Reise mit Susy

Venedig – San Michele – Burano – Murano – Lazise am Gardasee – Klausen/Chiusa im Südtirol – Wiesing (Regen) – Quellenhof Leutasch

1_Burano
Burano: diese Insel setzt als Besonderheit auf ihre bunten Häuschen – Klein-Venedig im Farbenrausch

2_Welcome to VeniceDer Swiss-Flug LX1662 landete pünktlich um 14.10h auf dem Flughafen Marco Polo in Venedig – und an der Sonne war es warm genug für einen fröhlichen Willkommens-Apéro auf dem ‘Campingplatz Venezia’ (mit Bungalow füs Susy)

Spaziergang und Bootsfahrt durch Venedig nach San Michele, Murano und Burano

3_Venezia

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Nach der ‘obligatorischen’ romantischen Fahrt durch den Canal Grande von Venedig drückten wir uns auf das Boot der Venedig-Pendler auf deren Weg zur Arbeit und liessen uns auf die weite Bucht hinausfahren.

Cimitero di San Michele

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Auf der nahezu rechteckigen, von Mauern umgebenen Lagunen-Insel liegt Venedigs Zentralfriedhof

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Hier befand sich im 13. Jahrhundert ein Kloster, dessen Kreuzgang erhalten geblieben ist. Napoleon verbot 1804 die Bestattung von Toten in unmittelbarer Nähe von Kirchen. Der Friedhof San Michele kämpft immer wieder mit Platzproblemen und wird ständig vergrössert. Deshalb werden Tote zwar zuerst in Erdgräbern bestattet, ein paar Jahre später jedoch exhumiert und in Grabblöcken gestapelt, die an Vororts-Hochhäuser erinnern.
8_SanMichele

Ich finde es ja manchmal etwas schade, dass bei uns Gräber nach 25 Jahren aufgehoben werden. Hier sieht man allerdings, was passiert, wenn sie eben nicht aufgehoben werden.. Man könnte tatsächlich den Eindruck bekommen, dass ein paar der ‘Bewohner’ geflüchtet wären in der Nacht.

Die verfallenden Grabstätten haben aber auch einen eigenartigen Reiz: hier ist augenscheinlich, was ‘Verfall’ bedeutet, oberhalb und unterhalb der Erde..

9_SanMichele
Hier liegt der Dichter und Literaturpreisträger Joseph Brodsky (1940 – 1996) begraben, der einst wegen ‘Parasitentums’ aus der Sowjetunion ausgebürgert wurde und als berühmter Schriftstellen in New York starb (böser Nebengedanke: wenn Parasitentum heutzutage noch ein Ausbürgerungsgrund wäre, lebten viele Leute nicht mehr dort, wo sie es momentan tun, oder ?).

Dass in einem Grab jemand Bekanntes liegt, erkennt man gut daran, dass auf dem Grab frische Blumen stehen und Besuchs-Steine auf dem Grabmal und dem Grab liegen. Auch der Komponist Igor Stravinsky und der Dichter Ezra Pound – nebst anderen Grössen – sind hier beerdigt worden.
Im alten Teil des Friedhofs gibt es einen ‘evangelischen Friedhof’ mit vielen nordischen Namen auf den Grabruinen; diese Leute starben als Gesandte ihres Landes, als Handeltreibende oder als Matrosen. Offenbar sind auf einer Insel in der Nähe unter Brombeergestrüpp mehrere Meter hoch Gebeine aufgetürmt an der frischen Luft.

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Nach einem kurzen Zwischenstopp in Murano – und einem erfrischenden Glas Weisswein (uns gefällt die Traube Lugana besonders gut) mit Blick auf die Lagunen– schipperten wir weiter nach Burano.

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Währenddem Murano berühmt ist für sein mundgeblasenes Glas, ist Burano eine Hochburg der Stick- und Klöppelkunst. 

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Und eben: jedes Haus hier leuchtet in einer unterschiedlichen, knalligen Farbe; der Anblick dieser Smarties-Strassen schafft augenblicklich gute Laune und Ferienstimmung.

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Beim Eindunkeln tuckerten wir zufrieden zurück nach Venedig

Der Gardasee

Was hatten wir nicht schon reden gehört vom Gardasee – bloss gesehen hatten wir ihn noch nicht. Er musste deshalb unser nächstes Ziel sein.

Der Lago di Garda ist Italiens grösster See mit seinen 51 km Länge und 17 km Breite (zum Vergleich: der Zürichsee misst 42 x 3.85 km, der Bodensee 63 x 14 km). Er wurde in dunkler Eiszeit geformt durch einen Seitenast des Etschgletschers – und heute ist er ein Touristenmekka. Entlang der Ufer reihen sich Hotels und Campingplätze, und momentan herrscht noch die beschauliche, erwartungsvolle Vorferien-Stimmung. Alles ist hübsch hergerichtet, und man kann sich gut vorstellen, längere Zeit in der Region zu verweilen.

16_Gardasee_Lazise

Unseren Campingplatz in Lazise hat Susy sogleich treffend als Schrebergarten-Idylle beschrieben: hier wird ‘dauergewohnt’, und wo das der Fall ist, werden Lounges aufgestellt an jeder Wohnwagenecke, Gärten angelegt, Gartenzwerge arrangiert und ein hemmungsloser Wettbewerb für den überladensten Platz betrieben. Solche Plätze sind nicht sehr einladend für Durchreisende wie uns, aber die Sicht über den Gardasee neben dem Camper war wunderbar an diesem Abend.

17_Gardasee_Lazise
Frühstück in Lazise mit Blick über den Gardasee vor der Abreise – genau beobachtet von der Katze ‘Wideli-Wädeli’

18_Gardasee_Bucht
Es gibt ganz viele schöne Buchten und Ecken zu entdecken, und wir haben unsere Fahrt dem Ufer entlang sehr genossen – ebenso wie unseren Halt in Brenzone sul Garda.

19_Passfahrt
Tja, und dann führte uns Navi-Yannick über Berge und Pässe Richtung Südtirol, und wir standen plötzlich im Schnee..
An dieser Stelle habe ich mich zum ersten Mal gefragt, ob ich den Süden vielleicht doch ein kleines biiiiisssschen zu früh verlassen hatte..? 😊 (wie die spätere Erfahrung zeigte, muss die Antwort darauf ganz klar ‘Ja’ lauten). Schön waren sie aber schon, unsere Bergfahrten hoch hinauf und tief hinunter, und die Berge waren wahrhaft majestätisch anzusehen – und viele davon so schön weiss..

20_Klausen
Wir landeten schliesslich in Klausen im Südtirol unter der Autobahn auf einem (dennoch) sehr angenehmen, ruhigen Platz genannt ‘Ansitz Gamp’ und genossen frische Spargeln im Städtl-Café auf dem Platz mitten im Ort.

Als ich dort um 20.26h ein Glas Rotwein bestellte, kam dieses sofort und schmeckte wunderbar ! Ich lehnte mich mit einem genüsslichen Seufzer zurück – und zwei Minuten später wurde das Licht gedimmt als Zeichen, dass das Restaurant am Schliessen sei, und aus dem ‘Wein-Spaziergang’ wurde plötzlich ein Sprint – nur gut, dass ich mich bei Susy einhängen konnte für den Heimweg..

Die Einheimischen von Klausen/Chiusa sprechen ein interessantes Durcheinander von Deutsch und Italienisch, dessen Melodie oft weder der einen noch der anderen Sprache gleicht. Angeschrieben ist aber alles konsequent in beiden Sprachen.

21_Kloster
Nach dem Frühstück in der Tirolerstube von Susys Hotel liessen wir es uns nicht nehmen, ‘husch’ auf den Berg hinter dem Städtchen zu kraxeln zum Kloster Säben, das auch heute noch von ein paar wenigen Klausurschwestern bewohnt wird. Die Schwestern haben wir folgerichtig nicht gesehen, aber schöne An- und Weitsichten.

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Die Weine gedeihen hier an arg steilen Hängen..

23_Klausen

Auf nach Österreich über den Brenner !

Ich bin mir inzwischen nicht mehr ganz sicher, was ich vom Brenner erwartet hatte, aber bestimmt nicht, dass er lediglich eine etwas langweilige Autobahn ist, auf der man weder ahnt, wann man auf DEM BRENNER ist noch wann man in Österreich ankommt, wenn es auch für Letzteres immerhin den Hinweis ‘Letzte Chance für ein Pickerl’ gab. Aber was soll’s: irgendwo da sind wir in Österreich angekommen !

Da es bereits Nachmittag war, nahmen wir Kurs auf den Campingplatz Inntal in Wiesing. Es war nett da, auch wenn dies ein Saisoncampingplatz ist. Er ist es allerdings vor allem für Alpin-Skifahrer, und die kommen nicht zum Platz-Dekorieren. Ein Nachbar erzählte uns, dass er jeweils von November bis April seinen Wohnwagen hierher stellt und bis Ostern alle paar Wochenenden zum Skifahren herkommt (oder besser gesagt: zum Schifahren, wie wir Österreicher sagen..).

24_CP Inntal
Susys Villa war ein kleines Platzwunder mit rot-weiss kariertem Kuschelbett. Da die Marke dieser Behausung ‘Finnkötta’ heisst, kann man erahnen, wer diese Fasshäuschen erfunden hat.

25aQuellenhof
Tja, und dann holte uns das Wetter ein. Am nächsten Morgen regnete es, und für die nächsten Tage war Schnee angesagt. Und so beschlossen wir kurzerhand, die Flucht nach vorne anzutreten und uns sozusagen aus dem Verkehr zu ziehen für ein paar Tage. Susy empfahl das Wellness-Hotel Quellenhof in Leutasch, und so nahmen wir nochmals einen veritablen Berg unter die Räder, um auf 1136 Metern Höhe auf einem verschneiten Hochplateau – und in einem Luxushotel – anzukommen.

25b_Quellenhof
Auch hier darf der Willkommenstrunk (und eine wärmende Suppe vom Buffet) nicht fehlen. Hurra, wir sind angekommen im warmen Hafen !

26_Quellenhof
Tatsächlich: in der Nacht fielen 20 cm Neuschnee zum bereits reichlich vorhandenen Material

27_Quellenhof
A library with a view

Und so kam es, dass wir die letzten gemeinsamen Reisetage damit verbrachten, täglich vier köstliche Buffets abzugrasen, Sauna und Bäder zu besuchen, von der grossen Hotelbibliothek aus dem Wetter zuzuschauen und generell das Leben zu geniessen.

Ich geb’s ja zu: ich bin viel zu früh aus dem Süden abgereist. Und/aber es war einfach wunderbar hier ! Also doch alles richtig gemacht. Irgendwie.. 😊

Herzlichen Dank für deine Gesellschaft, Susy – es hat wieder grossen Spass gemacht, mit dir unterwegs zu sein !

Ich werde mich demnächst auf den Weg nach Norden machen. Ausser natürlich, ich werde zugeschneit… Dann lege ich eine Pause ein und warte, bis der Frühling kommt..

2 Gedanken zu “Reise mit Susy

  1. Avatar von Peter Nüesch Peter Nüesch

    Endlich mal wieder Zeit, Dir zu sagen, wie lieb ich Dich habe, Schwesterherz, und wie sehr ich Dich beneide! Ist das die Freiheit, von der wir alle träumen, die Unabhängigkeit und das Leben in seiner spannendsten Form? Ist es die Abenteuerlust, die wir zwar alle in uns spüren, aber uns sie nicht umzusetzen trauen? Ich weiss nicht, aber geniesse es solange Deine Lust anhält und vergiss nicht, dass wir das alles in einem Buch nachlesen wollen, vor allem, was Du in Deinem Herzen erlebt hast! Sei gedrückt und begleitet von Deinem Bruder Peter

    Gefällt 1 Person

    1. Lieber Peter 🧡

      Ich hab’dich auch lieb, Bruderherz, und ich hoffe, dass DU das machst, was DU nicht lassen kannst 😊

      Ja, ich glaube schon, dass dieses Driften für mich Freiheit und Abenteuer bedeutet; ich habe aber gelernt, dass das längst nicht alle so sehen (müssen). Das ist auch gut so, denn sonst könnte man die Landesgrenzen gleich aufheben für die Migrationswellen aller Völker überall hin..😃

      Ich werde nicht ewig Reisende sein, aber für eine Weile länger reicht meine Neugier noch..😉

      In diesem Sinn bis nächstes Mal mit lieben Grüssen und einem dicken Knuddel

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