
16.5.2024 Bologna ist toll, und ich beginne gleich mit dem wichtigsten Detail: Bologna ist die Wiege des Hackfleisch-Ragù Bolognese !
Ich habe folgerichtig ein paar Mal verschiedene Teigwaren mit dieser lokalen Erfindung gegessen und fand die Sauce durchs Band so, wie sie sein soll, nämlich himmlisch – und Pasta können sie hier halt auch !

La Grassa wird Bologna wegen des gehaltvollen Essens genannt (das bestätige ich hiermit gerne), und La Rossa wegen der vielen roten Dachziegel – und der vorherrschenden politischen Gesinnung. Bella ist Bologna ebenfalls, also alles wahr ! 😊

Die Hauptstadt der Region Emilia-Romagna hat 62 Kilometer Laubengänge zu bieten !

Die Arkaden ziehen sich durch die ganze Stadt, und eine ist schöner als die andere. Fantastisch !
Beim Stadtbesuch mit Camperkollegen wurden wir vom Regen überrascht und kamen trotzdem praktisch trockenen Fusses bis zur Bushaltestelle am Bahnhof. Toll !

Bolognas Altstadt ist geprägt von den Farben beige, ocker, terracotta und braun mit hie und da einem Klacks rosarot. Das gibt der Altstadt eine ganz eigene freundliche Stimmung.


Ein kleines Déjà-Vu: hier hängt der Barhimmel voller Parmaschinken, dem Gegenstück zu Spaniens Serrano-Schinken


Allüberall Geschichte !



Basilika San Petronio. Die grösste Backsteinkirche der Welt dominiert die Piazza Maggiore mit den imposanten Massen von 132 x 60 Metern. Sie wurde ab 1390 erbaut und hat bis heute eine unvollendete Fassade.. Tzzzz…

Das Gewölbe in der Basilika ist 45 Meter hoch !

Was mich immer wieder erschlägt in den Kirchen hier, ist dieser unglaubliche Prunk: korinthische Säulen mit goldenen Akanthusblättern; in Gold gerahmte Gemälde; Reliefs und Statuen und Marmor und noch mehr Gold. Und überall Kassen, weil wohl auch das Blattgold teurer geworden ist in letzter Zeit..

Torre Garisenda und Torre degli Asinelli heissen diese zwei Türme von Bologna. Sie sind zwar etwas weniger berühmt als ihr Brüderchen in Pisa aber immerhin das Wahrzeichen von Bologna, und schräg ist der Torre Garisenda (der Linke auf dem Bild) auf jeden Fall.
Ich hatte Glück: der höhere Torre Asinelli ist momentan für Besichtigungen gesperrt. Sonst hätte ich wie jeder Tourist 45 Minuten Zeit gehabt für das Erklimmen der 498 Treppenstufen, für das Nach-Luft-Schnappen oben, danach 30 Sekunden lang die Vista geniessen und wieder unten ankommen… 😊 (die Weitsicht über die Stadt soll allerdings toll sein von dort oben !).

Meine eigenen Aufnahmen von den Türmen sind zwar etwas weniger dramatisch als das gekaperte Bild darüber, aber wahrscheinlich auch etwas wahrheitsgetreuer. Und man sieht auch so, dass die ‘schiefe Garisenda’ wirklich schräg in der Gegend steht – und Asinelli lot-gerade daneben.

Dass diese Türme Bolognas Wahrzeichen sind, erkennt man unschwer an den Auslagen in den Souvenir-Shops.

Auf den Namen Giuseppe Garibaldi stösst man oft in Italien. Dem Freiheitskämpfer aus dem 19. Jahrhundert sind Plätze und Strassen gewidmet – und ihn umranken zahlreiche Heldengeschichten.

Ich fand die vorwitzigen Tauben auf meinem Tisch vor der Roxy Bar ja süss, bis mein Cornetto (ungefähr 3 Millisekunden nach diesem Bild) auf dem Boden landete. Das hat mich so geärgert, dass ich es der Diebin dort entrissen – und demonstrativ fertig gegessen habe ! Ha !

Die Roxy Bar hat das Treppenhaus und die WCs für persönliche Verewigungen freigegeben, und den Effekt finde ich sehr originell – auch deshalb, weil ich bisher noch keine Graffiti gesehen habe (ausser von weitem aus dem Bus), wo doch Bologna auch dafür bekannt sein soll !

Ich weiss nicht mehr, was ich gesagt habe, um meine Gesellschaft nach dem Nachtessen im Campingplatz-Restaurant zum Lächeln zu bringen, aber es hat besser funktioniert als erwartet.. Wir fünf hatten es zwei Abende lang kreuzfidel. 😊 Martin, Beate, Achim und Uwe.

Martin war mein direkter Platznachbar. Er kam per Motorrad hier an und übernachtete kuschelwarm unter seinem Regensegel in der Hängematte mit dicker Isolationsschicht. Nach zwei Nächten musste er weiter, denn seine Ferien gehen dem Ende zu.
Er arbeitet seit ein paar Monaten auf einer der schottischen Shetland-Inseln, diesen windzerzausten, baumlosen Kliff-Inseln mit wildem Grasbewuchs (kein Wunder sind die Shetland Ponys so widerstandsfähig). Auf seiner Arbeits-Insel gibt es nichts ausser einer Raketen-Werkstatt, einer Kantine und frustrierte Männer. Dafür verdient er gut.

Mit Beate und Achim habe ich einen vergnüglichen Halbtagesausflug in Bologna verbracht, bei welchem wir (eben) plötzlich verregnet wurden und froh waren um die vielen schönen Arkaden – und um das nette Lokal ‘Noi’ im Mercato delle Erbe.


Uwe ist mit dem Fahrrad aus Deutschland angereist ! Er wohnt hier schon seit fünf Wochen in seinem kleinen Zelt und fährt jeden Tag mindestens 80 Kilometer weit die Umgebung ab. Ausserdem ist er begeisterter Autofan, und hier herum tummeln sich bekanntlich die Ursprünge etlicher Marken wie Ferrari, Lamborghini.. öh – und so..

Letzten Samstag hat mir Uwe bei herrlichem Wetter sein Bologna gezeigt. Wir sind durch die eher hinteren Strassen flaniert, haben in seinen Stammlokalen Cappuccino oder Wein getrunken – und sind wenigen anderen Touristen, aber vielen Graffiti begegnet ! Hurra ! Geht doch !

Sie zieren vor allem die Rollläden der geschlossenen Bars und Geschäfte – und viele sind wirklich gut gemacht. Sehr unterhaltsam !








Später beim Wein in der Bar Piratello.. Erstaunlich, wie sehr die lokale Version von Vermeers ‘Das Mädchen mit dem Perlenohrring’ dem Originell gleicht, nicht ? 😊




Auf dem Flohmarkt vor der Basilica Santo Stefano verbrachten wir ein paar sehr kurzweilige Stunden beim Stöbern in den Schätzen anderer Leute, und ich war einmal mehr froh, dass ich für nichts Platz habe, denn gereizt hat mich schon die eine oder andere Bodenvase oder dieses hübsche Holztischchen..

Uwe auf der Suche nach einem originellen Mitbringsel für seine Freundin daheim – und ich erfreute mich auf dem Rückweg an weiteren Säulengängen.

Kurz vor dem Bahnhof trafen wir auf dieses sackstarke musikalische Duo. Der stimmgewaltige junge Mann wurde rhythmisch unterstützt vom ‘Fahrrad-Schlagzeuger’ mit seinen wenigen, auf dem Velo montierten, Instrumenten – eine Klasse für sich.
Rechts? Eiserner Vorsatz, gefunden neben der Pasticceria. Ich glaube, die Betonung liegt auf ‘domani’. Diäten beginnen ja oft MORGEN ! 😊

Neun Stunden nach unserer morgendlichen Busbesteigung waren wir müde und zufrieden wieder daheim auf unserem Platz ‘Città di Bologna’. Was für ein unterhaltsamer, interessanter Tag ! Danke, Uwe ! 😊

Bologna hat mir extrem gut gefallen ! Diese Stadt sprüht vor Leben und ist reich an Geschichte und Geschichten. Und reich an Restaurants und Bars… Es war schön hier, und nach acht Nächten wird es nun Zeit, etwas weiter zu ziehen.
