Tromsø liegt 344 km nördlich des Polarkreises, was der geographischen Breite von Nord-Alaska entspricht.
So besehen passt die frische Temperatur von 9 Grad natürlich. Was mir weniger passt, ist der zuverlässig wiederkehrende Regen.

Tromsø: Das kleine, weisse Dreieck vor der Tromsø-Brücke ist die Eismeerkathedrale, und das grosse, weisse Dreieck links vorne ist Schnee. Ich glaube, es wird nun doch langsam Zeit, südwärts zu halten..
Der ‘Campingplatz Tromsø’ ist mit 42.50 Euro die Nacht mein bisher teuerster.
Wir stehen allerdings auch auf sehr ebenem Beton, und jeder hat vor seinem ‘Häuschen’ einen Kunstrasen (!); man ist beinahe versucht, sich die Schuhe abzuwischen, bevor man aus dem Auto steigt.. (romantisch wohnen hier immerhin die Zeltbewohner).
Was dem Platz an Charme fehlt, macht er dadurch wett, dass die Stadt sehr gut zu Fuss erreichbar ist. Und das Camping-Restaurant hat mir einen köstlichen, saftigen Lachs mit Kartoffeln und Gurkensalat serviert.

Heute Mittag sind diese Traktoren auf den Platz gefahren – beide mit einem kleinen Wohnwagen im Schlepptau. Die beiden Bayern sind wieder auf dem Heimweg, nachdem sie aus Münchens Norden bis zum Nordkap gefahren sind – mit max. 39 kmh.. Was für ein Abenteuer !

Das ist die Route, die die beiden Traktorfahrer in 6 Wochen Reise schaffen wollen. Wow !
Heute ist auch eine deutsche Reisegruppe eingetroffen mit 20 Fahrzeugen, darunter einige ‘Morelo Palace’-Modelle (ab gut einer Viertelmillion Euro zu haben), deshalb gibt es heute keinen Platz mehr für die sympathischen Bayern. Wie schade.
Vorhin sass ich im Restaurant beim Kaffee, als die ganze deutsche Reisegruppe hereinkam für eine Lagebesprechung. Das offensichtlich genervte, völlig humorlose Reiseleiterpaar hat sich alsbald mit überschlagender Stimme beklagt, dass diese Gruppe NIE zufrieden sei mit den persönlich zugewiesenen Plätzen – was ihnen noch nie, nie passiert sei in all ihren gloriosen Reiseleiter-Jahren – und dass die Leute sich ab sofort gefälligst selber um einen geeigneten Platz bemühen sollten.
An dieser Stelle des Lamentos habe ich mich diskret in mein Häuschen verdrückt. Es steht einfach perfekt, wo es steht (..oder doch nicht ?).

Das ist sie, die berühmte Eismeerkathedrale (‘Ishavskatedralen’), das Wahrzeichen von Tromsø
Wobei der Name einer kleinen Richtigstellung bedarf:
Die Kathedrale ist weder aus Eis noch eine Kathedrale. Eigentlich heisst sie einfach nur ‘Tromsdalen Kirke’. Das mit dem Wahrzeichen stimmt aber schon..

Im Sommer (also jetzt bei sommerlichen 9 Grad) wird täglich um 14 Uhr ein halbstündiges Orgelkonzert geboten in der Kirche. Ein Genuss !
(unter anderem wurde das Adagio aus der Sonate für ‘Fioline, Fløte og Cembalo’ von C.P.E. Bach gespielt).
Die Form dieser evangelisch-lutherischen Kirche soll an übereinander geschichtete Eisplatten erinnern. Der Architekt wollte sie ganz puristisch halten, auf dass sich das Polarlicht übers Jahr im klaren Glas widerspiegeln könne.
Dann gab es aber doch ein buntes Glasmosaik mit dem Thema ‘Die Wiederkehr Jesu’ auf die Chor-Fassade, weil die Stimmung in der Kirche als zu seelenlos empfunden wurde (worauf sich der Architekt prompt wütend die Haare gerauft haben soll..).

Zwei grosse Busse haben eben ihre Ladung an Kreuzfahrt-Gästen des schwimmenden Wohnblocks ‘Mein Schiff’ ausgespuckt. Dann wurden geschätzte 1000 Fotos gemacht, und 15 Minuten später waren sie alle wieder weg (ich finde Kreuzfahrten übrigens ganz wunderbar – solange sie nicht in einem Wohnblock stattfinden)..

Da das Wetter für morgen wieder Regen verspricht, habe ich mich gegen 20 Uhr (beinahe hätte ich gegen Abend gesagt 😊 ) aufgemacht zur Gondelbahn an Tromsøs Hausberg ‘Fjellheisen’. Die Sicht über die Stadt aus 750 Metern Höhe ist toll.

Links hinten vor den Schneebergen liegt Tromsøs Flughafen (TOS). Ein Schiff fährt ein auf dem spiegelglatten Tromsøysund (Sund=Meerenge), von der Terrasse erklingt flotte Salsa-Musik, und vor mir im warmen, gemütlichen Restaurant steht ein Glas Rioja. Manchmal passt einfach alles.

Diese Salsa-Tanzgruppe aus der Stadt hat ihr wöchentliches Übungstreffen auf den Berg verlegt und die ganze kühle Umgebung in heisse Salsa-Rhythmen getaucht.

Als ich gegen Mitternacht vom Berg gondelte und danach 20 Minuten zu Fuss zum Campingplatz (rot markiert) spazierte, folgte mir die Musik vom Hügel herunter bis zum Platz (was für eine Akustik). Das habe ich nun davon: Tromsø wird für mich immer die Stadt der Salsa-Musik sein. Was für eine Überraschung.. 😊

Ich finde diese Salsa-Querverbindung so geil! Es ist schon faszinierend wie sehr Musik im Gesamteindruck dominiert. Wie immer wunderschöne Bilder und Du weisst, ich nehme jedes Bisschen Mythologie und Legende sofort in mein Worldbuilding-Heftchen auf 🙂
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Ja, stimmt 😊
Musik oder ein bestimmter Duft..
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