Das Plastikmeer von Andalusien

Gestern Abend bin ich in Roquetas de Mar an der Südküste Spaniens angekommen.

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Die Gegend ist fantastisch – eigentlich… Aber Hunderte von Kilometern sind ganz und gar in Plastik eingepackt ! Das ist das Bild, das sich einem bietet, so weit das Auge reicht:

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Wisst ihr, was das hier oben sind ? Das sind unsere Tomaten, die wir in der Migros oder im Coop kaufen ! Und die Gurken, Auberginen, Peperoni und Zucchini von Aldi und Lidl..

Auf dem Satellitenbild unten habe ich unseren Campingplatz Raquetas rot eingekreist (rechts oben). Er ist 80’000 m2 gross und bietet Platz für 750 Wohnmobile und Wohnwagen, ist also ein paar Fussballfelder gross. Wie man sieht, wirkt er winzig neben dem Ausschnitt der gut 30’000 Hektar Land, die als „Mar de Plástico“ bekannt sind.

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Nachdem viele Bauern Dank dem Ganzjahresanbau reich wurden über die Jahre nach dem Beitritt zur EU, ist der Boden inzwischen ausgelaugt – und das Geschäft alles andere als rentabel, denn die Grossverteiler, die das Billiggemüse 2000 km durch Europa karren, drücken die Preise erbarmungslos und sind durchaus willens, noch billigeres Gemüse aus Marokko zu importieren. Die Bauern, die sich hoch verschuldet haben für die Gewächshäuser, sind deswegen total abhängig und beugen sich dem Diktat.

Aus Marokko, Schwarzafrika und Osteuropa kommen auch viele der schlecht bezahlten Angestellten in den Biofabriken. Ja, Bio ! Das rentiert am meisten in unseren Breitengraden (wir Ahnungslosen glauben nämlich daran). Bio-Anbau in Treibhäusern und mit Grundwasser, das immer mehr versalzt wegen Überkonsum.

Da wird man schon etwas nachdenklich, nicht wahr ? Ich hatte ja keine Ahnung – und werde wohl meine Einkaufgewohnheiten überdenken müssen.

So, und nun lade ich mein Velo ab und sehe mir mal den Streifen Land rechts der weissen Wüste an – es muss doch auch etwas Dekoratives geben hier (ausser dem Wetter, das auch heute grandios mitmacht).

Eine Deutsche, die gestern mit ihrem Hund unterwegs war, hat mir gesagt, dass sie und ihr Mann seit Jahren 8 Monate des Jahres hier verbringen, weil es soooo schön sei hier. Ach ja ? Also gut ! Auf in den Kampf !

 

6 Gedanken zu “Das Plastikmeer von Andalusien

  1. Ach du Schande!
    Leider verdiene ich mein Geld damit, das zeug 2000km durch Europa zu karren, aber erschreckend ist es trotzdem immer wieder…
    Wie kann es noch passieren, dass der Boden ausgelaugt wird? Müssten wir das nach all den Jahrhunderten des Anbaus nicht langsam besser wissen? Oder ist es wirklich so dass die gesamte Industrie nicht mehr einen Gedanken an die Zukunft verschwenden muss solange es Profit gibt?
    na toll.. jetzt habe ich zum Montagsblues auch noch Weltschmerz…
    Trotzdem liebe grüsse, ich hoffe es wird noch hübsch! 🙂

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    1. Liebe Lisa

      Ups ! Icht wollte dich keinesfalls in einen Gewissenskonflikt stürzen und werde mich beeilen, ein paar schönere Fotos nachzuschicken, denn ja, damit hats tatsächlich auch geklappt 🙂

      Aber zuerst noch dies: alle Böden laugen aus, wenn sie nie ruhen dürfen. Bei uns gibts dafür den Winter, aber hier gibts den nicht wirklich, deshalb ist es auch möglich, das ganze Jahr Gemüse zu ziehen in den Treibhäusern .

      Ich habe gelesen, dass es für die paar EU-Bio-Regeln (keine Pestizide, kein gentechnisch verändertes Saatgut) – also für den Kleber auf den Rüebli, den wir so teuer bezahlen – mindestens 50 Ausnahmebewilligungsmöglich-keiten gibt. Man darf vermuten, dass diese rege angewendet werden.
      Und schliesslich: Ja, der Profitgier wird, wenn ich das richtig verstanden habe, schon seit Menschengedenken jeder Anstand und jede Weitsicht geopfert.

      Das ist aber nicht unser Fehler ! Unser Fehler ist es zu GLAUBEN, was uns schwarz auf weiss (oder grüne Knospe auf roten Tomaten) verkauft wird. Es wäre anständig, wenn das, was da drauf steht, auch drin wäre, aber sicher ist es nicht.
      Irgendwie führt das alles zur Schlussfolgerung, dass eigentlich nur die Armen sich noch Anstand und Weitsichtigkeit leisten können oder wollen, und das ist nun wirklich schade.

      So, fertig gegrübelt für heute. Wir wollen ja nicht trübsinnig werden, sondern den Montag geniessen… (hö).
      morgen wirds bestimmt besser (nur noch 4 Tage bis zum Wochenende…). Herzliche Grüsse inzwischen – ich grüble schon mal in meinen Sonnenfotos…

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  2. Hallo liäbi Rose

    Eine Konsequenz des Produktewuchers mit Profitgeilheit findest Du hier:

    Halte Dich gegen das Morgenlicht, so hast Du -im Moment- noch die besten Chancen auf plastikfreie Sicht. (hoffentlich wird das Meer nicht auch noch überdacht!)

    Natursicht, klare Luft, Vitamin D – produzierendes Sonnenlicht, liebenswürdige und interessante Menschen und jede Menge Schönes wünsche ich Dir weiterhin!

    Herzliche Grüess us em über Nacht verschneite Benke!
    Theresa

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    1. Liebe Theresa
      Stell die vor: dein Link wurde gelöscht ! Heute Mittag sah ich ihn kurz, wollte ihn aber in Ruhe am Abend aufrufen, und nun ist er weg ! Schickst du ihn mir nochmals per Mail, bitte ?
      Und ja, du hast natürlich recht: solches hat immer mit Profitgier zu tun – und mit dramatischer Kurzsichtigkeit.

      Wie schön, dass es geschneit hat. Na, dann zieh’dich warm an und geniesse das mummelige Gefühl von Nicht-draussen-sein-Müssen !
      Cheerio ! Und herzliche Grüsse
      Rose

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  3. Avatar von Rosemarie oberholzer Rosemarie oberholzer

    Wow…. Theresa schafft es ein Video einzu flechten….. Respekt, meine Fotos „“hier“ ….funktioniert nicht, Nachhilfestunde bei Theresa wäre erwünscht!, aber Problem erkannt und seit langem known, es liegt bei uns…… ich warte auf die Spargeln von Rafz..👍

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    1. Hiya, Rosemarie. Ja, DAS ist eine gute Idee ! Die Spargeln von Rafz sind eh besser, und du kannst sogar sehen, wie sie sich auf dem Feld in der Sonne räkeln… So ist es recht.

      Und siehst du: hier werden Links gnadenlos gelöscht und Fotos gar nicht erst angenommen… Ich bin mir angesichts des Themas nicht ganz sicher, ob das jetzt eher sauber oder bevormundend ist..

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