Meine Schreibpause hat sehr direkt mit dem Wlan zu tun, welches ich hier meistens nur in der Nähe der Reception antreffe. Meistens reicht es, um Mails und Nachrichten zu erhalten, aber zum Schreiben nicht wirklich. Hier gibt es nur Wlan im Restaurant, also sehe ich mich ‚gezwungen‘, dort zu essen, obwohl das Signal auch hier etwas schwach ist auf der Brust..
Gestern nach meiner Ankunft hier in Kuopio habe ich übrigens hier meinen allerersten Halloumi-Burger gegessen – aus diesem Käse, der nicht schmilzt. Das Nicht-Schmelzen von Käse ist zwar irgendwie verdächtig, wenn man aus dem Land des Raclette stammt, geschmeckt hat der Burger aber sehr gut.

Skibotn, Norwegen. Die Berge hier sind einfach dramatisch schön
Auto-Banause im Einsatz !
Als ich in Skibotn losfahren wollte Richtung Finnland, leuchtete einmal mehr das orange Alarmlämpchen für Öl in meinem Auto; das hatte es zu meinem Schrecken in den letzten Tagen schon öfter getan, und ich gab inzwischen ebenso viel aus für Öl wie für Diesel (das hat man davon, wenn man keinen blassen Schimmer hat von Autos). Ich weiss nur, dass man ohne Öl auf keinen Fall fahren darf, also habe ich jedes Mal, wenn das Lämpchen leuchtete, Öl nachgefüllt..
Dieses Mal waren es aber gut zwei Liter, dabei hatte ich gestern schon einen Liter nachgegossen. Und der Alarm leuchtete weiter ! Schliesslich riskierte ich alles (Banausen denken das !) und fuhr zur Werkstatt einen Kilometer von hier (was für ein Glück, dass es überhaupt eine gibt hier, wo sich Wasserfall und Sumpf gute Nacht sagen).
Der Mechaniker dort hat sich meine Leidensgeschichte aufmerksam angehört – und dann hat er gut drei Liter feinstes, neues Öl aus dem Motor abgelassen. Ähem – Ich Anfänger hatte den Motor ersäuft…. Jetzt läuft er wieder alarmfrei und tadellos, und ich habe meine Lektion gelernt. Bezahlen musste ich auch nichts; der Chef meinte, er werde das noch praktisch ungenutzte Öl gut zu verwenden wissen.. 😊

Durch die Weite Finnlands
Sehr bald nach Skibotn war ich plötzlich in Finnland. Die schroffen Berge machen niedrigen Hügeln und Wäldern Platz, und der Blick geht in die grüne Weite hinaus: dichte Wälder aus Fichten, Kiefern und Birken. Überhaupt sind Birken der Baum im Norden, denn sie mögen feuchte Füsse und trinken gerne..
Euro-Land. Meine letzten 30 norwegischen Kronen habe ich gestern nach meiner garagenbedingten Aufenthalt-Verlängerung für die Sauna ausgegeben, passt also perfekt.
Gleich nach der Grenze gab’s einen grossen Supermarkt, und alle, alle gingen da einkaufen, also habe ich mitgemacht… Drinnen sah ich auch, warum: die Bierabteilung war bestimmt 10 Meter lang, und die Lebensmittel sind billiger zu haben als noch vor ein paar Kilometern in Norwegen.
Finnland – Muonio
Ich stehe am Fluss auf meinem ersten finnischen Campingplatz Harriniva. Er gehört zum edel-rustikalen Hotel, das auch den Platz betreibt.

Camping Harriniva. Im Holzhaus hinten ist die Küche für alle, die lieber auswärts grillieren oder kochen möchten als im Auto

Auch eine Mikrowelle mit Kochplatten steht auf allen Plätzen zur Verfügung. Zeltbewohner sind hier sehr zahlreich; viele sind mit dem Motorrad oder Velo unterwegs.
Rafting ist eines der Angebote auf dem Fluss Muonioälven.
..und im Winter Eisfischen per Schneemobil

In der gemütlichen Hotelbar kostet ein Glas Wein plötzlich nur noch 4 Euro 50 statt wie bisher 9 bis 12 Euro. Ich glaube, die Finnen sind mir sehr sympathisch.. 😊

Einen Haken hat der Platz aber schon: Mücken !
Am zweiten Tag war es hier windstill bei schönstem Sonnenschein. Was war das für ein schaurig-schönes Bild im Licht der abendlichen Nordsonne: riesige Mückenschwärme tanzten über dem Fluss, eine leuchtende Wolke aus flirrenden, sonnenvergoldeten Pünktchen – ein furchteinflössendes Ballett.
Diese Mücken sind anders als unsere: träger und grösser (also gut fangbar – sie machen dies aber mit der schieren Menge wett), und ‘sssiii’ sagen sie auch nicht wie unsere – sie stechen lautlos, aber gründlich – notfalls auch durch Jeans hindurch.
Ich habe mir sofort einen Mückenstecker gekauft im Hotelkiosk (Stecker: 18 Euro, Übernachtung 25 Euro..), natürlich erst, nachdem ich bereits einige Stiche abbekommen hatte, die sich inzwischen zu schönen Knubbeln und Hörnern entwickelt haben.

Dieser schwedische Autofahrer war heute kurz im Nachbardorf. Noch so ein paar Fahrten, und die Nummer ist nicht mehr lesbar..
Die Receptionistin hat mich aufgeklärt: Der finnische Name von Finnland ist Suomi und bedeutet Sumpf (diesen Zusammenhang hatte ich bei den Samen, welche mir als Sumpfleute übersetzt worden waren, noch gar nicht gemacht (da hatte es aber auch noch keine Mücken..).
Wenn man See als ‘Gewässer ab 500m2’ definiert, hat Finnland 187’888 davon ! Der Raum dazwischen besteht aus Ackerland, Strassen und Städten – und Flüssen, Wasserfällen und Sumpf – und er bietet den Mücken einen geradezu idealen Lebensraum – vor allem, wenn die blutliefernden Touristen reichlich aufkreuzen..

Hier gibt es auch eine Schlittenhund-Farm
Ich habe mich zur Besichtigung diskret den Touristen eines Twerenbold-Reisecars angeschlossen. Die Hunde sind schön, aber diese Käfighaltung gefiel mir gar nicht; ich blieb nicht lange. Aus falsch-romantischen Gründen hatte ich mir die Schlittenhunde als ‘Familienhunde’ vorgestellt, welche schwanzwedelnd auf ihren Einsatz warten und bei den Familien im Haus wohnen. Man lernt halt nicht nur die schönen Dinge kennen in einem neuen Land..

Apropos lernen: das Schwedenrot heisst ‘Falunrot’ !
Gibt es auch in Finnland… Ich dachte mir, noch in Schweden, dass dieses Rot kaum so populär wäre, wenn es, wie ich es spontan tat, als ‘Ochsenblut’ bezeichnet würde.. Wird es auch nicht. Die Aussendispersionsfarbe Falunrot (schwedisch Faluröd) ist nach dem Ort Falun und dessen seit 1992 geschlossener Kupfermine in dieser Farbe benannt und wird hauptsächlich in Schweden hergestellt. Passt.
Finnisch, die andere Sprach-Geschichte..
Finnisch (Suomi oder Suomen kieli) gehört zu den finno-ugrischen Sprachen, ist eng verwandt mit estnisch und entfernt verwandt mit ungarisch.
Meine eigene Erklärung für diese Sprache geht so: Als die Sprachen ihre Buchstaben bezogen an der allgemeinen Ausgabestelle, gab es einige, die ihren Sack voller Buchstaben nicht mitnahmen: Thailändisch, Indisch oder Griechisch zum Beispiel wollten lieber eigene Zeichen malen, und Englisch liess unter anderem sämtliche ‘K, Ä und Ö’ liegen. Als Finnisch sich endlich durch den mückenverseuchten Sumpf zur Ausgabestelle gekämpft hatte, lagen da säckeweise Buchstaben herum, die niemand wollte, also hat Finnisch sie alle mitgenommen und – um den Überfluss zu verwerten – daraus möglichst lange und komplizierte Wörter gebaut. Und wenn dann so ein Wort kreiert war, wurden noch ein paar weitere Vokale dazwischen geworfen, damit auch diese eine Aufgabe hätten.

Dieses Gebäck schmeckt übrigens wunderbar: sehr süss und nussig-knusprig mit feuchtem Innenleben..
Und so kam es, dass aus einem einfachen Pecan-Gebäck ein Pirkka Pekaanipähkinäviineri wurde in Finnisch. Im Gegensatz zum Schwedischen oder Norwegischen kann man oft nicht einmal ansatzweise erkennen, wovon es die Leute gerade haben ! Vor dem offenen Restaurant stand in Schweden jeweils ‘öppet’ und in Norwegen ‘åpen’; bei beiden kann man die Bedeutung offen/open erahnen. In Finnland heisst es nun avoinna (McDonald’s, avoinna 24h). Na toll..
Finnisch gibt es auch nicht im Lern-Angebot bei den Apps DuoLingo oder Babbel, also weiss ich im Moment nicht so recht, welche Sprache ich als nächstes meucheln könnte.. 😊
..was das Brot mit den Worten zu tun hat, ist nicht ersichtlich – dass Finnisch an einem Umlaut-Überfluss leidet, schon..
Oben finnisch mit inflationärem Buchstabeneinsatz – unten schwedisch, und schon versteht man es auch: Pasta mit Spinat und Pestosauce (geht doch…)

Hier heisst es, dass man den roten Knopf drücken soll, wenn man die (Benzin-) Pumpe sofort abstellen möchte. Dachte ich mir natürlich schon… 😊

Abschluss meiner Beweisführung, dass Finnisch ‘anders’ ist. Suchbild: finde das Wort ‘Asphalt’; das verstehen wir nämlich..
Hier wohnt der Samiklaus: Rovaniemi/ Napapiiri, FIN

Rovaniemi am Fluss Kemijoki – hier kommen seit jeher die Reisenden auf dem Weg nach Norden oder Süden vorbei (rechts der Campingplatz)
Darf ich vorstellen: Lapplands Hauptstadt und gleichzeitig die grösste Stadt Europas: Rovaniemi
Rovaniemi ist viel berühmter für seinen Samiklaus als für die Tatsache, dass es die grösste Stadt Europas ist (zwar nicht an der Einwohnerzahl von 60’000 gemessen, aber an ihrer Ausdehnung über 8016 km2). Das meiste davon ist Wald..

Die Hauptpost des Santa Claus: hierher kommen die Briefe aus der ganzen Welt, auch wenn sie nur an Santa Claus, den Samiklaus im Wald oder an Babbo Natale adressiert werden. Sie sind nach Land abgelegt und werden offenbar sogar beantwortet. Eine hübsche Idee.

Alles Weihnachten ! Das Santa Village besteht vor allem aus Souvenirläden, Cafés und Bars – und aus Bungalows, die alle einen Weihnachtsbaum auf dem Balkon stehen haben. Auf dem Hauptplatz läuft pausenlos Weihnachtsmusik, und ich habe mich dabei ertappt, wie ich ‘Stille Nacht’ mitgesummt habe. Das Dorf hier ist eine reine Touristenfalle. Der Samiklaus sitzt auf einer Bank im ‘Meet Santa’ – Haus, und ihn zu fotografieren ist streng verboten. Man kann sich aber mit ihm zusammen fotografieren lassen – für 35 Euro das Bild…

Auch der Hinweis auf den Polarkreis, der hier verläuft, darf nicht fehlen. Nun ja, er liegt inzwischen nicht mehr direkt hier, sondern etwa 124 Meter weiter nordwärts, aber was sind schon Linien..

Der Berner Florian wird dieses Jahr 30 Jahre alt. Er hat sämtliche Ferien und Überzeiten zusammengenommen und noch etwas unbezahlten Urlaub dazu – und nun hat er beinahe vier Monate lang Zeit für die grosse Freiheit in seinem alten VW LT35, den er selber umgebaut hat. Ein richtiges Bett von 120 cm Breite füllt den Innenraum beinahe aus, darunter stehen Rako-Boxen mit allem Reisematerial.
Wir haben bei mir mit Kaffee und Kuchen angefangen, uns dann plaudernd durch eine Flasche sizilianischen Weins getrunken und danach auch noch meinem Limoncello aus Sorrento den Garaus gemacht. Inzwischen war es (sonnige !) 4 Uhr morgens geworden, und da wir beide abreisen wollten, wurde es höchste Zeit für ein wenig Schlaf.
Nach einer längeren ‘Solo-Zeit’ finde ich es immer schön, wenn ich mich mit jemandem unterhalten – und eine Flasche Wein trinken – kann (ich habe immer noch zwei Flaschen von den acht, mit denen ich am 1. Mai nach Göteborg gekommen bin). Für mich ist es mit dem Wein wie mit dem Fondue: beide schmecken eigentlich nur in Gesellschaft. Wenn es also keine Bar gibt auf einem Platz, lasse ich es gut sein und bleibe beim Kaffee.

Der Strand von Oulu auf der Ostseite des Bottnischen Meerbusens. Diesem Meer bin ich im Mai ab Stockholm schon eine Zeitlang an der westlichen Küste entlang gereist.
Kuopio an der ostfinnischen Seenplatte
Gestern bin ich nach einer furchtbar langweiligen Reise-Etappe in Kuopio angekommen. 300 Kilometer lang fuhr ich durch Wald, Wald und Wald: Föhren, Kiefern und Birken, hin und wieder überraschend ein Hof und grosse Felder, auf denen geheut wurde oder Kühe grasten. Die Strassen sind sehr gut, also gab es dort auch nichts aufzupassen.. Das einzige Highlight waren ein paar Rentiere, welche am Waldrand grasten.
Nach ein paar Stunden Wald habe ich den nächsten Campingplatz angesteuert. Dass es sich um ein ‘Holiday Centre’ handelt, habe ich erst bemerkt anhand der Sportplätze, Schafstreichelgehege und des grossen Restaurants. Ich bleibe normalerweise lieber auf kleinen Plätzen, aber grosse bieten dafür den Vorteil von besserer Infrastruktur.

Das Paar am Nebentisch hat etwas Pizza übrig gelassen… Die freche Möwe hat ganze Teigränder am Stück hinunter gewürgt und mich meistens keines Blickes gewürdigt.
Man merkt nun auch, dass überall die Sommerferien begonnen haben: es hat viele Familien auf dem Platz. Das gefällt mir ganz gut, denn nachdem wir Alten lange unter uns blieben, kann ein wenig ‘Leben in der Bude’ nichts schaden.
Ausserdem bin ich nun bei der finnischen Seenplatte angekommen; die Weiterreise dürfte also interessanter werden (die Seenplatte ist ähnlich entstanden – und ebenfalls während der Eiszeit – wie die Fjorde – oder unsere Seen…

Der Platz hier ist von Seen umgeben; alle paar Schritte steht man an einem Ufer mit Wasserpflanzen. Wie schon in Schweden ist das Land hier ein riesiges Seengebiet, das von etwas Land unterbrochen wird…
Von hier aus sind es noch gut fünf Stunden Fahrt bis hinunter nach Helsinki.



… Freu mich immer wieder auf einen deiner Reiseberichte … ich war noch nie in Skandinavien … daher genieße ich deine Ausführungen umso mehr, da Skandinavien eines meiner Wunschreisegegenden ist, sobald ich über Zeit und Wohnmobil verfüge … !! … bis dahin erfreue ich mich an deinen Erzählungen und Fotos … Gruß .. Robert
LikeGefällt 1 Person
Danke dir. Falls ich je zurückkomme in den Norden (gerne bei etwas besserem Wetter..😊), werde ich mich wohl auf Norwegen konzentrieren – dieses Land ist dramatisch schön !
Der Weitblick in Finnland war ein schönes Gegenstück. Dennoch: Norwegen!
PS Falls du selber einen Camper basteln solltest aus einem Bus: Dachfenster nicht vergessen ! (Tipp von Florian..👍).
Grüsse aus Heinola (habe ich vorher auch noch nie gehört), 120 km vor Helsinki
Dann ist Schluss mit Norden – schade eigentlich, aber es wird langsam Zeit für die Sommerpause..
Einen schönen Sonntag Abend wünsche ich dir 😊 Rose
LikeGefällt 1 Person