Lagos, dies und das..

Als ich vor ein paar Jahren zum letzten Mal in der Algarve reiste, tat ich dies mit einer Freundin und als Mitglied einer Wandergruppe. Ich weiss noch, dass die Tour viel Spass gemacht hat, auch natürlich, weil wir uns um nichts  kümmern mussten. Morgens holte uns ein Bus ab, der uns in eine schöne Gegend fuhr, in der wir dann ein paar Stunden wanderten; Mittagessen gabs in hübschen kleinen Restaurants am Strand, wir wurden mit Apéros unterwegs überrascht und bedienten uns abends am grosszügigen Buffet im Hotel. Das Verwöhn-Programm schlechthin.

Bei einer dieser Wanderungen entdeckte jemand eine zarte, schneeweisse, handtellergrosse Blüte an einem Busch, und wir rannten alle hin, um sie zu fotografieren. Wir wechselten uns ab, und es dauerte gewiss zehn Minuten, bis alle ihre perfekte weisse Blume mehrfach fotografiert hatten. Die Makro-Objektive wurden wieder verpackt und es ging weiter – und zwei Kurven später war der Wanderweg beidseits gesäumt mit Büschen, die über und über voll waren mit eben diesen zarten, weissen Blüten.

Als ich auf meiner Küstenwanderung gestern an dieser (einzelnen) solchen Blume am Busch vorbeikam, stieg belustigt diese Erinnerung in mir hoch. Ich weiss zwar immer noch nicht, wie die Schöne heisst, aber es hat mich gefreut, sie wiederzusehen.

weisse Blume.jpg

Einige der Räubergeschichten, die man sich erzählt, sind tatsächlich wahr, obwohl es wahrscheinlich schwieriger geworden ist, die einst recht zuverlässigen Tricks an die inzwischen vorgewarnten Touristen zu bringen.

Mitten in Barcelona fuhren meine Campingplatz-Nachbarn im stockenden Feierabendverkehr mit, als sie einen Rollerfahrer bemerkten, der beharrlich vor ihnen herfuhr, obwohl er zuvor die ganze Kolonne hiner ihnen überholt hatte. Da er sich immer wieder umsah und offenbar jemandem hinter dem Camper des Paares Zeichen gab, waren sie nicht sonderlich überrascht, als der Rollerfahrer plötzlich zu verstehen gab, dass sie einen Platten hätten – und ihm in die kleine Gasse rechterhand folgen sollten.

Das taten sie eben nicht, sondern fuhren mit dem platten Reifen bis zur nächsten Bushaltestelle an der Hauptstrasse und hielten dort an. Der ADAC empfahl ihnen am Telefon, ja alles gut abzuschliessen und sich nicht vom Auto zu entfernen. Es stellte sich heraus, dass sie einem ‘Reifenschneider’ zum Opfer gefallen waren – ihr Pneu war nicht mehr zu gebrauchen. Diese Schneider haben ein relativ unauffälliges Gerät mit zwei parallel verlaufenden, scharfen Klingen, das sie zum Beispiel bei einem Rotlicht unauffällig vor ein Rad legen und dann von diesem überfahren lassen. Dann eilen sie zu Hilfe, drängen das Opfer auf eine Nebenstrasse, und währenddem sie den verschreckten Autoinsassen umständlich in die obligatorischen Pannenwesten helfen, entwenden Komplizen alles, was handlich herumliegt im Auto, also meistens eine Tasche mit Portemonnaie, Handy, iPad, Kamera und dergleichen.

Ein beliebter Trick ist es auch, auf der Autobahn neben einen Camper aufzuschliessen und zu deuten, dass etwas nicht in Ordnung sei mit dessen Auto. Und wenn der Anfänger in Sachen Trickdiebstahl verunsichert auf dem Pannenstreifen anhält, kommt wiederum Teil zwei zur Anwendung.

Die meisten dieser Bandenmitglieder  kommen übrigens nicht aus Spanien.

Lagos ist nicht nur sehr hübsch, es gibt auch überall grossflächige Grafitti zu bewundern:

Graffiti Lagos

Ein junger Kellner im Restaurant ‘Las Palmeiras’ auf dem Platz hier war vor zwei Jahren in Knonau (!) in den Ferien bei einer Schweizer Animationskollegin, die ein paar Monate hier gearbeitet hatte, und er hat ebenso verwundert wie begeistert erzählt, dass ein Laden zwar geschlossen hatte, draussen aber die ganze Früchte- und Gemüseauslage noch in den Kisten lag mit nur einem Vlies drauf ! Oder dass in der Nacht Ferraris draussen parkiert würden ! Er war so beeindruckt, dass es sein Ziel ist, in der Schweiz zu arbeiten, egal als was. Ich habe ihm empfohlen, es im Spital zu versuchen, da diese den grössten Personalnotstand hätten, aber er mag Spitäler nicht. Also ‘egal als was, solange es nicht im Spital ist’..

Unsere Tradition vom ‘einander vertrauen’ dürfte leider auch bald dem weltweit grassierenden Misstrauen Platz machen angesichts der sich häufenden Ereignisse mit ähnlichen Diebes-Banden in der Schweiz, aber es war schön, dass wir sie miterleben durften.

Zu etwas gaaaanz anderem: Die Küste der Algarve ist definitiv eine Reis wert ! Auch mehrere ! Sie ist wunderschön zum Wandern, die Leute sind nett, das Essen ist gut, der Wein auch, und wenn es nicht zu arg windet, ist es einfach perfekt ! (also gut: es windet ziemlich oft… 😊)

Costa1.JPG

Costa3

Und beinahe zum Schluss noch die Weisheit zum Tage:

Meal without Wine2

Weil ganz zum SChluss: gestern war Vollmond hinterm Eucalyptusbaum – nicht ganz scharf, aber schön von meinem Trittbrett-Sitz aus…

Vollmond

 

 

3 Gedanken zu “Lagos, dies und das..

  1. Avatar von Fabiola Poffet Fabiola Poffet

    Wunderschön……am liebsten würde ich gleich in den Flieger steigen….Vielen herzlichen Dank für die schönen Bilder und die tollen Texte dazu. Ferien im Alltag…..für mich. Herzliche Grüsse

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    1. Danke dir ! ich habe gehört, dass der Frühling inzwischen den Weg in den Norden gefunden hat – wie schön !
      Ich brauche noch eine Weile, aber ich halte bereits (ganz sachte) in diese Richtung… 😊 – liebe Grüsse inzwischen..

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  2. Avatar von Henry Henry

    Jetzt habe ich mir endlich deinen Blog von vorne bis hinten angekuckt.
    Wenn man so vor sich hinliest, glaubt man dass du mit dir und der Welt zufrieden bist, und das ist schön!
    Mach’s weiter so, ich freue mich auf dein nächstes Abenteuer.
    Heiri

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