Stürmischer Regen und ungarisch: Nyársapát und Hódmezővásárhely

9.10.2024 / Sechs Stunden war ich am 1. Oktober unterwegs für 423 Kilometer..
Absicht war das gewiss nicht: Ich fuhr oft durch peitschenden Regen, und Bratislava ebenso wie Budapest tauchten schemenhaft auf durch die Wasserschleier. Ursprünglich wollte ich auch in Bratislava einen Zwischenhalt einlegen, aber die Wetteraussichten waren so schlecht für die nächsten Tage, dass ich ‘immer südwärts’ einer Stadtbesichtigung vorzog.

Mein Plan war es, nach 2 ½ Stunden Fahrt im ungarischen Kimle auf einem beliebten Stellplatz direkt an der Donau zu stehen – da, wo auch Kanufahrer gerne an Land gehen. So hätte das dort in etwa ausgesehen. Reizend, nicht ?
Als ich von der geschlossenen Schranke aus anrief, erfuhr ich, dass der Platz arg getroffen worden war von den Überschwemmungen Mitte September und auf unbestimmte Zeit geschlossen bleibe. Das tat mir ebenso leid für mich (so sind wir…) wie für sie – und vielleicht rufe ich in Zukunft doch lieber wieder vorher an.. 😊

Das tat ich denn auch prompt und landete Stunden später auf dem Camping Nyársapát ausserhalb vom gleichnamigen Ort – und dort auf der Stelle in der hübschen (selbst gebauten, noch nicht ganz fertigen) Bar, wo Henrike mir einen tadellosen Rosé einschenkte. Dazu gab es Chicken Nuggets und Pommes, und schon war die Welt wieder in Ordnung.

Die holländischen Besitzer Henrike und Marco sind dabei, aus dem riesigen Grundstück ein Bilderbuch-Camping zu machen, und dafür arbeiten sie seit zwei Jahren sieben Tage die Woche.

Ihr Ungarisch lässt noch etwas zu wünschen übrig, aber dafür versteht man es.. 😊

Da der Platz noch nicht sehr bekannt ist, stand ich ab dem zweiten regnerischen Tag ganz allein hier, nachdem auch die aus Griechenland durchreisenden Berliner zurück an die Arbeit mussten.   

Der Platz ist recht weit vom Dorf Nyársapát entfernt, und es regnete oft, also sah ich den Hühnern zu beim Scharren oder den Ziegen beim Rasenmähen.

Hódmezővásárhely

Sobald die Wetteraussichten etwas optimistischer wurden, reiste ich ein kleines Stück weiter zu einem Thermalbad mit Camping in Hódmezővásárhely. Das, meine Lieben, ist ein so richtig typischer ungarischer Ortsname ! Da erblasst das simple Budapest doch glatt vor Neid.

Und das ist eine typische Info-Tafel, die uns keine einzige Info gönnt. Wie man sieht, steht hier nichts, aber auch gar nichts, was einem aus einer anderen Sprache bekannt vorkommen könnte ! Aaarrrgh ! 

Aber hin und wieder kann ich ungarisch: Büfé und Kemping sind ein guter Anfang !

In Servitute Legum. Auch hier klingelt etwas – das heisst bestimmt «Drinnen servieren wir Gemüse». 😊 Also gut, nein. Ist ja auch lateinisch und hat eher mit Recht und Gesetz zu tun. Aber zurück nach Dingsda…

Ich wohne momentan ganz allein auf dem Camping des Thermalbads, dessen Nutzung inklusive ist für unsereins.   

Hód-Thermal Camping Hódmezővásárhely

Das Wasser hier hat 37°C, und man schwimmt nicht, sondern hängt so vor sich hin, bis die Fingerspitzen schrumpelig sind. Das ist dann das Zeichen, dass man nun wirklich, wirklich gesund ist. 😊

Morgens liegt jeweils dieser mystische Nebel über dem Wasser

Hier und im grössten Becken links hinten kann man schwimmen, und gegen Abend kommt die lokale Jugend und veranstaltet Wettkämpfe.

Zur Stadt Hódmezővásárhely habe ich das hier gefunden:
«Im deutschsprachigen Raum bekannt wurde die Stadt durch ihren einstigen Ortsteil Hódmezővásárhelykutasipuszta aus dem Roman Ich denke oft an Piroschka von Hugo Hartung.»

Da haben wir’s: ein 12-Silben-Ort, der auf Deutsch immer noch 9 benötigt und dann Biberfeldmarktplatzbrunnenheide heisst !
Und der Ort soll BEKANNT sein ? Wie hat sich ‘der deutschsprachige Raum’ den Namen denn gemerkt ?

Verfilmt wurde die Geschichte übrigens 1955 mit Liselotte Pulver als Piroschka. Sie ist inzwischen 95 Jahre alt – und Piroschka immerhin 70.

Nach meinem täglichen Bad bin ich heute bei herrlichem Wetter auf Altstadt-Entdeckung gegangen.
(ich vermute, man merkt schon, dass mir der warme Pool wirklich, wirklich gut gefallen hat)… 😊

Das Luxushotel Fekete Sas (Schwarzer Adler) mit eigenem Park. Ein Prachtsbau !

Ich weiss nicht, wer das ist (auch wenn da mal eine Tafel steht, wird hier möglichst nichts übersetzt, auf dass es nicht zu Verwirrung führe…),aber der stolze Herr gibt ein schönes Bild ab vor der Bank von Ungarn im Hintergrund.  

Der 7. Oktober muss ein Feiertag gewesen sein, denn nicht nur waren alle Pools völlig überfüllt – hier sogar mit Schach spielenden Herren…

..im Stadtpark wurden auch an einer Gedenkstätte (möglicherweise ein ‘Grab des unbekannten Soldaten’) einzelne weisse Rosen abgelegt von den Soldaten. Sehr eindrücklich waren danach auch die präzisen Drehungen und der zackige Abmarsch.

Allein in diesem Park traf ich auf drei dieser Telefonkabinen. Die sind noch in Betrieb ! Gleichzeitig mit dem Summton kam die Aufforderung, 40 Forint einzuwerfen. Der schmale ‘Vitamin-Service-Laden’ rechts hat es mir ebenfalls angetan. Oh – ich habe offenbar wieder etwas verstanden, hurra !  

Ungarische Kirche mit Ungar auf ungarischem Velo.. Und schon haben wir Kunst !

Das städtische Gymnasium stammt aus dem 16. Jahrhundert

Den markanten Turm vom Rathaus sieht man immer wieder, wenn man in der Altstadt unterwegs ist. 

Beim Bild oben dachte ich spontan, im Gebäude links sei wohl das italienische Konsulat daheim… Mir haben halt die Farben gereicht, da musste ich nicht auch noch richtig hinsehen….

..Das war nämlich foll valsch! Ungarn und Italien haben doch tatsächlich beide dieselbe Trikolore – Ungarn quer, Italien längs. Ungarns Flagge beginnt oben mit rot, Italiens links mit grün. Sowas !😊

Die junge Familie aus Polen im roten Wohnmobil hat mir gestern Nacht Gesellschaft geleistet, reist heute aber weiter.  

Morgen mache auch ich mich auf den Weg Richtung Rumänien.
Es war schön hier, und für den heissen Pool käme ich jederzeit gerne wieder. 😊   

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