

Meine Flucht aus den kalten Bergen endete in Montenero di Bisaccia an der Adria gleich neben dem grossen Sportboot-Hafen. Ich war mal wieder 100% der anwesenden Gäste. Am Hafen gab es aber Kaffee und Gebäck, und auf dem Camping feine Pizza – so liess es sich gut sein für ein paar Tage.

Die folgende Fahrt über Land zwischen grossen Feldern und weitem Blick auf die Berge war ein Genuss.

Wobei Molises Strassen streckenweise etwas zu wünschen übrig lassen. Meine Weingläser haben jedenfalls fröhlich mitgeklimpert bei den Hüpfern, und ich habe die wenigen Einheimischen beneidet, die in einem Affentempo an mir vorbei förmlich über die Löcher flogen.
Nach der Klapperstrecke ging es aber über den Pass im Gargano Nationalpark !

Auf dem Monte Gargano steht das Städtchen Monte Sant’Angelo auf 800 m.ü.M.


Ganz oben findet sich ein normannisches Kastell aus dem 9. Jahrhundert. Es gibt viele davon in Süditalien, denn die Normannen – also die Nachkommen der Wikinger – besetzten damals ganz Süditalien und Sizilien.


Hier wird gewohnt, auch wenn es spontan nicht so aussieht ! Im Sommer sollen die geschlossenen Läden wohl die Wärme draussen halten – und im Winter drinnen..


Nichts als Steinmauern. Sie sollen das Abrutschen des Hanges auf die Strasse verhindern.

Diese Bande von wilden, weissen Hunden hat sich einen schönen Aussichtspunkt gewählt für ihre Siesta.
Sie sehen erstaunlich gut genährt aus (vielleicht kennen sie ja den Fahrer des Abfallwagens..)






Mattinata

Nach dieser wirklich schönen Inlandfahrt (ich sag’s ja !) durch das Gargano-Naturschutzgebiet bin ich nun wieder direkt am Meer. Der Stellplatz vom alten Francesco in Mattinata liegt gleich neben zwei noch offenen Restaurants, und heute Morgen kam ein Früchte- und Gemüsehändler für mich allein auf den Platz gefahren. Wie man sieht, fand ich das toll ! 😊


Im ‘La Veranda’ genoss ich abends ein Seafood-Plättchen zur schönen Aussicht, und heute Mittag in der Trattoria ‘Caratino’ perfekt rosa gebratene Rindsfiletstreifen mit Gemüse, gefolgt von einem warmen Pasticciotto mit Creme- und Kirschenfüllung zum Kaffee. La vita è bella !
Für meinen ersten Kaffee am Morgen musste ich allerdings mit meiner Kaffeemaschine vor die Reception pilgern, denn der Strom für Camper reicht gerade einmal für meine elektrische Heizung auf der 450W-Stufe. Aber hey, immerhin kam ich zu meinem Kaffee 😊

Manfredonia
Eine kleine Strecke dem Meer entlang brachte mich bis gerade einmal unterhalb den Stiefelsporn nach Manfredonia.
Auf dem Campingplatz Lido Salpi habe ich Bruno aus Zizers wieder getroffen, mit dem ich letztes Jahr Cefalù besucht hatte. Der Platz ist etwas weit von der Stadt entfernt, aber man kann dort dafür ein kleines Auto mieten für drei Stunden oder für Ganztagesausflüge. Super Idee !
Einen Minimarkt gibt es hier ebenso wie ein Restaurant, und wenn der Chef gute Laune hat – und der Platz genügend potentielle Gäste – dann ist es abends geöffnet. Natürlich erst ab 19h, wo sind wir denn. 19h ist bereits ein grosszügiges Zugeständnis an die Gäste aus dem Norden, denn die Italiener kamen erst um 21 Uhr zum Abendessen, als wir anderen fertig waren damit. Bruno hatte zum Glück auch jede Menge Raclette-Käse dabei für ein Festessen.


Am langen Strand gibt es schöne Muscheln zuhauf – und Manfredonia ist reizend.
Wie viele andere Städte Italiens hat auch Manfredonia eine lange, sehr bewegte Geschichte, aber da wir nicht alles wissen müssen, nur soviel:
im 13. Jahrhundert verwandelte ein Erdbeben die Siedlungen dieser Gegend in einen Malaria-verseuchten Sumpf, und Manfred vom schwäbischen Kaisergeschlecht derer von Staufer liess ein paar Jahre später etwas nördlich davon eine neue Stadt erbauen, die er bescheiden mit seinem Namen versah: Manfredonia.

Polignano a Mare
An diesem malerischen Ort legte ich einen Zwischenhalt ein auf dem Weg Richtung Süden.




Voooolare ! Oh oh !
Erinnert ihr euch an dieses Lied ?
(Und nein, damals hiess so etwas noch nicht ‘Song’, sondern allenfalls Canzone..😊)
Komponiert hat es in den Fünfzigerjahren der in Polignano a Mare geborene Domenico Madugno, und die Stadt ist mächtig stolz auf ihn und hat ihm eine Bronze-Statue am Meer gewidmet. Dass später auch Dean Martin (geboren Dino Crocetti ! ) das Lied sang, trug ebenfalls zum weltweiten Erfolg bei, und – also gut: bei ihm wurde das Lied dann doch noch zum ‘Song’..
Hier der Vollständigkeit halber der Mitsing-Refrain:
Volare, oh oh
Cantare, oh oh oh oh
Nel blu dipinto di blu
Felice di stare lassù
E volavo, volavo felice più in alto del sole ed ancora più su..






Die weissen und cremefarbenen Gebäude der Altstadt erinnern mit ihren Flachdächern an nordafrikanische Städte.

Torre Canne

Nach diesem erfreulichen Intermezzo habe ich in Torre Canne auf einem simplen Stellplatz namens Privilegio übernachtet.

Eigentlich wollte ich am nächsten Tag weiterfahren, aber es hat mir so gut gefallen beim Leuchtturm und den Cafés gleich um die Ecke, dass ich dann doch ein paar Tage geblieben bin.


Die Winterbilder mancher Lokale sind deutlich weniger sexy als jene von den Sommerparties auf den entsprechenden Websites.
Laut Google Maps ist das Mare Diem rechts zum Beispiel täglich offen bis 2 Uhr nachts – laut Dschungel, verwitternden Möbeln und verrottenden Palmenblätter-Sonnenschirmen ist dort aber schon länger nichts mehr los.

Man gewöhnt sich an das eher nüchterne Winter-Bild von menschenleeren Orten, und immerhin sind die Strände schöner anzusehen als im überfüllten Sommer.

Hier gab es herrliche Fischbrötchen und dazu ein Glas weissen Malvasia.

Die Prachtsstrasse von Torre Canne. Immerhin trifft man im Café links öfter mal Leute an – und vor allem gibt es da immer Cappuccino und frische, gefüllte Cornetti ! Mhm !


Gallipoli !
Nun bin ich tatsächlich zurück in Gallipoli im Agricampeggio Torre Sabea.
Zum ersten Mal überhaupt plane ich einen zweiten, längeren Aufenthalt auf einem schon früher besuchten Platz. Eigentlich wollte ich hier vor allem die Österreicher Gaby und Willi mit ihrer Hündin Froni wiedersehen, erkannte aber überrascht etwa zehn Leute vom letzten Jahr wieder. Die kommen jeden Winter hierher ! Sowas.. 😊

Ich weiss tatsächlich nicht, ob ich es bis nach Griechenland schaffe, und deshalb lasse ich diese Frage einfach einwirken, währenddem ich die Zeit hier geniesse.

Ein lustiges Klaus-Festessen im Fischrestaurant ‚Dio del Mare‘ am Strand mit Willi (links), Helga und Richard und Gaby.

Das Gute am ‘Wiederholungsfall’ ist, dass man eigentlich alles schon gesehen hat und sich nichts mehr ansehen ‘muss’.
Das Blöde daran ist, dass man deshalb gleich gar nichts tut. Also ich zumindest..
Vielleicht bessere ich mich ja noch. Ich habe jedenfalls mein Velo abgeladen und habe vor, demnächst in die Altstadt von Gallipoli zu fahren. Ausser natürlich, es ist zu kühl dafür. 13°C. Das ist schon ziemlich kühl, nicht ? Vielleicht morgen.. 😊


Ich wünsche euch allen einen gemütlich warmen Abend.
Bleibt gesund und zufrieden !
