geht, hopp und weiter so!

    Bis bald wieder mal – sei herzlich gegrüsst.

    Ernesto

    Ernst Senn

    Zürichstrasse 11b

    8185 Winkel

    Telefon: +41 79 232 21 85

    Gefällt 1 Person

    1. Guten Morgen, Ernesto
      Wie schön, von dir zu hören !
      Ja, mir geht es wunderbar – ich hoffe, dir auch ! Es ginge uns wahrscheinlich noch besser, wenn das Sonnenschein-Regen-Verhältnis etwas ausgeglichener wäre, oder ? 🙂 Nun ja, man kann nicht alles haben.
      Ich hoffe natürlich sehr, dass wir uns noch sehen vor meinem erneuten Aufbruch.
      Bis dann mit herzlichen Grüssen aus dem Rheintal
      Rose

      Like

  2. Avatar von Thomas und Silvia Thomas und Silvia

    Liebe Rosa. Lang ist‘s her. Letzte Woche im November 2018 auf dem Campingplatz Villagio dei Pini nahe Paestum. Wir denken oft an die sehr unterhaltsamen gemeinsamen Tage mit Dir. Wir haben deine Zeit stets mitverfolgt und freuen uns zu lesen (endlich wieder), dass es Dir prima geht. Gut gemacht!
    Tatsächlich fahren wir heute los. Zunächst Wien für ein paar Tage und dann weiter in den ‚wilden Osten‘. Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Griechenland und dann auf die Halbinsel Peloponnes. Deine alte, temporäre Heimat. Später dann mal mit Fähre nach Bari und dann…..
    Wir wünschen Dir alles erdenklich Gute (wir lesen weiter). Wenn Du magst, lassen wir Dich gerne teilhaben an unserer Reise. Kannst uns ja eine Email senden mit Mobile-Nummer für WhatsApp. Liebe Grüsse Silvia und Thomas.

    Gefällt 1 Person

    1. Guten Morgen, Silvia und Thomas
      Ihr habt recht: lang, lang ist’s her – und schön war’s ! Ihr habt doch einen Labrador, nicht wahr ? Ich habe leider viele meiner Fotos verloren bei einem Totalabsturz meiner Hard Disc, und die Paestum-Fotos gehören ausgerechnet dazu….

      Ich stehe immer noch bei meinem Bruder unterm Kirschbaum – und pflücke begeistert Heidelbeeren und Aroniabeeren, füttere Katzen und schaue den Hasen beim Ums-Haus-Hoppeln zu…
      Schade ist bloss, dass es so oft regnet diesen Sommer. Ich hoffe, ihr habt besseres Wetter in Rumänien und Umgebung. Diese Route wollte ich eigentlich nehmen für den Nachhauseweg, aber da war alles zu. Die Länder bleiben aber definitiv auf meiner Wunschliste !
      Auch deshalb bin ich sehr daran interessiert, von euren Erfahrungen zu lesen – und freue mich darauf, von euch zu hören.
      Da ich keine Kontaktdetails für euch finde, gibt es hier meine: roses@swissonline.ch / +41 79 273 22 21. Sodala !
      Euch wünsche ich wunderbare Ferienerlebnisse und überhaupt alles Gute.
      Liebe Grüsse aus dem St. Galler Rheintal 🙂
      Rosa

      Like

Hinterlasse einen Kommentar