Catania und Ätna – Besuch aus der Schweiz 😊

Also gut: Februar ist nicht der ideale Zeitpunkt zum Zelten, auch in Sizilien nicht ! Jeannine landete am 13. Februar in Catania, und wir haben während den gemeinsamen zehn Tagen immer gleich einen Bungalow für sie gemietet, denn ab Sonnenuntergang wird es kalt, und mit dem bisigen Wind fielen die Nachttemperaturen öfter auf 3 Grad hinunter.

Es ist immer schön, wenn ich nach ein paar Monaten ‘Egotrip’ Besuch aus der Schweiz bekomme; ich habe jedenfalls Jeannines Besuch sehr genossen. Zusammengefasst haben wir zuerst fünf gemächliche Tage in Catania und auf dem Ätna verbracht, sind dann laaaangsam weiter nordwärts gereist und schafften es gestern Montag gerade noch, Jeannines Flug in Bari rechtzeitig zu erreichen… 😊

Catania. Die Hafenstadt ist mit ihren 312’000 Einwohnern nach Palermo die zweitgrösste Stadt Siziliens.

Catania hat eine bewegte Geschichte: Kolonialisierung durch die Griechen, ausgelöscht durch einen Ätnaausbruch, römische Machtüberahme und brutale Steuereintreiberei, Piraterie, Cholera, Versklavung oder Vertreibung der Einwohner durch den gerade herrschenden Machitinhaber – und endlich ab 1693 nach einem Erdbeben, das die Stadt beinahe vollständig zerstörte, den Wiederaufbau im römischen, spätbarocken Stil, der das Zentrum der Stadt noch immer prägt.

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Auf den Bus für die Innenstadt warten kann in eine Geduldsprobe ausarten. Wir hatten Glück – 20 Minuten Wartezeit ist nachgerade lächerlich für hiesige Verhältnisse.
Ich habe mir die Zeit damit vertrieben, meine Autokunde etwas aufzufrischen mit der Frage:»Welches Auto-‚Gesicht’ gehört zu welcher Marke?» Und ich habe bewundernd verfolgt, wie selbstverständlich Autofahrer hier eine Verkehrsspur – oder den Fussgängerstreifen – zuparkieren und davonschlendern.

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Auch Catania hat eine Prachts-Kathedrale (rechts). Diese hier ist der Stadtpatronin Sant’Agata gewidmet.

Am 5. Februar wurde das dreitägige Fest zu ihren Ehren mit Prozessionen und einem Riesen-Feuerwerk abgeschlossen. Auch dies ist eine der blutrünstigen Geschichten, von denen es so viele gibt im Namen der Religion: Agatha war die schöne Tochter wohlhabender Eltern und sollte als gottgeweihte Jungfrau das Paradies für die Familie sichern. Als sie deshalb den Heiratsantrag eines erfolgsgewohnten Stadthalters abwies, liess dieser sie als Strafe zuerst in ein Freudenhaus bringen und ihr nach neuerlicher Absage die Brüste abschneiden. Und als sie auch damit nicht kleinzukriegen war, wurde sie verbrannt.
Die Heilige Agatha ist auch die Schutzpatronin bei Brusterkrankungen und Erdbeben – und jene für alle Armen, Hirtinnen, Glockengiesser und (zumindest in der Schweiz) – der Feuerwehr.

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An dieser Stelle soll Sant’Agata damals verbrannt worden sein.
Nun kaufen sich Pilger weisse Gewänder, schwarze Hütchen und ein Medaillon, was ihnen einen Herzenswunsch erfüllen soll. Dieses tragen sie über ihren Kleidern und legen sie am letzten Tag der Festivitäten vor der Statue ab. Auf dem Platz davor werden dicke Bündel von Kerzen verbrannt. Das Wachs steht zentimeterhoch unter dem Sand, und das Geschäft mit den Kerzen (und dem Seelenheil der Menschen) boomt.

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Das Wahrzeichen von Catania ist der Elefantenbrunnen auf der Piazza del Duomo.
Der Elefant aus schwarzem Lavagestein trägt einen Obelisken aus Granit.

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Der Friedhof von Catania: hier wird viel Geld ausgegeben für das Statussymbol Familien-Mausoleum. Haushohe Gebäude zeugen vom Ruhm der Verblichenen, denen die teuren Ruhestätten ziemlich egal sein dürften.

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Apropos Friedhof: Philosophisches Fundstück auf einem Zuckerbeutel und eine kleine Italienisch-Lektion:

«Eines Tages sterben wir alle, Snoopy».
«Stimmt, aber an allen anderen Tagen nicht»

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Auch das ist Catania: vernachlässigte und verfallende Gebäude. Die Gegensätze sind oft frappant.

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Der kleine Hafen von Catania hat eine nette Bar mit Plätzen an der Sonne

9_Ätna_Kuppel.jpgDer Berg hat nochmals so richtig schön geraucht für uns, als wir auf der Kuppel neben dem Dom standen

Ätna – nochmals richtig !

(die Sizilianer sprechen von ihm als ‘Ett-ena’ – Betonung auf dem Ett…).

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Ich hatte angenehme Erinnerungen an den Spaziergang mit den beiden Engländern auf dem Berg, also empfahl ich Jeannine denselben Reiseführer wie im Dezember. Wir wurden auch prompt auf dem Campingplatz abgeholt und zum Ätna gefahren. Allerdings hatte es inzwischen geschneit, die Gruppe war mit sieben Teilnehmern voll – alle deutlich jünger als ich – und ehe ich mich versah, hatte ich Schneeschuhe an den Füssen und rannte eine Stunde lang den Berg hoch (zumindest kam es mir so vor…) 😊

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Dann waren wir endlich oben, und die Aussicht war einfach herr…. öh… NICHT da!
Es war sehr, sehr kalt, und links hinter Jeannine müsste der Ätna sein.. Wir assen frustriert unsere mitgebrachten Brötchen, taten uns leid – und dann drehte der Wind, und der Berg kam wie durch Zauber aus den Wolken ! Toll ! Er rauchte zwar heute nicht sehr, aber dass man ihn so gut zu sehen bekommt, ist auch nicht selbstverständlich.

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Man kann gut erkennen, dass es aus mehreren Kratern raucht. Unterhalb der Spitze sieht man den Riss, der bei der Eruption im Dezember entstanden ist. Der ‘oberste Schnee’ gleich unterhalb vom schwarzen Kegel ist gar kein Schnee, sondern Rauch.

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Auf der Heimfahrt spendierte uns ReiseführerMarco noch einen fingerhütchengrossen Caffè in Acitrezza, und alle waren zufrieden mit dem Tag.

Catania – Einzelstücke

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Menschen, getroffen auf dem Campingplatz Jonio in Catania: Überwinterer, die sich seit Jahren kennen
Frauke ganz links ist eine versierte Kräuterkennerin und Heilerin, hinter ihr ihr Mann Werner; Helga ganz rechts kommt seit Jahren jeden Winter aus Berlin hierher für ein paar Monate, früher mit ihrem Mann und im Wohnmobil, seit seinem Tod allein und im Bungalow.
Norbert und Charlotte in der Mitte sind ein lebenslustiges Paar und reisen jeweils zwei Monate lang von einem Stammplatz zum nächsten rund um Sizilien. Simone (3. v.r.) und ihr junger Mops Valentina wohnen auf dem Platz neben mir in ihrem altersschwachen Kult-Bulli.
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Das ist eine der vielen sizilianischen Spezialitäten, ein Arancino.
Arancini sind gefüllte, fritierte Reiskugeln – hier eine mit Gemüse-Ragout und Käse. Die Dinger sind einfach köstlich !

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Auf dem Schild steht: «Es wird gebeten, den Durchgang frei zu halten»... 😊
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Unser nächstes Etappenziel war die Azienda Agrituristica Paparanza, gar nicht etwa weit von Catania entfernt. Aber davon nächstes Mal..

2 Gedanken zu “Catania und Ätna – Besuch aus der Schweiz 😊

    1. Liebe Elisabeth, lieber Sepp
      Ja, manchmal dauert’s… (das ist dann, wenn ich bloss ‚wohne‘ oder grad nichts zu erzählen habe… 🙂

      Und wenn wir schon dabei sind: an dieser Stelle gratuliere ich meiner Lieblingsschwester schon einmal herzlichst zum Geburtstag !!!!
      Liebe Elisabeth, ich wünsche dir ein gesundes, fröhliches, herrliches neues Lebensjahr ! HAPPY BIRTHDAY – und lass es dir so richtig gut gehen !

      Euch BEIDE grüsse ich herzlich aus Venedig (schön !) und wünsche euch einen guten Tag !
      Rösli

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