
Der Ausdruck D-Day bezeichnet im Englischen den Stichtag militärischer Operationen, in Deutsch etwa ‘Der Tag X’. Im Übrigen steht D-Day historisch gesehen für den 6. Juni 1944 und die Landung der Alliierten in der Normandie als Auftakt zur Befreiung Westeuropas von der deutschen Besatzung.

Der sechs Kilometer lange Strandabschnitt ‘Omaha’ wird auch „Bloody-Omaha“ genannt: am Abend des D-Day registrierten die Alliierten Verluste von über 12 000 Mann; es blieb der am schwierigsten einzunehmende Strand der Invasion.
La Cambe – Deutscher Soldatenfriedhof – 21’115 Gräber
Wie andere deutsche Kriegsgräberstätten des Zweiten Weltkriegs spiegelt auch der Friedhof von La Cambe den Status des Besiegten wider. Schon für die Soldatenfriedhöfe des Ersten Weltkriegs wurde im Vertrag von Versailles 1919 festgelegt, dass die Kreuze auf den Gräbern nicht weiss, sondern dunkel zu halten sind.

Der deutsche Friedhof liegt einige Kilometer zurückversetzt vom historischen Omaha Beach. Die Anlage nennt sich ‘Friedenspark’ und wird vom Verein ‘Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge’ betreut. Die Strasse dorthin wird auf dem letzten Kilometer von 1200 Kugel-Ahornbäumen gesäumt. Alle Bäume sind gespendet worden in Erinnerung an gefallene deutsche Familienmitglieder oder als Friedens-Mahnung.


Das informationszentrum vor Ort ist ein nüchterner Raum mit Fotos, zwei dicken Büchern mit Namen zum Nachschlagen und einem Regal mit Broschüren, darin eine Einladung ur Spende. Es ist kein Personal zu sehen.

Die Gräber sind durch schlichte Platten im Boden markiert, die sich in schier endlosen Reihen durch den Park ziehen – unter jeder Platte liegen zwei Soldaten. Von vielen weiss man auch heute nicht, wer sie sind; dann steht ‘Ein Deutscher Soldat’ auf dieser Platte, oder ‘Zwei deutsche Soldaten’.

Alle paar Reihen bildet eine Fünfergruppe von dunklen rohen Steinkreuzen eine Auflockerung in den strengen Linien. Es ist ein schöner Park; die Schlichtheit und Ruhe der Anlage sind sehr berührend. Es befanden sich vielleicht 30 Besucher auf dem ganzen Gelände, die meisten Deutsche.
So viele Gräber, so viele junge Männer zwischen 18 und 25 Jahren liegen hier. Sie starben am D-Day oder während den Gefechten in den Folgemonaten. Plötzlich wird einem sehr bewusst, dass hier 21’115 unerfüllte Lebensträume begraben liegen. Und noch viele mehr in allen anderen Soldatenfriedhöfen.

Colleville-sur-Mer – der Alliierten-Friedhof – 9’386 Gräber (Die Amerikaner haben viele ihrer Toten in die USA überführt)

‘Omaha Beach’, vom Alliierten-Friedhof aus gesehen
Ganz anders der Alliierten-Friedhof: der riesige Parkplatz dort war heute gut gefüllt mit Autos aus ganz Europa, darunter viele von Amerikanern gemietete Wagen. Vor dem Informationszentrum stehen uniformierte Wachmänner; die Sicherheitskontrolle ist so gründlich wie an jedem Flughafen. Im Untergeschoss laufen Kurzfilme, die die maximale Aufmerksamkeitsspanne von drei Minuten nie überschreiten und nichts zeigen, was einen Zweijährigen erschrecken könnte, aber einen Höllenlärm verursachen. Eine Frauenstimme in einem Nebengang liest viel zu laut die Namen der 9’386 hier beerdigten Gefallenen in einer Endlosschlaufe.

Eindrucksvoll ist der Friedhof aber auf jeden Fall: der Blick geht über 9’386 wunderbar akkurat ausgerichtete weisse Kreuze und Davidsterne direkt zum Omaha-Beach und aufs Meer hinaus. Eine wahrhaft traumhafte Lage.

Nur die Besinnlichkeit will nicht recht aufkommen. Vielleicht auch, weil die Besucher wegen dem Regen der letzten Tage nicht durch die Grabsteine wandeln dürfen, um den Rasen zu schonen. Ganz sicher auch, weil sehr viele Leute unterwegs sind hier. Das ist ein Gewusel, Gelächter und ein Betrieb wie auf dem Jahrmarkt. Eigentlich fehlt nur ein Hamburgerstand und ein Riesenrad für den perfekten Familienausflug.
Das ist übrigens der Friedhof, auf dem der Film ‘Saving Private Ryan’ beginnt und endet.

Nachgedanke: Vielleicht hat man einfach mehr Mitgefühl für die Verlierer. Deren Regierungsvertreter müssen sich bei einem Besuch der Gräber sogar überlegen, ob es angebracht sei, einen Kranz niederzulegen für ihre Gefallenen oder ob das als ‚Heldenverehrung‘ gedeutet würde..

Die ‘Orne’ in Le Vey – und rechts das romantische Zimmer eines Bed and Breakfast
La Suisse Normande
Nach diesen Friedhofbesuchen beschloss ich, aufs Land zu gehen für die Nacht.
In Frankreich haben nämlich die Sommerferien begonnen, und die Campingplätze füllen sich merklich, besonders der Küste entlang.
Ich drückte mich also einmal mehr durch neckische Strässchen, in denen die paar Leute in den Gärten einem nachschauen (das ist immer etwas alarmierend, denn es bedeutet wohl, dass nicht sehr häufig Campers vorbeikommen), und schliesslich kam ich nach Le Vey an der Orne an einen wunderschönen Platz, an dem gerade noch ein einziges Plätzchen frei war für die Nacht. Glück gehabt.
Vielleicht wird es halt doch langsam Zeit, mich für eine Weile aus dem ‘Ferien-Verkehr’ zu nehmen…
Diese Gegend wird ‘Die Normannische Schweiz’ genannt. Und tatsächlich gibt es hier ein paar richtige Hügel und manchmal sogar einen Felsen !
Deshalb heissen hier die Restaurants – und mein Campingplatz ‘Aux Rochers’… 😊


Huh, das mit den Schmach-Kreuzen in schwarz wusste ich nicht!
Irgendwie überrascht es mich immer weniger dass Deutschland TROTZ dem Versailler Abkommen nicht plötzlich friedlich und nett wurde… Tsk.
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Was für ein trauriger.Ort!
Alles junge Männer mit Wünsch und Zukunftspläne. Und für was?
Nur für machtgeile Andere die.im sicheren, warmen Büro mit allen Schickanen, Fressalien und käuflichen Frauen auf ihrem Hinterteil sassen!
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Ich befürchte, alle Kriege dieser Welt wurden von den Soldaten gekämpft, nicht von den ‚Planern‘. Sonst gäbe es längst keine Kriege mehr..
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