Inzwischen in Griechenland (langsam wird’s sommerlich…) 😊

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30.4.2020 Dieses hübsche Muster aus abgelösten Algen hat das Meer heute mit der Flut gezeichnet

Mittwoch, 29. April 2020
Heute haben drei Paare auf dem Platz ihre Reisebestätigung für die ausserordentliche Fähre nach Ancona/Italien erhalten, nachdem sie eine Woche lang darum gebangt hatten. Am 1. Mai soll das Schiff um 17 Uhr von Patras ablegen, und an Bord kommt nur, wer einen persönlichen Zugangs-Code vorweisen kann, denn bei der letzten ‘Notfall-Fähre’ hatten sich auch ein paar Leute an Bord geschmuggelt, die dort eigentlich nicht hätten sein dürfen.

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In Italien werden sie dann von der Polizei bis zur Autobahn geleitet, und diese dürfen sie nicht mehr verlassen bis zu Italiens Grenze. Diese wiederum haben sie spätestens 24 Stunden nach der Ankunft zu überqueren. Die ausreisenden Camper müssen also an Autobahnraststätten oder Parkplätzen übernachten. Davon wird in allen Camper-Foren dringend abgeraten, aber da die potentiellen Diebe ja auch nicht ganz unbeobachtet reisen dürfen, dürften die Nächtiger dieses Mal unbehelligt bleiben.

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Unsere Strasse: links die Franzosen Marylène und Mario aus Rosas in Spanien, dahinter ich mit Blick aufs Meer, an dritter Stelle mit der überdachten Terrasse die Schweizer Agnes und Werner aus Ungarn und zuhinterst die Bayern Thea und Gerd.

Die ebenfalls abreisenden Österreicher Ilse und Fritz wohnen in der Dauercamper-Strasse hinter uns. Fritz hat mir heute einen grosse Tasche voller Hundefutter gebracht, das sein schwarzer ‘Labra-Dackel’ verschmäht hat, Rocky aber erfreuen dürfte.

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Ich gehöre nicht zu den ‘Dränglern’, denn ich habe mir überlegt, dass ich ebenso gut von hier aus nirgendwohin gehen kann wie von anderswo, nicht wahr ?

Und mich gelüstet auch nicht danach, mit anderen übernervösen Kandidaten zusammen einen halben Tag lang vor der Fähre Schlange zu stehen und danach auf dem Schiff bloss ja niemandem zu nahe zu kommen – oder noch schlimmer: 24 Stunden in einer Kabine ohne Fenster eingesperrt zu sein.
Es haben sich so viele Leute auf dieses Reiseangebot gemeldet, dass inzwischen eine zweite Fähre am 2. Mai übersetzen wird; es scheint hier weit mehr Gestrandete zu geben als man glaubt.

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123_05_Glyfada_WrackDimitrios

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Das hier ist eine solche ‘Gestrandeten-Ecke’ gleich neben einem grossen, seit 40 Jahren vor sich hin rostenden Schiffswrack in Glyfada, etwa 12km von hier.

Sie wird hauptsächlich von Deutschen und Franzosen bewohnt, auch einigen jungen Familien. Hier herrscht reines Pfadfinder-Feeling mit Kinder- und Hundegewusel.
Ausser einem Wasserhahn gibt es nichts an Infrastruktur, und der Platz wird bei Regen zum Schlammbad. Die Leute haben einen kleinen Kinderspielplatz gebaut – und für das Leeren der Camper-Toiletten eine tiefe Grube ausgehoben.

Die meisten Bewohner hier leben in autark ausgerüsteten Fahrzeugen; die anderen treffen sich abends am Lagerfeuer oder gehen früh schlafen, wenn es kühl wird. Es wirkt alles sehr lebhaft und fröhlich; mir wäre es allerdings etwas gar zu improvisiert.

Einer meiner Leitsätze ist ja, dass ich ein gewisses Mass an Komfort möglichst nicht mehr unterschreiten möchte. Da bin ich mit meinem sehr reduzierten Haushalt ja schon ziemlich weit gegangen..

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Griechische News: die Campingplätze bleiben bis 15. Juni geschlossen
(man darf zwar wegfahren, dann aber nicht wiederkommen…); die Tavernen dürfen den Betrieb ab 1. Juni wieder aufnehmen.

Meine auf sechs Monate befristete Aufenthaltserlaubnis für Griechenland läuft allerdings am 4. Mai ab. Ich gehe aber optimistisch davon aus, dass dieses Gesetz gegenwärtig keine Rolle spielt.
Ich kann nur hoffen, dass ich keines Besseren belehrt werde an der Grenze.

Der Schweizer Botschafter hier konnte mir nicht helfen und riet mir, die Gemeindeverwaltung in Gythio zu kontaktieren. Aber wie ich an diese rankomme, DAS wusste keiner hier, auch nicht der Platzwart Erion. Also habe ich es sein lassen und drücke in bewährter Manier die Daumen.

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In der Länge habe ich definitiv nicht zugelegt in letzter Zeit, aber in der relativen Breite – ähm – schon ein wenig… 😊

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Langsam wird’s warm hier – sehr warm !

Die Mittagstemperaturen liegen bei etwa 24 Grad, aber die fühlen sich schon richtig heiss an (ich lese jedenfalls gerne im Schatten). Mamma mia ! – wie das wohl im Sommer bei 40 Grad wird ? Mit etwas Glück bin ich dann zwar nicht mehr hier, aber man weiss ja nie.

Immerhin dürfte das Meer bald meine Badetemperatur erreicht haben: ich gehe nämlich täglich am Strand spazieren und lasse mir von den Wellen Füsse und Waden abkühlen, aber für mehr reicht es noch nicht. Meine französischen Nachbarn gehen regelmässig kurz ins Wasser und behaupten danach lässig – und mit bläulichen Lippen – dass das Wasser ‘très agréable’ sei. Ha !

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Die Luft ist erfüllt vom süssen Duft der Orangen- und Zitronenblüten, manchmal durchzogen von würzigen, curryähnlichen Noten anderer Blüten

123_11_NägeltöterorangenUm der Wahrheit die Ehre zu erweisen: dieser appetitanregende Baldachin aus Orangen täuscht gewaltig. Die kleinen Früchte sind so sauer, dass man in ihrem Saft bestimmt Eisennägel auflösen könnte 😊

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In den nächsten Tagen und Wochen werden ja in ganz Europa Lockdown-Lockerungen umgesetzt
– und sei es nur, damit sich die Leute daheim nicht gegenseitig die Köpfe einschlagen.

Einerseits freue ich mich darauf, wieder selber entscheiden zu können, wann ich wohin gehen möchte, und andrerseits hat diese Zeit auch viel Gutes bewirkt:

– Zum Beispiel haben Zeichner, Dichter und Denker Unmengen von witzigen, nachdenklichen, originellen Werken kreiert zum Thema Corona – und uns damit die Langeweile vertrieben. Diese Werke dürften das Jahr 2020 auch im Rückblick präzise beschreiben.
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– Die Strassen und Städte sind leer und der Himmel sauber.

– Wie haben plötzlich die Zeit und das Bedürfnis, miteinander zu kommunizieren, und die allgemeine Hilfsbereitschaft hat sicher ebenfalls gewonnen.
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– Und vielleicht sind wir ja in Zukunft etwas dankbarer für den Luxus, den wir vor einem Jahr noch als Selbstverständlichkeit angesehen hatten, etwa unlimitierte Reiseziel- und Produktewahl, jederzeit Bar- und Restaurant-Service, Konzerte, Kinos, Sportanlässe – die Liste liesse sich beliebig fortsetzen..

– Während einigen wenigen Wochen haben wir nichts verpasst, absolut nichts. Und konnten einfach nur sein – und nachdenken. Und auch das ist keine schlechte Beschäftigung, denn nicht nur Keller und Estriche möchten hin und wieder entrümpelt werden.

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Jede dieser ‘Pusteblumen’ hat den Durchmesser einer grossen Orange; sie sind dicker und zäher als Löwenzahn – aber die Schirmchen fliegen tadellos und nach demselben Prinzip

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Die Hunde- und Katzentränke wird rege benutzt

Bis es soweit ist mit der Öffnung – und bis ich vielleicht doch auch plötzlich abreisen möchte – füttere ich weiterhin die Katzen, gehe am Strand spazieren oder mit dem Fahrrad einkaufen (die Supermarkt-Wahl ist schon das halbe Abenteuer), oder ich trinke Wein mit den einen oder anderen Nachbarn. Wobei wir ab Freitag gerade mal noch zu dritt sein werden hier, also zwei Wohnmobile auf dem ganzen Platz..

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Es bleibt zu hoffen, dass diese allmähliche Öffnung nicht sogleich zu einer zweiten Infektionswelle führt, denn eine solche würde wahrscheinlich den nächsten Lockdown verschärfen.

Bleibt also bitte vorsichtig, damit ich noch vor der 40°C–Sommerhitze in den Norden fahren kann 😊 
Vor allem aber: Bleibt für euch selbst vorsichtig, gesund – und fröhlich.

4 Gedanken zu “Inzwischen in Griechenland (langsam wird’s sommerlich…) 😊

  1. Hopp Rösli
    Es freut uns. dass es dir gut geht.
    Wir als Pensionisten haben bis jetzt den Lockdown schadlos überstanden.
    Das einzige was auffällt, weil viele Läden und alle Restaurant geschlossen sind
    und Erika für uns den Einkauf erledigt, brauchen wir kaum die Hälfte des
    Haushaltgeldes. Aber ich denke, wir werden es später aufholen.
    Uns würde es schaurig freuen , wenn du die Reise bald Richtung Schweiz
    antreten könntest.
    Ganz liebe Grüsse E . + S .

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    1. Hopp Elisabeth und Sepp 😊🌺
      Wie schön, dass ihr im ganzen Ungemach fit und gesund geblieben seid 👍
      Ihr habt recht: momentan komme ich auch mit dem halben Budget aus – immerhin ein Lichtblick – wobei ich das Ersparte später wohl in grössere T-Shirts und weitere Hosen investieren muss 🤪
      Wir sind hier ziemlich verschont geblieben von ‘Corona-Fällen’ und können getrost selber einkaufen gehen (dieses ‘Abenteuer’ möchte ich auch keinesfalls missen ! 😊).
      Bleibt gesund und seid herzlich gegrüsst !
      Rösli
      PS Keiner weiss, wie es weitergeht, also warten wir ab und gehen spazieren.. 😃👋

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    1. Guten Morgen, ihr Zwei 😊
      Kicher… so besehen habt ihr natürlich recht – voll erwischt 😂

      Vergesst aber nicht die restlichen 23 Stunden und 50 Minuten, die ich als trocknender Apfelschnitz unter der Sonne brate – oder sachte geköchelt werde in meiner Sardinenbüchse ☀️☀️☀️
      Habt also wirklich Sorge zu euch, vorsichtshalber.. 😎😁
      Liebe Grüsse aus der Vorahnungen-Ecke 🙄 Rosa 😊👋

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