Südwärts – ma piano, piano…

Wandelröschen in üppigen Kaskaden auf dem Campingplatz Agromare in Sperlonga.

Im gemütlichen Restaurant gibt es Frühstück, wlan und weiche Sitzkissen. Und Cappuccino zu jeder Tageszeit 😊

Man sieht sie beinahe nicht, die Reception in Bildmitte. Links davon gibt es einen kleinen Laden – und überall Fischernetze, Bojen und Muscheln. Und Kürbisse. Ein herrliches Durcheinander !

Auf dem Platz ist die Olivenernte beinahe abgeschlossen. Ein Inder mit Turban, zwei Afrikaner und ein Italiener an der Arbeit

Anthony und Vincent, meine zwei humorvollen, französischen Platz-Nachbarn in Sperlonga. Währenddem sie schwimmen gingen (brrr !), habe ich grosse Wäsche gemacht (Tipp: wenn man 40 Slips hat, kann man getrost mit dem Waschen warten, bis eine Waschmaschine so sauber aussieht wie diejenige auf diesem Platz 😊. Vincent vermietet übrigens zwei Ferienunterkünfte für jeweils 6-8 Personen in Colmar. Wer dort gerne mal hin möchte, bitte sehr: www.I-love-colmar.com

Der schöne Sonnenuntergang macht die Tatsache nicht wett, dass auch diese Gegend vom Treibhausvirus infiziert worden ist, wie man gut erkennen kann auf dem Standort-Bild rechts. Schade. Immerhin ist der Strand schön – und das Städtchen auf dem Hügel nachgerade bilderbuchwürdig.

Sperlonga

Sperlonga (mit eigenem Wehrturm)

Ein fröhlicher Italiener, romantische, schmale Gässchen (und jede Menge Treppen)

Am Samstag öffnete das Restaurant ausnahmsweise für zwei Happy Hours von 18-20 Uhr, und die Nonna hat gekocht. Ein schöner Abschluss für mich.
Es gab eigene Oliven vom Platz, je eine Tomaten- und Kürbis-Bruschetta neben einer Art Rösti-Tätschli, rassige Salami, reifer Käse mit Feigensauce und eine panierte, frittierte Gemüsezwiebel: delizioso !

Bacoli

Ich beschloss, die Halbinsel Bacoli vor Neapel zu umrunden und im Dorf auf einem Hofcamping zu übernachten, weil man von dort aus bei klarem Wetter die Inseln Procida und Ischia sehen – und diese auf Ausflugbooten besuchen – kann. Ein guter Plan.

Bacoli ist sehr hübsch – und sehr touristisch. Touristisch weil hübsch. Die zwei gehören halt irgendwie zusammen, und deshalb kann man nicht alle Touri-Hotspots auslassen, sonst ist man ausschliesslich in einsamen Wäldern oder im Hinterland unterwegs.. 

Hier war die Strasse noch relativ breit, und ich habe entspannt ein Foto davon gemacht..

Was ich nicht wusste, ist, dass es keine ‘Insel-Umrundungs-Strasse’ gibt, man also mitten durch das Dorf fahren muss, und plötzlich war ich in einer engen Einbahnstrasse; dabei hätte ich es mir gerne anders überlegt und gewendet..

Die Gasse wurde enger und enger; an der schmalsten Stelle musste ich beide Rückspiegel einklappen, und ich bin mit dem Gesicht an der Windschutzscheibe (als ob das helfen würde) und mit dem Herzen auf Kniehöhe durch den ‘Wanderweg’ zwischen den drohenden Hauswänden durchgezirkelt, ehe dieser endlich zurück auf die Hauptstrasse mündete. Dort habe ich eine nach Luft schnappende Pause eingelegt bei der erstbesten Ausbuchtung – und beschlossen, dass ich vielleicht doch besser zum nächsten Platz in Pozzuoli fahre…

Aber schön war es hier schon. 😊 Oder vielmehr: es wäre schön gewesen…
Ich hielt landeinwärts Richtung Pozzuoli.

Pozzuoli

Pralle Zitronen am einladenden Eingang vom Platz in Pozzuoli. 

Pozzuoli ist gerade einmal 20 ‘Metro-Minuten’ von Napoli entfernt, und die nächste Metro-Station 300m. Leider war das Wetter nicht so einladend, dass ich Lust bekam, Napoli nochmals zu besuchen.

Hier wäre ich dennoch gerne länger geblieben, aber der Besitzer des Platzes ist so griesgrämig und von so grauer Natur, dass man den Eindruck bekommt, alles wäre ihm lieber als lästige Gäste. Dabei würde ich seine Oase gerne empfehlen, denn die vielen Canna in grossen Töpfen vor den Oleanderhecken blühen im Sommer bestimmt in allen Farben, und auch die Gemälde zwischen den begrünten Platzmauern sind sehr originell. Auf der ‘Sauren-Traube-Seite’ findet sich zum Glück eine eiskalte Dusche und ein einziges WC. Wie gut, dass wir nur zu zweit auf dem Platz standen. 😊

Paestum/ Capaccio

Auf dem ‘Camping Villaggio dei Pini’ bei Paestum war ich tatsächlich vor vier Jahren schon einmal.

Hier traf ich auch Conny und Harald mit Hund Ticino wieder, die ich 2018 unterwegs kennengelernt hatte. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich sie nicht gleich wiedererkannt habe. Zum Glück fiel mir dann doch noch ein, dass mir die Beiden auf Sizilien Handschuhe geliehen hatten, als es gar zu kalt wurde dort.

Das Restaurant hat erfreulicherweise offen, und drinnen brennt immer ein behagliches Cheminée-Feuer.
Der (gute) Koch und Pizzaiolo Augusto betreibt nebenher einen Schwarzmarkt mit seinen in Essig eingelegten Peperoni- und Auberginen-Streifen à EUR 5.- das Konfiglas. Er empfahl mir, gleich einen anständigen Vorrat davon anzulegen – oder zumindest noch einen Liter seines ultimativ besten Olivenöls der Welt zu kaufen. Ich habe mir ein Glas des teuren Essiggemüses geleistet – und erhalte seither regelmässig eine nette kleine Beilage zum Glas Wein im Restaurant – gestern zum Beispiel eine dicke, saftige Hackfleischkugel auf einem Salatblatt. Der Einsatz hat sich also durchaus gelohnt 😊

Gleich in der zweiten Nacht gab es ein gewaltiges Gewitter mit Regen wie aus Kübeln, und am nächsten Morgen stand ich am eigenen See. Oder vielmehr IM eigenen See. Seither gehe ich nur noch mit Plastiksandalen aus dem Haus, welche sich jeweils beim ersten Auftreten sauber mit Wasser und Sand füllen.

Jemand hat gesagt, das Wetter in Italien sei so viel schlechter geworden während der letzten paar Jahre, weil der früher verlässliche Jetstream immer wieder abreisse und deshalb die Sturmtiefs nicht weiterziehen. Es hat tatsächlich an drei von sieben Tagen, die ich hier verbracht habe, gewittert. Nicht einfach eine halbe Stunde lang Blitz, Donner und Regen, sondern jeweils 20 Stunden lang Weltuntergangsstimmung mit wechselnder Intensität und Windstürmen, welche die Vorzelte zum Abheben brachten, Äste von den Bäumen rissen und Bodenmatten in die Luft hoben. Abwechselnd mit Blitz und Donner und peitschendem Regen.

Ein Mit-Camper hing morgens um drei Uhr regendurchnässt eine halbe Stunde lang an seiner Markise, welche aus der Verankerung zu reissen drohte, währenddem seine ebenfalls triefende Frau gleichzeitig versuchte, diese einzufahren. Auf seinem Mobil steht: «Lieber 1000 Sterne am Himmel als fünf Sterne an der Hoteltür». Im Hotel hängt man allerdings eher selten an der Markise…

Heute scheint die Sonne, als ob nie etwas gewesen wäre, und der Wiederaufbau hat begonnen mit dem Trocknen der Plastik-Stubenwände und Böden.
Die  Waschmaschine müht sich seit dem frühen Morgen ab mit sandigen Tischtüchern und Teppichen – und ich bin froh, dass mich das nichts angehen muss. 
Rechts unser ‘Dorfbrunnen’ für das Auffüllen der Frischwassertanks. Ich finde ihn sehr romantisch.  

Ich glaube, mein Dügg hat ein paar Kratzer abbekommen, als ein Ast auf dem Weg nach unten auf ihn fiel, aber wie es auf dem Dach aussieht, weiss ich nicht.  Solange meine Solarpaneele nicht an mir vorbeischerbeln beim Abfahren, gehe ich davon aus, dass alles gut ist..

Einmal vorher, zweimal nachher. Das Meer hat es geschafft, in der Nacht einen Wall aus Meer-Grünzeug bis zum Strandtor zu schieben (ganz rechts vom Strand aus gesehen

Dieses Schwemmgut bedeckt den ganzen Strand und sieht aus wie Schnüre – es sind aber tatsächlich Pflanzenteile. Der Angestellte rechts sortiert den mitgeschwemmten Abfall aus und bietet dem Meer das Grünzeug schubkarrenweise zum wieder Mitnehmen an (das salzige Material eignet sich nicht als Kompost).
«Kommt das nicht einfach wieder zurück in sechs Stunden ?», habe ich ihn gefragt. «Schon, hat er gesagt, aber weiter drüben». Aha, dann ist ja alles gut.

Ich habe auch den Tempeln in Paestum nochmals meine Aufwartung gemacht. Diese wurden etwas später entdeckt als Pompeji und Herkulaneum, sind aber vor 2700 Jahren erbaut worden und beweisen, dass die Griechen wirklich geniale Architekten hatten.

Hier blieb ich nicht nur deshalb acht Tage lang, weil die Nacht ab der sechsten 13 statt 25 Euro kostet, sondern auch, weil ich nette Nachbarn habe, die Duschen richtig heisses Wasser bieten, der Minimarkt gleich um die Ecke liegt und das Essen im Restaurant richtig gut ist.
Natürlich auch deshalb, weil es bei schlechtem Wetter netter ist an einem netten Ort als an einem nicht so netten.
Und wenn DAS kein Grund ist, weiss ich auch nicht. 😊

Ein Gedanke zu “Südwärts – ma piano, piano…

  1. Avatar von lisakathrin lisakathrin

    Liebes Mami
    Ich gestehe: als ich Dir Luxusprobleme unterstellte, hatte ich mir eher ein Gewitterchen vorgestellt als einen 20-stündigen Markisenzerstörer. Mea culpa! Schön, bist Du (wahrscheinlich) unbeschadet davongekommen!

    „Etwas weiter drüben“ ist so hinreissend Italienisch, dass ich es einrahmen möchte 😂

    Heb Dir Sorg und auf bald
    Lisa

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