Von Granada ans Ende der Welt

Eben war ich noch in der Grossstadt Granada mit beinahe 233 Tausend Einwohnern, und nur ein paar Stunden später bin ich mitten in der Sierra Brava und der einzige Gast auf diesem Campingplatz am (gefühlten) Ende der Welt. Der Besitzer wohnt zum Glück gleich im ersten Bungalow auf dem Platz und hat mir das Tor aufgemacht.

Hier gibt es nichts. Nichts ausser einem einsamen See und viel Wald. Ich höre – öh, nichts – ausser ein paar letzte Spatzen, die vor der Nachtruhe noch auf Futtersuche sind. Natürlich gibt es hier auch keinen Ort, kein Restaurant und keinen Laden. Ich bin dennoch froh, dass ich hier bleiben kann, denn es ist am Eindunkeln und schon ziemlich kühl geworden hier oben.

So sah es hier aus bei meiner Ankunft:

Sierra Brava See.JPG

Sierra Brava Abendstimmung

Aber der Reihe nach:
Gestern bin ich durch Granadas berühmtes Altstadtquartier ‘Albaicin’ gewandert, das den Hügel gegenüber der Alhambra erobert hat. Dort gibt es hundert Gässchen und mindestens ebenso viele Läden, die vor allem von Nordafrikanern geführt werden: Pluderhosen und bunte Lampen, Henna-Tattoos, Räucherstäbchen, Wasserpfeifen und Leder sind in beinahe jedem davon zu haben.

Albacin_Gasse.JPG

Von ganz oben, beim Aussichtspunkt Mirador de San Nicolas (selbstverständlich mit eigener Kirche) hat man eine tolle Aussicht auf Granada. Gestern war das Wetter nicht so gut, aber man sieht schon, dass Granada kein ‘Städtchen’ ist.

Granada.JPG

Im unteren Drittel des Fotos sieht man einen kleinen Restaurant-Balkon. Von dort aus habe ich nach diesem Foto die Aussicht einwirken lassen bei einem Glas Weisswein und einem Schälchen Oliven. Herrlich !

Spatz2

Eigentlich sah der Spatz süss aus auf der Laterne, aber er gab das Warten auf Brosamen etwas zu früh auf und ist  mir dafür gekonnt ins Bild geflogen.  

Als ich beim Bezahlen die Augenbrauen hob, hat mich der der Barman daran erinnert, dass im Preis vom 4 Euro nicht nur der Wein, sondern auch noch die gesamte Aussicht enthalten – und das Ganze ergo ein Schnäppchen – sei. Da hat er allerdings recht (für ein Glas Wein bezahlt man hier also zwischen €1.30 und €6.-).

Auf dem Weg zurück den Hügel hinunter traf ich auf diese zwei Arbeiter, deren Werk im Hintergrund noch etwas unvollendet wirkt. Ihr Anblick hat mich daran erinnert, dass es tatsächlich Leute gibt, die noch arbeiten (müssen). Sowas…  😊

Albacin_Arbeiterpause2.jpg

Im Quartier wird an jeder Ecke Musik gespielt mit ‘Gracias’-Box davor, und unten in der Stadt gibt es viele Bettler. Ich habe etwas Cash verteilt und viel ‘Vergelt’s Gott’–Ähnliches zu hören bekommen. Einer sang Cat Stevens ‘Morning has broken’, und ich habe ihm grinsend empfohlen, den Text zu lernen, falls er das ins Repertoire aufnehmen möchte,  was er lachend versprach. Gitarre spielte er schon wunderbar.

Ich weiss nicht, warum eine bettelnde, alleinerziehende Mutter auch noch zwei Riesenhunde durchfüttern möchte, aber sie wird ihre Gründe dafür haben. Ich habe ihr zwei Euros angeboten, wenn ich ein Foto machen darf. Sie meinte, ich könne es auch für einen haben..  (leider klappt es nicht mit dem Einfügen – wahrscheinlich habe ich das maximal zulässige Fotogewicht schon benutzt. Dann halt nächstes Mal..)

Heute wollte ich ja eigentlich nach Sevilla. Dort war aber der Weg zum geplanten Campingplatz gesperrt, und da der Platz auch nicht ausgeschildert war, musste ich annehmen, dass er geschlossen ist. Und plötzlich hatte ich keine Lust mehr auf ‘Stadt’, habe die Adresse für diesen Platz ins Navi eingegeben und bin nach einem kleinen Stau in der Stadt und etlichen Schotterstrassen in den Hügeln hier in der Sierra Brava gelandet. Na bravo. Ich habe es irgendwie völlig verpasst, mir zu überlegen, was ich hier tun wollen könnte…

Nun ja, nun bin ich hier – und einen Mordshunger habe ich auch. Zum Glück habe ich noch Kürbissuppe und Pasta übrig von gestern – und etwas Schokolade habe ich ja auch noch. Hurra, dann wollen wir mal… 😊

Es ist dunkel geworden. Richtig dunkel. Ich hoffe, der Chef lässt die dimme Funzel über dem WC brennen; es ist nämlich das einzige Licht weit und breit…

2 Gedanken zu “Von Granada ans Ende der Welt

  1. Avatar von lisakathrin lisakathrin

    Hinreissend sieht es aus an Deinem Ende der Welt! Du könntest in den See springen (wenns kalt ist umso besser: das fördert die Durchblutung!), oder Dir selbst Angeln beibringen auf Deinem selbst gebastelten Floss. Du könntest so tun, als wärst Du tatsächlich gestrandet und schauen, wie lange Du dann aus der Natur leben könntest (wahrscheinlich länger als die meisten von uns, Du hast nämlich Ahnung von vielen giftigen Sachen, die man nicht essen sollte). Du könntest aber auch ins Leere schauen und über Weltfrieden nachdenken. Also ich weiss gar nicht was Du hast, da gibt’s haufenweise zu tun!

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