Yannick hat eine angenehme Stimme, aber wenn er mir zum xten Mal – und immer in diesem leicht quengelnden Unterton mitteilt: «Das Tempolimit beträgt 50 Kilometer pro Stunde», geht er mir sowas von auf den Senkel.
Yannick ist ‘mein Navi’, und wenn man es genau nimmt, hat er lediglich eine vage Ahnung, wo es hingehen soll. Ich dachte ja, ich hätte mit dem neuen Auto auch ein allwissendes Navigationsgerät erworben, aber da haben die Herrschaften wohl einen günstigen Restposten eingebaut. Das Navi ist nicht viel wert, und dabei bräuchte eine geographische Nuss wie ich genau dort jede mögliche Unterstützung.
Ich hatte ‘kürzeste Route’ als Standard gewählt – und fuhr deshalb mit Yannick durch die Reisfelder von Valencia und durch ein paar Vorgarten-Gässchen (mit eingeklappten Seitenspiegeln, um die Ranken links und rechts nicht von den Spalieren zu pflücken) . Bei der ‘schnellsten Route’ hat er mich durch halb Portugal auf die Autobahn geführt, und bei der ‘Grünen Route’ besuchte ich jeeedes Dorf, das er auf dem Weg finden konnte.
Und kürzlich fuhr ich auf einer Landstrasse so unvermittelt über einen nicht angekündigten ‘Bump’, dass ich praktisch abhob – die Gläser sprangen hoch im Kästchen, der Kühlschrank wurde völlig umgeräumt, und seither hängen Fahrrad und Autonummer leicht schief in der Gegend, weil die Haupt-Trägerstange nachgab bei der unsanften Landung und nun etwas verbogen ist.
Ein Gutes hat des Doofmanns Ignoranz immerhin: ich geniere mich etwas ob meiner eigenen – und befasse mich neuerdings mit grober Routenplanung. Wenn Yannick mich dann im Brustton der Überzeugung in ein Kiessträsschen zur Linken schicken will (weil diese Route doch glatt einen Meter kürzer ist als jene auf der ebenfalls engen Nationalstrasse), dann weiss ich nun, dass auch ‘alles geradeaus’ wahrscheinlich problemloser zum Ziel führt.

Ich bin inzwischen – trotz Yannick – hier angekommen (beim kleinen grünen Punkt links oben)
Spaniens spektakuläre Nordküste
Ich wohne im Moment auf einem brandneuen Campingplatz, der letztes Jahr noch ein Feld war.
Auf dem Schild vor dem Platz steht, dass die EU diesen mit 200’000 Euros finanziert hat, wenn ich das richtig verstehe. Warum machen die das ? Mir deucht, es gäbe dringlichere Projekte als den Bau eines Campingplatzes, oder verstehe ich da etwas falsch ?

Egal. Ich stehe auf einem dichten, weichen Rasen, Toiletten und Bad sind extrem sauber – und es gibt sogar Hintergrundmusik zum Duschen ! Die EU ist toll 😊.
Der andere Camper im Hintergrund kommt übrigens aus Embrach – das Zürcher Unterland hat den Platz fest im Griff.

Die paar hundert Meter bis zur Küste sind per Fahrrad gleich um die Ecke, und als ich gestern zum zehn Kilometer entfernten Leuchtturm fuhr, standen zwar ein paar einzelne Autos an besonders schönen Stellen, aber ein einziger Jogger war in derselben Richtung unterwegs und überholte mich mehrfach, weil ich immer wieder anhielt, um die Ausblicke zu geniessen.



Playa As Catedrais ist einer der schönsten Strände in Spanien und zählt nicht ohne Grund zu den sieben Naturwundern hier. Die Felsformationen, die dem Strand seinen Namen gaben, ragen bis zu 32 Meter hoch und bestehen aus vielen Schichten Schiefergestein (aus denen jahrhundertelang Schreibtafeln für die Schulen hergestellt wurden).

Die orangen Punkte am Strand sind Guards, die die Touristen zurückpfeifen, ehe die Flut sie abholt..


Santiago de Compostela
Bevor ich in diese friedliche Gegend kam, war ich in Santiago de Compostela. Dort wurde am 17. Mai gerade der ‘Día das Letras Galegas’, also der Tag der Galicischen Literatur gefeiert, und wie es aussah, waren sämtliche Spanier aus der Region in die Stadt gekommen und vermischten sich mit den euphorischen Pilgern, die es bis hierher geschafft hatten und vor der Kathedrale ihre Siegesposen festhielten.


Etwas früher wohnte ich ein paar Tage in Covas bei Viano do Castelo in einer sehr ländlichen Gegend, wo ich auch einen netten Ausblick hatte:

Covas Camping – hier vom Restaurant aus fotogtrafiert. Dort gabs guten Wein und ein Menu Surprise – vorausgesetzt, man hat sich am Vortag bei der Chefin dafür angemeldet
Hier traf ich diese netten Holländer, die mich prompt zum Barbecue eingeladen haben. Leute, die mit Zelt unterwegs sind, habe ich ja immer etwas bemitleitet. Ich dachte, sie müssten halt vielleicht ein wenig sparen. Nichts dergleichen ! Sie sind die echten Naturfreunde und schauen von unten und oben auf uns Tiny Houses – Besitzer herab, denn wir sind offensichtlich Anfänger im Naturleben und haben keine Ahnung. Ok…. 😊

In Covas habe ich auch meinen Schlusspunkt für heute gefunden. Auf dem Schild beim Pool steht: „Kinder unter 18 Jahren dürfen nur unter Aufsicht ihrer Eltern im Pool baden“… Na, DAS nenne ich Kinderbetreuung !


Halli Hallo 🙂
Ein guter Tipp: Mit der App „maps.me“ kannst du über Wifi ganze Länder runterladen und sie anschliessend offline wie ein Navi gebrauchen mit GPS Ortung. Hat uns in Panama sehr geholfen & ist gratis ohne Verbindungskosten 😉
LGruess
Roy
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Lieber Roy 🙂
Herzlichen Dank für den Tipp ! Das App habe ich tatsächlich bereits, bloss benutzt hatte ich es nicht – sondern ein ähnliches, ‚Here We Go‘
(Yannick sagt mir ja auch nicht, wo ich gerade bin..). Ich werde in Zukunft wohl mehr auf diese aktuelleren Hilfen bauen (müssen..).
Seid ihr noch unterwegs ? Interessante Reiseziele habt ihr da gewählt !
Weiterhin viel Spass, macheds guet – liebe Grüsse !
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Halli Hallo 🙂
Ja allenfalls versuchst du es einmal mit maps.me, bis auf falsche Zeitangaben in Costa Rica (in anderen Ländern funktioniert auch diese) hat es tiptop funktioniert und auch den aktuellen Standort zuverlässig angezeigt.
Ja wir sind noch unterwegs, aber nicht mehr lange, dann gehts zurück.
lg
Roy
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Die EU hat mal £160’000 ausgegeben für ein Hunde-Fitnesscenter in Ungarn (es wurde nie eröffnet), EUR 300’000 geben sie jährlich für Cocktailparties aus, ein spezifischer Abgeordneter hat während eines Jahres EUR 249’000 für Flüge mit Privatjets ausgegeben (mit welchen er unter anderem an Klimaveränderungs-Konferenzen reiste).
Also… nö… ich glaube der Campingplatz ist eine überraschend schlaue Investition 😉
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Jetzt, wo du’s sagst, sehe ich es auch..😃
Mama mia !
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