Ils sont fous, ces espagnols…

Die Spanier sind ausgesprochen freundlich. Man merkt es nur nicht gleich, weil sie einander unentwegt anschreien. Dabei reiben sie die ‘chs’ und ‘rrs’ dermassen brutal, dass eine unschuldige Muskatnuss, die zufällig in der Gegend weilt, auf der Stelle zu Staub zerfällt.

Ich kann diese Sprache allen Stressgeplagten empfehlen. Ja klar, wenn die ganze innere Wut und überschüssige Energie verpufft bei simplen Sätzen wie ‘Ich bin grad auf dem Weg zum Einkaufen, brauchst du etwas ?’, bleibt keine innere Unruhe übrig.  Wichtig: es muss klingen wie eine persönliche Kriegserklärung, sonst wird das nichts.

Es ist okay, wenn man mitten in einem Verkehrskreisel an der Seite anhält, um jemanden aussteigen zu lassen. Ich sass in einem kleinen Restaurant direkt vor so einem Kreisel und sah das einige Male. Dann aber fuhr ein Polizeifahrzeug in den Kreisel, parkierte hinter einem ‘Sünder’, beide Parteien stiegen aus, schrieen sich kurz an – und der ‘Sünder’ schaltete seinen Warnblinker ein. Alle winkten sich freundlich zu und die Polizei fuhr weg. Ergo: es ist okay, im Kreisel anzuhalten – vorausgesetzt, man hat den Warnblinker an.

Im Übrigen scheint es keine Kreisverkehrregeln zu geben: die einen blinken nach rechts, fahren aber nicht hinaus, die anderen blinken noch lange nach links, nachdem sie längst rechts abgebogen sind und Fahrschüler müssen praktisch vom Hintermann in den Kreisel hinein geschoben werden, sonst bleiben sie einfach davor stehen.

Kürzlich war ich in einem einfachen Café
, an dessen Bar ein halbes Dutzend Männer standen. Sie bestellten Kaffee, rührten ihren Zucker hinein – und jeder warf das Rührstäbchen und das leere Zuckerbeutelchen vor sich auf den Boden. Ich konnte es nicht fassen ! Das Ganze ist doch völlig sinnlos, wenn die Herren die Kaffeetasse nach dem Austrinken nicht auch hinterher werfen.

In allen Autobahnraststätten und in vielen Cafés gibts diese kleinen Servietten-Dispenser-Würfel, in denen Papierservietten von einer Spannfeder in der Mitte nach aussen gedrückt werden.  Wenn die Spanier sich daraus bedienen, nehmen sie nicht wie wir ein oder zwei  der Papiere, neiiiin, da wird zehn oder fünfzehn Mal gezupft, und ehe sie auch nur Platz genommen haben mit ihrem Tablett, ist die Hälfte der Beute bereits auf dem Boden gelandet (und wird auch dort belassen). Ich schliesse aus dieser und der vorherigen Episode, dass das ‘Auf-den-Boden-Werfen’ hier zum guten Ton gehört oder sogar eine Art Pflicht darstellt. Ob ich morgen vielleicht mein Abfallsäckchen mit ins Restaurant nehmen und dessen Inhalt gleich als erstes etwas verstreuen soll..?

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Ich war heute auf dem grossen Samstagmarkt von Santa Pola. Im Moment ist mir etwas schlecht, weil ich eine grosse Portion  Churros gegessen habe. Diese sind aus einer Art dickflüssigem Berlinerteig, werden aber als fingerdicke, sternförmige Schnur ausgebacken, damit mehr Oberfläche für das Eindringen von Öl zur Verfügung steht (am Öl kleben die zwei Esslöffel Zucker auch besser). Sie waren köstlich !
Auf diesem Markt gibt es herrliche Fleisch- und Fischtheken, Geschirr, Stoffe, Schuhe – und haufenweise Kleider-Wühltische; offenbar lieben das die Spanier. Um 14 Uhr macht der Markt zu, und ab 13 Uhr waren die Verkäufer damit beschäftigt, die am Morgen kunstvoll auf einen Haufen geworfenen Dinge wieder schön zu falten für den Abtransport.

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Für die Strecke Valencia-Alicante habe ich im Navi ‘ohne Autobahn und Schnellstrassen’ eingegeben, wel ich ja gerne etwas sehen möchte von der Gegend. Prompt führte mich das Ding auf immer enger werdenden Strassen durch Stoppelfelder, und bald war ich auf einer Art Spazierweg, und auf beiden Seiten stand das Wasser bis an die Wegkante. Gerade, als  sich die Panik sachte auszubreiten begann, sah im im Rückspiegel einen kleinen Camion, der mir folgte. Mei, konnte ich da plötzlich spanisch !
Der Chauffeur führte mich aus dem Labyrinth zurück auf eine anständige Strasse (Blinkersprache im Rückspiegel; er kam ja nicht an mir vorbei), fuhr mir danach voraus und gab mir zum Abschied noch Richtungstipps für die Weiterreise.
Mein Navi hatte mich durch Valencias Reisfelder geführt: die überfluteten Felder sind bereits bepflanzt, die Stoppelfelder sind demnächst dran. Die Ernte ist ungefähr im August. Schön wars, aber uffa !

Erstaunlicherweise sind die Verkehrsteilnehmer in den Städten von einer Engelsgeduld. Nur manchmal gehen einem einzelnen Autofahrer die Nerven durch und er hupt. Und das ist dann der Funke am Pulverfass, und sämtliche Stauteilnehmer fallen ein in ein mehrminütiges Hup-Konzert, ehe die Gleichmut wieder die Oberhand gewinnt.

Man muss sie einfach mögen, diese Spanier.

3 Gedanken zu “Ils sont fous, ces espagnols…

  1. Avatar von Rosemarie Oberholzer Rosemarie Oberholzer

    ellos están locos………….ya es hora de aprender espagnol @Malaca Instituto Malaca Instituto – Spanish School in Malaga (Spain)  
    Adresse: Calle Rodeo, 5, 29018 Málaga, Spanien
    Telefon: +34 952 29 32 42

    dann kannst Du voll mitstreiten, das macht Freude hurra
    Grüessli la sabelatodo 😉

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    1. Ich habe mir das angesehen – ich glaube, ‚Spanisch und Kochen‘ wäre interessant, oder ? He ja, man soll das Nützliche immer mit dem Angenehmen verbinden, wenn das möglich ist !
      Ich weiss wahrscheinlich bald, ob ich überhaupt irgendwo stehen kann dort unten, dann…. ! 🙂

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  2. Avatar von Rosemarie oberholzer Rosemarie oberholzer

    Kürzlich war ich in einem …. Cafe……
    Ich kenn das…. und hab mal gefragt ¿por qué vas a papel en el,suelo? …..FRAGEZEICHEN. es ist nie erklärt worden, vieles müssen wir abwägen, von unserer schweizer mentalität lernen, Open your horizon und respektiert die internationalen Geflogenheiten…
    Wen ich das so lese weiss ich was ich meine, aber weiss nichtt ob sie das verstehen was ich so meine🤣
    😂

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