
Als ich mich gestern in Andenes zur Walsafari angemeldet habe, wusste ich bereits, dass wir vor allem für dieses eine Bild hinausfahren würden, dass also die Pottwale nicht lustig vor dem Boot aus dem Wasser springen – mindestens aber immer mit dieser beeindruckenden Schwanzflossen-Show abtauchen – würden..

Pottwale (Sperm Whales) können 20 Meter lang, 55 Tonnen schwer und mindestens 70 Jahre alt werden.
Ihr Kopf macht etwa einen Drittel der Länge aus und enthält das grösste Gehirn der Welt (es wiegt beinahe 10 Kilos). Die Menschen (mit max 1.4 Kilos Gehirn) sind neben Haien ihre einzigen Feinde.
Aus dem Wasser springen nur die männlichen Wale und nur zur Brautwerbung, und da der dickste Wal auch der begehrteste ist bei den Weibchen: wie kann man seine Fülle besser zeigen als mit einem gewaltigen Bäuchler-Platsch ins Wasser ? Eben.
Hier oben leben nur männliche Wale, die Weibchen sind weiter südlich zu finden, wo es wärmer ist, bei den Azoren beispielsweise. Dort reisen die Männchen nach erledigter ‘Mastphase’ denn auch hin für die Brautwerbung.
Sie sind in dieser Gegend, weil hier zwei Kontinentalplatten aufeinandertreffen, die sich gegenseitig 1000 Meter in die Tiefe drücken. Dort unten leben die riesigen Tiefseekalamare, von denen sich die Wale hauptsächlich ernähren (sie nehmen aber auch gerne Fische: vor einiger Zeit gab es hier ein paar Wale, die sich darauf spezialisiert hatten, den Fischern beim Einholen ihrer Angel halbe Heilbutts vom Haken zu beissen).

Alle zwölf Teilnehmer (soviele fasst das Boot) wurden in diese hübschen grün-schwarzen Anzüge gesteckt, und als ob wir nicht schon warm genug gehabt hätten darin, gab es noch eine Schwimmweste darüber. Das ist eine der Walsafari-Angestellten, die ihren Job mit Begeisterung und viel Humor macht.
Vorher hatte jeder Teilnehmer 110 Euro ‘Expeditions-Tarif’ abgeliefert. Dafür wurden wir aber auch beinahe fünf Stunden lang bestens unterhalten ! Zusätzlich haben wir die Genugtuung, damit vielleicht etwas zur Rettung der Wale beizutragen; eines Tages läuft das Safari-Geschäft so gut, dass es lukrativer ist als der Walfang.

Ich hatte eigentlich an ein Schiff gedacht für unseren Ausflug – stattdessen wurden wir zu diesem Gummibötchen geführt…

Wir nahmen rittlings Platz auf den ‘Mini-Pauschenpferd’-Sitzen und wurden ermahnt, beim Galopp übers Wasser mitzugehen statt uns gegen die Bewegung zu stemmen (das hat tatsächlich funktioniert – keiner wurde seekrank bei unserem manchmal doch etwas stürmischen Ritt). Ach ja: sobald wir aufs offene Meer kamen, waren wir alle froh um die wärmenden Anzüge !

Die Einsamkeit des Waljägers auf hoher See
Wir sind 20 Kilometer vom sicheren Land entfernt und warten auf einen Wal…. Da die Tiere ein klickendes Echolot verwenden, welches mit 160 dB (223 dB unter Wasser) die Lautstärke eines startenden Jets übertrifft, hört unser Captain immer mal wieder ins Wasser hinunter mit einem eingetauchten Hydrophon-Gerät, mit welchem er die Position eines Wales orten kann.

Ein Blas, ein Blas ! Da ist einer !
Das Atemloch oder Blasloch des Pottwals liegt links oben auf dem Kopf – deshalb bläst er immer im 45° Winkel und ist daran von weitem erkennbar
Wie ein U-Boot liegt der blasende Wal auf dem Wasser und ruht sich aus. Er benötigt ein paar Minuten, um die alte Atemluft mehrfach ‘auszuniesen’ und sein System mit Sauerstoff zu sättigen. Das reicht dann wieder für einen Tauchgang von bis zu einer Stunde und auf über 1000 Meter Tiefe.
Das geöffnete Blasloch des Pottwals beim Atemholen

Mit jedem Atemholen nach dem Blasen steigt der gewaltige, 17 Meter lange Körper etwas mehr aus dem Meer..

..dann rundet das Tier seinen Rücken (hier kann man die Stummel-Rückenflosse und die typischen Zacken vor der Schwanzflosse erkennen) und stürzt sich kopfüber in die Tiefe

Unsere Walsafari-Anbieter arbeiten mit einer Walforschungsstation zusammen und freuten sich, dass sie diesen Wal noch nie vorher gesehen haben in diesen Gewässern
Sie erkennen ‘ihre Wale’ an den Verletzungen der Schwanzflosse und fotografieren jede Sichtung für die Wissenschaft. Diese Fotos stammen ebenfalls von ihnen, denn ihre Kamera stand günstiger (und etwas höher) als wir.

heimwärts..
Für uns Expeditionsteilnehmer gab es nach dem kühlen Heimkehren ein ‘Debriefing’ und eine köstliche, heisse Gemüsesuppe. Wir hatten ja auch alle rechtschaffen Hunger nach dem anstrengenden Einsatz auf dem Wasser…
Endlich fuhr ich die paar Meter zum Fähren-Quai für Senja und sah gerade noch, wie sie ablegte. Macht nichts; ich bleibe gerne noch etwas länger.

Das ist der Ausblick nach ein paar Schritten über die Wiese in Andenes
Ich stehe auf einem kleinen Hügel und sehe aufs Wasser und auf die kleinen Inseln draussen im Meer. Die haben herrliche Strände hier !
Was man nicht sieht, ist, dass die Temperatur um 10 Grad herum liegt und man schon im Windschatten sitzen muss, damit es einem nicht das Buch aus den Händen bläst.. 😊

Das ist unser Strand. Allerfeinster, weisser Sand (und keiner geht schwimmen..)
Der blühende Löwenzahn verfolgt mich beharrlich seit Stockholm, wo ich so lange geblieben war, bis er nur noch aus einer Wolke weisser Schirmchen bestanden hatte. Seither zieht der Frühling mit mir nach Norden.
Solange der Löwenzahn blüht, ist alles gut. Sobald er durch Schnee abgelöst wird, halte ich südwärts !

Mitternacht in Andenes
Da drüben wäre die Mitternachtssonne zu sehen, wenn es heute nicht so bewölkt wäre. Sie berührt dann im Norden ganz knapp den Horizont, ehe sie wieder aufgeht.

Ja … Walen so nah zu kommen
.. das steht auch auf meiner Liste. Und deine Tour durch das wunderschöne Skandinavien weckt das Fernweh in mir. Leider kann es heuer nicht so richtig gestillt werden. Aber dafür gibt es ja deinen Blog… 😎
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Im Sommer sind hier beinahe ausschliesslich Pottwale anzutreffen, im Winter auch Orcas, Buckelwale, Delfine – UND das Nordlicht !😊
Für einen Profi-Fotografen wie dich wäre es natürlich genial, wenn du die Walmännchen auch springen sehen könntest (also nicht hier..).
Bis du soweit bist, mache ich dir gerne weiterhin den Mund wässrig 😃😃😃
PS kleiner Trost: es regnet seit Mittag
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in dem Fall ein Grund öfter und/oder länger vorbei zu schauen … 😉 … übrigens: merci für das Profi vor dem Fotografen … 😶🙄… aber da ist noch a BITZLE Luft noch Oba … 😆
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