
Geschafft ! Ich habe Finikounda verlassen !
Nach beinahe vier Monaten der Sesshaftigkeit war das nicht einfach, denn irgendwann ist man so richtig daheim wie in alten Fellpantoffeln; man weiss, wie lange man das Wasser in der Dusche laufen lassen muss, bis es warm wird (eine ganze Minute !), wann man am besten abwäscht in der öffentlichen Küche (so lange es noch windstill ist – danach weht es einem beinahe die Teller aus der Hand) – und dass man gut daran tut, gleich zu Beginn des WC-Besuchs zu prüfen, welche Kabine noch Papier hat auf der Rolle… Man hat einen Lieblings-Spaziergang, eine Lieblings-Taverne und einen Lieblings-Minimarkt (weil der zum Beispiel die besten Granatäpfel verkauft).
Frühling ! Im November hat die Regenzeit begonnen – wenn man die kurzen, heftigen Schauer im Abstand von vielleicht zehn Tagen als solche bezeichnen darf.
Sie haben es dennoch geschafft, das Gras unter den Olivenbäumen zu saftigem Grün zu erwecken, und zusammen mit den Wiesenblumen ergibt das einen leuchtend bunten Teppich in der Sonne.
In Griechenland gilt ja die Regel, dass Touristen das Land nach sechs Monaten verlassen müssen, sonst wird es teuer – Bussgelder können glatt 8000 Euro betragen. Da die meisten Campingplatzbetreiber in bar (also schwarz) bezahlt werden möchten, würde auch eine Kurtaxe nichts bringen für den Staat; stattdessen wurden Kameras an allen Grenzübertritten montiert zur Erfassung der Autonummern aller Einreisenden – und diese potentielle Geldquelle wird sehr genau überwacht.
Da ich schon noch etwas mehr sehen möchte vor Ablauf meines Willkomms, war nun wirklich Aufbruch angesagt.
Ehe es losging, radelten wir aber noch einmal zu der hübschen Hafenstadt Pylos, die in einer guten Stunde über die Hügel erreicht werden kann.
Das ist sie nochmals: die berühmte Bucht von Navarino mit dem Ort Pylos aus etwas anderer Perspektive
Hier erkennt man gut, wie eingekesselt die Armada der Osmanen 1827 in der Bucht vor Anker lag, als von der Meeröffnung links die Segelschiffe der Griechen, Briten, Franzosen und Russen angriffen und mit ihrem Sieg (trotz empfindlicher Unterzahl bei 28 gegen 89 Schiffe) erfolgreich das Ende der 400jährigen Herrschaft der Osmanen einläuteten.

Wir sind auch nochmals in jeder unserer Stamm-Tavernen in Finikounda eingekehrt und haben uns dabei von den Wirten verabschiedet.
Endgültiges Abschiedsessen in der Taverna Ploes. Die Schwyzer Priska und Oski waren schon als junge Familie Camper, und seit ihrer Pensionierung verbringen sie jeden Winter irgendwo im Süden. Zu empfehlen !
Mit ihnen habe ich am meisten Zeit verbracht; manchmal wurde unsere Gruppe grösser, dann schrumpfte sie wieder, und in den letzten Tagen waren wir praktisch die letzten drei Leute auf dem Campingplatz, wenn man von ein paar durchreisenden Franzosen und einem Finnen absieht – und einem Paar aus Athen, das hin und wieder für ein Wochenende anreist.
Am Donnerstag war es dann soweit: Priska und Oski hielten nord- und heimwärts, währenddem ich Richtung Osten den ‘Mittelfinger’ der Peloponnes unter die Räder nahm. Die Region heisst Lakonien und der Landstrich hier heisst Mani und ist dank dem Taygetos-Gebirge die hügeligste Gegend.
Das Auto sprang tadellos an nach seinen dreieinhalb Monaten Total-Stillstand. Uffa!

Ein typisch griechischer Rebberg
Die häufigste rote Rebsorte hier heisst Agiorgitiko; es werden aber auch Cuvées aus dieser Traube mit Merlot oder Cabernet Sauvignon angeboten, und Rosé aus Grenache-Trauben gibt es ebenfalls zu kaufen. Weissweine sind oft eine Mischung aus allen möglichen Trauben der Gegend. Die Weine sind sehr einfach, ‘Feinfühlige’ behaupten jedoch, dass sie nie Kopfweh hätten nach griechischem Wein. Nach all den Monaten hier habe ich mich an die süffige Leichtigkeit und den Mangel an Körper gewöhnt und finde den Wein meistens tiptop…. 😊

Erster Halt: Koroni an der Ostseite gegenüber von Finikounda. Auch dies ein Hafenstädtchen mit ‘Geröllkrone’, die einst eine Festung war. Charme haben diese Orte aber allemal, weil sie – besonders jetzt im Winter, wo sich beinahe nur Einheimische (na ja, und ich) darin tummeln, viel einfache Echtheit verbreiten.


In solchen ‘Hauptstrassen’ kann es schon mal passieren, dass ein Wohnmobil mit Alkoven (also mit dem Bett über der Fahrkabine) einen Teil des Dachs an einem Balkon abstreift beim Umfahren parkierter Autos..
Und dann ging es über die ‚Alpen‘ zwischen Kalamata und Sparta

«Steinschlaggefahr für die nächsten 40 Kilometer» kündigte eine Tafel an. Und tatsächlich muss hier am Morgen eine Art Geröllpflug die herabgefallenen Felsbrocken zur Seite gewischt haben. Immer wieder gab es solche Steinhaufen an der Strassenseite.

Hoch hinauf und tief hinunter; da kommt wirklich Alpen-Feeling auf . Das Schöne daran war, dass ich so gut wie ganz allein unterwegs war auf diesen Serpentinen


Dann bin ich einer Tafel gefolgt, die ein «Panorama» versprach. Statt einer einladenden Terrasse endete die Fahrt auf einem schmalen Pfad zwischen zwei Häusern, beide mit dicken Eisenzäunen bewehrt.
Ich habe folgerichtig eine (theoretische) Dreipunkt-Wendung in 30 x 6 Grad vollzogen, und ich habe es bei einer der vielen Rückwärtsfahrten geschafft, die Velo-Lenkstange so präzise in den Gartenzaun zu hängen, dass alles Rütteln nichts mehr half und ich neun zusätzliche Punkte vor- und zurückfahren musste (inklusive mehrmaligem Aussteigen zur Lage-Einschätzung). Zum Glück war da niemand ausser mir und einem Hund, der mich die ganze Zeit geifernd anbellte durch den Zaun.
Dann hatte ich die Alpenüberquerung aber geschafft und bin jetzt in Gythion auf dem mittleren Peloponnes-Finger

Der Strand vor dem Camping Mani Beach in Gythion


Das ist das Taygetos-Gebirge, für welches die Mani bekannt ist. Vor ein paar Wochen waren alle Berghöhen noch schneebedeckt. Ich bin froh, dass sie es nicht mehr sind..
Scheisse !!! (ähm: äxgüsi). Ich habe eben zum zweiten Mal alle Tagesaufnahmen direkt vom Handy gelöscht ! Ich weiss zwar, wie ich das vermeiden könnte, aber ich bin ja so ein Profi, dass ich mir den Extra-Schritt sparen kann… Geschieht mir zwar recht, aber schade um die Bilder ist es trotzdem.

Die Fotos waren vom Hafendorf Gythion, und mein Stolz des Tages waren die Aufnahmen der langen, steilen Treppen, die die Leute am Hang täglich mehrfach erklimmen müssen, um zu ihren Hauseingängen zu gelangen. Viele davon steigen so fünf Stockwerke hoch an der Seite der Häuser, auf Treppen mit unregelmässigen Stufenhöhen. Und eine davon war bemalt wie eine Klavier-Tastatur. Herrlich !
Die anderen Bilder waren mein Lobgesang auf das Blau des griechischen Meeres, den hübschen Leuchtturm, die Hafenpromenade – und über das Club Sandwich, das ich vor einer Snackbar mit 187ml Wein habe schmecken lassen. Und das da oben ist ein Trostfoto – vor allem für mich (ich sage besser nicht, wo ich das abgestaubt habe…).
Nach dem strahlenden Tag von gestern wirkt heute alles etwas grau – ich warte noch etwas ab (eine Stunde oder ein paar Tage), ehe ich mich aufmache an die Südspitze der Mani.. 😊

Hopp Rösli
Gratuliere dir,dass du alles so problemlos meisterst.
Es ist interessant solche Erlebnisse alleine zu schaffen
und mit einem grossen (aaahh) am Ziel anzukommen.
Ich weiss, es ist manchmal schwierig : Komm ich bei so einem
Loch (Tunnel) durch oder reicht es zum Wenden auf einem so
kleinen Plätzchen. Auf jeden Fall hast du einen grossen Applaus verdient.
Mach weiter so.
Liebi Grüess vo Sepp u Elisabeth
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Hopp Öhr 😃
Vielen Dank für euren Applaus. Ja, das Ahhh! kommt jedes Mal, wenn ich ‘es’ geschafft habe an ein neues Ort 🤭😎
Du wärst ja zum Fahren eines ‘Morelo Palace’ qualifiziert, Sepp – darin ist das Wohnen nämlich eine Wonne ! Dafür hätte ich dich auf dem Feldweg, den ich heute aus Versehen eingeschlagen habe, abgehängt… 😂 Nothing is Perfect !
Macht’s gut, händ Sorg, und seid herzlich gegrüsst 🧡 Rösli
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