Das kyrillische Alphabet wurde in Bulgarien erfunden !

31.10.2024 Ich komme so bald wieder, weil ich keine Bergtour machen wollte und auch keine Lust hatte, heute schon weiterzureisen. Aber ein bisschen etwas tun wollte ich schon. Deshalb… 😊

Nach dem etwas zerstückelten und industrialisierten Süd-Rumänien war die Fahrt durch Bulgarien sehr idyllisch ! Feurige, gelb-orange Herbst-Laubwälder wechselten sich ab mit sauber abgeernteten Kornfeldern, gepflegten, frisch gepflügten Äckern und buschigen Feldgrenzen. 

Und gerade, als ich mich fragte, ob es hier auch Berge gibt, tauchten diese blauen Bergketten wie aus Seide gefaltet am Horizont auf. Musala heisst der höchste Berg Bulgariens im Rila-Gebirge mit 2925 Meter. Er ist damit der höchste Berg der Balkanhalbinsel. Es gibt aber weitere 100 Gipfel auf über 2500 Metern. Doch, Bulgarien HAT Berge ! 😊

Und da ich nun schon mal am Lesen war:
1. Das Wort Balkan ist türkisch und bedeutet ‘Berg’.
Deshalb heisst das Karstgebirge in Südosteuropa Balkan-Gebirge (für deutsch-türkisch Sprechende also doppelt gemoppelt) – siehe oben gelb eingerahmt.
2. Die Balkan-Länder sind Albanien, Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Griechenland, Kosovo, Kroatien, Montenegro und Nordmazedonien.
3. Bulgarien ist das älteste Land Europas und das einzige, das in all den Jahrhunderten seines Bestehens seinen Namen nie geändert hat.
4. Seit Bulgariens EU-Beitritt im Jahr 2007 ist das kyrillische Alphabet als drittes Alphabet anerkannt worden nach lateinisch und griechisch.

Entgegen der weit verbreiteten Annahme hat das kyrillische Alphabet seinen Ursprung nämlich nicht in Russland, sondern in Bulgarien !

Erschaffen wurde es von den bulgarisch-stämmigen Brüdern Kyrill und Method, und heute ist kyrillisch die Amtssprache nicht nur in Bulgarien, sondern auch in Belarus, Bosnien und Herzegowina, Kasachstan, Kirgistan, Mazedonien, der Mongolei, Russland, der Ukraine, Serbien, Montenegro und Tadschikistan.

Bei Georgi in seinem grünen Garten fühlte ich mich wohl und gut aufgehoben mit dem Blick in die Berge. Er wohnt im Haus links, und am Tor heisst es, dass er 24 Stunden erreichbar ist..

Sein Camping heisst Green Lawn, weil er keine andere Sprache spricht ausser bulgarisch, weil seine Gäste aus allen Sprachregionen der Welt kommen und weil es deshalb nicht so darauf ankam, in welcher Sprache er den Platz benannte, solange die Leute ihn finden. Leuchtet ein. Und sein Rasen ist ja tatsächlich schön grün.
 
Statt Sprachen zu lernen hat Georgi den Google-Translator gut im Griff, und als ich mir das App ebenfalls auf mein Handy geladen hatte in umgekehrter Sprachrichtung, unterhielten wir uns prächtig.

Der Campingplatz ist entstanden, weil seine Grosskinder zu gross wurden für ihre Spielwiese, und weil Georgi wohl noch etwas Gesellschaft braucht. Er macht das richtig gut und ist der geborene Gastgeber.

Zum Abendessen hat er mir Steak und Pommes mit einem griechischen Salat serviert, den er bei meiner ‘griechischen’ Benennung pseudo-entrüstet ‘bulgarisch !’ korrigierte (aber wer kennt den schon…). 
Die Gemeinschaftsküche ist gut eingerichtet, und als im Sommer 40°C herrschten, sassen Zeltbewohner gerne drinnen oder auf der Schattenterrasse,.

Hier habe ich beim Duschen zum ersten Mal das WC gleich mitgeduscht mangels Ausweichmöglichkeit. Das Wasser war aber erfreulicherweise so heiss, dass man damit auch hätte Tee aufbrühen können.
Rechts: die zwei jungen Katzen sind – wie alle Katzen – gerne in der Nähe von Menschen, und da ich die Einzige war auf dem Platz..

Am nächsten Morgen fuhr mich Georgi zu einem Bancomaten, weil mir unangenehmerweise das Bargeld auszugehen drohte.   
Aber zuerst zeigte er mir stolz den Dorf-Hauptplatz mit der Gedenktafel (rechts) für im zweiten Weltkrieg gefallene Dorfbewohner und die Schädel von früheren Helden im inneren der Kapelle. 

Das sind sie, die gefallenen Dorf-Helden. Meinen ‘kyrillischen Scherz’, dass mir der zweite Name oben rechts ziemlich bekannt vorkommt, hat Georgi allerdings nicht verstanden , weil ER halt problemlos kyrillisch liest..😊
Das Wort ganz oben heisst Patrioti, da bin ich mir jedoch sicher.

Sicher war ich mir allerdings auch beim gelb eingekreisten Wort über der Theke: «Grip», las ich triumphierend vor, da in Griechisch ein ‘gezeichneter Parkplatz’ ein P ist und das griechische G und R genau so aussehen wie dieser Wortanfang. Georgi korrigierte mich grinsend: «Grill». Hö ! Wenn ich nicht so gut kyrillisch lesen könnte (😊), wäre ich sogar selber darauf gekommen, schon wegen der Wurst-Zeichnung oder dem Grill-Duft rundherum.. 😊. Jetzt sehe ich auch, dass das L ein ‘Parkplatz mit links einem kleinen Füsschen’ ist im Gegensatz zum Patrioten-P im Bild darüber. Okayyy..

Dann besichtigten wir gemeinsam das grosse Theater, die Bibliothek und die Folklore-Historie aus Webstühlen und getöpferten Wasserkrügen. Für ein 1300-Seelen-Dorf wie Skravena sieht alles etwas überdimensioniert aus, aber sie feiern hier grosse, regionale Volksanlässe und sind weit herum bekannt für ihre Nationalfeiertags-Feste am 3. März.

Als wir nach der Besichtigungstour wieder im Auto sassen, sprang das Ding nicht mehr an. Das hat mich nicht weiter verwundert, denn das Auto wird vor allem durch Rost und Spucke zusammengehalten. Nur die Sicherheitsgurte sind fabrikneu, denn sie werden nie benutzt. Dann stellte sich heraus, dass einfach nur das Benzin alle war.
Ich trank den wahrscheinlich ersten Cappuccino, den das Café im Dorf je gemacht hat (0.5 mm–Schaum und gräuslich viel Zimt und Zucker), währenddem Georgi von einem netten Bekannten vom Nebentisch zur nächsten Tankstelle gefahren wurde mit einem kleinen Kanister. 

Im Nachbardorf erfuhr ich dann, dass die Banken hier keine Euros ausgeben, sondern ausschliesslich bulgarische Leva.
(vielleicht sind sie beleidigt, weil sie ihre Währung noch nicht auf Euro wechseln dürfen wegen zu hoher Inflation ?). Da ich schon je eine Handvoll tschechischer Kronen und rumänischer Lei mit mir führe, die hier keiner will, zahle ich lieber gleich in einer Währung, in welcher ich zwar einen eher schlechten Kurs bekomme, aber nicht auf lokalem Bargeld sitzenbleibe.

Ich bezog also Leva vom Bancomaten und hätte diese gerne bei Western Union gewechselt (ein schlechter Deal, aber ein Deal), wenn diese heute nicht geschlossen wäre..
Georgi wechselte mir schliesslich das Geld privat, denn er bekommt auch von seinen Gästen öfter Euros – und nun bin ich bereit für Griechenland.

Vorher geniesse ich – noch in Bulgarien – meine Aussicht auf dem Campingplatz Verila in Saparewa Banja ins Tal hinunter (via Baumaschinenpark-Nachbar 😊)..

..und hinauf in die Ausläufer des Rila-Gebirges.

Rila bedeutet Wasser in der antiken Sprache Thrakisch; da wundert es nicht, dass es gut 120 Seen gibt im gleichnamigen Nationalpark um die Ecke, und dass im Dorf ein Geysir einen Brunnen mit 103°C heissem (!) schwefligen Wasser speist. Die Umgebung riecht sehr gesund nach faulen Eiern, und es gibt hier ausserdem mehrere medizinische Spas und öffentliche Thermen.

Gestern habe ich hier Annemarie, eine in Bayern lebende Österreicherin, kennengelernt. Sie ist mit einem geschlossenen Pickup unterwegs und kann auch einmal mitten in einer Stadt übernachten ohne aufzufallen. Heute früh ist sie zu den berühmten Sieben Seen im Rila-Gebirge aufgebrochen, um dort eine kleine Berg-Rundwanderung von 10 bis 20 Kilometern zu machen.. 😊 (wenn ich mich recht erinnere, war die Bergtour auf möglichst alle Gipfel rund um die Seen ‚bloss‘ 14 km lang..)

Der Herbst ist nicht nur etwas kalt am Morgen, er ist auch immer wieder dramatisch schön..

..und Rinder sind überall neugierig..

Morgen muss ich es bis Griechenland schaffen, denn meine eVignette für Bularien läuft ab.
Immer dieser Stress.. 😊 Habt einen guten Tag !

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