Cádiz, Isla Cristina und Peking Ente

Der Hafen von Cádiz liegt auf der rechten Brückenseite im Hintergrund 3. Januar 2022

Mein Plan, gleich beim Hafen in Cádiz zu parkieren (beim roten Wohnmobil in der Kartenmitte), dort husch ein Ticket auf die Kanaren zu lösen und spätestens am nächsten Tag auf die Fähre gleich um die Ecke zu hüpfen, löste sich in Luft auf, weil alles zugeparkt war, auch die Wohnmobil-Stellplätze. Also bin ich zurück über die Brücke nach El Puerto de Santa Maria gefahren auf den einzigen Campingplatz in der Gegend, und sehe mir den Hafen nun aus der Ferne an.

Da stehe ich nun: Camping El Puerto de Santa Maria, ca. Reihe sieben, ca. Platz 15 – auf demselben Campingplatz wie schon vor vier Jahren.
Damals hatten Françoise, Ernesto und ich uns allerdings diesem romantischen Bungalow im Wald geteilt. Hach, war das schön hier – damals !

Heute steht um mich herum dicht an dicht eine geschlossene deutsche ‘Überwinterungswand’. Nein, das wird wohl nichts längeres hier. Ich bleibe aber dennoch meistens zwei Nächte nach einer Anreise. Ich habe es ja nicht eilig, und manchmal täuscht der erste Eindruck. Die Sanitäranlagen waren tatsächlich sehr schön, das Restaurant auf dem Platz tiptop…

…und der Markt am nächsten Tag unterhaltsam (iiks ! Ich habe ja noch Markt-Avocados im Kühlschrank !)
Nein, der erste Eindruck hat nicht getäuscht. Aber das Städtchen El Puerto de Santa Maria ist hübsch

Huelva und Isla Cristina

Mein nächstes Ziel war der Hafen von Huelva kurz vor Isla Cristina (und kurz vor der portugiesischen Grenze). Vielleicht klappt es ja mit der Fähre von hier aus..   5. Januar 2022

Dieser Hafen ist tatsächlich besser erreichbar als Cádiz – aber sehr ‚hafig‘ (siehe Bild) und sehr weit weg von allem – aber die Fährendamen in ihren Container-Ticketbüros am leeren Pier informierten mich gnadenlos, dass die Fähren erst ab Februar wieder Wohnmobile mitnehmen würden.
Da ich komfortabel schmollen wollte mit dem Schicksal, wählte ich für diesen Zweck den schönsten Platz aus in der Gegend, nämlich in Isla Cristina.

Camping Luz, Isla Cristina – vom Regen in die Traufe…

Vom übervollen Camping El Puerto de Santa Maria zur Geisterstadt in Isla Cristina.

Dutzende von leeren Wohnwagen zeugen davon, dass hier manchmal Familien ein Wochenende lang wohnen. In den paar dunklen, schattigen Lücken zwischen den Fixplätzen sind drei, vier Engländer und Deutsche eingeklemmt.

Ich hatte ja noch Glück mit meinem luftigen Platz am Anfang der Reihe. Dennoch: auf den Bildern im Camping-App hatte das anders ausgesehen – gross, grün, gemütlich und halbleer. Tzzz….  Der Platzbesitzer war allerdings sehr nett und hat sich Mühe gegeben, gaanz laangsam spanisch zu sprechen mit mir (das muss furchtbar sein für einen Spanier, die ja im Allgemeinen eher nach Maschinengewehr klingen… 😊). Zwei Nächte reichten mir aber dennoch aus, um auch hier zu erkennen, dass ich nicht im Fanclub von Isla Cristina aufgenommen werden möchte. 

Immerhin hat Isla Cristina einen schönen, breiten Strand und viel königsblaues Meer zu bieten..

Dritter Versuch: ‘Finca Angela’ in Utrera bei Sevilla

Gewählt hatte ich die Finca Angela, weil es von Utrera aus ziemlich gleich weit ist nach Cádiz oder nach Huelva, den beiden Fähren-Hafen für die Kanarischen Inseln.. 7.1.2022

Als ich dann dort ankam, dachte ich zuerst, ich hätte zum sprichwörtlich dritten Mal eine Niete gezogen. Ich fand mich ganz alleine im Hinterhof neben einer Mauer auf einer sandigen Wiese – zwar mit zwei Elektrosäulen mit je zwei Stromanschlüssen – und Witterungsschutzkübeln darüber – aber auch mit hohen Zäunen ringsherum und einer Baustelle neben dem Haus, wo offenbar gerade ein Bungalow gebaut wird.

Nun ja. Ich hatte mir ja etwas Privatraum gewünscht, um meine Siebensachen neu zu ordnen und warme Kleider auszupacken (es ist richtig kalt am Morgen und richtig warm am Nachmittag). Das passte also schon. Und das WC/Dusche-Häuschen ist nah und sauber. Ich schloss also den Strom an und machte mir einen Kaffee.

Und dann ging die Sonne dramatisch unter in der ‘afrikanischen Steppe’, und die holländischen Besitzer Angela und James trafen ein. Ich erhielt nicht nur ein herzliches Willkommen, sondern auch den Zugangscode zum sehr stabilem Wlan – und eine Einladung zu Peking Ente für morgen Abend. Und schon war alles gut. Es braucht so wenig… 😊

Ich erfuhr, dass die Stellplatz-Ecke erst seit ein paar Monaten im Aufbau ist – und gleich von Wohnmobilen überrollt wurde. Angela und James hatten schlicht noch keine Zeit, den Platz einladender zu gestalten, denn sie müssen erst noch ihre eigenen Wohnräume im ehemaligen Ziegenstall herrichten, dann den Bungalow, und ausserdem gehört ihnen auch noch ein Tourismus-Büro in Sevilla, wo sie Velo-Stadt-Besichtigungen, Flamenco-Abende, Tapas-Touren und mehr anbieten. Das wird schon, aber es dauert halt.

Stehend: unsere Gastgeber Angela und James. Ausser mir sind alle Essteilnehmer Holländer. James hat ausserdem noch indonesisches Blut in seinen Adern, was dann wohl sein Kochtalent erklärt, denn Holland ist ja nicht wirklich berühmt für seine ‘Cuisine’. Wir befinden uns hier im ehemaligen Ziegenstall, welcher noch etwas provisorisch wirkt, aber sehr geeignet ist für Abendessen in grösserer Runde. 

Daniel (sitzend links vor Angela) kam vor sieben Monaten hier an mit seinem alten Wohnmobil, welches kurz darauf den Geist aufgab. Seither wohnt er in der kleinen Studiowohnung ‘Maria’ auf der Finca und kümmert sich um Handwerkliches. Der neue Bungalow soll seine Unterkunft werden.

Daniels Tochter Jasmijn (Aussprache ‚Jasmäin‘ – was ich alles lerne !) und ihr Freund Luke haben ihn hier eine Woche lang besucht und dafür die zweite, etwas grössere Wohnung ‘Juan’ gemietet. Das Paar ganz rechts ist eben angekommen mit dem Wohnmobil. Die Peking-Enten-Gäste sprachen zum Glück (für mich) alle sehr gut englisch,  was nicht immer so selbstverständlich ist, wie ich gedacht hatte.

Das Festmahl war üppig, köstlich und sehr unterhaltsam
Wir begannen mit einer Entensuppe mit Pilzen und Churro-ähnlichen Brotstängeln darin, gefolgt von zartem Schweinebauchfleisch, Schinken mit Spinat, Geschnetzeltem mit Meeresfrüchten – und dann – inzwischen war es nach Mitternacht geworden – die Ente auf Gemüse ! James hatte sie zwei Tage vorher schon bearbeitet, trocknen lassen und mariniert. Ein Gedicht an Zartheit und Gewürzen !

Und nun stehe ich seit über zwei Wochen hier – und lasse mich täglich von James bekochen. Ich bin offensichtlich ein Glückspilz, was männliche Köche betrifft !
An dieser Stelle herzliche Grüsse an weitere Mitglieder dieser exklusiven Gilde, zum Beispiel Andi, Urs und Daniel ! Falls ich jemanden aus der nicht allzu fernen Vergangenheit vergessen haben sollte: bitte melden, damit ich Asche auf mein Haupt streuen kann..
Jedenfalls: James kocht (auch) wirklich gut ! Und dass das Essen auch noch gesund ist, ist eine reine – wenn auch nette – Nebenerscheinung 😊 (sag’ich doch !)

Gleich zu Anfang habe ich mich zweimal verirrt in der Gegend. Einmal mit dem Velo, als ich ins Städtchen zum Einkaufen fuhr und 25 km später wieder hier war (wenn man richtig fährt, ist Utrera 3.5 km entfernt..), und einmal zu Fuss auf einem kleinen Spaziergang: «immer schön links abbiegen, dachte ich, dann kommst du garantiert wieder hierher zurück».
Ja, schon, aber nur, wenn da eine gerade Strasse ist. Wenn sie eine unauffällige, langgezogene Rechtskurve macht und man dann links abbiegt, entfernt man sich noch viel weiter, und da alle Felder von hohen Zäunen umgeben sind, kann man auch nicht durch den Acker abkürzen…

Deshalb wurde aus meinem 20-Minuten-Spaziergang eine Zweistunden-Wanderung, und ich war schon sehr erleichtert, als ich gerade noch vor Sonnenuntergang wieder hier war ! Seither fahre ich lieber mit, wenn Angela und James in ihrem Auto einkaufen gehen..  😊 Und spazieren ist sowieso völlig überbewertet…

Im Moment stehen wir hier sogar zu viert ! Das Geschäft läuft ! Und bald ist Februar ! Na also !

PS James mit Mufasa, einer der vier Hofkatzen..

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