Transsylvanien – weit und breit kein Vampir 😊

19.10.2024 Währendem wir bei ‘Transsylvanien’ automatisch an Graf Dracula und bluttriefende Legenden denken, stammt die deutsche Bezeichnung ‚Siebenbürgen‘ für dasselbe Gebiet aus dem 12./13. Jahrhundert, als viele Deutsche hier eine neue Heimat fanden. Man vermutet, dass der Name auf sieben von eingewanderten Sachsen gegründete Städte zurückzuführen ist.

Transsylvanien/Siebenbürgen gehörte einst zu Ungarn bzw zum Reich der Habsburger. Letztere stiessen im 17. Jahrhundert eine neue Welle von deutschen Kolonisten in Ungarn und Rumänien an.
Und deshalb wird ausser Rumänisch vor allem Deutsch und Ungarisch unterrichtet in den Schulen hier, und Orte haben oft Namen in allen drei Sprachen.

Hier das rumänisch-deutsche Beispiel von Sibiu / Hermannstadt.

Deva/Diemrich  

Eine typische Dorfstrasse in Rumänien: Sie ist in gutem Zustand und sehr sauber, aber die Häuserzeilen wirken meist etwas düster, und es gibt viele dem Verfall überlassene Bauten. Wenn die Leute aus ihren Häusern kommen, stehen sie oft praktisch direkt auf der Strasse – wahrscheinlich wegen Strassenverbreiterungen. Strassen sind hier wichtig, weil Autos es ebenfalls sind.

Eine Autobahn wie aus dem Bilderbuch – die Gegend auch, hier auf dem Weg nach Deva.

Interessante Kleinigkeit am Rande:
Hast du gewusst, dass zwei Drittel der letzten Urwälder Europas in den rumänischen Karpaten zu finden sind ? Ich auch nicht. Es sind grosse Bestrebungen im Gange, die illegale Abholzung zu unterbinden, um diese Naturparadiese zu erhalten.

Der Campingplatz Tranzit in Deva (oben gelb eingerahmt) ist ‘anders’: erst fährt man direkt vom Kreisel einer vierspurigen Strasse an einem schmuddeligen Motel und diversen Garagen und Werkstätten vorbei, drückt sich eine kurze Zufahrt hinunter, zieht ein Eisentor auf und steht dann auf einer Wiese neben einem Lager für rumänische Mini-Pickups und neben einer Zeile Einfamilienhäuser.

Und man fühlt man sich daheim, denn es ist erstaunlich ruhig hier unten; die Dusche ist sauber, das Wasser heiss – und eine Küche steht ebenfalls zur Verfügung.  
Und nicht zuletzt ist hier der perfekte Startpunkt für die Besichtigung der Burg Hunedoara mit dem Bus gleich vor der Türe.

An den Brückenpfeilern wird momentan gearbeitet; ich habe hier deshalb ein werbewirksameres Generikum-Foto benutzt. So stellt man sich das vor, wenn man Transsylvanien hört, stimmt’s ? Minus die Sonne natürlich.. 😊

Die Burg Hunedoara in Transsylvanien

Die mächtige, gut erhaltene Felsenburg Hunedoara mit der Krähe im Siegel des Bauherrn wurde im 15. Jahrhundert auf den Resten einer früheren Wehranlage erbaut.

Auch diese Burg wird als „Die echte Burg Draculas“ gehandelt. Sie gehörte nie dem Grafen Drăculea; er soll dort aber kurz eingekerkert gewesen sein wegen einem vermeintlichen Verrat.
Das muss dann wohl reichen für etwas Ruhm.

Die imposante Burg ist auch eine ideale Filmkulisse und wird gerne als solche genutzt.  

Zu den Film-Produktionen mit Burg-Beteiligung gehören unter anderem Michelangelo Buonarotti, The Damned Kings, Blood Rayne, Martin Luther, Nostradamus und Heinrich der 8. Auch die Fernsehserie 48 Stunden Angst wurde in der Burg gedreht; im Film The Nun war sie dabei, und in der Episode Erbe des Drachens für Die drei ??? spielt sie ebenfalls eine Rolle, sozusagen…

Nach der Burgbesichtigung die Reiseführer-Variante des Hauptplatzes (beim Übersichts-Bild etwas oberhalb der Bild-Mitte).

..und meine Version: ‘Hach, war das schön auf der Burg ! Und hier erst !’ 😊

Schlusspunkte in Deva: ‘My home is my castle’, ey ? Hier sind sich Stil, Geld und Prinzenträume mächtig in die Haare geraten. Wer gewonnen hat ? Nun ja… 😊

Der stand aber letzte Woche noch nicht hier, oder ?

Sibiu / Hermannstadt

Camping Nomad Sibiu: ein langgezogener Platz mit geheizter Sanitäranlage gleich beim Eingang – und mit einer vierspurigen Strasse gleich vor dem Tor. In der Nacht ist es ein paar Stunden lang ruhig, tagsüber rauscht hier unablässig der Verkehr. Dafür ist man bald in der Altstadt ! Man kann halt nicht alles haben..

Die Altstadt von Sibiu ist das pure Vergnügen !
Klein und  fein mit viel schöner Architektur, mit Plätzen, Bars und Märkten – und mit genau der richtigen Menge Menschen, die alles beleben.

Schaurige Legenden drehen sich um die schmiedeiserne Lügenbrücke aus dem Jahr 1859, Geschichten von zu Tode stürzenden Lügnern beim Überqueren derselben. Wahrscheinlich stimmt jedoch am ehesten die Theorie, wonach aus dem deutschen ‘Liegerbrücke’ die Lügenbrücke geworden ist.. (vielleicht kreiert von einer genervten Mutter mit ungezogenen Kindern ?!)

Wine Not ?
So heisst diese schöne Bar und Weinhandlung. Wie der nette Berater heisst, habe ich leider vergessen.

Ich habe auf jeden Fall mehrere Rosés und Rote degustiert, ehe ich glücklich den Gute-Nacht-Wein-Cuvée aus der rumänischen Traube Feteascâ Neagrâ mit Syrah gekauft habe. Billig war er nicht, aber ich hoffe, gut ! Ach ja: der Wein heisst Imperfect ! Perfect !
Und das Plaudern hat auch Spass gemacht. Ach ja, und dann bin ich folgerichtig mit Bolt nach Hause gefahren (Bolt ist das Uber-Taxi von Osteuropa).

Tja, und heute, 18. Oktober, bin ich nicht nur bei 0°C erwacht, ich hätte mich doch beinahe auf die berühmte Transfăgăraș-Passstrasse verirrt !

Die Google-Maps-Tante ‘Googlia’ führte mich auf eine ‘Abkürzung’ – eine steile Passstrasse, die nach gut 15 km unvermittelt in einer noch steileren, kurzen Geröllhalde endete. 50 Meter weiter oben wäre die Strasse wieder in Ordnung gewesen – so ein Ärger !

Ein Jeep kam hier tatsächlich heruntergerattert, aber ich hatte Angst, bei einem Anstieg-Versuch einen Rückwärts-Salto zu machen und bin deshalb zurückgefahren.
Immerhin war die Aussicht ins Tal oft sehr schön – und für den Rest der Route habe ich meinem völlig veralteten Auto-GPS-Yannick vertraut, der mich problemlos auf diesen Platz in Noapteș lotste.
Alte Strassen kennt er nämlich gut ! 😊

Habt alle eine schönes Wochenende !

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