Also gut: ich BIN ein Reisebüro 😊 – Ein Loblied auf das Südburgund

8.6.2024 Ich wurde darauf aufmerksam gemacht, dass ein Reisebüro mitnichten mehr negative Punkte erwähnt als ich – ganz im Gegenteil !
Was man verkauft, das rühmt man gefälligst ! Logisch; darauf hätte ich auch kommen können.

‘Wunderbar’ ist ja nicht immer das, was man messen kann. Manchmal ist ‘wunderbar’ die Stimmung an einem Ort – oder die Leute, die man trifft, das Essen, das man geniesst oder das Wetter, das stimmt. Und ich beschreibe Dinge ja tatsächlich so, wie ich sie erlebe, es ist ergo alles wahr.
Nehmt euch also ruhig ein Beispiel und macht es mir nach ! (Hier sieht man es schön: zwischen Bescheidenheit und Grössenwahn liegt oft nur ein ganz  kleiner Schritt ! 😊)

Immer noch im Südburgund – hierher komme ich gerne wieder !
Das sage ich selten über eine Gegend. Ich kam bisher lediglich an Orte zurück, um dort die unterwegs gewonnenen Freunde wieder zu treffen. Aber hier ist es einfach schön ! Ich sage Südburgund, weil ich den Rest des Burgunds noch nicht kenne; ich komme aber gerne darauf zurück.

Die Beschriftungen sind längst verblasst am ehemaligen Bahnhof von Cormatin, wo der Veloweg ‘Voie Verte’ dort liegt, wo einst die Geleise lagen.  

Allein die grüne Weite der Landschaft hier ist schon beglückend. Ausserdem gibt es viel zu sehen in der Umgebung, und die Fahrradwege führen einen bequem dorthin.
Zum Beispiel nach Chapaize zu seiner Kirche mit der schrägen Säulenreihe oder zum bekannten Restaurant ‘La Table de Chapaize’. Oder in das Abteistädtchen Cluny mit der schönen Altstadt und der Aussicht vom Käseturm. Auch Taizé ist ein hübsches Dorf mit Steinhäusern und einem Kloster, und in Tournus steht ebenfalls ein schönes Schloss.

Der Campingplatz ‘Le Hameau des Champs’ ist ein guter Ausgangspunkt für etliche dieser Ausflüge. Momentan ist noch Vorsaison.

Auch in Roanne in der Auvergne, welches mir von Uwe empfohlen wurde, war ich aus Wettergründen noch nicht. In Cormatin wollte ich zwei Tage verbringen und blieb acht Nächte lang, wobei mindestens drei davon bei Dauerregen. Es scheint, dass die Sonne dieses Jahr öfter Urlaub macht als unsereins.. 😊

Den Campingplatz haben Ludo und Cécile vor zwei Jahren übernommen. Ludo war ‘im früheren Leben’ Automechaniker, was man unschwer an seiner Bistro-Dekoration erkennt. Nun putzt er die Duschen und WCs, sät und mäht Rasen– und er kocht ! Seine Hamburger oder die ‘typisch burgundsche Spezialität Paella’ waren richtig gut.

Ludos Frau Cécile arbeitet an der Rezeption, putzt die Bungalows nach Gebrauch, bestellt Brötchen oder Nachschub für den Mini-Shop – und sie schneidet Büsche und mäht Böschungen.

Cécile hat mir erzählt, dass sie es im ersten Jahr sehr persönlich nahm, wenn die Leute Abfall liegen liessen, die Abwaschtröge schmutzig hinterliessen oder wenn Kinder eine Anlage verwüsteten. Schliesslich war das IHR HEIM, und das respektlose Verhalten machte sie wütend. Inzwischen hat sie gelernt, dass sie es nicht ändern kann, wenn gewisse Leute denken, mit dem Bezahlen von 20 Euro pro Nacht hätten sie auch die Freiheit abgegolten, sich daneben zu benehmen. 

Das ist die Aussicht beim Zähneputzen. Ich war etwas zu spät dran, um den Charolais-Bullen dort hinten noch vor seiner Siesta-Stellung zu erwischen. 

Bei Ivana im Restaurant habe ich am ersten Abend ‘Un Moment de Plaisir’ bestellt, wie der Rosé hier heisst. Sie hat gekichert und gemeint, sie könne mir nicht sicher so einen bieten. Aber von da an gab es automatisch diesen Rosé, wenn ich kam. Sie hat mir zum Abschied dieses Geschenk gebracht – eine Minihandtasche mit Nagelclip und Pinzette. Süss !  Die meisten Camper bleiben nicht lange genug, um wirklich Bekanntschaft schliessen zu können mit der Belegschaft. Aber genau das macht oft Spass – und man kann dabei seine Nicht-mehr-so-ganz-Sprache üben !

Taizé

Chapaize

Das ist sie, die berühmte Kirche ‘Saint Martin de Chapaize’, eingebettet zwischen alten Häusern und einem Park. Die ältesten Teile des Baus stammen aus dem Mittelalter ums Jahr 1030.

Wenn man im Mittelschiff steht, bemerkt man es erst gar nicht so recht, doch dann wird einem leicht anders. Irgend etwas stimmt nicht bei dieser Perspektive.
Ja, genau: die Säulen linkerhand stehen schief in der Gegend herum und ziehen das Bild nach links. .

In der Ansicht von der anderen Seite sieht man es auch. Hier hat ein Architekt irgendwann beim Ersetzen des eingestürzten Runddachs durch ein Spitzdach Mist gebaut, aber der Bau steht nach wie vor, und hier drin werden regelmässig Gottesdienste abgehalten.

Diese rotbraunen Kühe ausserhalb von Chapaize fielen mir auf, weil alle anderen hier herum weiss sind. Diese Rasse heisst Limousin und stammt aus der gleichnamigen Region in Zentralfrankreich. Solche Rinder gibt es auch im schweizerischen Weggis unter dem Label ‘Swiss Premium Limousin Beef’. Etwas gelernt !  
Es ist nicht etwa so, dass ich die Kühe hier suche – sie grasen halt einfach auf vielen Wiesen, da beginnt man sich automatisch für sie zu interessieren.

Habe ich schon erwähnt, dass diese Weite hier wirklich, wirklich schön ist ? Sonst wird es höchste Zeit dafür ! Eine fantastische Gegend !

Cormatin: Ein letzter Blick zum Schloss hinüber vom Fahrradweg aus, ein letztes Abendrot und ein letzter ‘Moment de Plaisir’ in der Bar bei Ivana, dann ging’s wieder auf die Strasse. Ich verliess Cormatin ungern –aber immerhin mit dem Gedanken an ein Wiederkommen. Dass ich überhaupt ging, hatte mit einer weiteren angekündigten Regenfront zu tun, und aussitzen kann man das Wetter ja überall.

Gelandet bin ich auf 700 m.ü.M. oberhalb des von Bergen umringten Dorfes Champfromier auf einem Platz namens Domaine Les Géorennes.   

Bei meiner Ankunft standen wir gerade einmal zu zweit hinten auf der Wiese. Als ich mich für das Abendessen interessierte, fragte ich mich, ob das Restaurant nur für mich allein öffnen würde.

Und ob ! Und allein war ich da nicht ! Der Wirt (links) und seine Frau verabschiedeten sich bald hinter die Theke und in die Küche, und ehe man sich versah, war der Raum voll besetzt mit Gästen, die sich alle kannten und offensichtlich aus dem Dorf kamen (in Frankreichs kleinen Dörfern findet man häufig weder Läden noch Restaurants). Mein Steak war tadellos, und der Rotwein Côte du Rhône ebenfalls ! Es ist toll hier !

Das Restaurant wirkt behaglich wie eine Alphütte.

Das Sanitärgebäude. Ohne die Abwaschstation rechts könnte man sich glatt bei Heidi auf der Alp wähnen. Und auf dem Dach blüht der Mohn. Schön !

Nach acht Monaten in der Fremde bin ich schon beinahe wieder in der Heimat. 😊

Ich wünsche euch ein wunderbares Wochenende ! Bleibt gesund und fröhlich !

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