Jag bor i Stockholm.. 😊

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Ich stehe seit einer Woche in Stockholm bzw in dessen Vorort ‘Bredäng’ und stelle fest, dass ich im Vergleich zu meinen Fellow-Campern sehr träge wirken muss. Diejenigen, die das hätten bemerken können, sind allerdings längst wieder abgereist; ich habe bereits die dritten und vierten Nachbarn auf den Plätzen nebenan.

Ich war zwar schon mehrfach in der Stadt, aber während den letzten beiden Tagen habe ich hier einfach nur gestanden, gewohnt, gelesen und gekocht – was man halt so tut daheim an regnerischen Tagen. Mit dem kleinen Unterschied, dass meine Dusche und Toilette 150 Meter entfernt sind und ich deshalb immer zu ein paar sportlichen (manchmal sogar sehr sportlichen..) Schritten komme.

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Ich staune immer wieder, wie viele gesundheitlich angeschlagene, offensichtlich pensionierte Menschen ich auf den Campingplätzen antreffe – und wie unglaublich aktiv die sind ! Sie kommen an, arbeiten wie die Verrückten, bis sie installiert sind, und dann wird augenblicklich zu einem Ausflug gestartet.

Am nächsten Morgen gibt’s wieder einen Ausflug, auch wenn es in Strömen regnet bei 8 Grad. Abends beim Zurückkommen können sie kaum noch gehen, aber am nächsten Tag ist Ab- und Aufbruch um spätestens 8.30h, dabei könnten sie bis 15h bleiben.

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Ich habe mich gefragt, was diese alten Leute antreibt, so durch die Gegend zu hetzen..

Ich glaube, ich weiss es nun: die sind alle in den Ferien und ‘müssen’ am 8. zurück sein für das Seniorenfest in ihrem Dorf, für den Klempnertermin oder den monatlichen Arztbesuch, währenddem ich – nun ja – einfach nur wohne, und das ist überall recht. Ich bin ja auch nicht in den Ferien.. 😊

Ich habe bereits festgestellt, dass ich nach anderthalb Jahren intensiven ‘Guckens’ nicht mehr so wahnsinnig neugierig bin wie anfangs, als ich jeden Winkel erkundet haben musste, ehe ich zufrieden war und weiterziehen konnte. ‘Mut zur Lücke’ nannte ein Paar in Spanien das vorsätzliche Auslassen von ‚Dingen, die man auch noch tun könnte‘.
Damals habe ich den ‘Mut’ in der Aussage nicht ganz verstanden, inzwischen schon eher.

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Den treibenden Gedanken ‘Wenn-man-hier-ist-muss-man-unbedingt…!’ fallen zu lassen ist nicht so einfach, nachdem man ihn jahrzehntelang verinnerlicht – und früher während allzu kurzer Ferienwochen auch praktiziert – hat.

Und die Gehetzten um mich herum haben ihn eben noch nicht fallen lassen. Sie haben einen Plan, laut dem sie in möglichst kurzer Zeit möglichst viel sehen müssen, und da halten sie sich dran.

Ausserdem möchten sie vermeiden, nach dem Heimkommen gefragt zu werden: «Und ? Wart ihr auch im Fotografie-Museum ? Nicht ? Ooooch, da HABT ihr aber etwas verpasst ! Also WIR….» – und schon folgt ein langer Vortrag über das blöde Fotografiemuseum, welches man ja leider verpasst hat – und den blöden Vortrag darüber mag man schon deshalb nicht hören.

Warum möchte man das eigentlich vermeiden ? Mut zur Lücke bedeutet  wahrscheinlich nicht zuletzt, es für einen selber recht zu machen statt für die anderen – und glücklich zu sein über das, was man erlebt hat !

Dann könnte nämlich auch der blöde Vortrag über das blöde Fotografiemuseum durchaus interessant anzuhören sein (zumindest kurzstreckenweise..).
Die richtige Antwort auf die obige Frage ist also wohl ein entspanntes: »Nö, erzähl mal!»

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Ein paar Punkte habe natürlich auch ich auf meiner ‚Must See‘-Liste:
Immer reizen mich die historischen Stadtkerne mit der ihnen eigenen Stimmung und Geschichte (und ihren Bars und Restaurants..), und von Schweden allgemein erwarte ich gefälligst den einsamen See, Wälder mit Elchen drin, rote Häuschen und viel Fisch auf der lokalen Menükarte. (das Restaurant auf dem Platz hier kocht übrigens ausgezeichnet und mit viel Fisch. Es heisst allerdings ‘Mä Thai’, und das typisch Schwedische sucht man gänzlich vergeblich auf der Menükarte..).

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Schloss Gripsholm war auch so ein ‘Obligatorium’ für mich. Und in Stockholm musste ich mir unbedingt das Schiff Vasa ansehen, dessen unglückliches Schicksal mich schon zu Schulzeiten fasziniert hatte.

Manchmal kommt etwas dazu, das mir vor Ort empfohlen wird oder von dem ich vorher schlicht nicht gewusst hatte, aber das ist dann schöne Garnitur oder eine Art Bonus.

Als ich das letzte Mal in die Stadt fuhr mit der T-Bana, hat mich doch tatsächlich eine Frau in der Metro gegrüsst ! Ach so, ja, mit ihr war ich vorher schon mal in diesem Zug.

Jaha ! Ich wohne in Stockholm – Jag bor i Stockholm 😊

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