
Finikounda ist das Dorf in der herzförmigen Bucht rechts, und links davon liegt unser Campingplatz Thines am langen Sandstrand
Je nach Wetterlage haben wir immer mal wieder eine kleine Fliegenplage..
Momentan ist es wieder soweit: wenn ich schlafen gehe, habe ich Gesellschaft von mindestens hundert der Viecher. Sie hängen an der Decke, kleben auf meinen kleinen Papierlämpchen, an den Oberlichtern, auf allen Kästen. Ich habe zwar eine Antimücken-Schiebetüre aus Gaze, aber ich glaube, die stürzen sich auf Kommando herein, wenn ich hinausgehe…

Allein auf den gelben Stellen der Schnur links habe ich schon zwanzig Fliegen gezählt…
Anfangs war ich vor dem Schlafengehen noch mit der Fliegenklatsche unterwegs, aber das habe ich inzwischen aufgegeben, denn auch nach mehrmaligem ‘Sieben auf einen Streich’ bleiben noch ganze ‚Herden‘ von ihnen übrig.
Nach dem Lichterlöschen schlafen ja auch alle friedlich mit, und wenn ich am Morgen erwache, bleiben sie noch lange regungslos sitzen. Erst, wenn ich Türe und Fenster öffne, werden sie plötzlich wach (ich hörte sie förmlich gähnen und sich strecken), ehe sie sich begeistert auf die Konfitüre von meinem Frühstücksbrot stürzen..
Dann ist der Spuk plötzlich vorbei, und man sieht keine einzige Fliege während einer Woche.

Finikounda, ein Dorf am glasklaren Wasser – und im Winterschlaf
Ich bin immer noch in Finikounda. Ich denke, ich bleibe hier bis ins neue Jahr hinein.
Ich bin inzwischen auch schon so richtig daheim, kenne die meisten meiner Nachbarn, ‘meine’ Spatzen landen mit einem Flügelschlag-‚Pfffrrrrrr’ neben meinem Auto in Erwartung der täglichen Brosamen (einzelne besuchen mich auch mal drinnen), und ein halbes Dutzend Katzen springt neben mir her, wenn ich ‘Komm Zizizi’ rufe und mit dem Futtersack raschle auf dem Weg zu den Containern.
Nachdem ich endlich kapiert hatte, dass man niemals etwas direkt vor dem Auto verfüttern darf, wenn man nicht von ganzen Katzenkolonien belagert werden will, haben wir es friedlich nebeneinander.


Neuerdings gehe ich sogar wandern ! Nicht täglich, aber doch relativ oft.
Danach bin ich so müde, dass ich gerade noch lesen mag (sicher aber nicht haushalten). Aber immerhin ! Bewegung ist ja bekanntlich gut für die Gesundheit – und auch gut gegen allerhand schon eingetretene Ungesund-Erscheinungen, also habe ich mich Manfred angeschlossen, der mit seinen 70 Jahren deutlich mehr Ausdauer hat als ich. Seine Frau Gerda kann nicht mehr weit gehen, also zieht er normalerweise allein über die Hügel. Dank ihm haben sich mir völlig neue Aussichten erschlossen.
Es ist schön hier, und inzwischen kennen uns sogar die einen oder anderen Olivenpflücker.

Apropos Oliven: Die Ernte wird noch bis mindestens Ende Januar dauern; Die Bevölkerung der ganzen Region ist beinahe ausschliesslich damit beschäftigt. Auf den Feldern und in den Ölmühlen wird an sieben Tagen der Woche von früh bis spät gearbeitet; überall hört man die kleinen Motorsägen, mit denen die Bäume beschnitten werden vor dem Auskämmen der Früchte. Nur wenn es regnet, gibt es einen Ruhetag.

Es gibt hier etliche Anwesen von deutschsprachigen Nordländern (also aus D/CH/A), die sich zwischen grossen Ölbaumbeständen ein Haus gebaut haben und für die Olivenernte (und für den Winter) anreisen. Bei einer Wanderung hörte ich überrascht eine Frau ihrem Mann zurufen: «Du muesch’es hebe bim Schüttle !» 😊 Jaa, schon…
Man erkennt diese Anwesen gut an ihren frisch gemalten Fassaden, den grossen Terrassen und intakten Zäunen ringsherum.

In den Dörfern sieht es oft eher so aus: Das Haus links ist zu verkaufen.. (falls also jemand Lust hätte, ihm ein paar Schichten Farbe angedeihen zu lassen… ?)



Kürzlich habe ich eine der appetitlich reifen, samtig-schwarzen Oliven direkt vom schwer behangenen Baum gepflückt und gekostet.
Pfui Deibel ! Die frischen Früchte schmecken einfach grauenvoll: unglaublich bitter, einen klebrigen, tanninähnlichen Pelz auf der Zunge hinterlassend. Völlig ungeniessbar ! Erstaunlich, dass aus sowas die würzigen Oliven im Apéro-Schälchen werden sollen, oder das fruchtig-frische Öl, welches man gleich literweise mit frischem Brot auftunken möchte.

Das ist ein Erdbeerbaum oder eine Koumaria. Seine roten Früchte gleichen tatsächlich Erdbeeren und schmecken süss und ein wenig zwischen Erdbeeren und Pfirsich.

Blühende ‘Alpenveilchen’ (Zyklamen) wachsen hier an allen Wegrändern

Mit Priska und Oski (aus Nidwalden) war ich auf e-Bike-Tour über die Hügel. An so klaren Tagen kommt das Taygetos-Gebirge in der Region Mani aus den Wolken. Die höchsten Erhebungen dort bringen es auf gut 2500 Meter und werden im Laufe des Winters mit Schnee bedeckt sein.

Die Mandarinen sind bereits reif und sehr süss; die Orangen werden es erst im Februar sein
Der grüne Teppich unter den Bäumen ist erst mit Beginn der Regenzeit im November gewachsen – die Ruhepause der Natur wird im Sommer einsetzen, wenn bei 40 Grad am Schatten alles braun wird.

Gewöhnungsbedürftig ist für uns die griechische Art, Kaputtes stehen- und liegen zu lassen, wo es gerade anfällt.
Ein ägyptischer Käfer hat hier zum Beispiel vor ein paar Jahren die Dattelpalmen befallen und beinahe alle zum Absterben gebracht. Die dürren Kronen haben Sturmwinde heruntergeweht, aber die hohen Stämme stehen wie Mahnmale in der Gegend herum. In zehn Jahren sind sie wahrscheinlich von selber zerfallen, aber ästhetischer wäre es schon, man hätte sie gleich entfernt. Andere Kulturen halt..

Am Freitag reisten ein paar von uns Finikounda-Campern in das einige Kilometer entfernte Dorf ‘Evengelismos’ in den Bergen, einige auf ihren Rollern, andere per Taxi. Dort öffnet am Wochenende abends eine Taverne ihre Türe für den obligaten Ausgang der Griechen, und die Leute aus der Gegend treffen sich zum Essen und Plaudern – und zum Mitsingen. Ausser uns waren tatsächlich nur Griechen zu Gast.
Diese vier Männer spielten Gitarre, Bouzouki und Baglamas (eine Art Mini-Bouzouki) und sangen, dass es eine Freude war, währenddem wir uns durch riesige Mengen von griechischem Salat, Auberginen-Aufstrich, Tzatziki, heisse Zucchini-Küchlein, Leber, Lammhackbällchen und Fleisch-Spiesse kämpften. Ach so ja, und natürlich durch ein paar Kilo süffigen Wein, welcher hier oft einen Alkohol-Gehalt von gerade mal 10.5 bis 11.5 % Vol hat.

Wir haben hier generell Temperaturen zwischen 11 und 20 Grad, und sobald die Sonne scheint, fühlt es sich richtig heiss an. Wir wurden zwar ein paarmal kurz begossen, bisher aber mehr als verwöhnt mit Sonnenschein.
Die meisten Camper hier gehen täglich im Meer schwimmen. Ich habe es zweimal geschafft und befand das 20-Grad-Wasser herrlich – jedenfalls ab dem Moment, wo ich endlich drin war. Das Hineingehen selber war jedoch so ein Stress, dass er schon an Masochismus grenzte, also überhaupt nicht mein Ding. Und so endete meine griechische Schwimmkarriere relativ abrupt..

Unser Nachbardorf Methoni: von dieser Stelle oben am Hügel sieht das Dorf mit der alten Fort-Mauer links schon sehr pittoresk aus, nicht wahr ?

Das Meer holt sich allerdings überall immer mal wieder stückweise das ihm abgetrotzte Land zurück

Sonnenuntergang beim ‘Sundowner’ – Glas Weisswein vor meinem Häuschen
Tagsüber kann man weit draussen im Meer manchmal Delphine springen sehen, und in der Nacht heulen regelmässig die Schakale in den nahen Hügeln.
Was habe ich für ein nettes Winter-Plätzchen gefunden !
(ähm: heute regnet es wie verrückt, und eben zieht ein heftiges Gewitter über uns hinweg… He ja; es ist ja auch mal nett, drinnen herumzusitzen beim Lesen – oder vielleicht sogar einen Film einzulegen. Und immerhin haben die Olivenpflücker heute alle frei !😊

Hoi Rösli.
Vielen Dank für die interessanten und spannenden Berichte.Es freut uns immer wieder, wenn du
etwas erlebst wo wir auch lachen oder staunen müssen, sei es mit den unterhaltsamen Fliegen oder Katzen.
Hast du auch ein wenig Weihnachtsstress ? Oder bist du die Glückliche bei einem Kerzenlicht und einem Glas Wein.
Wir wünschen dir schöne warme Festtage Elisabeth u.Sepp
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Liebe Elisabeth, lieber Sepp
Wie schön, von euch zu hören. Danke.
Ich hatte während ein paar Tagen das, was wir mit ‚…und kalti Ohre‘ bezeichnen, aber nun bin ich wieder auf dem Damm und zu neuen (auch kulinarischen) Abenteuern bereit 😊
Weihnachtsstress ? Öh ! Nein, den gibt’s hier nicht. Auch die Weihnachtsbeleuchtung ist im Direktvergleich mit Zürichs Bahnhofstrasse ein einzelnes Glühwürmchen, das sich verirrt hat. Auf dem Dorfplatz stehen immerhin ein paar unmotivierte Rentiere, die ihr Plastikgeweih wahrscheinlich schon vor Jahren verloren haben.
Also passt die zweite Variante: kürzlich sassen zehn von uns draussen – genau: bei Kerzenlicht und Wein 😊 – bis uns die feuchte Nachtluft beinahe die Windlichter gelöscht hat..
Ich bleibe noch hier bis nach Neujahr, dann ziehe ich weiter, denn mir fehlt ja noch ein gutes Stück der Küste…
Ich wünsche euch allen von Herzen frohe, friedliche Tage und viele gemütliche Feste !
Herzliche Grüsse an die ganze Familie ! Rösli
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Hallo Rose
So wie es aussieht, fühlst du dich bei den Griechen pudelwohl🤗.
Ist schon toll, wenn man in der Adventszeit frische Mandarinen von den Bäumen pflücken könnte und im Meer schwimmen kann.
Liebe Rose, wir wünschen dir alles Gute und schöne Festtage mit vielen neuen Bekanntschaften.
ευθυμία για το καλό 🍷 und bis hoffentlich bald.
Liebe Grüsse
Michele und Familie
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Lieber Michele, liebe Petra und Familie
Ich habe mich sehr gefreut, von euch zu lesen, danke .
Da ich während ein paar Tagen unter ‚Montezumas Rache‘ gelitten habe (ich glaube, Zeus hatte keinen Grund, sich zu rächen…😊), antworte ich etwas spät, bin dafür aber auch beinahe wieder wie neu, hurra !
Ja, mir gefällt es sehr gut bei den Griechen. Ihr Wein ist zwar nicht über alle Zweifel erhaben, aber kochen können sie dafür sehr gut. Wenn ich nun auch die Sprache noch etwas in den Griff bekomme, ist es hier einfach schön (im Winter, meine ich ! Bei sommerlichen 42° dürfte die Begeisterung deutlich verhaltener ausfallen..).
Ich hoffe, es geht euch gut – und ich wünsche euch allen eine fröhliche Zeit und überhaupt viel Gefreutes !
😊. Καλά Χριστούγεννα (Kala Christougena) und herzliche Grüsse ! Rose
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Hopp Rösli, es ist immer wieder schön von Dir und Deinen Episödeli zu hören und zu sehen.
Wir wünschen Dir und Deinen Fliegen einen wunderbaren, erlebnisreichen und kurzweiligen Aufenthalt in Griechenland!
schöne Festtage und an gueta Rutsch wünschid Der Andi und Martha
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Schöni Wiehnacht 🌲 wünsche ich euch allen – und ein grosses DANKE für eure Wünsche dazu ! Herzliche Grüsse !
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