Als Touristin in der Schweiz – eine begeisterte Zusammenfassung

Gleich vorweg: Es war richtig, richtig schön hier ! Das Land, die Treffen mit Freunden und meiner Familie, das Wetter, die Berge und die grillierten Bratwürste. Und natürlich die frischen Beeren vom Strauch mit Doppelrahm. Und alles andere auch.

Die Zeit hat zwar nicht ganz gereicht, um alle Leute zu besuchen, die ich gerne wieder einmal getroffen hätte, aber bald ist ja wieder Sommer – da kommen die Zugvögel zuverlässig heim aus dem Süden.

Habt alle herzlichen Dank für eure Gastfreundschaft und Einladungen, für Speis und Trank und die schönen Stunden in eurer Gesellschaft. Ohne euch wäre das Leben nur halb so schön !

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Ich habe getreu meiner Vorsätze ‘einheimische Spezialitäten’ genossen und kenne deshalb inzwischen viele Wurst-Spezialitäten, neue und alte Weine landauf und landab und jede Menge köstlicher Desserts.
Und was ich alles gelernt habe !
Zum Beispiel, dass ich nie mehr einen Wein ‘durchwinken’ werde statt anständig zu degustieren, denn wenn nach dem ‘Jaja, tiptop’ und dem Einschenken auskommt, dass er eben doch nicht so doll ist, ist das schon etwas peinlich.. 🙂
Ich habe auch zum ersten Mal im Leben einen Rasen gemäht ! Und einen Pferdestall ausgemistet. Und wer weiss schon, wann mir dieses Wissen – oder die erste Ahnung vom Wissen – eines Tages wieder gelegen kommt.

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Balgach, St. Galler Rheintal: Der schönste Campingplatz meiner ganzen bisherigen Reise lag im Schatten des ausladenen Kirschbaums auf dem Hof meines Bruders.

In dieser weiten, anmutigen Region ist man noch mitten in der Natur zwischen grossen Feldern und von Bäumen gesäumten Bächen; auf den Weiden grasen Rinder und Pferde, Weissstörche staksen durch die Felder, Katzen spielen rund ums Haus oder schlafen in der Sonne, und Schwalben sirren zwischen ihren Nestern im Stall und den Feldern hin und her.
Als ob das nicht schon genug wäre, wird das Ganze auch noch eingerahmt vom Alpsteingebirge mit Säntis auf der Appenzeller Seite, von den Vorarlberger Alpen auf der anderen und von den liechtensteinischen ‘Drei Schwestern’ rheinaufwärts. Wenn das Wetter ganz klar ist, sieht man sogar die Schesaplana. Idylle pur (ich habe allerdings auch nur hobbymässig gearbeitet, da ist gut romantisieren..).

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Wer sagte eigentlich, dass Rindviecher nicht neugierig sind ?

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6staDie drei Jungstörche auf dem altersschwachen Baum hinter dem Hof waren zum Glück schon flügge, als ein Blitz während des heftigen 1. August–Gewitters in den Horst einschlug und diesen zu Boden fegte.

7stbEs war herzzerreissend zu beobachten, wie das Storchen-Nesthäkchen am nächsten Tag versuchte, sein Nest wieder aufzubauen. Am liebsten hätten wir ihm ja geholfen dabei, aber der Baum ist zu hoch dafür – und zu morsch.

Der Experte vom ‘Storchenhof’ im Nachbardorf meinte, die Vögel seien im Aufbruch begriffen und man dürfe sie ruhig einfach ziehen lassen.
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Die Vögel trafen sich tatsächlich in Schwärmen auf den Feldern während den nächsten Tagen und schliefen auch gemeinsam – ‘unsere’ auf dem Baum ohne Horst und die Fremden auf dem Silo (der Schlafplatz muss offenbar vor allem hoch liegen)  – das war jeweils ein Begrüssungsgeklapper, dass es eine Freude war.

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Ein paar Tage später waren sie alle weg ausser ein paar Unentwegten, die jeweils in der Schweiz überwintern, was ihnen Dank des Storchenhofs in Kriessern möglich ist, denn dort werden die Tiere gefüttert.
Dieser Storchenhof hat 1990 die Wiederansiedlung von Weissstörchen im Rheintal begründet; inzwischen sind daraus viele Wildstörche erwachsen, die jedes Jahr zum Brüten ins Riet heimkommen.

10trfTorf besteht aus organischem Material, das während Jahrtausenden zusammengepresst wurde und im sauren Moor-Milieu nicht verwest. Er wird in rechteckigen Stücken ausgestochen, getrocknet und kann dann verbrannt werden.

Um das Jahr 1750 herum wurde auch im Rheintal Torf gestochen und diente als Brennstoff sowie als Füll- und Dämmmaterial im Häuserbau, denn die Wälder waren zu der Zeit stark übernutzt durch die rasch wachsende Bevölkerung. Ab 1900 wurde Torf allmählich durch günstigere Heizmaterialien wie Kohle ersetzt; er wird aber immer noch verbreitet als Brennstoff benutzt auf etwa den britischen Inseln, in Skandinavien und dem Baltikum.
Das erstaunt nicht wirklich, wenn man weiss, dass beispielsweise Irland nach Finnland das moorreichste Land Europas ist mit 17% seines Landes, währenddem in der Schweiz gerade mal 1% Moorland zu finden ist. Viele Moore stehen inzwischen unter Naturschutz – Beispiel Rothenturm – aber auch im Rheintal gibt es schöne, geschützte Moor-Naturparks.

Obwohl viele der Moore entwässert wurden für die landwirtschaftliche Nutzung, steht das Grundwasser immer noch recht hoch; deshalb hat das Rheintal den trockenen Sommer nicht nur ziemlich unbeschadet überstanden, die Ernten sind auch so üppig wie seit Jahren nicht mehr, und die Äste der Apfelbäume brechen zuweilen unter der Last ihrer vielen Früchte.

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Putzige Gesellen. Als wir während der ärgsten Trockenheit überall auf dem Hof mit Wasser gefüllte Unterteller aufstellten und etwas Katzenfutter dazu legten, konnte man in der Nacht das zufrieden schnaufende Knuspern der Igel hören, die sich darüber hermachten.

14odHinter der Scheune rennt tagsüber das Fohlen Odessa auf der Weide umher und steht danach im Schutz des Schweifes seiner Mutter Ombra, der seine Augen etwas schützt vor den Sommerfliegen.

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Abends spannt der Pferdebesitzer seinen Wallach Othello vor eine kleine Kutsche oder einen Wagen und fährt im Riet spazieren. Was für romantische Bilder.

Hättest du gewusst, dass es auch ‘Agility für Pferde’ gibt ? Mir war das neu, aber Othello macht gerne mit und zieht zum Beispiel geschickt einen Balken rückwärts übers Gelände. Sachen gibt’s !

15arhNatur- und Erholungspark ‘Alter Rhein’, mit dem Velo ‘erfahren’. Zum Quietschen schön.

Schweizer Land in Österreich. Seit Jahrhunderten besitzt die Ortsgemeinde Widnau 137 Hektaren Land über dem Rhein.

Und das kam so: 1593 begannen sich Widnau, Au und Schmitter vom ‚Reichshof Lustenau‘ zu lösen. Sie waren also zu der Zeit noch österreichisch. Zur endgültigen Hofteilung kam es allerdings erst 1775, und damit wurde der Landbesitz jenseits des Alten Rheins auf diese drei nun ‚unabhängigen‘ Dörfer verteilt –  und dabei ist es geblieben.

Pikante Details: zwischen 1914 und 1918 hatten die Widnauer jährlich 200 Tonnen Heu an das Österreichisch-ungarische Heer abzuliefern. 1939 bis 1945 wiederum durften keine militärpflichtigen Schweizer auf dieses Land im Riet.

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Hier stehen wir auf dem ‚Rohr‘, das jüdischen Flüchtlingen als Fluchtroute diente im Zweiten Weltkrieg.

1989 stellte die Vorarlberger Landesregierung 45 Hektaren dieser Gegend unter Schutz, von denen die Hälfte der Ortsgemeinde Widnau gehört. Begründung: „Das einzigartige Gebiet umfasst einen der grössten und botanisch reichhaltigsten Flachmoorkomplexe im Rheintal. Hier treffen teils vom Aussterben bedrohte Vögel und Pflanzen ideale Verhältnisse an“.  Recht haben sie. Und so ist das Gebiet nicht nur landwirtschaftlich bearbeitetes Land, sondern auch ein Naherholungsgebiet geworden. Und auch ein Restaurant gibt es dort !

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Auf dem Veloweg fährt man von der Schweizer Seite her über ‚Das Rohr‘ auf idyllischen Pfaden zum ‚Gasthaus zum Rohr‘

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Kleine Einkehr auf dem Heimweg am Fusse der Rebberge von Berneck:
eine ‘Buschenschenke’ (der österreichische Name für unsere ‘Besenbeizen’)

16bsb.jpgDas Geschäft läuft gut am Sonntag Nachmittag. Es ist ja auch urgemütlich hier mit den karierten Tischtüchern, dem Springbrunnen im Weinfass zwischen den Tischen (oberes Foto rechts) und den Schaffellen auf den Stühlen. Und hinter der Bar reifen sogar dicke Kiwis ! 16bsin.jpg
Auch innen wurde viel Wert auf dekorative Details gelegt: hierher kommt man gerne.

 17lb2.jpgLenzerheide: Auf den Bergen war es in diesem Sommer deutlich kühler als im heissen Unterland, weshalb das Geschäft auf dem Campingplatzgeschäft St. Cassian wie geschmiert lief. Diese bergige Gegend ist ein wahres Wanderparadies und sehr zu empfehlen für sauerstoffhungrige Unterländer.

Ich habe die paar Tage in Ericas Gesellschaft sehr genossen; sie kennt die Gegend wie ihre Westentasche  und hat mir besonders schöne Aussichtspunkte gezeigt – und feine Cafés und Restaurants !
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Im ‘Antiquitäten-Café’ von Lenz kann die Einrichtung gleich mitgekauft werden (mit Ausnahme von Tischen und Stühlen, befürchte ich…).

17lhscaIm Restaurant St. Cassian finden Motorradfahrer bodenständige Gratishilfen – nett !
Die typische Bündner Küche (Capuns, Pizokels & Co.) ist hier ausserdem sehr gut.

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Schon die Anfahrt nach Vitznau über Hügel und Berge ist beeindruckend. Das hier ist Weggis vom Aussichtspunkt oberhalb des Dorfes aus gesehen

Vitznau. Der Vierwaldstättersee erscheint nicht von ungefähr auf so vielen Schweizer Touristenbroschüren. Er ist einfach schön, dieser See, der vor 12’000 Jahren beim Rückgang des Reussgletschers an den steilen Hängen emporgewachsen ist.
Dass er nach den vier an ihn grenzenden Waldstätten – also den späteren ‘Kantonen’ – benannt ist, wurde mir erst bewusst, als ich las, dass er in Französisch ‘Lac des Quatre Cantons’ heisst. ‘Vierkantonsee’ tönt aber deutlich weniger sexy als Vierwaldstättersee; wie gut, dass er seinen Namen schon im 16. Jahrhundert erhielt, als die Urkantone noch Waldstätten waren.

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Vitznau. Die Aussicht von der Terrasse meiner Freunde. Rechts ruckelt soeben die Rigibahn vom Berg herunter, und hinter uns hängt die grösste Schweizer Fahne der Welt während den Sommermonaten. Ferienstimmung und Vitznauer Stolz.

vn_flagDie grösste Schweizer Fahne der Welt misst 31 x 31 Meter und wiegt 750 Kilos.
Sie hängt an diesem Fels oberhalb von Vitznau

bülaltsBülach. Im Herzen von Bülach findet man einladende Cafés und schöne alte Häuser, und man gewinnt den Eindruck, dass die Leute gerne hier wohnen.

franzBei Franz im Second Hand Bücherladen an der Rössligasse kann man doch tatsächlich mit einer ‘Wunschliste’ aufkreuzen. Wenn er das gesuchte Buch hat, findet er es auch ! Das ist ziemlich beeindruckend bei so vielen vollgepackten Regalen. Auch das Stöbern ohne bestimmte Suche macht Spass, und Franz und seine Frau sind so belesen, dass sie auch gerne Empfehlungen abgeben.

ZüriseeVon Zürich nach Herrliberg dem See entlang… Hach !

 OberglattOberglatt. Gewitterstimmung am Pistenende. Ich glaube, auf dem Parkplatz hinter mir habe ich noch nie KEIN Auto parkiert gesehen –  und noch nie KEINE Leute, die mit Riesen-Objektiven landenden Flugzeugen folgten..
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Ausflug an den Thunersee: Musical ‘Mamma Mia’ vor dramatischer Kulisse – herrlich !

NiesenVorne wird im Musical die Liebe besungen, und beim Blick nach rechts steht dunkel und still der Niesen. Es ist schon unglaublich schön in der Schweiz, oder ?

App1Appenzell: altes Haus, modern geschmückt. Schön.

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Appenzell am Landsgemeindeplatz – danach gings hoch über das Dorf ins Restaurant Eischen (mit Wellness-Hotel und eigenem Campingplatz)
Man isst wirklich gut dort, und die Aussicht in die Berge ist phänomenal, wenn nicht gerade ein Wohnwagen oder Campervan im Weg steht….
😊

 Augwil
Zurück in Augwil bei Freunden. Hier wohne ich doch tatsächlich in einem Zimmer. Nicht zuletzt deshalb, weil es sich nicht so gut macht, wenn man im Pyjama bei der Dorfkreuzung steht. Ist ja auch wieder mal schön mit WC um die Ecke und privater Dusche, und die Aussicht von hier oben ist mir eine tägliche Freude.

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Also gut: ganz so nah sahen wir die Patrouille Suisse natürlich nicht an den Tagen der ‘Offenen Flughafentüren’, aber schön waren die Vorführungen auch so (da wir keine ‘inländische Swissair’ mehr haben und auch keine Feuer am 1. August geniessen konnten, erfreuen wir uns halt an jedem sonst gebotenen ‘Feuerwerk’ !)

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Augwil. Aisha ist mal wieder zu früh dran mit dem Antrag, dass das Abendessen möglichst bald aufzutragen sei, zumindest aber, ehe sie vor Hunger vom Stuhl kippt.
Dabei hat sie extra eine Uhr rechts unten, die ihr sagen würde, dass es dafür noch viel zu früh ist um 15.20h.

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Der kleine Bootshafen von Steinach am Bodensee. Ein sehr entspannender Ort (mit gutem Restaurant) und Ferienduft in der Luft

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Captain Andy. Urs und ich dürfen heute als Passagiere mitfahren auf den Bodensee. Hurra!

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Erst geht es sachte zwischen den Enten hindurch aus dem Hafen…

sthfd…dann wird der Bodensee weit und hell. Wenn ich gestresst gewesen WÄRE, wäre es mir nach dem Nachmittag an Bord schon viel besser gegangen. Da ich NICHT gestresst war, ging es mir durchgehend blendend ! Wow, das war toll.

Es gäbe ja noch viel mehr zu erzählen und ganz viele nette Menschen aufzuzählen, aber ich glaube, das reicht fürs Erste. Ihr wisst ja bereits, dass ich eure Gesellschaft sehr genosssen habe, nicht wahr ?  Eben.

Mein Schweizer Abenteuer neigt sich nun langsam dem Ende zu. Es waren wunderschöne Wochen hier, und ich habe jeden Tag genossen !

Bald werde ich nach Italien aufbrechen, und auch darauf freue ich mich. Auf all das Neue, das auf mich zukommt (zum Beispiel Italienisch..); aber ehe es losgeht, habe ich noch ein paar letzte Tage in der Schweiz und ein paar letzte Besuche, und darauf freue ich mich auch. Ah, la vita è bella !

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