Fasnacht auf Griechisch (auf dem Lande..)

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Vor dem ‘Narren-Report’ hier noch ein sehr positiver Nachtrag zum Sinn des Lebens im Alter.
Mein Bruder Andi hat das beste aller Argumente geliefert für den geniesserischen  Müssiggang im Alter !
Es ist nämlich unsere ehrenvolle Aufgabe, die Wirtschaft in Schwung zu halten, indem wir unser Geld grosszügig ausgeben und so den Jungen einen Verdienst und eine Zukunft sichern. Das ist doch eine schöne Verpflichtung. Damit kann ich gut leben. 

117_02_HafendrinksAls ich diese Meinung auf der Terrasse am Meer vor der Hafentaverne zitierte, nahm der Engländer Tom (rechts) gedankenvoll einen Schluck Bier aus seiner Flasche und zählte dann auf, wem er alles ein Ein- und Auskommen gesichert habe mit dieser einen Flasche: dem Wirt, der Serviertochter, der Buffet-Angestellten und sogar dem Fahrer des Abfallwagens, der die Flasche abholen wird.

Und damit auch Metzger, Bauer, Koch und Winzer profitieren sollen, bestellte er danach einen halben Liter Rosé und eine Reihe Souvlaki-Fleischspiesschen mit Pommes. Wir taten es ihm gleich und haben ergo sitzend die Welt gerettet. Nun ja, beinahe.

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Wenn man sich überlegt, wie eng alles zusammenhängt, kann man sich gut vorstellen, wie gravierend die Angst vor dem Coronavirus sich auf die Wirtschaft auswirken könnte.
Chinesische Restaurants weltweit haben bereits hohe Einbussen erlitten, aber auch Kinos, Festivals, Kreuzfahrtschiffe, Fähren, Ausstellungen und Fluggesellschaften beginnen darunter zu leiden, dass die Leute momentan lieber zuhause bleiben. Man ist sich der Zusammenhänge selten so richtig bewusst, wenn man kein eigenes Geschäft hat – oder nicht gerade den Sinn des Lebens sucht… 😊

Jetzt aber: Fasnacht im Dorf Finikounda

117_03_SpansauIm Fasnachts-Angebot: eine Spanferkel-Sau..

Am Sonntag war Fasnacht, und da wir alles mitmachen, wenn wir dabei gut essen und trinken können, haben wir uns nach dem Mittag auf den Weg ins Dorf gemacht.

Gewitzigt durch die Erfahrung am 6. Januar und dem doch eher braven Kreuz-Fischen-Event, waren wir überzeugt, dass unser Campingplatz-Grüppchen so gut wie die einzigen ‘Festteilnehmer’ sein würden im Dorf, aber weit gefehlt.

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Die Restaurants beidseits der schmalen kurzen Hauptstrasse waren bis auf den letzten Stuhl besetzt, und die Gäste wurden von zahlreichen, schlecht und recht zusammengehängten Lautsprechern so laut beschallt, dass bestimmt etliche einen Tinnitus mit nach Hause brachten. Ein paar Prinzessinnen und Nonnen waren in der Menge auszumachen, aber sonst wenig Verkleidete.

117_04_KreistanzABER ! Das ganze Dorf war da, ass und trank – und alles tanzte ! Jung und Alt fasste sich an den Händen und drehte sich gruppenweise im Kreis.

Und zwischen diesen Tanzkreisen legte immer mal wieder jemand einen Solo-Tanz hin, und gleich klatschten die Leute in der Nähe den Takt mit, leerten ganze Tüten Konfetti über den Kopf des Tanzenden und warfen ganze Stapel von Papierservietten hoch in die Luft, so dass diese wie Riesenschmetterlinge zu Boden flatterten.

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Die Tanz-Choreographie ist denkbar einfach und kann von jedem in kurzer Zeit erlernt werden. Am schönsten fand ich, dass auch tatsächlich alle mitmachten: jung und alt, dick und dünn, Macho-Teenagers und Hach-Tussis, und alle spornten einander gegenseitig an durch ihr Klatschen.

Mal gab ein junger Mann eine Einlage und musste zwischendurch mehrere Gläser Bier austrinken, welche vor ihm auf den Boden gestellt wurden von seinen grinsenden Kollegen, mal drehte sich eine alte Frau in Filzpantoffeln zum rhythmischen Klatschen, mal eine stark geschminkte junge Frau, von der man nie vermutet hätte, dass sie so etwas mitmacht, mal fassten sich ganz selbstverständlich mehrere Männer zum Kreistanz an den Händen.

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117_07_SoloIoannisEllieAlle, alle machten sie mit; es war herzerwärmend.

Es wäre schön, wenn wir auch so etwas hätten, einen wirklich einfachen Tanz als Gemeinschafts-Erlebnis für alle statt der Kunstform, welche nur von Eingeweihten nach jahrelangem Üben beherrscht wird.

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Gegen Abend wurden unten am Hafen Himmelslaternen aufs Meer hinausgeschickt

Dieser Brauch scheint eher neu zu sein, wenn die Zahl der ins Meer gestürzten Laternen als Hinweis gelten darf. Ganz aussen am Steg wurde zum Schluss der Feierlichkeiten der Fasnachts-König verbrannt, den unsere Platzchefin Despina eigenhändig bekleidet und mit Stroh gestopft hatte am Morgen.

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König Karneval geht’s an den Kragen – ähm… zumindest dürfte das Feuer in etwa zwei Minuten dort ankommen.. 😊

Die griechische Küche

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Nein, das ist sie noch nicht. Es ist nämlich so:
Unser Tiroler Koch Herbert behauptet ja, dass das Essen hier oft etwas lieblos angerichtet werde – und er war überzeugt, dass auch einfachstes Essen mit wenig Aufwand sehr viel gefälliger aussehen könnte. Bewiesen hat er mir dies, indem er mir ein ‘Dinner for One’ vorbeigebracht hat – siehe oben.

Toll ! Die simplen Fischstäbchen mit zweierlei Saucen und knusprig gebratenen Kartöffelchen und der kleine gemischte Salat waren nicht nur geschmacklich eine Freude, sondern auch eine Augenweide !

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Aber nun zum griechischen Essen: Der Süden der Peloponnes ist keine Tourismus-Hochburg, schon gar nicht im Winter; die meisten Gäste bleiben im Norden. Hier ist noch vieles sehr ursprünglich; die Gegend und die Menschen haben dafür auch den Charme des Einfachen, Echten.

Schwarz gekleidete Omas verkaufen im Minimarkt ihre wenigen Produkte und sprechen nur griechisch, die Wirte wohnen tagsüber in ihren Restaurants und schauen fern; der Metzger ist ebenso oft beim Kaffeetrinken vor einer Taverne anzutreffen wie in seinem Laden.

117_12_angerichtetEs ist angerichtet: links ein Fleisch-Wurst-Eintopf mit Linsen, daneben Spaghetti (alle Teigwaren heissen so), rechts eine richtig gute Spinat-Feta-Quiche. Der Platzteller ist aus allerfeinstem Aluminium, der Teller aus wasserfestem Wurstpapier. Sehr praktisch.

Unsere Campingplatzchefs Despina und ihr Mann Ioannis sind wie viele hier zuerst Olivenbauern und erst an zweiter Stelle Platzbetreiber.
Also muss das Essen ihre Arbeiter vor allem sättigen, nicht vor allem schön aussehen, und dafür ist eine 3cm-Schicht fester Béchamel-Sauce auf der schlanken Moussaka genau richtig.

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Unser Freitags-Buffet wird in hohen Blechen angerichtet, und ich finde das wunderbar ! Es ist immer mal wieder etwas richtig Gutes dabei, aber im Allgemeinen ist es ein einfaches Arbeiter-Essen, und von mir aus darf es das auch bleiben (die Katzen freuen sich auch immer so, wenn ich mit unseren Essresten bei ihnen hinterm Haus auftauche).
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Für die (etwas) raffiniertere Küche besuchen wir die Restaurants im Dorf: die Moussaka im Omega ist legendär; in der Taverna Elena gibt es meistens frischen Fisch vom Grill, und wenn wir zwischendurch genug haben von den zehn Gerichten, die überall angeboten werden, bestellen wir uns ein warmes Club Sandwich mit Pommes und einen Ouzo in der Hafenbar.
Beinahe vergessen: ..oder wir kochen zur Abwechslung selber etwas : Salami mit Brot zum Beispiel, oder Beutelrösti mit Spiegeleiern.. 😊

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Mir ist aufgefallen, dass die Griechen bei der Zubereitung von Fleisch ähnlich vorgehen wie viele Italiener und Spanier: die Stücke werden samt Sehnen, Knochen und allen Fettschichten kurz in die Pfanne gehauen und danach am Tisch lange und gründlich gekaut..

Ausreichend lange gekochte Fleischwürfel wiederum kommen an einer sehr schmackhaften Sauce, dafür zerfällt das Fleisch zu strähnigen Schnüren auf dem Teller, die auch gerne einmal quer stehen beim Halszäpfchen. Ich tippe jeweils auf ‘Alte Kuh’, würde das aber niemals einer Wirtin ins Gesicht sagen. Vorsichtshalber 😊

117_15_Gyros_PylosAuch ein ‘Pita-Gyros mit allem’ ist eine erfreuliche Sache
Das Gericht dürfte ein Erbe der Türken sein und ist wohl mit dem Döner verwandt. Unten im Beutel drin wird das Fleisch durch Tzatziki gewürzt. EUR 2.50. Lächerlich. Und richtig gut!

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Und wem alles nicht passt: ein Glas Weisswein mit Blick aufs Meer schmeckt immer !

117_17_WideliWädeli_Frühstück
Apropos Essen: meine momentane ‚Vor-dem-Haus-Katze’ ist meistens früher wach als ich, und sie fixiert mich sehr direkt durch die getönte Scheibe, wenn ich die Jalousie öffne.
Die Nachricht ist sonnenklar: Wann gibt’s hier endlich Frühstück ?

2 Gedanken zu “Fasnacht auf Griechisch (auf dem Lande..)

  1. Avatar von Heike und Holger Heike und Holger

    Hallo Rosa,
    wir sind inzwischen wieder zu hause angekommen. Haben Jutta und Karl kurz besucht und das Portemanaie abgegeben. Das Wetter zu hause ist gruselig.
    Bist Du immer noch in Finikounda?
    LG
    Heike und Holger

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    1. Guten Morgen, Heike und Holger
      Schön, dass ihr es heim geschafft hat (das ist heutzutage ja nicht mehr selbstverständlich…).
      Ha ! Ich habe Finikounda am Donnerstag verlassen; da waren nur noch drei WoMo auf dem Platz – es fehlt offenbar am Touristen-Nachschub.
      Ich bin jetzt in Gythion und möchte die Südhälfte des Mittelfingers umfahren. Da es etwas regnerisch aussieht, warte ich noch ein wenig.
      Ich hoffe, es geht euch Beiden richtig gut ! Und für alle Fälle: roses@swissonline.ch
      Es war schön mit euch in Finikounda, und ich freue mich, wieder von euch zu hören !
      Herzliche Grüsse und bis zum nächsten Mal 😊
      Rosa

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