
Am 16. Februar verliess ich Puntagorda (roter Kreis rechts) nach zehn ziemlich untätigen Tagen im Schatten der drei grossen Palmen. Oder im Schatten der Restaurant-Terrasse von Los Naranjos. Oder des Gartens von Simone und Stefan… Es wurde wirklich Zeit, wieder einmal etwas zu tun.
Simone empfahl mir, zuerst den Norden zu besuchen, ehe dort das Wetter wieder schlechter würde. Dort oben regnet es nämlich deutlich häufiger als im Süden (erstaunlich bei diesen kleinen Distanzen). Also auf in den Norden !

Eine riesige, auffällige Kiefer steht am Weg nordwärts. Die Geschichte besagt, dass der Baum beim Asphaltieren der Strasse aus Sicherheitsgründen gefällt werden sollte, was zu hitzigen Diskussionen führte, die Einwohner in zwei Lager spaltete und wahrscheinlich den Umsatz in den Bars der Umgebung markant steigerte.
Schliesslich beschloss der Stadtrat, um den Baum herum eine sechs Meter hohe Mauer zu bauen zum Schutze des Baumes und der Strasse.
Und um fortan an diese (also ihre eigene) Heldentat zu erinnern, wurde der Baum in das Gemeindewappen aufgenommen.



Nach dem Spott folgen nun gleich mehrere Komplimente: Diesen riesigen Wald hat der Inselrat unter Naturschutz gestellt. Er wird lediglich unterbrochen durch eine Sternwarte auf der Bergkuppe (= die Sterne im Wappen).
Ausserdem wird auf dem Wappen auch an das kulturelle Erbe der Insel-Ureinwohner erinnert mit einer in Felshöhlen entdeckten Petroglyphe, deren Spirale für den ewigen Kreislauf steht, für das sich stetig wiederholende Entstehen und Vergehen in der Natur (mit welcher die Guanchen in dankbarem Einklang lebten, bis die Spanier bei ihnen einfielen).
Ich hätte gerne mehr über die Guanchen erfahren; leider war der Park La Zarza, welcher deren Kultur gewidmet ist, für Unterhaltsarbeiten geschlossen.






Ich reiste also einmal mehr in Schluchten hinein, hoch hinauf und tief hinunter und durch etliche Tunnels. Auf meistens tadellosen Strassen, damit das auch angemerkt sei. Es ist wirklich erstaunlich, wie gut diese instand gehalten werden, denn es gibt (logischerweise) viele davon !


«Biegen Sie links ab», sagte Navi-Yannick. Als ich den schnuckeligen, steilen ‘Rebenweg’ sah, durch welchen er mich schicken wollte, musste ich denn doch leer schlucken. Er war oben zwar gut so breit wie mein Auto, wurde aber nach unten enger und steiler – und ich sah öfter mal Wagen in ziemlichem Tempo hochkommen.
Muss nicht der von oben kommende Wagen aus dem Weg, wenn man sich begegnet ? Wie soll denn das gehen mit Mauern auf beiden Seiten ? Ich blieb ratlos stehen auf der oberen Strasse, sprach dann einen alten Palmero an vor einer Bar – und wurde von ihm auf einen Umweg mit weniger steilem Weg geschickt. Viel breiter waren die Strassen dort auch nicht, aber immerhin nicht ganz so eingemauert und nicht ganz so steil.
Zurück kam ich übrigens prompt hier herauf (mit Anlauf und protestierendem Motor!), weil ich die Abzweigung zurück in die Bananenplantage übersehen hatte..

Und dann hatte ich es geschafft ! La Fajana am nordöstlichen Zipfel von La Palma. Einmal mehr die Feststellung: ist das schön hier !

Für Camper steht ein grosszügiges Feld über dem Meer zur Verfügung – mit Tischen und Bänken und Lämpchen auf der Seite des Meeres (allerdings ohne Stromanschluss für unsereins). Vier Campers, vier Länder, von links nach rechts: eine Schweizerin (😊), zwei Iren, zwei Deutsche und eine Österreicherin (mit Hund).

Im Restaurant La Gaviota sass ich alsbald auf der noch sonnigen Terrasse und bekam ein allerfeinstes rosa Thon-Steak mit Salat und Kartoffeln serviert, dazu eine würzige Mojo-Sauce – und einen wiederum erstaunlich frischen palmerischen Weisswein. Die machen gute Weine hier !



Überraschung ! Ein Schwimmbecken gleich neben dem stürmischen Meer, gemütlich zu besichtigen von der La Gaviota -Terrasse aus. Da schwimmen sogar ein paar Leute drin. Das könnte ich doch auch wieder einmal versuchen.
Am nächsten Mittag habe ich mich tatsächlich ins Nass gewagt. Zwar nur ganz kurz, aber immerhin. Am schlimmsten ist auch hier, dass einen der Wind packt, sobald man aus dem (kalten!) Wasser steigt. Und dass man dann auch noch mit kaltem Wasser duschen muss draussen, schlotternd dem Frottétuch nachrennt und lange nicht wieder warm wird.


Es gefällt mir wirklich sehr gut hier, und ich wäre gerne länger geblieben.
Leider wird das Wetter heute Abend (18.2.22) drehen, und bei Regen kann ich mir den Berg-Aufstieg nicht vorstellen. Also breche ich am Nachmittag auf in den Süden.

An diesem Aussichtspunkt traf ich ein nettes englisches Paar beim Picknicken auf dem Mäuerchen.
Sie verkauften vor 20 Jahren ihr Geschäft in England und wohnen seither auf La Palma in Franceses. Dieses Jahr wird der Mann nun auch offiziell pensioniert.
Sie haben sich sehr für mein Häuschen interessiert, da sie am Überlegen sind, sich selber ein Wohnmobil zu kaufen.
Seltsam, wie viele gerade jetzt ein Wohnmobil kaufen möchten, nicht ? Haben tatsächlich die Corona-Lockdowns und Restriktionen diese Freiheitslust entfacht – oder ist es einfach nur eine Welle von Abenteuerlust, die immer mal wieder aufkommt ?
Vor lauter Plaudern habe ich es verpasst, ein Foto zu machen – für ihren abreisenden ‘Defender’ hat es aber gerade noch gereicht.




Ankunft in Fuencaliente ganz im Süden der Insel – drei Stunden brauchte ich für die Strecke – mit mehreren Halten und Wassereinkauf im Dorf-Spar hier.
Der rot-weisse Leuchtturm sieht nicht zuletzt deshalb so hübsch aus, weil alles andere hier schwarz ist.. Na ja, ausser dem Atlantik..



Frühstück in Fuencaliente. Mit Ausblick zum Neidisch-Werden, nicht wahr ?
Vielleicht hilft’s wenn ich erwähne, dass beim Leuchtturm oben der Wind so heftig weht, dass einem die Haare wie rotierende Propeller um den Kopf wirbeln?
Ja, das dachte ich mir schon..

Hier gefällt es mir inzwischen tatsächlich auch richtig gut (nach einer kleinen Eingewöhnungsphase).
Die jungen Deutschen im schwarzen Peugeot sind heute Sonntag (20.2.22) abgereist, und nun habe ich den ganzen Platz für mich allein.
Auf diesem Bild sieht man es gut: meine ‘Strand-Tarnfarbe’ taugt hier herzlich wenig…😊
So, nun muss ich vorübergehend abbrechen: mein Laptop-Akku wird jeden Moment den Geist aufgeben, und dann ist alles hin…
Wir waren aber noch nicht in der SALINE – und die muss schon noch sein. Also: zweiter Teil folgt, wenn ich hier im Restaurant einen Anschluss kriege.. Bis gleich !
