„Scala dei Turchi“ – Die Türkische Treppe der Araber

Erst gibt es aber einen letzten Blick zurück zum Camping Helios und auf zwei sizilianische Spezialitäten..

Auf dem Platz fand nämlich am Dienstag nach Ostern ein Fest statt, für welches ich gerne blieb..
Geboten wurden zwei je drei Meter lange, dick belegte Sandwichbrote, Sangria à discretion – und vor allem die sizilianischen Spezialitäten Arancini und Cannoli.

Ich bin ein grosser Fan von Arancini geworden – diese panierten, knusprig frittierten Reisbällchen sind eine ganze Mahlzeit in Form einer runden oder spitzen Kugel – oder einer Kartoffelimitation wie in unserem Fall. Die einen waren mit rassig gewürztem Mozzarella, Schinken und Erbsen gefüllt, die anderen mit saftigem Hackfleisch, Pecorino und Erbsen. Köstlich !

Auch die Cannoli zum Dessert waren sehr gut; sie schaffen es dennoch nicht auf meine ‘Bestenliste’, weil die frittierten Röhrchen oft sehr fettig sind (sie waren ursprünglich ein reines Fasnachtsgebäck wie unsere ‘Fasnachtschüechli’; daher kennen wir deren allzu unterschiedlichen Ausführungen und das ölige Problem). Die süsse Ricotta-Creme-Füllung ist jedoch meistens ein seidig-rahmiges Wölkchen-Gedicht.

Jetzt aber zu den Türken, die keine waren !

Die ‘Scala dei Turchi’, diese weisse Klippe aus Mergelgestein, ist der Stolz von Realmonte
und zieht jährlich Tausende von Touristen in diese Ecke von Sizilien. Die Felsentreppen wurden über Jahrhunderte von Meer, Wind und Erosion geformt. Den Namen hat die ‘Treppe’ einerseits von ihrer Form, und andrerseits von den Sarazenischen Piraten welche im 16. Jahrhundert ihre Schiffe hier ankerten, um über die Treppen in Realmonte einzufallen. Und eben diese Piraten, diese Sarazenen von der arabischen Halbinsel nannte man hier fälschlicherweise Türken, und dabei blieb es dann auch: Scala dei Turchi.

Kleiner Seitenschwenker: der Name Sarasin («hän Sie scho kheert, Frau Sarasin ?» stammt ebenfalls von den Sarazenen ab ! 😊

Wer das lieber selber nachlesen möchte: voilà ! 😊 (Nein, ich konnte es auch nicht lesen – hier müsste mal einer mit seinem ‘Paten’ sprechen..)

Abendstimmung von meinem Esszimmer aus (knapp ausserhalb des Bildes befindet sich links unten das Steuerrad meines Esszimmers.. 😊). Tagsüber hüpfen manchmal kleine Fischerboote über Wellen, die man von hier aus nicht einmal erkennen kann.

Um es nun nicht zu übertreiben mit der Romantik: das ist meine Aussicht von der Schiebetüre aus auf den Stellplatz ‘Parking Scala dei Turchi’. Wenn der Schotterplatz voll ist, steht man hier Schnauze an Heck und WC an Küche – ich habe Glück, dass momentan noch nicht viel los ist.. 😊.
Die Einrichtungen sind allerdings tadellos, und der Platz ist lediglich einen Spaziergang entfernt von der Türkischen Treppe.

Nach erfolgreicher Wiederbesteigung des Hügels vom Strand Richtung Platz gibt es gleich unterhalb ein Glas voller Eiswürfel mit je einem Fingerhütchen Apérol und Spritz, also perfekt gegen den Durst !

Die Felsen sind so glattpoliert, dass manche Stellen aussehen wie aus Leder geformt. Echt schön.  

Ich wäre glatt noch auf dem Platz geblieben, wenn es Pepe nicht gäbe..
Pepe ist ein 68jährger, italienischer Pensionär mit Wohnmobil. Er lebt hier permanent und sehr günstig, weil er überall mithilft und die Gäste einweist. Nach meinen zwei Nächten dort hat er mich praktisch mit Tränen in den Augen und einer Bärenumarmung verabschiedet.

Es ist schon seltsam: seitdem ich unterwegs bin, speziell aber auf dieser Reise, treffe ich überall auf alte Männer auf der dringenden Suche nach einer Frau. Irgendeiner Frau ! Schmeichelhaft ist das ja nicht gerade…

Nach erfolglosen Versuchen in jüngeren Segmenten sind sie nun halt doch in der eigenen Altersklasse gelandet… Ich war seit Jahrzehnten nicht mehr so hoch im Kurs wie jetzt, wo ich ‚das richtige Alter’ habe – und gleichzeitig zuverlässig weiss, was ich selber nicht möchte.. 😊

Ich bin deshalb knapp 70 Kilometer weitergefahren und habe mich in Agrigento auf dem kleinen Platz ‚Valle dei Templi’ niedergelassen – sogar auf die Gefahr hin, dass eine ‘Griechische Tempelbesichtigung’ in dieser Gegend so etwas wie obligatorisch ist.. Seufz…

Andrerseits gibt es hier einen Veloladen mit Werkstatt: ‘Bici Alaimo’. Mal sehen, ob man mir dort helfen kann mit meinem Mobilitätsproblem.  Gehen ist ja gut und recht (und sowas von gesund, dass einem schwindlig werden könnte..), aber man sollte es nicht übertreiben damit – und es verkleinert den Aktionsradius schon sehr.  

Ich wünsche euch eine gute Woche ! 😊

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