Nach einem kurzen Zwischenstopp in der Schweiz – ich wurde übrigens öfter verschneit in dieser Zeit – und nach einigen sehr erfreulichen Besuchen bei Freunden und meiner Familie machte ich mich auf nach München.
Vor der Weiterfahrt die gute Nachricht aus Balgach: das Storchenpaar, dessen Nest letzten Sommer von einem heftigen Gewitter vom morschen Baum gefegt wurde, hat eine neue Bleibe erhalten, und die Storchendame sitzt bereits hoffnungsvoll auf Eiern..
Trotz der Frühlingsblüten auf dem Zwetschgenbaum blieb das Wetter deutlich hinter meinen Erwartungen zurück..

Schnee ! Damit hatte ich nicht gerechnet. Ich weiss nur eines: auf Schnee fahre ich NICHT ! Das habe ich schon mit kleinen Autos sehr ungern gemacht, ich weigere mich aber schlicht herauszufinden, wie sich 3.5 Tonnen Auto auf Schnee verhalten..

Auch vor dem Restaurant Eischen in Appenzell blieben wir in dichten Wolken.
Mit uns war auch eine Gruppe von 50 Landfrauen aus dem Aargau angereist, denen man eine traumhafte Aussicht versprochen hatte. Da diese Aussicht allerdings mehr als 30 Meter entfernt stattfindet, fand sie heute eben nicht statt. Immerhin war das Essen wie immer ausgezeichnet (und wir wissen zum Glück, wie es hier ausgesehen hätte, hätte es ausgesehen)… 😊
MÜNCHEN !

Die Isar- ein paar Kilometer weiter hinten liegt die Stadt. Eine wunderschöne Landschaft für die Stadt-Münchner, die hier auch in Scharen joggen
Kurz und sec: München ist die Landeshauptstadt des Freistaates Bayern, hat 1.5 Millionen Einwohner und ist damit die drittgrösste Gemeinde Deutschlands nach Berlin und Hamburg.
Am vergangenen Freitag kam ich bei bedecktem Himmel und 6 Grad Nachmittagstemperatur auf dem Campingplatz Thalgarten an und stellte mich zwischen die bereits zahlreich parkierten Wohnmobile direkt an den Kanal, der von der Isar (gleich nebenan) gespiesen wird. Das hohe Besucheraufkommen ist einerseits den Frühlingsferien zuzuschreiben, und andrerseits fand hier eine Maschinenmesse statt, die bis zum Wochenende dauerte. Am Sonntag Nachmittag wurde es deutlich luftiger auf dem Platz; da zogen auch die hartgesottenen Campierer ab, die bei 3 Grad in ihren ungeheizten Zelten übernachtet hatten.

Die ganze Gegend hier ist ein einziger Naturpark mit scheinbar endlosen Flussufern und Kiesbänken zum Picknicken an der Isar, mit langen Wander- und Fahrradwegen durch dichte Wälder. Gelegentlich wird die Naturidylle unterbrochen durch ein paar Häuser oder originelle Snack-Standl, durch den Tierpark Hellabrunn oder das Blockhüttendorf des Deutschen Cowboyclubs, dessen Mitglieder stilecht im Stetson, Hosenträgern und mit klirrenden Sporen durch das Gelände stiefeln. Dies alles wenige Metrostationen entfernt von Münchens Zentrum ! Herrlich !

Ich stehe ganz links im Bild am Wasser und sehe den Enten, Schwänen und Gänsen zu bei ihren ‘Wasserspielen’, bei denen es manchmal ziemlich laut wird

Auf dem Campingplatz steht auch dieses ‚Tiny House‘, das von einem australischen Paar bewohnt wird. Nach zwei Jahren Arbeitsaufenthalt in München fliegen sie demnächst zurück in ihre Heimat. Das Häuschen ist sogar noch kleiner als einige der Wohnmobile, die auf den Platz gefahren werden, aber es fehlt an nichts, was man zum Wohlfühlen braucht – sogar eine Hängematte ist zwischen den Bäumen an der Uferseite montiert.

Ein Bild wie aus einem Grimmschen Märchen. Gleich kommt die Hexe – oder die verwunschene Prinzessin – zum Wasserholen an den Brunnen.

Es macht sich gut, das stattliche Haus über den Fluss. Und es gehört zu den Münchner Wasserwerken. Bis ins 19. Jahrhundert wurde Wasserkraft vor allem für Mühlen und Sägewerke verwendet, da sie die nötige Antriebsleistung aufbrachte. Seit der Entwicklung von Generatoren dienen Wasserwerke der allgemeinen Stromerzeugung. München betreibt fünf davon auf Stadtgebiet.
MÜNCHENs ALTSTADT

Da hinten steht das ALTE Rathaus, das 1310 erstmals urkundlich erwähnt wurde und im 15. Jahrhundert bei einem Wiederaufbau den spätgotischen Einschlag bekam
Die Innenstadt von München lässt Ferienstimmung aufkommen
Heute Dienstag ist es sonnig und warm geworden nach drei richtig kalten Tagen, und ganz München scheint in der Innenstadt zu flanieren. Ich bin mit der U-Bahn zum Marienplatz gefahren und durch die ‘Laden-Hauptstrasse’ geschlendert. An der Kaufinger-Strasse findet man zwar dieselben Geschäfte wie in praktisch jeder europäischen Grossstadt, also Namen wie Zara, Rolex, Swarovski, C&A und diverse Nobelmarken. Zum Glück gabs da auch noch den Kaufhof, den FC Bayern-Fanshop und den Original Steindl Trachtenladen für etwas Lokalkolorit (nur die Fotos davon sind nichts geworden..).

Die Kirche im Hintergrund mit den ‘Beret-Hütchen’ auf den Türmen ist die gotische Frauenkirche und das Wahrzeichen von München. Das Neue Rathaus rechts davon steht auf dem Marienplatz und sieht nur uralt aus, wurde aber erst 1905 fertig gebaut im neugotischen Stil, der um die Jahrhundertwende so beliebt war.
Kirchen gibt es natürlich sehr viele im katholischen München. Sie sind nicht wirklich anders als anderswo, aber in der Gruft unter der St. Michaelskirche findet sich zwischen den Sarkophagen von Pfalzgrafen, Herzogen und Kurfürsten auch jener von König Ludwig von Bayern, der von 1845 bis 1886 gelebt hat und ab 1864 regierte. Der schöngeistige ‘Märchenkönig’, wie er auch genannt wurde, war ein grosser Liebhaber von Wagners Opern. Berühmt wurde er aber nicht zuletzt, weil er die Schlösser Neuschwanstein, Linderhof und Herrenchiemsee bauen liess. Sein Tod im Starnberger See ist bis heute ein Rätsel geblieben. Eine Untersuchungs seiner Überreste könnte mit der heutigen Technik zwar ohne Sarkophag-Öffnung druchgeführt werden, aber Mythen wiegen im Marketing schwerer als Fakten, und deshalb bleibt es bei den Theorien – und dem tourismuswirksamen Mythos.

Im Hofbräuhaus habe ich festgestellt, dass es da drin sakrisch laut zu- und hergeht, und dabei ist die Schunkel-Band rechts erst am Aufstellen ihrer zusätzlichen Lärmquelle… 😊.
Ich bin jedenfalls gerne wieder auf die Strasse hinaus geflüchtet nach einer Besichtigungsrunde. Gegenüber im Hard Rock Cafe Munich war es deutlich ruhiger und gemütlicher – auch die Rocker sind halt älter geworden…

Dort, also im Hard Rock Cafe, habe ich denn auch ein Glas Weisswein bestellt – und ich erhielt eines, das gut und gerne 3 dl ihres ‘Hausweins’ enthielt (er war sehr gut – und aus Italien..).
Deshalb sass ich lange draussen vor dem Café und habe den Touristen bei ihrem Programm-Marathon zugesehen – und diesem ‘Musikanten’ zugehört, dessen Repertoire sich auf zwei Zeilen Bayern-Jodel beschränkt, die er endlos wiederholte zwischen dem launigen Ansprechen von Touristen.
Falsches Konzept, wie mir scheint. Die meisten Leute haben zwar fröhlich mitgemacht, aber ich habe nie jemanden Münzen in seinen Gitarrenkasten werfen sehen. Hier unterhält er sich gerade mit einem Mann, der seine gesamte Habe mit sich trägt und unter der Last vornüber gebeugt geht. Er tat mir etwas leid: ab einem gewissen Alter sollte man eine Mindestgrenze an Komfort nicht mehr unterschreiten müssen.
Der alte Herr rechts kam aus dem Hofbräuhaus, stellte seine zwei Stöcke vor sich hin und tippelte dann mit den Füssen bis zu deren Auflagepunkt, ehe er eine Pause einlegte und das Spiel von vorne begann. Ich habe ihm lange zugesehen dabei. Wenn diese Anstrengung es ihm ermöglicht, sein Stammlokal täglich aufzusuchen, dann sei’s drum.

Bayrisch-Unterricht vor Ort: Links im Gewürzladen von Schuhbeck, rechts auf einer Hofbräuhaus-Tafel:
«Bei uns hod no nia ned koana koa Bia ned drunga !»

Schuhbecks Gewürze heisst dieser Laden, der auf mehreren Etagen nichts als parfümierte Salze, Pfeffer, Zucker und Würzmischungen aller Art anbietet. Man kann sich dort Fertigmischungen in der Blechdose kaufen oder mit einer Apotheker-Holzkelle kleine blaue Papiersäckchen füllen aus den grossen Dosen mit Klappdeckel, aus denen es betörend nach Bazaar riecht.
Der Viktualienmarkt war einst bekannt als ‘Der Markt’

Es gibt ihn seit über 200 Jahren, und er wurde beinahe ausschliesslich von den Bauern aus der Umgebung mit selber produzierten Lebensmitteln bestückt.
Als im 18. Jahrhundert die Mode aufkam, die Dinge ‘interessanter’ zu machen durch Latinisierung, kam auch Der Markt dran – et voilà, schon hatte München seinen ‘Viktualienmarkt’, also einen – nun ja – Lebensmittelmarkt halt.. (gut, victus bedeutet offenbar auch ‘zum Leben gehörend’; das gilt dann wohl für die zahlreichen Blumen- und Pflanzenstände dort).

Die Früchte-, Fleisch-, Fisch- und exotischen Spezialitätenläden sind mit zahlreichen Imbissständen um einen Biergarten herum angeordnet, der an diesem sonnigen Tag sehr gut besucht war. Ich habe mir eine Tüte gebackene Fischfilets gekauft und mich an einen Tisch gesellt, der noch nicht allzu dicht besiedelt war. Um mich herum wurden Suppen gelöffelt, grosse Schweinshaxn genagt und Würste und Brezen gegessen, und überall floss reichlich Bier.


Der über 30 Meter hohe Maibaum auf dem Viktualienmarkt wurde vor Jahren von den sechs Münchner Bierbrauern gestiftet und trägt Bilder von Brauereigespannen, Bierfässern und den Schutzheiligen der Brauer, St. Bonifaz und St. Florian.
Ein ‘eingelegtes Kalbslüngerl’ würde bei uns eher nicht als Delikatesse gehandelt, aber so verschieden sind halt die Geschmäcker..
Zum Abschluss: Schmalznudeln im Café Frischhut

Das runde Teig-Ding ist so eine ‘Schmalznudel’ und besteht aus einem in Butterschmalz (eingesottener Butter) ausgebackenen Hefeteig.
Die Wirtin im ‘Café Frischhut’ (rechts) meinte zwar, dass das etwas gaaanz anderes sei als ein Berlinerteig, aber geschmeckt hat die Nudel halt schon wie ein (Edel-) Berliner, nämlich wunderbar warm-buttrig und süss – also ganz und gar mein Ding !
Ich hatte es gerade noch geschafft, vor der Café-Schliessung um 18 Uhr einzutreffen, nachdem mir eine Müncherin im Biergarten dringend empfohlen hatte, diese Schmalznudeln zu kosten. Es hat sich gelohnt – und mehr als acht Minuten benötige ich ja auch nicht für so ein Schmankerl..
Eigentlich müsste ich noch auf den ‘Alten Peter’ steigen – den Turm von Münchens ältester Pfarrkirche St. Peter aus dem 13. Jahrhundert, weil man von da aus weit über die Altstadt-Dächer sieht. Eigentlich müsste ich noch das eine oder andere Schloss besichtigen und diverse Museen besuchen.
Aber ich bin satt und zufrieden mit dem jetzigen Stand der Dinge. Was habe ich aber auch für ein Glück, dass ich ganz viel tun könnte, aber rein gar nichts tun muss. Und deshalb reise ich morgen weiter – oder nicht…
Frohe Ostern allerseits ! 😊


Was habe ich aber auch für ein Glück, dass ich ganz viel tun könnte, aber rein gar nichts tun muss. Und deshalb reise ich morgen weiter – oder nicht…
das ist genau der Grund warum auch ich ein Reisen auf diese Art sooo sehr liebe … toller Bericht … und hoffentlich begleitet dich Richtung Norden etwas mehr an Sonnenschein … ❗🙋
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Du hast recht: das ist sie, die Freiheit ! (manchmal dauert es etwas, bis man sie als solche erkennt..).
Zum Glück ist es inzwischen tatsächlich warm geworden (herrlich !), und ich werde demnächst beherzt weiter Richtung Norden halten -zumindest aber, sobald ich das richtig gute Essen in Nürnberg über habe.. 🙂
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Hallo Rose
Wir wünschen Dir ganz schöne Ostern, weiterhin interessante Begegnungen und tolle Erlebnisse.
Schön, dass du Dir in Italien noch Zeit genommen hast, das Hinterland von Termoli in der Provinz Molise zu besuchen.
Im Sommer sieht die Landschaft dort nicht so grün aus und der Wasserpegel des Stausees ist massiv tiefer😉 (ein wirklich schöner Flecken Erde dort).
Liebe Grüsse und geniess die Zeit in München 🍺🍺🍺
Familie Lombardi
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Liebe Familie Lombardi
Das mit dem Guardialfiera Staudamm war ein toller Tipp von dir, Michel – herzlichen Dank ! Eine wirklich wunderschöne Gegend !
Da wäre ich gerne noch etwas länger geblieben, aber da ich mir den Norden vorgenommen hatte für diesen Sommer (etwas stur, weil ich ihn schon im Jahr zuvor verpasst hatte…), zog es mich beharrlich in diese Richtung.
München war toll, Campingplatz und Altstadt gleichermassen (ich habe doch tatsächlich im Biergarten ein richtig süffiges Glas Weisswein getrunken; das mit dem Bier werde ich wohl nie hinkriegen) – und nun bin ich in Nürnberg und nehme Anlauf für die nächste Etappe…
Ich wünsche euch allen FROHE OSTERN und grüsse euch ganz herzlich ! Rose
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Schön, dass dich deine Reiselust nicht verlassen hat – wir haben deine Reiseimpressionen bereits vermisst ;-). Auch wir haben unsere sieben Sachen (oder auch mehr) gepackt, im WoMo versorgt und sind bereit für unsere Reise gen Norden. Wer weiss, vielleicht trifft man sich unerwartet aber dafür umso fröhlicher an einem schönen Plätzchen wieder. Wir würden uns freuen!
Wir wünschen dir:
– ein gutes Reisen ohne Unfall und Pannen
– mehrheitlich sonnige und warme Tage und sollte es doch einmal regnen, dann nur an Orten wo es sich auch bei widrigen Bedingungen wohl sein lässt.
– spannende Begegnungen mit fröhlichen Menschen
– und natürlich auch im hohen Norden ein gutes Glas Wein in netter Umgebung!
Liebe Grüsse
Katharina und Hansruedi Steinmann
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Liebe Katharina
Lieber Hansruedi
Wie schön ! Ich freue mich, von euch zu hören, und ich wünsche auch euch eine gute, sichere Fahrt, tolle Plätze und viele nette Leute – nebst einem guten Glas Wein, versteht sich !
Ich hänge im Moment etwas fest in Nürnberg, denn mit Oster- UND Frühlingsferien gleichzeitig hatte ich zu wenig gerechnet. Aber ich habe ja Zeit, und die gedenke ich gnadenlos auszunutzen – oder verstreichen zu lassen.. 🙂
Und ja, wer weiss, ob wir uns nicht wieder über den Weg laufen irgendwo (gaaaanz allein auf einem grossen Platz)
Seid herzlich gegrüsst – und viel Vergnügen unterwegs !
Rosa
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