Jetzt wird spaziert, Gopfriedstutz ! 14.1.2023

Gallipoli. Die Stimmung, wenn Meer und Himmel verschmelzen.

Mir hat es so gut gefallen in Gallipoli, dass ich gleich sieben Wochen hiergeblieben bin.

Kein Wunder bei dieser Glacéauswahl. Das allerbeste gibt es in der Pasticceria Martinucci !
Auch deren Süssgebäck-Theke kann sich sehen lassen. Nur schon beim Gedanke daran läuft mir das Wasser im Mund zusammen.

Also gut: eigentlich ist das einfach eine billige Ausrede für die reine Faulheit. Ich würde sogar gerne noch länger bleiben, dann könnte es allerdings zu spät (und zu heiss) werden für Sizilien.

Nach den heftigen Regenfällen Anfang Dezember herrschte ein paar Wochen lang Traumwetter.
In der Nacht war es zwar kalt und feucht, aber tagsüber T-Shirt-würdig sonnig und einfach herrlich ! Erst als ich beschloss, mir halt doch noch Otranto an der Ostküste anzusehen vor der Weiterfahrt, begann es vor drei Tagen wieder zu regnen. Tzzzzz….

Ich habe nicht wirklich viel unternommen hier ausser Stadtbesuchen. Gewohnt habe ich, und Menschen kennengelernt.
Und spazieren bin ich gegangen. Da ich ja neuerdings kein funktionierendes Fahrrad mehr habe (grummel), werde ich doch glatt zum Spazier-Profi ! Das hat mir gerade noch gefehlt.

Ein Gutes Neues Jahr habe ich euch ja rechtzeitig per WhatsApp-Status gewünscht – meinem zweiten solchen Eintrag überhaupt nach jenem von Weihnachten ! Yeahaw !
Habt ihr gewusst, dass Herr Duden seit 1880 darauf besteht, dass die Mehrzahl von Der WhatsApp-Status Die WhatsApp-Status heisst ? Was so lange behauptet wird, kann nur korrekt sein, richtig ? Da gehn sie hin, meine Statuus von einer anderen Quelle – ebenso wie meine Statüsser von noch früher..

Wie auch immer: ich wünsche euch, dass euer Jahr ein richtig Gutes, Glückliches werde !(ein kleiner Tipp dafür ist versteckt im Bild oben)
Und falls 2023 bisher noch nicht so richtig gut gewesen sein sollte: gemach ! Es hat sich ja noch nicht einmal richtig warmgelaufen; das kommt schon !

Mein liebster Spruch in Sachen Vorsätze ist dieses Mal: Ich brauche für 2023 keine guten Vorsätze; die alten sind ja noch praktisch unangetastet.
Ich ? Ich gehe zu Fuss. Wobei das weniger ein Vorsatz ist als mein (hoffentlich nur vorläufiges) Schicksal.

Manchmal fahre ich auch mit dem Auto.. Hier bin ich auf dem Weg nach Santa Maria di Leuca am südlichsten Punkt Apuliens, wo das Adriatische und das Ionische Meer aufeinandertreffen.

Die Strecke – die Strasse führt oft nicht direkt der Westküste entlang – war nichts Besonderes. Das Bild oben zeigt eine der schöneren Sichten dank der netten Einfahrt rechts.

Ausserdem verfuhr ich mich mehrmals dank GPS-Yannicks fürsorglicher Navigation auf zum Beispiel Dorf-Einbahnstrassen in verkehrter Richtung. Jeder tut, was er kann mit seinem gegenwärtigen Wissensstand.

Am Meer war es schön: mir gefallen sie wirklich, diese felsigen Küsten von Apulien

Auch wenn sie etwas zerbrechlich aussehen: die Felsen sind hart wie Marmor – man kann gut auf ihnen gehen

Santa Maria di Leuca, der südlichste Ort auf Italiens Stiefelabsatz, ist ein hübsches Dorf im Winterschlaf..  

..mit schickem Leuchtturm

Neben dem Leuchtturm gibt es nicht nur ein Kloster, sondern auch eines der raren, offenen Cafés zu dieser Jahreszeit.
Danach eilte es aber, denn in weniger als einer Stunde würde es dunkel sein. Die Strasse sieht man zwar in der Nacht, die Löcher darin oft nicht. Zeit für die Heimreise. Ich kam natürlich trotzdem erst im Dunkeln an – die Distanzen passen hier oft nicht zur veranschlagten Zeit..

Reiner ist mit einem selbst ausgebauten DHL-Mercedes unterwegs und wohnte neben mir.
Als ich erstaunt fragte, ob sich sein Name wirklich mit ‘e-i’ schreibt wie in Clementines «sauber, rein!», meinte er, ich bräuche mir keine Mühe geben; er hätte sämtliche faulen Sprüche dazu schon mehrfach gehört, zum Beispiel «Keiner wäscht Reiner».

Ich habe das Thema prompt nicht weiterverfolgt und ihm einfach geglaubt, dass der Name nicht durch einen bedauerlichen Verschreiber auf der Gemeinde entstanden ist – und dass es noch mehr Jungs mit diesem Namen gibt, wo er herkommt.

Wir haben uns die Wäscheleine zwischen den beiden Autos geteilt und eine gemütliche Nachbarschaft gelebt. Nach einer Woche reiste Reiner allerdings ab, um seine noch arbeitende Freundin in Palermo abzuholen für eine gemeinsame Ferienwoche.

Mein neuer Nachbar Christoph in seinem gemieteten Ford Nugget mit Hochbett lud mich ein, ihn beim Besuch von Santa Maria al Bagno zu begleiten. Ich habe begeistert zugesagt, und wir haben einen höchst vergnüglichen Tag verbracht miteinander.
Santa Maria – logisch hier ! – ist ein überaus beliebter Name. – und er war es schon vor Kolumbus. Wenn nicht die Orte so heissen, dann sind es Kirchen und Klöster – oder eben Schiffe.

Diese vier Türme sind alles, was von einer einstigen Festung übriggeblieben ist. Sie dienen nun als Namengeber für das Nobelrestaurant Oasis Quattro Colonne und als Wahrzeichen für das Dorf Santa Maria al Bagno.

Auch dieses absolut kristallklare Wasser des Ionischen Meeres hat es mir angetan.
Deshalb kommen solche Bilder immer wieder, hier immerhin mit dem Ausflug-Dorf im Hintergrund.
Der Turm links oben steht in einem Naturschutzgebiet, wo man herrlich wandern kann und wandern sollte, wie ich gehört habe. Wir haben es nicht so weit geschafft, weil wir dringend einen Apérol Spritz trinken und dazu gemütlich Tramezzini essen mussten, diese mehrlagigen Toastbrotsandwiches, bei denen ganz wichtig ist: ohne Brotrinde !

Flanieren entlang der grosszügigen Strandpromenade in S.M.al Bagno (so steht es auch auf den Verkehrstafeln)

Nach dem Ausflug hat der technisch begabte Christoph herausgefunden, dass bei meinem Velo- Steuerkästchen die Abdeckung spröde – und wahrscheinlich Wasser eingedrungen – ist. Ich brauche also ein neues Set…

Nun muss ich lediglich heraufinden, aus welchem Jahr mein Velo stammt, da sich die Sets unterscheiden; dann brauche ich eine länglich gültige Empfangsadresse und danach einen Velomech… Easy… 😊

Ehe ich morgen Sonntag, 15. Januar, nach meinem siebenwöchigen ‘Durchfahrstopp’ in Gallipoli wieder unterwegs sein werde Richtung Sizilien, bin ich am Freitag quer über die Salento-Halbinsel gefahren und habe die Adriaküste von oben nach unten befahren.

Mein Salento-Fazit: Inlandfahrten sind keine Reise wert, die Fahrt entlang der Adriaküste war jedoch ein wirklich erfreuliches Erlebnis.

Die oft ungepflegte Gegend mit den wahllos verstreuten, schäbigen Industriebauten, verfallenden Türmchen und heruntergekommenen Häusern sieht vernachlässigt aus; da hilft auch der einzelne Bauer nicht, der in seinen sauberen, akkuraten Linien von neu gepflanzten Olivenbäumchen arbeitet.

Der allgemeine ‘Mir-doch-egal’–Eindruck schwindet jeweils allmählich, je näher man dem Meer kommt. Und dort sieht dann vieles nett herausgeputzt aus; die Strassen sind sauberer, die Gehwege breiter und die Häuserfassaden weisser. Der klassische Touristen-Effekt, wenn eine Gegend es zu etwas gebracht hat und weiss, warum..

Erster Halt in Torre di Sant’Andrea: die Sandsteinklippen dort sind sehr reizvoll, und im Sommer soll das Baden hier ein Genuss sein

Die Uhr an der Kirche bimmelte gerade 13 Uhr, als ich danach in Otranto ankam.
Na bravo. Soeben haben alle Läden ihre Türen verschlossen bis mindestens 16 Uhr. Immerhin war ein schönes Restaurant mit sonnigen Terrassen-Sitzplätzen offen und servierte mir eine Pinsa, also eine etwas dickere, ovale Pizza aus viel edlerem Teig (das behaupten zumindest die Pinsa-Macher), darauf ungebackener Frischkäse, Mortadella, Tomaten und Rucola. Sehr fein !

DAS sind Stadtmauern !

Zwischen Italiens Otranto und dem albanischen Ort Vlora liegen gerade einmal 71 Kilometer, und auf dieser schmalen ‘Strasse von Otranto’ herrscht ein reger Schiff- und Fährenverkehr.

PS Otranto ist der östlichste Ort Italiens

Santi e Briganti – Heilige und Gauner. Das ist ja mal ein origineller Name für eine Bar.

Gleich neben der Bar: ein Martinucci in Otranto ! Hurra, DIE Pasticceria ! Ich habe mir gleich ein paar Pasticciotti gekauft und heisse die klassische Variante mit Vanillecreme herzlich willkommen im ehrenwerten Kreis der delikatesten Süssigkeiten Europas, direkt bei den Pasteis de Nata aus Portugal und den Äpfel-Armagnac-Croustades aus Frankreich !

Höchste Zeit für die Rückreise, und wie üblich habe ich viel länger gebraucht als erwartet und kam erst beim Eindunkeln an.

Adria-Ansichten – meistens aus dem fahrenden Auto, weil die doch glatt vergessen haben, mir Ausfahrmöglichkeiten für Fotostopps zu bauen. Also wirklich !

Dorfdurchquerung an der Adria. Bei uns wären das Fussgängerzonen – hier ist es die Hauptstrasse…

Ich bin sehr zufrieden mit meinem Ausflug. Ich weiss jetzt einiges, was ich vorher nicht gewusst hatte. Und ich habe (auch) richtig schöne Dinge gesehen. Und köstliche Pasticciotti gegessen !
Und den Heimweg gefunden !

Hier in Gallipoli ist es einfach, sich wohlzufühlen. Ich verlasse den Camping Torre Sabea deshalb nur ungern.
Nicht nur sind die Betreiber sehr nett, auch die Einrichtungen sind ok. Na ja, wenn man davon absieht, dass man manchmal verschiedene Sanitärgebäude aufsuchen muss, bis man eine Dusche findet, deren Durchlauferhitzer noch Gas für heisses Wasser hat… Falls nicht, steht man mit dem Duschgel in der Hand im Durchzug für die Dauer von zehn Litern eiskaltem Wasser, bis einem aufgeht, dass das heute wohl nichts wird hier..

Kleine Rückblende..

An Heiligabend überliess uns die Camping-Chefin Simona das mit dem Holzofen vorgeheizte Restaurant, und wir teilten uns einen lustigen Apéro mit den von allen mitgebrachten Snacks und Getränken.

Mit dem Paar, das etwas später dazu kam, waren vertreten: Polen, Deutschland (mit klein Jakob), Belgien, Österreich, die Schweiz – und ein Wuschelhund..

Die Pizzeria Vesuvio ist gut zu Fuss erreichbar, und Pizza können die !
Leider hatte ich dieses Mal aber Involtini bestellt, und das Fleisch hat so ‘geschweindelt’, dass ich bald genug hatte und mich mit einem Tiramisù tröstete.
Michael (links) ist mit einem richtig grossen Wohnmobil, einem Motorrad und seinem Hund Anak unterwegs, die charmanten Wiener Gaby und Willi reisen mit einer jungen Leonberger-Hündin im grossen Wohnwagen.

Diese sehr schmackhaften, mit Pilzen und Hackfleisch gefüllten Pizzateig-Muffins sind tatsächlich im Omnia gebacken worden, diesem ominösen Camper-Backofen ! (ob ich meinen noch irgendwo habe..?)
Thomas arbeitet Vollzeit als IT-Fachmann, und mir wird immer klarer, dass dies ein richtig guter Job ist für Nomaden – mit eingebauter Work-Life-Balance ! Ellen und ich haben öfters geplaudert, wenn Thomas an Videokonferenzen teilnahm und sie ihm dafür das Feld überliess.

Im kleinen Camping Torre Sabea habe ich vier WoMo-Bewohner getroffen, die alle auf das Air Fry-Kochen schwören ! Und da es im Supermarkt gerade diese Mini-Version gab, habe ich mir einen gekauft. Als Geschenk zu Weihnachten, versteht sich, denn bei solchen Geschenken darf man auch mal daneben greifen. Ich finde das Ding toll ! Zu gross, aber toll ! Die Einpersonen-Variante – und deshalb auch meine Pizza – haben einen Durchmesser von 15 cm (die etwas angetrockneten Streifen auf der Pizza sind übrigens Artischocken – nächstes Mal kommen diese unter den Käse ! Man lernt ! 😊)

Und das war am Silvester-Nachmittag mit Willi, Gaby und ihrer Hündin Froni. Noch war es gemütlich warm an der Sonne (weshalb wir mitten auf der Strasse sitzen); in einer weiteren halben Stunde wird es kühl und feucht werden. Na dann: auf ein Neues !

Nicht aufgeführt habe ich Hilde, die Dame mit den zwei 17jährigen Whippets. Diese Windhunde werden eigentlich höchstens 15 Jahre alt…

Die Schweizerin Irene (sie wohnt in Deutschlands Verden) reist mit einer Katze und möchte sich gerne an einem lauschigen Ort niederlassen. Sie findet inzwischen, dass es wohl doch nicht Apulien sein wird.

Die Bayerin Trude wohnt mit ihrem Mann im Wohnwagen hinter ihr, und meine sehr netten, direkten Nachbarn nach Reiner waren Britta und Peter. Überhaupt treffe ich auf viele interessante Menschen und Schicksale. Es ist schön, dass ich so viele Lebenspläne kennenlernen darf.

Und damit ich es nicht am Ende noch vergesse: ich wünsche euch allen alles Gute für 2023 ! 😊

Schlusspunkt:
«Günstig abzugeben für Liebhaber. Ape, braucht etwas Öl und eventuell eine neue Lackschicht»

2 Gedanken zu “Jetzt wird spaziert, Gopfriedstutz ! 14.1.2023

    1. Sali Irene 😊
      Schön, dass du mi gfunde häsch – freut mi au, DI kenneglernt zha !
      I wünsch dir na e gueti Ziit in Gallipoli – und dass du dis Idealplätzli findsch
      Susch isches bestimmt au in Verden schön (im Summer, verstaht sich 😊)
      Bis nächscht Mal – heb dir Sorg !
      Liebi Grüess – Rosa

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