Lieferungen nach Sizilien dauern ! Das passt immerhin zu meinem neuen Reisemodus..

10.5.2023 Da ist sie (immer noch), die treppenreiche Stadt Agrigento hoch auf dem Hügel

Schuld daran, dass ich immer noch hier bin, ist meine deutlich zu optimistische Online-Bestellung eines neuen Laptop-Akkus. Ich nahm an, dass so eine Lieferung höchstens drei bis vier Tage dauert. Das war vor gut vierzehn Tagen… Ich hätte es wissen können – wir sind hier schliesslich auf Sizilien.… Aber hey, macht ja nichts; ich habe Zeit.

Dennoch: wenn ich gewusst hätte, wie lange das dauert, hätte ich wahrscheinlich einen etwas lauschigeren Platz mit mehr Möglichkeiten für schöne Spaziergänge gewählt. Nun ja, man kann nicht alles haben.

Auf der positiven Seite ist zu verbuchen, dass hier ständig etwas los ist: der Platz ist inzwischen jeden Abend voll – und jeden Mittag so gut wie leer. Alle kommen sie her, um die Tempel zu besichtigen, und alle reisen am nächsten Tag wieder ab – spätestens am übernächsten.  

Das hat den Vorteil der Anonymität, was manchmal ganz nett ist. Man trifft ganz viele Leute kurz und kann sich dann wieder seinem eigenen, egoistischen Nichtstun zuwenden.. 😊

Mit der ebenfalls alleine reisenden Holländerin Nelleke habe ich zwei sonnige Abendessen genossen vor unseren Häuschen. Ihr Ford Transit hat ein kleines Hubdach, damit sie stehen kann beim Kochen. Der Appenzeller-Schäfermix ihres Nachbarn hat den Schatten bei ihr sehr genossen..

Hier haben fünf deutsche Bikers ihre fünf Zelte in erstaunlich kurzer Zeit aufgestellt. Einer von ihnen meinte lachend, dass sie sich zwar einen Bungalow leisten könnten, aber lieber auf Abenteuer machen für die vierzehn Tage Auszeit von ihren Jobs..

Dieser Camper schläft heute Nacht unter Olivenbäumen..

..und diese hier im zweiten Stock.. Solche Gefährte beneide ich immer etwas für ihre Bodenfreiheit – bei den Strassen hier klar ein Vorteil ! Und sie tun mir auch etwas leid wegen ihrer Grösse – bei den Strassen hier klar ein Nachteil… 😊

Die Kalifornischen Pfefferbäume auf dem Platz mit ihren schönen, gefiederten Bättern stammen ursprünglich aus Südamerika und können 15 Meter hoch werden. ‘Echter Pfeffer’ hingegen stammt ursprünglich aus Indien und ist eine Kletterpflanze (Netzbild rechts).

Der rosa Pfeffer dieses Baumes kann zwar auch zum Würzen verwendet werden; eignet sich jedoch besonders für dekorative Pflanzengestecke.

Dieses sympathische Paar (er ist Malteke, sie Engländerin) zieht nach fünf Jahren auf seiner Insel Malta auf ihre Insel England in die Nähe ihrer Eltern, weil in Malta die Löhne niedrig sind und dafür die Hauspreise hoch. Ehe es ernst wird für sie im UK, geniessen sie sechs Wochen Freiheit und üben sich im Camping. Auf Malta hatten sie ein grosses, allzeit bewohnbares Boot und empfinden deshalb das Aufbauen eines ‘Land-Camps’ als ziemlich anstrengend..

Noch auf dem Festland machte mein deutscher Camping-Nachbar Michael begeistert Werbung für sein Lieblingsland Tschechien,und er versprach mir viele Tipps für meine Sommer-Reise dort. Er selber ist inzwischen seit Wochen wieder daheim, und ich bin in derselben Zeit gerade einmal ein paar hundert Kilometer weitergekommen.
Kürzlich hat er per WhatsApp gespottet, dass ich es bei meiner Reisegeschwindigkeit in frühestens drei Jahren nach Tschechien schaffen würde.  

Tatsächlich ! Er hat völlig recht !
Mir ist gerade so richtig bewusst geworden, wie sich mein Reisemodus verändert hat.


Als ich auszog, Europa zu entdecken, war schlichtweg alles, alles sehenswert !
Ich reiste, als ob ich in ein paar Wochen fertig werden müsste. Also so, wie die meisten anderen um mich herum es immer noch tun. Alles wollte ich sehen: Barcelona, die Bretagne, Stockholm, Lissabon, Rom, Griechenland, Pisa, den Ätna, Fjorde, Palermo, Valencia  Venedig etc pp.  
Dies alles und vieles mehr habe ich in der Zwischenzeit besucht, und ich bin rundum zufrieden mit meinen Erfahrungen und Erinnerungen, auch wenn längst nicht alle perfekt geworden sind – vielleicht sogar deshalb.

Ich sehe immer noch gerne Neues, aber ich muss mir nicht mehr ALLES ansehen wie früher.
In Italien bin ich durch so viele Dörfer gekommen, dass ich inzwischen ziemlich gut einschätzen kann, was mich im nächsten erwartet – mindestens im Winter oder während der Siesta bis zum frühen Abend: schmucke, weiss getünchte Häuser neben schäbigen, halb verfallenen; schmale Steinplatten- oder Betonstrassen, gesäumt von geschlossenen Rollläden der Cafés und Läden, nirgends ein Mensch zu sehen; ausnahmsweise einmal eine Katze oder ein Hund..

Währenddem ich früher eher lange gereist und kurz geblieben bin, reise ich inzwischen kurz und bleibe lange. Das ist dann wohl die grösste Änderung in meinem Reisemodus.

Das hat den Vorteil, dass ich ein Gefühl für einen Ort und seine Menschen bekomme, mich mit dem Platz-Chef und der Putzfrau anfreunde und von den Ladenbetreibern in der Nähe mit Tages-Empfehlungen begrüsst werde.

Ich glaube, dass ich nun sogar das Angebot, ein paar Monate lang auf der Elchfarm in Schweden mitzuhelfen, annehmen würde ! Das war mir damals viel zu statisch. Da sieht man mal, wie sehr sich Einstellungen ändern können, wenn man erst einmal rund und satt ist von Eindrücken.

Meine Tauben-Nachbarin im Baum über mir fragt zwei, drei Mal am Tag erfolgreich nach Brosamen. Ich kaufe genug Brot ein, dass es sicher für uns alle reicht, denn inzwischen kommen auch ihr dicker Freund und eine entfernte Cousine täglich vorbei..

Seit ein paar Tagen ist es bewölkt mit gelegentlichem Regen. Das ist eine gute Entschuldigung für faules Herumsitzen und Lesen, einen Film ansehen oder nur eine kleine Platzrunde drehen. Ach so, ja: und natürlich täglich vergeblich nach meinem Paket zu fragen an der Reception… 😊

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